Sichtestrich im Sprengel-Museum Hannover überzeugt Jury

Deutscher Estrichpreis geht an Becker&Partner


Die Rostocker Baugesellschaft Becker und Partner hat den Deutschen Estrichpreis 2016 gewonnen. Die Jury des Bundesverbandes Estrich und Belag (BEB) zeichnete den Estrichfachbetrieb für die Erweiterung des Sprengel-Museums in Hannover aus, in dem ein Sichtestrich mit terrazzoähnlicher Oberfläche eingebaut wurde. Der Estrich findet sich auch in Wendeltreppen, Sitzbänken und Waschtischen wieder. Die Auszeichnung wurde auf der BEB-Mitgliederversammlung in Trier verliehen und ist mit 1.500 EUR dotiert, die Wego Systembaustoffe gestiftet hat.

Eine dreiköpfige BEB-Jury hat die Ausführung der Sichtestriche im Sprengel-Museum in Hannover mit dem Deutschen Estrichpreis 2016 belohnt. Der Clou an dem Objekt ist, dass sich der Boden zusätzlich in Wendeltreppen, Sitzbänken und Waschtischen wiederfindet. Die aus dem BEB-Vorsitzenden Michael Schlag, dem Obmann des Arbeitskreises Sachverständige, Simon Thanner, und Wolfgang Limp als Vertreter des Instituts für Baustoffprüfung und Fußbodenforschung (IBF) bestehende Jury lobte die gelungene Ausführung der Rostocker Baugesellschaft Becker & Partner. Das Gebäude liegt im Süden der Innenstadt Hannovers, zeigt moderne Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts und grenzt an den Maschsee. Im Zuge der Baumaßnahme wurde das Museum um einen zweigeschossigen Baukörper mit Unterkellerung und einem Technikgeschoss erweitert.

Im Obergeschoss des Erweiterungshauses befindet sich der Ausstellungstrakt mit Tageslichteinfall durch Oberlichter. Im Erdgeschoss sind Projekträume, Büros und Werkstätten angeordnet, während sich im Untergeschoss Gemälde- und Fotodepots sowie die Haustechnik befinden. Im Übergang zwischen Bestand und Erweiterung errichtete man eine doppelgeschossige Halle, die als Foyer für den neuen zweiten Eingang dient. Eine spiralförmige Rampen- und Treppenanlage verbindet die verschiedenen Niveaus des Museums miteinander.

Der Boden: Terrazzo-Sichtestrich

Der Bodenaufbau des Objekts besteht aus einem zweischichtigen Aufbau: Der Sichtestrich ist durch eine terrazzoähnliche Oberflächenstruktur gekennzeichnet. Als Bindemittel kam ein pigmentierter Weißzement im Farbton Weißgrau zum Einsatz. Für die gesamte Konstruktion auf einer Fußbodenheizung waren große Fugenfelder vorgesehen. Die maximalen Flächenlasten waren mit 10 kN/m2 angegeben.

Im rund 300 m2 großen Foyer im Erdgeschoss, das ebenfalls durch eine Bodenkonstruktion beheizt wird, waren keine Fugen gewünscht. In die Sichtfläche sollten Intarsien eingearbeitet werden.

Hoher Anspruch, umfangreiche Bemusterung

Schon bei der ersten Baustellenzusammenkunft mit Auftraggeber, Architekten und Bauleitung wurde der hohe Anspruch an das Vorhaben deutlich. Durch eine Bauverzögerung konnte Becker & Partner die Zeit für die Fertigung von zahlreichen Handmustern in der Größe 0,30 x 0,20 m nutzen. Nach ausreichender Bemusterung überzeugte das 17. Handmuster den Auftraggeber. Dieses Muster wollte der Architekt in einer 20 m2 großen Musterfläche auf der Baustelle in Augenschein nehmen und als Maßstab für die folgenden Arbeiten festlegen.

