ZVPF: Lebhafte Mitgliederversammlung 2016 in Trier

"Wir brauchen einen starken Verband"

Lebhaft ging es zu, emotional und kontrovers, auf der diesjährigen Mitgliederversammlung des Zentralverbandes Parkett und Fußbodentechnik (ZVPF) in Trier. Dem neutralen Beobachter erscheint es manchmal sehr gefühlsgeladen, was sich unterschwellig oder auch ganz offen zwischen verschiedenen Beteiligten abspielt. Dabei gibt es reichlich Sachthemen, die den ZVPF derzeit beschäftigen: von der Handhabung der Aus- und Einbaukosten über die ATV bis zum Berufs-Nachwuchs. Ganz wichtig ist - und wurde entsprechend emphatisch diskutiert - die Zukunft des Verbandes und eine eventuelle Neuausrichtung.

"Die letzten Monate waren sehr bewegt", eröffnete Bundesinnungsmeister Peter Fendt die diesjährige Mitgliederversammlung des ZVPF. Einerseits bezog er sich damit auf eine ganze Reihe wichtiger Themen, die den Verband derzeit beschäftigen, andererseits wirkte dies auch als Anmerkung für die Spannungen innerhalb des Zusammenschlusses, die manche Sachfrage zu überlagern scheinen. Schon deutlicher wurde der Münchner mit seiner Botschaft: "Wir sind wie eine große Familie - ab und zu gibt es dort Differenzen, dann geht es wieder weiter" - was nicht verhinderte, dass im Verlauf der Versammlung noch die eine oder andere Spitze fiel.

Ein- und Ausbaukosten: Handwerk kämpft weiter

Noch nicht entschieden sei der Kampf um die Gewährleistungsregelung für die Aus- und Einbaukosten bei mangelhaften Produkten, bedauerte Fendt. Zwar liegt ein Regierungsentwurf zur Reform des Mängelgewährleistungsrechts vor, der das Handwerk stärken soll, doch der reiche nicht aus, um alle Handwerker vor einer existenzgefährdenden Haftungsfalle zu bewahren, kritisiert die Fairplay-Initiative für das Handwerk auf www.miteinerstimme.org, die der ZVPF unterstützt. Das meint auch Thomas Böhmler vom gleichnamigen Objekteursbetrieb in München: "Der Regierungsentwurf ist - wenn überhaupt - nur ein erster Schritt in die richtige Richtung, hätte jedoch weiterhin erhebliche Rechtsunsicherheit für das Handwerk zur Folge." Fendt lobte das Engagement von Böhmler, "der keiner Handwerksorganisation angeschlossen ist, aber sehr viel Energie und Engagement in das Thema steckt."

Man findet es problematisch, dass der Entwurf das Gewährleistungsrecht mit dem Bauvertragsrecht verknüpft. "Das Gewährleistungsrecht ist nicht AGB-fest", zeigte Fendt den Knackpunkt auf, "das heißt, im Kaufrecht würde der Großhandel den Handwerker mit seinen AGB aushebeln können." Der Großhandel wehre sich vehement gegen eine Übernahme der Aus- und Einbaukosten, weil das Handwerk genug Marge habe, um diese zu tragen. "Das ist eine Watschen ins Gesicht." Das Handwerk hält entsprechend dagegen. "Wir wollen die Aus- und Einbaukosten AGB-fest machen." Auch der Bundesrat sieht übrigens Nachbesserungsbedarf bei dem Entwurf und hat in seiner Stellungnahme vom 22. April empfohlen, den Nacherfüllungsanspruch, den der Handwerker gegenüber dem Lieferanten hat, AGB-fest zu gestalten sowie die Änderung der kaufrechtlichen Mängelhaftung von der Reform des Bauvertragsrechts zu trennen. Das neue Bauvertragsrecht könnte übrigens auch noch Überraschungen für das Handwerk bergen: "Kann sein, dass sich damit auch der Verbraucherschutz verstärkt", orakelte Fendt.

