Brüder Schlau GmbH & Co. KG
"Schlau wird die Marke Hometrend weiter pflegen"
Die Firmengruppe Brüder Schlau wächst, nicht zuletzt durch eine Reihe von Übernahmen. Geschäftsführer Dr. Ralf Bartsch spricht über die Herausforderungen, die mit dem Kauf der Steffel-Gruppe verbundenen sind und seinen Plänen für die nächste Zukunft.
BTH Heimtex: Herr Dr. Bartsch, die Firmengruppe Brüder Schlau hat seit 2014 im Fachhandel insgesamt zehn Filialen von Frick sowie Tep&Tap, im Großhandel eine Reihe von Akzo Nobel-Standorten, Fritz Müller in Koblenz und zuletzt die Steffel-Gruppe übernommen. Wie viel haben Sie insgesamt investiert?
Dr. Ralf Bartsch: 2015 haben wir knapp 30 Mio. EUR investiert. Für 2016 sind Investitionen in gleicher Größenordnung geplant. Darin enthalten ist die Steffel-Übernahme sowie eine Beteiligung an Urbanara, einem Internet-Pure-Player aus dem Bereich Einrichtung mit Showrooms in Berlin und Hamburg.
BTH Heimtex: Was braucht es neben ausreichend Kapital, damit solche Übernahmen ein Erfolg werden?
Bartsch: Man muss die Gelegenheit erkennen, auch den Mut haben, sie zu ergreifen. Es braucht Beharrungsvermögen, die richtige Mannschaft und ausreichend Kraft, die anschließende Integration umzusetzen. Und eine Portion Glück gehört auch dazu. Bei uns hat alles gepasst.
BTH Heimtex: Wer ist für die Integration der Steffel-Gruppe verantwortlich?
Bartsch: Natürlich läuft das auf meinem Schreibtisch zusammen. Aber operativ und in der Koordination ist es auf unserer Seite Ingo Stückmann als Geschäftsführer des Schlau Großhandels; außerdem ist Wernfried Fesenberg als unser Einkaufsleiter daran beteiligt. Nicht zu vernachlässigen ist die Leistung unseres EDV- und Logistikleiters Michael Beckmeier. Auf Seiten der Steffel-Gesellschaften sind es die Geschäftsführer Joachim Streichan und Detlef Berner. Sie sind mit ihren Unternehmen vertraut und kennen die Mitarbeiter.
BTH Heimtex: Es ist zwar immer von dem Großhändler Steffel die Rede. Aber bei genauer Betrachtung handelt es sich doch um einen recht heterogenen Verbund.
Bartsch: Wir haben insgesamt 17 Firmen übernommen, von denen einige allerdings nur Verwaltungsfunktionen haben. Den Kern bilden die Vertriebsgesellschaften mit den drei Hometrend-Firmen Gallion, Rettberg und Thomas, außerdem noch IBS und Inver.
Deren Strukturen müssen jetzt schrittweise an unsere angepasst werden. Anders als die Steffel-Gruppe ist Schlau/Hammer funktional gegliedert, d.h. Einkauf, Logistik und Vertrieb sind voneinander getrennt. Diese Struktur werden wir auf die übernommenen Firmen übertragen, einschließlich unserer EDV.
BTH Heimtex: Wie sieht es mit Hometrend Steffel Austria aus?
Bartsch: Abgesehen von den genannten strukturellen Veränderungen sehe ich in Österreich momentan keinen Handlungsbedarf.
BTH Heimtex: Was geschieht mit der Marke Hometrend?
Bartsch: Die werden wir auf jeden Fall weiter führen und pflegen. Dazu müssen wir ihren Kern herausarbeiten, um sie von unserem bisherigen Geschäft abzugrenzen.
BTH Heimtex: Welche Auswirkungen haben die Veränderungen für Ihre Kunden, die alten Schlau- und die neu hinzugekommenen Hometrend-Kunden?
