Fachverband Matratzen-Industrie

Der Verband wird internationaler und setzt auf Kontinuität


Eisenach. Für zwei Tage traf sich der zunehmend multinational aufgestellte Fachverband Matratzen-Industrie in Eisenach zu seiner internen Mitgliedsversammlung und der für Gäste öffentlichen Verbandstagung. Turnusgemäß stand die Neuwahl des Vorstandes an. Die Mitglieder entschlossen sich aber, den alten Vorstand noch für ein Jahr im Amt zu belassen.

Vom Matratzen-Verband als einer Organisation der deutschen Matratzenindustrie zu sprechen, wäre zu kurz gegriffen. Zu den ordentlichen Mitgliedern gehört mit Akva Waterbed ein dänisches Unternehmen, unter den assoziierten Mitgliedern gibt es mit dem neuen Mitglied Artilat sowie mit Bekaert Deslee, Innofa, Latexco und Leggett & Platt weitere internationale Unternehmen. Insgesamt zählt der Verband nach dem jüngst erfolgten Eintritt von Artilat und Metzeler Schaum 15 ordentliche und 12 assoziierte Mitglieder. Der Verband wächst, blüht und gedeiht somit, nicht zuletzt zur Freude von Geschäftsführer Dr. Ulrich Leifeld.

Turnusgemäß stand für den internen Teil die Neuwahl des Vorstands auf der Tagesordnung. Die Verbandsgeschäftsführung schlug den Mitgliedern allerdings vor, den alten Vorstand für ein weiteres Jahr im Amt zu belassen, was nach Auskunft von Leifeld die Verbandsstatuten durchaus ermöglichen. Er begründet diesen Schritt mit dem Wandel wirtschaftlicher und rechtlicher Rahmenbedingungen, die in diesem Jahr besonders deutlich zu spüren seien. Angesichts dessen benötige der Verband Kontinuität und Verlässlichkeit in der Themenentwicklung. Außerdem war es der Verbandsführung sehr wichtig, dass weiterhin wirtschaftlich starke und in ihrer Mischung vielfältige Unternehmen in einem guten Proporz im Vorstand vertreten sind.

Die Mitglieder folgten dieser Argumentation und bestätigten den Vorstand einstimmig für ein weiteres Jahr. Vorstandsvorsitzender bleibt Manfred Greiner von Selecta, sein Stellvertreter ist ein weiteres Jahr Jochen Brinkmann von Fey. Dem Vorstand gehören außerdem Lars Brunsø von Akva Waterbeds und Thomas Bußkamp von der EuroComfort Gruppe an.

Intensiver widmeten sich die Mitglieder den Marktzahlen für Matratzen. Aus vitalem Verbandsinteresse bleiben konkrete Zahlen allerdings den Mitgliedsunternehmen vorbehalten. Aber so viel konnte Leifeld dann doch sagen, dass nach seiner Auffassung die Matratzen-Industrie in Wert und Menge sehr uneinheitlich bewertet wird.

Manche veröffentlichte Zahlen, wie etwa die des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie über die Zuwächse der Matratzen-Industrie, erscheinen ihm überhöht. Der Verbandsgeschäftsführer führt dies auf eine für die Matratzenbranche unsaubere Erfassung durch das Statistische Bundesamt zurück. Im Endeffekt würden Zahlen veröffentlicht, die einen deutlich größeren Erfassungskreis umfassten als lediglich die Hersteller von Matratzen für den privaten Konsum.

Ferner beobachtet nicht nur Leifeld, dass zunehmend Matratzen auf dem Markt erscheinen, deren industrielle Herkunft unklar ist. Dies sei nach seiner Auffassung im Sinne der Verbraucher-Informationsrechte eine bedenkliche Entwicklung, die "langfristig für den Handel nicht zufriedenstellend ist." Wenn ein Händler beispielsweise Matratzen in die EU importiere, werde dieser gesetzlich dem Hersteller gleichgestellt, was die Pflichten betrifft.

