Erfahrungsbericht des Objekteurs Klaus Horeis

Verlegung in Hotels bedeutet Diskretion


Der Hamburger Objekteur Klaus Horeis (FDT K. Horeis) hat bereits im Berliner Hotel Adlon, in diversen Steigenberger Hotels und aktuell im Hotel Lindner in Hamburg-Harburg Bodenbeläge verlegt. Für einen Verlegebetrieb bedeuten Hotels ganz besondere Bedingungen: Gefordert sind hohe Flexibilität, besondere Arbeitszeiten und Diskretion. Auch wenn die Aufträge von Hotels für Objekteure interessant sein können, will sich Horeis nicht darauf spezialisieren.

FussbodenTechnik: Was zeichnet die Bodenbelagsverlegung in Hotels aus?

Klaus Horeis: Die Rahmenbedingungen einer Verlegung in Hotels sind häufig ungewöhnlich, weil es hohe Auflagen gibt, die die eigentlichen Verlegearbeiten erschweren. Gerade 5-Sterne-Hotels wollen unbedingt vermeiden, dass die Gäste etwas von den Sanierungsarbeiten mitbekommen. Ich habe schon erlebt, dass ein 250 m langer Aluminiumtunnel errichtet wurde, über den die Handwerker mit einem Lastenaufzug ins Hotel transportiert wurden. Sie durften auch außerhalb des Hotels nicht in Arbeitskleidung gesehen werden und mussten sich deshalb immer in dem Tunnel umziehen. Für die Sägearbeiten an den Fußbodenleisten mussten die Verleger jedes Mal in einen schallisolierten Sägeraum gehen. Das kostet natürlich Zeit.

FT: Gibt es in Hotels besondere Arbeitszeiten?

Horeis: Auf jeden Fall, wir bewegen uns bei der Verlegung in Hotels in unüblichen Arbeitszeitfenstern. Die meisten Hotels verlangen, dass die Arbeiten zwischen 9.30 Uhr und 11 Uhr beginnen, weil dann die meisten Hotelgäste aus dem Haus sind. Bis spätestens 17Uhr müssen die Arbeiten beendet sein, weil dann die ersten Gäste wieder eintreffen. In diesem Zeitfenster müssen zumindest die lärmintensiven Arbeiten erledigt sein, in der Regel betrifft diese Vorgabe aber sämtliche Arbeiten, auch die leisen. Es gibt auch Hoteltypen, in denen am Wochenende verlegt werden soll, weil sie vorwiegend werktags von Handelsreisenden besucht werden und am Wochenende nur schwach ausgelastet sind.

FT: Wie sieht es mit der Logistik bei der Verlegung in Hotels aus?

Horeis: Man muss grundsätzlich sehr unauffällig arbeiten. Wir haben auch schon mit verkleideten Transportwagen gearbeitet, die an die Kofferkulis aus den Hotels erinnern. Alle Werkzeuge und Maschinen werden auf diese Weise in die Hotelzimmer transportiert. Der Zugang erfolgt meistens über die Neben- und Versorgungswege der Hotelangestellten. Es soll möglichst kein Hotelgast sehen, dass umgebaut wird.

FT: Wird nicht in der Regel eine ganze Etage gesperrt?

Horeis: Das ist für uns natürlich die beste Lösung. Ein Stockwerk wird komplett gesperrt, der Fahrstuhl für die Hotelgäste hält nicht auf der betreffenden Etage und die Verleger benutzen die Lastenaufzüge. Eine besondere Herausforderung ist die Vielzahl der beteiligten Gewerke, die diszipliniert miteinander umgehen müssen. Das ist wie im Schiffsbau: Es gibt Zeitfenster, die strikt eingehalten werden müssen. Die Ausführungsplanung muss sehr detailliert sein und die Gewerke müssen eine hohe Flexibilität mitbringen. Wir müssen auf Probleme schnell reagieren können.

FT: Welche Bodenbeläge kommen in Hotels zum Einsatz? Gibt es hier neue Trends?

Horeis: Im Moment sind es noch 60 % Teppichboden und 40 % wischbare Bodenbeläge. Zu den wischbaren Bodenbelägen zähle ich PVC-Designbeläge, Korkböden, mehrschichtig modulare Böden sowie Parkett- und Furnierböden. Manche 3-Sterne-Hotels setzen auf Nadelvlies und billige Teppichböden, weil sie unter einem hohen Preisdruck stehen. Fünf-Sterne-Hotels zeigen momentan einen Trend zu Parkett und weiterhin zu Designerteppichen.

