ABK Open 2016
Das Niveau ist noch einmal gestiegen
Halle/Westf. Vom Fachhändler bis zum Warenhauskonzern: Die sechste ABK Open zog erneut Besucher aus allen Segmenten des Einzelhandels in die Gerry-Weber-World nach Halle/Westf. Die Messe hat sich als Branchentreffpunkt mit Schwerpunkt auf den modischen Sortimenten etabliert. Über 100 Aussteller und erneut mehr Besucher als im Vorjahr waren gekommen. Der Verband stellte sein Konzept des Digitalen POS in den Mittelpunkt, die sogenannte verlängerte Ladentheke.
Wir sind hochgradig zufrieden." ABK-Geschäftsführer Thomas Fehr musste nicht lange überlegen, um sein Messefazit zu formulieren. Die ABK Open in der Gerry-Weber-World war erneut bis auf den letzten Zentimeter verplant, die Zahl der Aussteller wurde noch einmal leicht erhöht. Und auch die Besucher strömten in diesem Jahr wieder in großer Zahl ins westfälische Halle: 912 am ersten Tag, 627 am zweiten. Von den insgesamt mehr als 1.500 Gästen waren 17 Prozent ABK-Gesellschafter und damit fast jeder sechste Besucher - der Großteil bestand aus Externen. Der Zusatz "open" wird also tatsächlich mit Leben erfüllt, wie auch die Rückmeldungen vieler Aussteller bestätigen.
In Halle trifft sich nicht nur der inhabergeführte Bettenfachhandel. Auch der Rest der Branche mit ihren unterschiedlichen Handelssegmenten ist hochkarätig vertreten: Einkäufer von Konzernen und großen Möbelverbänden, von klassischen Versendern und Internethändlern, sie alle haben Halle auf dem Schirm. Auch internationales Publikum wurde - wie bereits im Vorjahr - wieder gesehen.
"Das Niveau ist noch einmal gestiegen", urteilte Thomas Fehr, auch mit Blick auf die Aussteller. "Es ist eine Messe für die modischen Sortimente." Und sie findet, auch das hört man von Ausstellern wie Händlern immer wieder, genau zum richtigen Zeitpunkt statt, um für Herbst und Winter ordern zu können.
So erklärt etwa von Marco Dominowski, Einkäufer Heimtextilien der Berliner KaDeWe-Gruppe, gegenüber der Haustex: "Der Zeitpunkt der Messe ist für mich ideal. Dort kann ich für das wichtigere Halbjahr schon im Juni ordern und habe so die Neuheiten schon ab August auf den Flächen." Die Messetermine in Paris oder Frankfurt seien für ihn viel zu spät. "Im September Herbst- und Winterware zu ordern, ist für mich unglücklich. Dadurch verkürzen wir uns die Saison. Mich interessieren auf der Messe vor allem die neuen Trends der Stamm-Lieferanten", so Dominowski.
Die findet man in Halle bei den zahlreichen textilen Ausstellern, die im wesentlichen mit sehr zufriedenen Gesichtern heim fahren konnten. "Bei der Matratze lief es hier und da vielleicht nicht so gut, aber das war auch nicht anders zu erwarten", so Fehr, der um die klare Schwerpunktsetzung der Messe auch bei den Besuchern weiß und dennoch das Konzept genau richtig findet. Die Schlafsysteme sind in Halle in einem eigenen Anbau-Zelt untergebracht, woran sich mittlerweile aber alle gewöhnt haben. "Bei uns sind Firmen, die in Köln nicht waren", so Fehr. Ein zusätzliches Argument für den Handel, seine Veranstaltung zu besuchen.
Der Bereich der Matratzen und Schlafsysteme war in diesem Jahr ein wenig neu sortiert, was unter anderem an der Rückkehr von Tempur Sealy lag, die in der großen Traglufthalle an jener Stelle untergebracht wurden, auf der im vergangenen Jahr die ABK-Zielgruppen-Kojen platziert waren. Gleich nebenan befanden sich die Stände von Brinkhaus und Selecta mit der Verbandsmarke Royal Dream, ebenfalls am Übergang zum Anbauzelt platziert war Technogel, so dass ein insgesamt aufmerksamkeitsstarker Bereich entstand, der den Übergang in das kleinere Zelt attraktiv machte. Dort feierte neben den anderen Ausstellern Metzeler Schaum seine ABK-Open-Premiere.
Aus Sicht von Thomas Fehr ist es fest egal, wo ein Aussteller seinen Stand hat. "Es gibt bei uns keine 1a- oder 1b-Lage", ist er sicher. "Die Händler besuchen ihre Leute, egal, wo sie stehen." Trotzdem gibt es natürlich Bereiche, die mehr Publikum binden als andere - aber wo gibt es die nicht? Und Wünsche oder Vorschläge nach Veränderung sind eigentlich auf jeder Messe ein Thema.
Für Holger Steuter von Biederlack wäre beispielsweise ein Umzug aus der Traglufthalle in den vorgelagerten Walkway-Bereich eine denkbare Variante, um dort die unterschiedlichen Hersteller mit Joop-Lizenzen zu konzentrieren. "Andererseits sind wir hier mitten im Geschehen und werden super wahrgenommen, es ist also alles gut." Selbst die Aussteller, die in den Zelten auf der Terrasse platziert waren, schienen nicht unzufrieden zu sein; dank des stabilen Wetters war auch dort rege Frequenz zu verzeichnen. Christa Hahn von Hahn Haustextilien beispielweise war froh, nach längerer Wartezeit überhaupt einen Platz bekommen zu haben: "Vielleicht klappt es ja dann im nächsten Jahr auch drinnen."