Fragwürdige Preispolitik der Kölnmesse

Die Mitgliederversammlung ist auch jedes Jahr der Ort, auf dem über die für die Branche wichtigen Messen diskutiert wird. Laut Verbandsinformationen wurde grundsätzlich das Commitment des Verbands zur imm Cologne seitens der Mitglieder bestätigt. Es wurde allerdings Kritik laut über die Preispolitik der Messe Köln, welche die Ausstellerkosten dem Verband zufolge jedes Jahr deutlich erhöht. Leifeld hat diese Kritik aufgenommen und eine Beschwerde bei der Geschäftsleitung der Koelnmesse vorgetragen. "Man hat dort das Problem erkannt, dass permanente Preiserhöhungen Unzufriedenheit schaffen", so der Matratzenverband.

Außerdem wurde auf der Versammlung festgestellt, dass die möbelaffinen Geschäftspartner primär in Köln und die bettwarenaffinen Anbieter primär in Frankfurt zu finden seien. Eine für den Verband und seine Mitglieder schwierige Situation, denn "dies kann für die Matratzen-Industrie nicht bedeuten, sich auf zwei Messen zeigen zu müssen, die sich zeitlich fast überschneiden. Man wünscht sich darum von beiden Messegesellschaften, mehr Synergien für alle Messebesucher beider Messen zu schaffen, damit diese das Angebot in Köln und in Frankfurt sehen könnten. "Hier kann die Lösung also nicht sein, die Aussteller nahezu zeitgleich als Aussteller auf zwei Messen zu gewinnen, sondern im Sinne eines optimalen Besuchermanagements Strukturen zu ermöglichen, die beide Messehallen (9 in Köln, 8 in Frankfurt) für Fachbesucher noch attraktiver machen", erklärt der Verband.

StiWa bleibt ein Reibungspunkt

Auch die Stiftung Warentest war Thema in Eisenach. Ausführlich erläuterte Leifeld, wie unsauber die Stiftung teilweise in ihrer Berichterstattung vorgehe und wie schwierig auf der anderen Seite die Kommunikation mit der Stiftung sei. Bestes Beispiel dafür ist die im September veröffentlichte Polemik zum Matratzentest, die in der Formulierung gipfelte: "Zimmern Sie sich die perfekte Unterlage" - und damit eine etwas bessere Europalette meinte.

Selbst bei der nachweislich falschen Aufbereitung einer durch den Verband zur Verfügung gestellten Grafik zeigte sich die Test-Redaktion, um es vorsichtig zu formulieren, sehr zögerlich mit der Veröffentlichung einer Richtigstellung seitens des Verbandsgeschäftsführers. Merkwürdig erscheint ebenfalls, dass ein Mitglied der Test-Redaktion in seinem Facebook-Account auf den Verkaufsstart einer Aldi-Matratze aufmerksam machte, die von der Stiftung vor fast drei Jahren getestet worden war. Journalistische Unabhängigkeit sieht anders aus, auch wenn der Account sowohl dienstlich wie privat genutzt wird. Der Verband hat sich hier anwaltlich beraten lassen, inwiefern es sinnvoll ist, juristisch gegen derlei Gebaren vorzugehen. Zwar gäbe es verschiedene Ansatzpunkte, so Leifeld, dennoch sei ihm von mehreren Seiten empfohlen worden, diesen Weg nicht zu beschreiten: Es ist der Mühe nicht wert.

Interessant waren auch einige Schlaglichter zu Start-ups im Matratzen-Sektor, die in den letzten rund 18 Monaten auf den Markt kamen. Dazu gehören Namen wie Muun, Smood, Bruno oder Emma. Sie alle bieten die sogenannte Universal-Matratze an, eine für Groß und Klein, für Dick und Dünn. Hinter diesen neuen Mitbewerbern stecken häufig potente Geldgeber. Zudem, so Leifeld, befinde sich der Absatz von Matratzen über das Internet auf dem aufsteigenden Ast. Leifeld rät den Mitgliedern, die Anbieter im Auge zu behalten und sich mit dieser neuen Konkurrenz auseinander zu setzen.