FT: Warum müssen Bodenbeläge in Hotels wischbar sein? Früher dominierte in Hotels der Teppichboden, der in Bezug auf Schall deutliche Vorteile hat.

Horeis: Das liegt daran, dass die Hotelgäste im Schnitt älter werden. Es kann zu Verfleckungen kommen, wenn mal ein Malheur passiert. Beim klassischen Teppichboden ist man in diesem Fall mit Geruchsbelästigungen konfrontiert. Bei wischbaren Belägen kann man einfacher Abhilfe schaffen.

FT: Wir haben schon von Hotels gehört, die auf LVT umgestiegen, und dann zu Teppichböden zurückgekehrt sind. Machen Sie diese Erfahrung auch?

Horeis: Ich nicht, das kann meiner Meinung nach nur ein Beratungsfehler sein kann, der dazu führt. Man muss im Beratungsgespräch auf das Thema Raum- und Trittschall bei Designbelägen hinweisen. Es gibt Lösungen wie den Trockenunterboden Jumpax von Unifloor oder Verlegeunterlagen generell, die die Schallentwicklung minimieren.

FT: Besteht die typische Fußbodenkonstruktion in Hotels noch aus Grundierung, Spachtelmasse, Kleber und Bodenbelag?

Horeis: Unsere vornehmliche Aufgabe ist es, eine gute Untergrundvorbereitung zu schaffen. Es wird sehr häufig grundiert, gespachtelt und dann kommen Entkopplungs-, Trockenbau- und Schnellbausysteme zum Einsatz. Man will die Ausfallzeiten des Hotels möglichst begrenzen. Die Arbeitsabläufe sind deutlich schneller geworden. Wenn sich die Trockenunterböden durchsetzen, könnte das Spachteln in Hotels bald vorbei sein. Eigentlich wollen Hotels, dass man morgens den Altbelag rausreißt und abends mit der Neuverlegung schon fertig ist, damit am folgenden Tag der Tischler im Hotelzimmer weiterarbeiten kann. Die konkreten Verlegearbeiten hängen immer davon ab, welcher Untergrund vorliegt. Es gibt mit Doppelbodensystemen ausgestattete Hotels, wo überwiegend Teppichfliesen verlegt sind. Man kann das aber nicht verallgemeinern. Der Untergrund hängt in der Regel vom Alter des Gebäudes ab. Der Bodenleger muss entscheiden, was auf den Untergründen möglich ist.

FT: Kommen auch Trockenkleber zum Einsatz?

Horeis: Wenn wir einen vernünftigen Untergrund haben, setzen wir gerne Trockenkleber ein. Gerade, wenn alte Holzböden erhalten werden sollen, sind Trockenkleber eine Alternative. Ganz wichtig ist, dass man den Anwendungsbereich nicht überschreitet. Wir mussten auch schon einen nicht auf Parkett freigegeben Trockenkleber abschleifen und das Parkett neu lackieren.

FT: Handwerksverbände beklagen, dass Klick- und Looselaybeläge immer geringere handwerkliche Kenntnisse erfordern. Wie sieht es damit bei der Verlegung im Hotel aus?

Horeis: Bei der Verlegung im Hotel nimmt das erforderliche handwerkliche Know-how eher zu. Wir müssen entscheiden, was auf den vorhandenen Böden technisch machbar ist. Wir haben Entscheidungen zu treffen, die die nächsten zehn Jahre Bestand haben müssen. Wir bekommen immer schnellere und technisch aufwendigere Verlegeprodukte, das klappt nur mit Hilfe von Fachwissen, Erfahrung und Schulungen.

FT: Haben Sie Stammkunden bei Hotels? Wie oft fliegen dort die Bodenbeläge raus?

Horeis: Darüber gibt es natürlich Statistiken. Der Wunsch lautet alle 5 bis 8 Jahre. Nach meiner Erfahrung dauert es aber tatsächlich 10 Jahre bis ein durchschnittlicher Bodenbelag rausfliegt. Ich kann natürlich nicht für jede einzelne Hotelkette sprechen, aber ich sehe ja, welche Aufträge sich bei uns wiederholen. Ich weiß auch von großen Hotelausstattern, dass der Bodenbelagsaustausch nach 10 Jahren eher realistisch ist. Wenn die zeitliche Spanne tatsächlich 5 Jahre sind, handelt es sich meistens um qualitativ schlechte Beläge.

FT: Kann man sich als Objekteur auf Hotels spezialisieren?

