Interview of the month: Asiatic Carpets | Interview des Monats: Asiatic Carpets
"Wir haben vor allem Europa im Fokus"
In Großbritannien nimmt Asiatic Carpets eine Spitzenposition ein, auch in Europa ist der Vollservice-Anbieter gut vertreten. Hier sehen die Londoner jedoch noch großes Potenzial - nicht zuletzt durch die neue Marke Katherine Carnaby. Carpet XL sprach mit Asiatic-Geschäftsführerin Sharon Kelaty und Vertriebs- und Marketingleiter Jeremy Nichols.
Carpet XL: Asiatic Carpets ist nun schon seit über 50 Jahren im Teppichgeschäft. Wie hat sich der Markt aus Ihrer Sicht verändert?
Jeremy Nichols: Am auffälligsten ist aus meiner Sicht, dass es inzwischen eine enorme Produktvielfalt gibt. Noch vor 20 Jahren hatten die meisten Anbieter bloß fünf bis zehn verschiedene Qualitäten, jetzt haben wir über 70 Sortimente auf Lager und darüber hinaus viele Handelsmarken für unsere Partner aus dem Einzelhandel entwickelt.
Carpet XL: Das wirkt sich wahrscheinlich auch auf die Marktposition von Asiatic aus - sowohl in Großbritannien als auch in der "restlichen Welt" ...
Jeremy Nichols: Wir haben viel daran gesetzt, um in Großbritannien einen breit gefächerten Kundenstamm aufzubauen. Dadurch können wir auch neue, spannende Märkte erschließen. Dass wir als der führende Großhändler anerkannt werden, liegt meiner Meinung nach an unserem breiten Produktspektrum, unserem kompetenten Personal und unserer hohen Flexibilität. Wir haben uns eine dauerhafte gute Zusammenarbeit mit unseren Kunden zum Ziel gesetzt, von der alle Beteiligten profitieren sollen. Und weil die "restliche Welt" ganz schön groß ist, haben wir noch viele Möglichkeiten, weiter zu wachsen.
Sharon Kelaty: Wir richten unsere Aufmerksamkeit jetzt verstärkt auf den Export und haben vor allem Europa im Fokus.
Carpet XL: In Europa sind Sie ja schon sehr gut vertreten.
Jeremy Nichols: Allerdings, Europa ist unser Kerngebiet. Unsere stärksten Märkte sind Deutschland, Frankreich, Irland, Portugal, Polen und Ungarn. Dabei gehen wir in jedem Land etwas anders vor: Manchmal arbeiten wir direkt mit dem Einzelhandel zusammen, und manchmal gehen wir den Weg über Agenturen oder die dortigen Großhändler. Durch das Internet ist es einfacher geworden, neue Märkte zu erschließen. Viele Online-Händler sind auf der Suche nach neuen Produkten, mit denen sie sich auch von anderen Anbietern abheben können.
Sharon Kelaty: Im Moment nutzen wir aber nur einen winzigen Teil unseres Potenzials in Europa, da wollen wir noch ein bisschen zulegen.
Carpet XL:Wie sieht es mit den außereuropäischen Märkten aus?
Jeremy Nichols: Wahrscheinlich werden wir uns in nächster Zukunft auch ernsthaft mit den USA und China befassen. Außerdem sind wir sehr aufgeschlossen gegenüber Agenturen und Großhändlern aus allen anderen Ländern. Wer mit mit einem fortschrittlichen Unternehmen zusammenarbeiten will, das ein unvergleichlich breites Sortiment mit hervorragendem Preis-Leistungsverhältnis anbietet, darf sich gern an uns wenden.
Carpet XL: Wer genau sind denn Ihre Kunden im Einzelhandel; welche Unternehmenstypen beliefert Asiatic?
Jeremy Nichols: Asiatic bedient ein ziemlich breites Kundenspektrum, von der großen Heimwerkermarktkette über Supermärkte und Online-Anbieter bis hin zu Teppichfachgeschäften und Möbelhäusern, Kaufhäusern, Discountern sowie großen SB-Warenhäusern.
Sharon Kelaty: Entsprechend verfolgen wir auch sehr unterschiedliche Strategien beim Verkauf unserer Teppiche. Etwa 55 % des Umsatzes läuft über die existierenden Asiatic-Kollektionen aus unseren Katalogen, rund 45 % sind Sonderanfertigungen für unsere Kunden, zum Beispiel in Form von Handelsmarken. Dazu gehören auch viele Kinderteppiche.