Schutzgebühr gegen Trittbrettfahrer

Da die Tagung vollgepackt war mit einer Fülle an Details und Informationen, hat die Verbandsgeschäftsführung extra zu der Tagung eine aufwändig recherchierte und produzierte 54-seitige Mitglieder-Information aufgelegt. Darin werden die einzelnen Tagungsthemen vertieft wiedergegeben. Die Vollmitglieder erhalten je ein Heft kostenlos. Alle anderen zahlen dafür bei Interesse eine Schutzgebühr von 900 Euro.

Leifeld ist es wichtig zu betonen, dass mit dem Verkauf keine Gewinnerzielungsabsichten verbunden sind. "Es gibt, so muss ich leider immer wieder feststellen, Matratzenhersteller, die sich rühmen, dem Verband nicht anzugehören, aber schnellstmöglich an alle Informationen gelangen wollen, die der Verband intern publiziert", begründet der Geschäftsführer diesen Schritt. "Dieses Verhalten schädigt eine faire Kosten-Nutzen-Relation der Mitgliedschaft in unserem Verband erheblich. Insofern ist dieser Entschluss konsequent und folgerichtig."

Die Tagung war unter anderem recht anspruchsvollen Themen gewidmet, wie der Reach-Verordnung, der Novelle der Gewerbeabfallverordnung, dem Textilkennzeichnungsgesetz und Neuigkeiten aus dem Normen-Ausschuss (siehe gesonderte Artikel). Außerdem widmeten sich die Mitglieder neuen Prüfgeräten. Auf der Kölner Möbelmesse wurde das Matratzen-Prüfgerät der Firma Weidmann vorgestellt. Mittels eines Stempels kann es die Einsinktiefe einer Matratze bei definierter Masse und damit ihre Festigkeit an bestimmten Punkten messen. Insofern ist das Gerät auch geeignet für Reklamationsfälle und kann beim Endkunden verwendet werden.

In Eisenach stellte die Firma Diepo ihr vor längerer Zeit entwickeltes Polster-Matratzen-Prüfgerät vor. Seine Funktionsweise entspricht im Wesentlichen dem von Weidmann. Diepo ist aber außerdem in der Lage, einen Prüfservice zur Verfügung zu stellen. Mitarbeiter von Diepo fahren zu dem reklamierenden Kunden und nehmen für den Händler oder den Matratzen-Hersteller eine Prüfung vor. Das Gerät kann aber auch monatlich gemietet oder in Form einer unbefristeten Nutzungslizenz erworben werden. Diepo bietet den Verbandsmitgliedern für alle drei Varianten Sonderkonditionen an.

Buntes Abendprogramm

Geschäftsführer Eckart Szabo und Verkaufsleiter Olaf Hohlbein von Ergomed aus dem nahe gelegenen Oberdorla hatten das Rahmenprogramm der Eisenacher Tagung organisiert. Am Abend des ersten Tages ging es mit dem Bus zur Wartburg. Dort wartete eine Führung durch die geschichtsträchtigen Gemäuer auf die Besucher, von der Elisabeth-Kemenate über den Sängersaal bis hin natürlich zur Luther-Stube, in welcher der Reformator die Bibel in gerade mal elf Wochen ins Deutsche übersetzte.

Der berühmte Tintenklecks, angeblich entstanden durch den Wurf eines Tintenfasses nach dem Teufel, war dort renovierungsbedingt zwar nicht mehr zu sehen. Dafür entschädigt wurden die Besucher durch den Besuch eines Benefizkonzerts des Luftwaffenmusikkorps Erfurt, das zufällig am gleichen Tag im prächtigen Festsaal der Wartburg stattfand. Ein bunter musikalischer Mix sorgte für Begeisterung unter den Besuchern.

Im nächsten Jahr trifft sich der Matratzenverband zu seiner Mitgliederversammlung am 25. und 26. April im Bamberg.
aus Haustex 05/16 (Wirtschaft)