Novellierung der ATV erfolgreich für Handwerk

Sozusagen auf der Zielgeraden befindet sich die Überarbeitung der, Allgemeinen Technischen Vertragsbedingungen (ATV) für Bauleistungen in der VOB/C, die gleichzeitig auch als DIN-Normen herausgegeben werden. Für Parkett- und Bodenleger relevant sind DIN18356 Parkettarbeiten, 18365 Bodenbelagarbeiten und 18367 Holzpflasterarbeiten. In die Novellierung ist der ZVPF mit einbezogen, und Fendt äußerte sich zufrieden über das Erreichte: "Aus Parkettleger-Sicht können wir Erfolg melden. Bei den für uns ganz wichtigen Aspekten konnten wir uns durchsetzen, bei unwichtigeren sind wir Kompromisse eingegangen." Einige Kröten habe man bei DIN 18365 schlucken müssen, dafür hätten sich DIN 18356 und 18367 problemlos miteinander verbinden lassen. Die neue Fassung der ATV soll noch 2016 erscheinen.

Durchgängige CoC-Zertifizierung zunächst ausgesetzt

Für Aufregung hatte in der ersten Jahreshälfte der Erlass der Bundesregierung zu einer lückenlosen Zertifizierungsnachweiskette(Chain of Custody) bei der Beschaffung von Holzprodukten gesorgt. Bislang galt die Zertifizierungspflicht bis zur Baustelle, nach der neuen Verordnung hätten Parkett- und Bodenleger, die zertifiziertes Holz verarbeiten, sich auch zertifizieren lassen müssen - ein ungeheurer Aufwand. Eigentlich sollte der Erlass Mitte des Jahres voll umgesetzt werden, doch nach massiven Protesten seitens betroffener Verkehrskreise hat das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMU) den Erlass zunächst ausgesetzt. Erst sei zu klären, wer das endverarbeitende Unternehmen ist. Bis dahin gilt die alte Regelung weiter.

Zusammenarbeit zwischen ZVPF und BEB ist traditionell gut

Lobend erwähnte Fendt die "traditionell gute Zusammenarbeit mit dem BEB". Es herrsche große Einigkeit über den Nutzen, nach außen gemeinsam als alle am Fußbodenbau beteiligten Gewerke aufzutreten - "auch wenn wir uns nicht bei jedem Merkblatt einig sind". Auch die Zusammenarbeit mit der Technischen Kommission Bauklebstoffe (TKB) sei sehr gut. Beim ZVPF selbst sei ein leichtes Defizit an Mitgliedern zu registrieren, aber "es ist kein rapider Abwärtstrend mehr feststellbar". Die Schwankungen sieht der Bundesinnungsmeister in Generationswechseln begründet. Seinen Dank an die Fördermitglieder aus der Industrie, vor allem die Verlegewerkstoffhersteller, verband Fendt mit einem Appell an Parkettproduzenten und Bodenbelagsindustrie: "Wir wünschen uns mehr Unterstützung aus dieser Richtung."

"Es geht um die Zukunft unseres Verbandes"

Danach lieferte Punkt 6 der Tagesordnung, "Aspekte zur verbandlichen Neuausrichtung", Zündstoff für eine längere und lebhafte Diskussion. Die Innung Mittel- und Oberfranken hatte einen Antrag gestellt, sich wieder dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) anzuschließen. Hintergrund war, dass man so wieder (mehr) Einfluss auf die Ausbildungs- und Meisterprüfungsverordnungen nehmen könnte, die nach Überzeugung von Heinz Brehm, Obermeister der Innung und früherer Leiter der Bundesfachgruppe Aus- und Weiterbildung, dringend angepasst werden müssen. "Zum Beispiel müssen die Anforderungen und das Prüfungsmaterial dem aktuellen Stand der Technik entsprechen."