Diese Gelassenheit spiegelt die Atmosphäre der gesamten Veranstaltung wider. "Ich sehe auf dieser Messe sehr viele entspannte Menschen. Sowohl bei den Kunden als auch bei den Lieferanten", sagt KaDeWe-Mann Dominowski, der nach eigener Aussage bei fast jedem Lieferantengespräch für die Veranstaltung wirbt und Auswahl wie Wertigkeit der Aussteller lobt. "Über einen dritten Messetag würde ich mich freuen."
Melitta Baytaroglu, Abteilungsleiterin Verkauf Heimtex/Gardine bei Möbel Finke in Kassel, bezeichnet die ABK Open als "die interessanteste des Jahres, da wir dort alle Markenlieferanten auf einer überschaubaren Fläche haben. Wir haben dort auch keine großen Wartezeiten. Falls ein Stand gerade besetzt ist, gehen wir einfach zum nächsten Stand oder einen Kaffee trinken", so Baytaroglu. Die Abteilungsleiterin ergänzt: "Was wir dort ordern, ist zu Beginn des Herbstgeschäftes bei uns im Haus. Es könnte aus meiner Sicht gerne solch kleine Messen öfter geben, auch für Badzubehör, Gardinen und so weiter."
Das ist zwar nicht das Bestreben von Thomas Fehr. Aber dafür richtete der ABK mit einem anderen Thema den Blick in die Zukunft, das mit einem kleinen roten Schild an vielen Ständen sichtbar wurde: das Konzept der verlängerten Ladentheke. Dieses digitale Assistenzsystem für den Verkauf hat nun seine Marktreife erlangt und wurde in Halle nicht nur auf der ABK-Sonderfläche vorgestellt, sondern gab der gesamten Messe auch ihre Überschrift: "Besser digital stationär". Das klang zwar etwas sperrig, war aber bewusst so gewählt, um zum Nachdenken anzuregen. "Es ist ein Marketing-Tool für den Fachhandel, aber wir wollen damit auch zeigen, dass die Industrie das Thema verstanden hat", so Fehr.
40 Hersteller mit 60 Marken haben sich nach seinen Angaben bislang an dem System beteiligt. "Die Verfügbarkeit durch die Industrie ist gegeben, jetzt müssen sich die Fachhändler der Sache annehmen." Hier setzt der ABK-Geschäftsführer ebenfalls auf die Vokabel "open" und spricht einen Kundenkreis deutlich über die eigenen Gesellschafter an: "Es wäre schade, wenn das Konzept in der Gesamtgemengelage der Verbände nicht als Chance gesehen würde", so Fehr. "Dem Datensatz ist es am Ende ja egal, wo er ausgespuckt wird." 30 bis 35 Händler nutzen bisher das System.
Für den digitalen POS wird ein windows-fähiges Tablet benötigt, mit dem man einen Sortimentskatalog inklusive Bestellfunktion nutzen kann. Dort findet es sich Produktabbildungen in allen Ausführungen, Farben und Größen, Artikelnummern und VK-Preise sowie die direkten Bestellfunktionen bei Herstellern oder Verbänden, die auf Wunsch auch gleich an den Endkunden liefern können. Das rote "BUY"-Schildchen an den Messeständen signalisierte den Besuchern, welche Unternehmen sich an der verlängerten Ladentheke beteiligen. Auf Nachfrage an den Ständen wurde allerdings auch deutlich, dass einige Firmen erst noch in der Vorbereitung stecken.
Gleichwohl gilt für den ABK-Geschäftsführer, dass der Digitale POS ein unabdingbarer Bestandteil eines zeitgemäßen Einzelhandels ist. "Den Kunden ist nicht egal, wo sie einkaufen. Das Kauferlebnis zählt", so Fehr, der sich über Mangel an Interesse für das Konzept und die weiteren Elemente des Future-Stores, die in Halle gezeigt wurden, nicht beklagen konnte: "Wir hatten noch nie so viel Frequenz am eigenen Stand und so viele Leute auf unserer Fläche, die wir vorher nicht kannten."
Kennenlernen heißt heute bekanntlich Netzwerken. Auch hierzu bot die Messe reichlich Gelegenheit. Nicht zuletzt dank der zwanglosen Atmosphäre am Abend des ersten Messetages, wo es bei Fleisch vom Schwenkgrill und Bier vom Fass seit jeher eher bodenständig zugeht, was von den Besuchern sehr geschätzt wird. Mit der Musik der mobilen Partyband Happy Six und ihrem fröhlichen Akustik-Sound der 50er- bis 80er-Jahre im Hintergrund wurden viele Gespräche geführt, neue Kontakte geknüpft oder bestehende intensiviert.
So gingen zwei erfolgreiche Messetage zu Ende, die in guter Erinnerung bleiben werden. Die nächste ABK Open findet in Halle/Westf. am 5. und 6. Juli 2017 statt.
aus
Haustex 07/16
(Marketing)