Nachdem Zuschlagstoffe von verschiedenen deutschen Natursteinlieferanten organisiert worden waren, konnten die Arbeiten beginnen. Erst nach dem Kugelstrahlen der Decke erkannten die Verarbeiter, dass alle Werte des Untergrundes für eine Verbundkonstruktion nicht ausreichend waren. Die Folge war, dass die Schwach- und Schadstellen der Verbundestrichkonstruktion nachgearbeitet werden mussten.

Schwindarmes System ausgewählt

Dem Einbau des Sichtestrichs stand nichts mehr im Wege. Der Auftraggeber entschied sich für ein schwindarmes System: Die Wahl fiel auf das Bindemittel Rheodekor-Weißzement von Chemotechnik Abstatt. Zunächst erfolgte der Einbau des Sichtestrichs im Erd- und Obergeschoss, daran schloss sich der Feinschliff und die Oberflächenvergütung an. Im nächsten Schritt sollte die Fertigung der Sonderkonstruktionen stattfinden. Dazu zählten Sitzbänke, Waschtische und Treppenstufen. Nach umfangreicher Recherche konnte ein professioneller Schalungsbauer für diese Spezialaufgaben ausfindig gemacht werden. Für die Vorbereitung der Treppenstufen wurde eine Halle in Rostock angemietet, sodass alle Stufen in passgenaue Formen bis zur Endbehandlung vorbereitet werden konnten. Der Transport von Rostock nach Hannover stellte eine besondere Herausforderung dar, da die Zeit drängte.

Nach der kompletten Fertigstellung im April 2015 entschieden sich der Architekt und der Nutzer für eine besondere Oberflächenoptik. Dies erforderte eine nochmalige Behandlung mit einem hochwertigen Oberflächenschutz von Obtego. Hierzu musste die fertige Oberfläche zusätzlich geschliffen werden. Dank der guten Zusammenarbeit mit Schleimittel- und Schleifmaschinenanbieter MKS Funke kann sich das Ergebnis sehen lassen. "Nach langer, ungewisser und anstrengender Arbeit haben wir unseren Sichtestrich mangelfrei und zu aller Zufriedenheit an die Stadt Hannover übergeben", erinnert sich Fred Scherlipp, Bereichsleiter Estrich bei Becker & Partner. Das Museum eröffnete planmäßig im Mai 2015.

Becker & Partner Baugesellschaft
Gewinner des Deutschen Estrichpreises
Becker & Partner Baugesellschaft mbH
Lichtenhäger Chaussee 10a
18107 Rostock
Tel.: 03 81 / 77 86 20
Fax: 03 81 /77 86 210
www.beckerpartnergmbh.de

Geschäftsführer: Bert Koß
Bereichsleiter Estrich: Fred Scherlipp
Gründungsjahr: 1991
Leistungsangebot: Verlegung von keramischen Fliesen, Betonwerk- und Naturstein sowie Herstellung und Einbau von Estrichen, Spezialböden und Bodenbeschichtungen sowie Böden mit besonderen Anforderungen wie Schiffsböden

Sprengel-Museum, Hannover - Objekt-Telegramm
Auftraggeber: Landeshauptstadt Hannover
Architekt: Meili & Peter Architekten, Zürich
Bauleitung: BAL Architekten, Berlin
Sichtestricharbeiten: Becker & Partner, Rostock

Auftragsumfang des Preisträgers:
-3.000 m2 Verbundestrich
-5.000 m2 Kugelstrahlen des Untergrundes
-700 m2 Dämmarbeiten
-400 m2 schwimmender Zementestrich
-2.000 m2 Sichtestrich
-500 m gebogene Profile
-400 m gerade Profile
-90 Bodendosen mit Sichtestrich
-30 m Bau-Dehnfugenprofil
-28 m Sitzbänke aus Sichtestrich
-28 m Schürzen aus Sichtestrich
-zwei große Waschtische mit Unterkonstruktion aus Sichtestrich
-diverse Ablageplatten aus Sichtestrich
-3 m2 Terrazzo für Personenaufzug
-90 m Tritt- und Setzstufen aus Sichtestrich
-15 t Baustahl
-110 t Ortbeton C25/30
-15 m2 Eingangsmatten

Website: www.sprengel-museum.de
aus FussbodenTechnik 04/16 (Wirtschaft)