Carpet XL: Asiatic ist ja ein Vollservice-Anbieter. Was bedeutet das genau, wie unterstützen Sie Ihre Partner aus dem Einzelhandel?
Sharon Kelaty: Unserer Meinung nach bieten wir den besten Service in ganz Großbritannien. Wir haben 95 % unseres Sortiments immer auf Lager, dadurch können wir schnell und zuverlässig liefern. Schließlich haben wir auch viel in unser Lagerhaltungssystem investiert. Wir haben ein riesiges Warenlager und bieten auch Drop-Shipping an, liefern also von dort aus auch direkt an den Endkunden, zum Beispiel als Serviceleistung für unsere Handelspartner aus dem Online-Bereich. Und das kommt ganz wunderbar an.
Jeremy Nichols: Personal, Produkte und Preise - das sind unsere größten Stärken. Asiatic beschäftigt einige der besten Verkäufer der ganzen Branche: Unsere Kunden sind ihnen wirklich wichtig. Außerdem haben wir ein unvergleichlich großes Produktspektrum, und die meisten Positionen sind sofort lieferbar. Wir bieten ein enorm breitgefächertes Angebot zu bestmöglichen Preisen.
Carpet XL: Sie bieten ja sehr unterschiedliche Teppiche an, darunter hand- und maschinell gefertigte Produkte. Wie werden sich diese Techniken Ihrer Meinung nach weiterentwickeln?
Jeremy Nichols: Bei den unterschiedlichen Teppichtypen gibt es immer wieder Auf- und Abbewegungen. Vor einigen Jahren haben die Shaggys aus Polypropylen noch den Markt beherrscht, inzwischen geht die Nachfrage wieder zurück. Stattdessen scheinen Flachgewebe jetzt besonders beliebt zu sein.
Sharon Kelaty: Heute wünschen sich die Menschen wieder einen dünneren Teppich, und es ist beeindruckend, wie schnell das Produkt gerade zulegt.
Jeremy Nichols: Was die Frage nach hand- und maschinengefertigten Produkten angeht: Da werden die Übergänge immer fließender. Einerseits werden maschinengefertigte Teppiche und die entsprechenden Garne immer raffinierter und den handgefertigten Produkten immer ähnlicher ... und andererseits nutzen die Hersteller handgefertigter Teppiche immer stärker maschinelle Techniken für die Veredlung - zum Beispiel Textildruck, Jacquardweberei oder Table Tufting.
Sharon Kelaty: Um den Maschinenwebteppich kommt man heute nicht herum. Dahin geht die Reise nun mal, so funktioniert das in dieser Branche. Ich glaube auch, dass sich die Einstellung der Käufer zum Thema Maschinenware ändert, man rümpft darüber nicht mehr grundsätzlich die Nase.
Carpet XL: Kommen wir zum Thema Katherine Carnaby. Vor etwa zwei Jahren haben Sie die Marke eingeführt. Was hat Sie dazu inspiriert?
Sharon Kelaty: Wir wollten mit einer neuen Marke an den Markt gehen, um damit eine anspruchsvollere Zielgruppe anzusprechen. Wir hatten zwar schon längst höherwertige Produkte im Asiatic-Programm, haben aber festgestellt, dass sich die Menschen eher von einer eigenständigen Marke angesprochen fühlen. Unseren Kunden war nicht klar, dass Asiatic auch höherwertige Qualitäten anbietet.
Jeremy Nichols: Zunächst wollten wir Katherine Carnaby als Einzelhandels- und Einrichtungsmarke etablieren. Momentan sind diese Teppiche online noch nicht besonders stark vertreten, darum können unsere Kunden damit besonders gute Margen erzielen, und das ist ein entscheidender Faktor.
Carpet XL: Wie ist die Katherine-Carnaby-Kollektion denn bisher angekommen?
Jeremy Nichols: Auf eine neue Marke reagieren die Kunden immer erst mal vorsichtig. Unsere Partner haben Katherine Carnaby aber insgesamt sehr positiv aufgenommen, außerdem sprechen wir damit sogar noch weitere Kundengruppen an. Und obwohl wir mit der Marke einen hohen Anspruch verfolgen, bieten die Teppiche gegenüber vergleichbaren Produkten immer noch ein ausgezeichnetes Preis-Leistungsverhältnis. Unsere Exportkunden zum Beispiel können das Markenimage gut für sich nutzen: Katherine Carnaby verkörpert als typisches Londoner Label das Flair einer angesagten und lebhaften Stadt.
