Meinung: Lilo Sallinger nimmt Stellung zum Thema Bodenbeläge und Nachhaltigkeit
Brauchen wir mehr messbare Kriterien zur Qualitätsdefinition?
Um Nachhaltigkeit bzw. Ressourceneffizienz mit Wachstum vereinbaren zu können, braucht Deutschland als Industrieland mehr qualitatives Wachstum. Im Klartext: Wir müssen auch die Wegwerfgesellschaft hinter uns lassen. Diesen Strategiewechsel kann man im Parkett- und Holzbodenbereich erreichen, indem man lebenslange Produktverantwortungen einführt und die Preise unter Einbeziehung mehrfacher Reparaturmöglichkeiten und die damit verbundene Dauerhaftigkeit beachtet. Ziel muss sein, diese "Verantwortung" messbar zu machen, um Qualität definieren zu können. Stellt man Fertig-Bodenprodukten beispielsweise einen Massivholzboden entgegen, so kann man davon ausgehen, dass dieser über mehrere Generationen hinweg halten wird, da er mehrmals renoviert und nach seinem "Lebensende" ökologisch sinnvoll recycelt werden kann. Kosten und Nutzen im Verhältnis zur Gesamtlebensdauer ergeben, dass vermeintlich teurer handwerklich erstellte Holzböden wie zum Beispiel Massivparkett letztendlich über die Jahre hinweg erheblich preiswerter sind.
Denn trotz anfänglicher Mehrkosten von circa 30 %, die durch Handwerkerleistungen wie Schleifen, Kitten, Siegeln oder Ölen entstehen, amortisieren sich Massivholzböden viel schneller, weil sie mehrmals renoviert werden können, in aller Regel länger als 50 Jahre "leben" und daher Gewinner im Bezug auf Nachhaltigkeit sind. Sie sind Ausdruck von außerordentlicher Qualität - nicht zuletzt, weil sie gänzlich aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen.
Die Qualitätskriterien von Versiegelungen oder Ölen, die Massivparkett länger schützen und erhalten sollen, sind Schönheit (optische Qualität) und Wohnqualität, dauerhafter Oberflächenschutz und Ressourceneffizienz. Qualität bei chemischen Produkten impliziert, dass die Versiegelungen oder Öle bauaufsichtlich zugelassen sind, das gesamte Produkt Bodenbelag ressourceneffizient renovierbar ist und eine lange Lebensdauer aufweist, auch wegen abgestimmter, fachgerecht durchgeführter Systempflege. Versiegelungen werden definiert über Umweltfreundlichkeit sowie anhand technischer Kriterien wie zum Beispiel Belastungsgrad, Schichtmindeststärke, chemische Beständigkeit sowie Stoß-, Kratz-, Haft- und Rutschfestigkeit. Hinzu kommt die Möglichkeit des Recyclings von versiegelten, geölten Holz- und Parkettböden. Für Öle gibt es derzeit keine klare Definition. Sie sollten möglichst aus natürlichen Rohstoffen bestehen, einfach zu verarbeiten sein, atmungsaktiv wirken, auch für hochstrapazierfähige Böden tauglich sein und eine natürlich aussehende, leicht pflegbare Oberfläche generieren.
Fazit: Ressourceneffizienz rückt neben der gezielten Auswahl von Materialien auch die perfekte Verarbeitung von Materialien und die Menschen, die diese Techniken beherrschen, in den Fokus. Verbraucher sollten nicht nur fragen, was die Investition in einen Boden kostet, sondern auch, welchen Wert das Produkt über seine mögliche Nutzungszeit hinweg hat. Je länger die Lebensdauer, desto höher die Qualität eines Bodens und damit desto preiswerter das Gesamtprodukt. Doch dafür braucht es Aufklärung! Deshalb sollte Qualität messbar sein. Ein Kriterienkatalog zur Messbarkeit der Produktqualität und Nachhaltigkeit von Parkett- und Holzböden sowie Oberflächenschutzmitteln wird für die Branche eine zukünftige Herausforderung sein.
aus
Parkett Magazin 03/16
(Wirtschaft)