Der ZVPF-Vorstand sah den Antrag noch in einem anderen Kontext und fühlte sich dadurch bewogen, auch im Plenum in Trier über eine generelle verbandliche Neuausrichtung nachzudenken. "Es geht um die Zukunft unseres Verbandes", sagte Fendt eindringlich. Der ZVPF war 2008 nach einem Mitgliederbeschluss aus dem ZDH ausgetreten. Für einen erneuten Beitritt würden 18.000EUR pro Jahr fällig, wobei der ZDH auch eine stufenweise Eingliederung anbietet.

Fendt selbst erteilte noch vor der Abstimmung über den Antrag eine klare Absage: "Aus meiner Sicht stimmt bei einer Vollmitgliedschaft im ZDH die Gegenleistung nicht. Vielleicht müssen wir ganz andere Lösungen überlegen. Es gibt Berührungspunkte zwischen Parkett, Hilfsstoffen, Bauchemie und teilweise Estrich, wir könnten die Kräfte konzentrieren." Vehement gegen einen ZDH-Wiedereintritt sprach sich ebenso Karsten Krause aus, Fachgruppenleiter der Innung Schleswig-Holstein. Der ZVPF solle sich nicht die Gunst des ZDH erkaufen, sondern eine starke Organisation bilden, auf die der ZDH aufmerksam wird. "Wir brauchen einen starken Verband", rief Krause seine Kollegen auf. "Auf Sicht müssen wir gar nicht so stark einen Bundesinnungsverband im Fokus haben, sondern einen Fachverband, der sich von den Fesseln der Innungen befreien kann - zum Wohle der Mitglieder. Dann sind wir auch wieder interessanter für neue Mitglieder."

Jörg Baumann, Fachgruppenleiter der Innung Mittelrhein-Mosel, brach hingegen eine Lanze für den ZDH: "Der ZDH spricht mit einer Stimme und bezieht sich auf Anliegen von uns Handwerkern. Wenn wir nicht konzertiert vertreten werden, laufen wir Gefahr, dass andere Marktteilnehmer, zum Beispiel der Handel, mehr durchdringen." Außerdem stünde der ZDH auch in Brüssel für das Handwerk.

Baumanns Argumente konnten die Anwesenden nicht mehr umstimmen: Mit großer Mehrheit wurde der Antrag auf einen Wiedereintritt in den ZDH abgelehnt. Damit dürfte das Thema für die nächsten Jahre abgehakt sein.

Teilnahme an internationalen Wettbewerben - Finanzierung gescheitert

Die Teilnahme an internationalen Wettbewerben wie Euroskills und Worldskills soll die Motivation und Leistungsbereitschaft des Nachwuchses fördern. Aber sie kostet Geld - und das nicht zu knapp. Für eine Beteiligung an den Worldskills fallen zwischen 10.000 und 12.000 EUR an. Jörg Schülein, Obmann Bodenleger der Innung Mittel- und Oberfranken, machte sich in Trier dennoch dafür stark, Auszubildenden die Gelegenheit zu geben, sich in diesen Wettbewerben mit Lehrlingen aus anderen Ländern zu messen. Dr. Jörn Haferkorn von Loba sprang ihm bei und verwies auf die "einmaligen Möglichkeiten der Kontaktpflege und Netzwerkbildung", die sich durch diese Veranstaltungen ergeben.

Schülein hatte versucht, die Finanzierung eventueller Wettbewerbsteilnahmen über Sponsoren sicherzustellen, was ihm nicht gelang. Auch die anwesenden ZVPF-Mitglieder ließen sich nicht erwärmen, dafür Verbandsmittel einzusetzen und lehnten einen entsprechenden Antrag ab. Der stellvertretende Bundesinnungsmeister Manfred Weber wollte die Abfuhr nicht so stehen lassen und wandte sich mit dem Vorschlag an Schülein, den Antrag 2017 zu wiederholen, aber im Vorfeld ein Konzept zu erstellen, um Sponsoren zu überzeugen. "Es darf für den Verband nicht zu teuer werden."
aus FussbodenTechnik 04/16 (Wirtschaft)