Bartsch: Jedenfalls keine negativen. Für alle diejenigen, die wie bisher beim Schlau- oder beim Hometrend-Sortiment bleiben, ändert sich gar nichts. Und wer jetzt statt der Produkte von Schlau lieber die von Hometrend haben möchte oder umgekehrt, den werden wir ebenso zufrieden stellen. Intern wird es eine entsprechende Zuordnung für die Betreuung dieser Kunden geben. Denn wir wollen natürlich vermeiden, dass ein Kunde von mehreren unserer Mitarbeiter besucht wird.
BTH Heimtex: Wie passt Dekowe in die Schlau-Gruppe, ein Spezialist für Bodenbeläge aus Naturfasern?
Bartsch: Dekowe vertreibt zwar Nischenprodukte. Aber wir führen diese in unserem Einzelhandel - den Hammer Märkten - und auch im Großhandel gibt es durchaus Interessenten dafür.
BTH Heimtex: Aber Ihr Kerngeschäft ist das nicht.
Bartsch: Das ist bei Übernahmen häufig so. Nehmen Sie das Beispiel Fritz Müller. Dort haben wir den Bereich Autolacke mit übernommen und heute freuen wir uns über dieses renditestarke Sortiment. Mit Dekowe kann das so ähnlich werden.
BTH Heimtex: So etwas wie die Fachhandels-Kooperation Home Trendberater gab es bei Ihnen bisher auch noch nicht.
Bartsch: Innerhalb der Hometrend-Kunden bilden die Home Trendberater eine spezielle Gruppe. Ihnen wird ein besonderer Service zuteil, von der Zentralregulierung bis zur Erfa-Gruppe - und sie liegen uns auch besonders am Herzen. Daher werden wir diesen Partnern im Handel in Zukunft ähnliche, teils sogar verbesserte Leistungen anbieten. Das Konzept dazu ist kurz vor der Fertigstellung. Es steht am Ende eines Prozesses, der mit der Abgrenzung der Marken Schlau und Hometrend begonnen hat. Daraus ergibt sich die gezielte Ansprache der entsprechenden Kunden und diese Differenzierung ist in einem letzten Schritt die Basis des Konzepts für die Home Trendberater.
BTH Heimtex: Im Gegensatz zur Steffel-Gruppe: Wo lagen die Herausforderungen bei der Integration der Standorte von Akzo Nobel?
Bartsch: Auf eine starke Eigenmarke wie Hometrend mussten wir damals keine Rücksicht nehmen. Vor allem im Osten, wo wir bis dahin nicht so stark vertreten waren, haben wir die Sortimente mit unseren Produkten etwas angereichert, aber das Geschäft im Wesentlichen unverändert fortgeführt. Dort, wo wir schon zuvor gut vertreten waren, mussten wir entscheiden, ob und in welchem Umfang wir Akzo Nobel als zusätzlichen Lieferanten in das Sortiment einfügen können. Und die Logistik war eine völlig andere: Statt alles vom Zentrallager aus zu bedienen, liegt die regionale Logistik bei Schlau in der Verantwortung der Handwerkermärkte. Daran mussten sich die ehemaligen Akzo Nobel-Mitarbeiter ebenso gewöhnen wie an unsere EDV. Aber auch das hat funktioniert.
BTH Heimtex: Durch Akzo Nobel sind Sie im Osten stärker geworden, durch Hometrend bauen Sie jetzt Ihre Position im Süden aus
Bartsch: Bayern und Baden-Württemberg waren in der Tat bislang weitgehend weiße Flecken für uns. Die Kunden, die wir nun dort hinzugewinnen, werden wir entsprechend hegen und pflegen. Ob es in dieser Region noch weiteres Wachstumspotential für uns gibt, wird sich zeigen.
Das Gespräch führte Michael Steinert.Brüder Schlau - Daten und Fakten
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info@brueder-schlau.de
www.brueder-schlau.deGeschäftsführung: Dr. Ralf Bartsch
Mitarbeiter: 6.200
Umsatz 2015: 678 Mio. EUR
Unternehmensbereiche:
- Fachhandel (mehr als 180 Hammer Fachmärkte sowie Tep & Tap Teppich und Tapeten Märkte
- Großhandel (Schlau Großhandel, Steffel-Gruppe, Fritz Müller)
aus
BTH Heimtex 05/16
(Wirtschaft)