Horeis: Das kann man sicher machen, aber es ist für mich nicht erstrebenswert. Man bräuchte einen sehr großen Mitarbeiterstamm, wenn man sich ausschließlich auf diesen Sektor fokussieren wollte. Dazu kommt, dass es einen großen Preiskampf gibt und vermehrt Generalunternehmer dort aktiv sind. Wenn man nur noch Hotels macht, begibt man sich in die Abhängigkeit der Generalunternehmer und das möchte ich vermeiden. Ich bevorzuge eine Vielzahl von Standbeinen.

FT: Was macht die Aufträge in Hotels attraktiv?

Horeis: Die Verlegungen in Hotels sind häufig vom besonders attraktiven Design geprägt. Im Neubau kommen häufig Bodenbelagsneuheiten zum Einsatz, die die Hersteller einem breiten Publikum präsentieren möchten. Das macht natürlich Spaß. Es sind meistens große namhafte Hotels, mit denen wir auch werben, wenn wir es dürfen. Das wiederum bedeutet ein Entrée für andere Kunden.

Natürlich lassen wir uns unsere Flexibilität auch gut bezahlen. Wenn wir kurzfristig einen Auftrag beispielsweise für einen beschädigten Bodenbelag in einem Hotelzimmer übernehmen oder ein Termin drängt, dann ist das Geld untergeordnet. Dann geht es nur noch um die Machbarkeit.

FT: Haben Objekteure Einfluss auf die Auswahl der Bodenbeläge?

Horeis: Meistens sind Innenarchitekten und Designer in die Ausstattung der Hotels mit eingebunden. Wir sprechen mit ihnen, legen das Design fest und erstellen bei Bedarf Musterflächen. Es gibt auch den Fall, dass die Bodenbeläge schon festgelegt sind, wenn wir den Auftrag bekommen. Aktuell machen wir viele kleinere Hotels, weil sie einen enormen Renovierungsstau haben. Es gibt durchaus Hotels, die in den 1970er Jahren das letzte Mal den Bodenbelag ausgetauscht haben.

FT: Bringt ihre Mitgliedschaft in der Objekteurgemeinschaft Netzwerk Boden Vorteile?

Horeis: Ja, auf jeden Fall. Alle Mitglieder von Netzwerk Boden lassen sich gegenseitig Aufträge zukommen. In der Regel spricht ein Kunde einen Objekteur von Netzwerk Boden an, der auch sein Ansprechpartner bleibt. Es kann aber auch sein, dass der empfohlene Verleger aus dem Netzwerk vor Ort mit dem Kunden seinen Auftrag fakturiert. Alle Beteiligten profitieren davon: Wir haben weniger Reisetätigkeit, der Kunde hat weniger Kosten, da die Anfahrt der Verleger günstiger ist.

Wenn ich in Hamburg mit dem Einkaufszentrumsbetreiber ECE Aufträge bespreche, können die durchaus von Kollegen in Baden-Württemberg ausgeführt werden. Es kommt allerdings auch vor, dass wir größere Anfahrtswege selber wahrnehmen: Meine Mitarbeiter waren gerade in Monaco, einer auf Sylt.


Verlegung in Hotels:
Worauf muss man sich einstellen?

• Ungewöhnliche Arbeitszeitfenster, wenn die meisten Hotelgäste nicht im Haus sind
• technisches Know-how für unterschiedliche Untergründe und schnelle Lösungen
• hohe Flexibilität
• unauffälliges Arbeiten, Lärm vermeiden
• Diskretion
• Disziplin in der Abstimmung mit anderen Gewerken
• aufwendige Logistik über Lastenaufzüge
• Einsatz von leisen Strippern für die Altbelagsentfernung
• Transport von Werkzeugen per abgedecktem Kofferkuli


Objekteur Horeis im Überblick
FDT K.Horeis GmbH
Wandsbeker Zollstraße 158 22041 Hamburg
Tel.: 0 40 / 6 56 00 23 Fax: 0 40 / 6 56 51 48
E-Mail: info@fdt-horeis.de

Geschäftsführer: Klaus Horeis
Mitarbeiter: 16, davon 13 Bodenleger (darunter 2 Lehrlinge), 2 kaufmännisch und ein Geschäftsführer
Einsatzgebiet: bundesweit
Verlegte Fläche/Jahr: schwankend zwischen 50.000 und 100.000 m2
Betriebsgründung: 1986, seit 2004 als GmbH
Kundenstruktur: 80% gewerblich, 20% privat
Fahrzeuge: 8
Verbandsmitgliedschaften: Landesinnung Parkett und Fußbodentechnik Hamburg
Objekteursgemeinschaft: Netzwerk Boden
Flächen: 110 m2 Verkaufsraum, 200 m2 Lager
aus FussbodenTechnik 05/16 (Wirtschaft)