Carpet XL: Sie haben ja schon gesagt, dass es sich bei Katherine Carnaby um eine recht anspruchsvolle Kollektion handelt. Was macht diese Teppiche aus, und welche Zielgruppe haben Sie dabei im Auge?
Jeremy Nichols: Mit Katherine Carnaby kann man sich ein kleines Stück Londoner Luxus ins Haus holen. Die Teppiche liegen farblich und stilistisch voll im Trend, mit ihren sanften Tönen und subtilen Strukturen. Dadurch passen sie ideal zu aktuellen Designkonzepten und in moderne Einrichtungssituationen.
Sharon Kelaty: Mit dieser Marke gehen wir einen Schritt weiter in Richtung High-End-Teppich. Dabei wollen wir es nicht gleich übertreiben, sondern einfach unser Repertoire ein bisschen erweitern. Viele Menschen wünschen sich etwas mehr Luxus in ihrem Leben! Und genau für diese Zielgruppe haben wir Katherine Carnaby entwickelt. Übrigens kann man fast alle Designs auch als Wunschmaß bestellen.
Carpet XL: Der Name Katherine Carnaby erinnert stark an die angesagte Londoner Carnaby Street. In der Einkaufsstraße sind die Swinging Sixties ja so richtig in Schwung gekommen ...
Sharon Kelaty: Ganz genau, das hat uns auch zu der Kollektion inspiriert: Katherine Carnaby steht für den Londoner Lifestyle. Ich wohne selbst in London und spüre deutlich, dass hier eine völlig andere Mentalität vorherrscht als anderswo in England. Wer in London wohnt, ist generell bereit, mehr Geld für ein Produkt auszugeben, hat aber auch höhere Ansprüche.
Carpet XL: Welche Materialien und Techniken setzen Sie bei Katherine Carnaby hauptsächlich ein?
Jeremy Nichols: Bei einem Großteil der Teppiche verwenden wir Viskosefasern, entweder pur und einfarbig oder im Zusammenspiel mit natürlichem Wollgarn. Alle Teppiche der aktuellen Kollektion sind handgefertigt. Besonders auf das Finishing sind wir sehr stolz.
Sharon Kelaty: Die meisten Teppiche werden in Handloom-Technik gefertigt, und bei manchen Qualitäten ist die Herstellung sehr anspruchsvoll. Katherine Carnaby ist unser hochwertigstes Produkt, das gilt für die Verarbeitung ebenso wie für Veredlung und Verpackung. Die Teppiche haben eine sehr hohe Qualität, und wir verarbeiten nur die edelsten Materialien. Custom Order dauert natürlich ein bisschen, hier beträgt die Lieferzeit im Schnitt drei Monate.
Carpet XL: Was möchten Sie mit der Marke in Zukunft erreichen?
Jeremy Nichols: Katherine Carnaby hat meiner Meinung nach enormes Potenzial, wir möchten noch viele Teppichstrukturen und -optiken umsetzen. Aber es gibt noch viel mehr Möglichkeiten für weitere Wohntextilien, zum Beispiel Kissen, Decken oder Badtextilien.
Carpet XL: So eine Marke erfordert wahrscheinlich auch einen eigenen Auftritt. Mit welchen Marketingmaßnahmen unterstützen Sie Katherine Carnaby?
Jeremy Nichols: Bei der Veredlung und Verpackung gehen wir ganz besonders sorgfältig vor. So versenden wir beispielsweise alle Teppiche der Qualität Chrome in einer robusten Pappröhre mit Katherine-Carnaby-Logo, damit sie den Transport makellos überstehen. Wir bieten dem Einzelhandel auch eine Präsentationsbox an, die das komplette Farbspektrum der Kollektion zeigt. Und für unsere Strukturkollektion Coast stellen wir dem Handel Teppichmuster zur Verfügung.
Der neue Katherine-Carnaby-Katalog greift dann den High-End-Gedanken auf: mit erstklassigen Produkt- und Stimmungsbildern, die alle bei uns vor Ort entstanden sind.
Sharon Kelaty: Zum allerersten Mal zeigen wir die Katherine-Carnaby-Kollektion in einem eigenen, sehr umfangreichen Katalog - in den wir übrigens sehr viel Zeit und Herzblut investiert haben. Jetzt haben wir also zwei separate Kataloge: einen für das Asiatic Carpets-Programm und einen für Katherine Carnaby.•
aus
Carpet Magazin 02/16
(Wirtschaft)