FEP-Tagung 2016 in Thun
Europäische Parkettindustrie atmet auf
Ist die Talfahrt des europäischen Parkettmarktes gestoppt? Die gestiegenen Produktions- und Verbrauchszahlen von 2015 und der ersten Monate 2016 mit positiver Tendenz lassen hoffen, dass es nach vier Jahren endlich aufwärts geht. Die Föderation der Europäischen Parkettindustrie, FEP, ließ auf ihrer Jahrestagung 2016 vorsichtigen Optimismus verlauten. Der Verband will sich aber nicht allein auf Schub von außen verlassen, sondern mit der Marketinginitiative "5 + 2 = 7" selber dafür aktiv werden, dass der europaweite Parkettabsatz nachhaltig Auftrieb erhält. Ehrgeiziges Ziel: Den Marktanteil von 5 auf 7 % zu steigern.
Anfang 2016 hatte die FEP, Föderation der Europäischen Parkettindustrie, bereits anklingen lassen, dass sich der Parkettverbrauch in Europa stabilisiert hat und sich für die Branche Licht am Ende des Tunnels abzeichnen würde. Auf ihrer Jahrestagung im Schweizer Thun konnte der Verband diese Einschätzung nun auch mit Zahlen untermauern. Entsprechend zuversichtlich und gelöst war die Stimmung auf der Veranstaltung.
Nach dem jähen Absturz von Parkettproduktion und -absatz aufgrund der Weltfinanzkrise und weiteren schleichenden Verlusten, scheint die Branche ihr Tief überwunden zu haben. Zum ersten Mal seit vier Jahren ist die Produktion in den 17 Mitgliedsländern bzw. 15 Märkten - Dänemark, Finnland und Norwegen werden zum nordischen Cluster zusammengefasst - wieder gestiegen: um 2,6 % auf knapp 64 Mio. m
2. Das Volumen der FEP-Mitglieder außerhalb der FEP-Länder addiert, ergibt sich sogar ein Plus von 3,6 % auf 78,6 Mio. m
2. Polen bleibt der größte Parketthersteller innerhalb der FEP. Die dortigen Unternehmen vereinen 20,3 % an der Gesamtproduktion auf sich. Dahinter folgen Schweden, Österreich und Deutschland. Mehrschichtparkett hat seinen Anteil weiter ausgebaut auf 79 % zu Lasten von Massivparkett (19 %). Lamparkett stagnierte bei 2 %.
Deutschland weiterhin FEP-Parkettmarkt Nr. 1
Der Parkettverbrauch in den FEP-Mitgliedsstaaten zeigt ebenfalls eine positive Tendenz, wenn auch in geringerem Umfang als die Produktion: +0,5 % auf knapp 75,8 Mio. EUR hat der Verband für 2015 ermittelt. Das ist zwar noch weit entfernt vom einstigen Spitzenwert 110,2 Mio. m
2 im Rekordjahr 2007, aber die weitere Entwicklung im laufenden Jahr lässt die Hoffnung zu, dass die Talsohle durchschritten ist. FEP-Präsident Lars Gunnar Andersen: "Im ersten Quartal 2016 haben sich die meisten Länder positiv entwickelt, auch die weiteren Prognosen sind positiv. Ich bin optimistisch, was die Zukunft unserer Industrie angeht."
Besonders dynamisch zeigte sich 2015 Schweden, aber auch der Absatz in Ungarn, Frankreich, den Niederlanden und Belgien zog spürbar an. Demgegenüber waren die nordischen Länder überraschend schwach, leichte Einbußen verzeichneten Deutschland, Polen und Italien. Ungeachtet dessen behauptete sich Deutschland als wichtigter Parkettmarkt, Frankreich bleibt die Nummer zwei. Den höchsten Parkettverbrauch pro Kopf haben die Schweizer mit 0,76m
2, dicht gefolgt von den Schweden mit 0,75 m
2 und Österreichern 0,72 m
2. Die Deutschen kommen auf 0,22 m
2, was zumindest über dem FEP-Durchschnitt von 0,19 m
2 liegt.
"Europäische Eiche muss in Europa bleiben"
So erfreulich die Entwicklung für die europäische Parkett-
industrie ist: Alle ihre Probleme sind damit nicht gelöst. Sorgen bereitet vor allem die angespannte Situation auf den Rohstoffmärkten - alle wollen Eiche. Ihr Anteil am Gesamtverbrauch ist auf 77,7 % gestiegen. Das vielseitige Laubholz ist bei Konsumenten in Nord und Süd aufgrund seiner charakteristischen Optik beliebt, bei Industrie und Verlegern wegen seiner vorteilhaften Verarbeitungseigenschaften. Lars Gunnar Andersen sagte ohne viel Umschweife zum Eichen-Engpass: "Das ist ein großes Problem." Mit Sorge betrachtet er vor allem die wachsende Nachfrage aus Asien. "Wir müssen sehen, dass die europäische Eiche in Europa bleibt und nicht nach China verschifft wird, sonst erwachsen uns ernsthafte Schwierigkeiten."
"Parkettverbraucher in Parkettliebhaber verwandeln"
Die FEP ist für ihre Mitglieder in den unterschiedlichsten Bereichen aktiv, von Forschung und Normung bis hin zu Marketing und Öffentlichkeitsarbeit für Parkett. Als "wichtigstes Projekt der letzten Jahre" bezeichnete Georg Lange vom Hauptverband der Deutschen Holzindustrie, Vorsitzender des Technischen Komitees der FEP," das Thema Europarquet. Dafür wurden Klimaeinwirkungen auf Mehrschichtparkett untersucht, mit dem Ziel, Grundlagen für eine Eignungsklassifizierung zu erarbeiten.
FEP-Generalsekretär Endre Varga und Lars Gunnar Andersen warben für eine Initiative im Marketingbereich um breite Unterstützung der Mitglieder. Mit einer umfassenden Kampagne will der Verband europaweit den Parkettabsatz fördern und dazu den Verkäufer ins Boot holen. Er soll dazu motiviert werden, besser zu beraten, mehr Parkett zu verkaufen und so den Konsumenten zu überzeugen. "Wir wollen Parkettverbraucher in Parkettliebhaber verwandeln", sagte Gazzotti-CEO Giuseppe Salvio, Mitglied des Marketingkomitees, enthusiastisch. Damit hofft man, den Marktanteil von Parkett auf 7 % anzuheben.
Bleiben als letztes noch die turnusgemäßen Vorstandswahlen: Erwartungsgemäß wurde Präsident Lars Gunnar Andersen einstimmig in seinem Amt bestätigt. Für den scheidenden Dr. Carlo Comani von Gazzotti wurde sein Kollege Giuseppe Salvio in das Gremium gewählt. Die anderen Vorstandsmitglieder sind unverändert.
Bitte lesen Sie in der nächsten Ausgabe von Parkett Magazin die Fortsetzung unserer Berichterstattung von der FEP-Tagung mit einem Länderüberblick.
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Claudia Weidt
European Federation of the Parquet Industry (FEP)Rue Montoyer 24
1000 Brüssel, Belgien
Tel.: 0032 / 2 / 556 25 87
E-Mail: info@parquet.net
www.parquet.netInteressenvertretung der europäischen Parkettindustrie mit 70 Mitgliedern und Fördermitgliedern aus 19 Ländern, darunter 8 nationale Verbände,
47 Parketthersteller, 15 Zulieferer
Vorstand:
Lars Gunnar Andersen, Vorsitzender (Norwegen)
Klaus Brammertz, Bauwerk-Boen (Schweiz)
Dr. Peter M. Hamberger, Hamberger (Deutschland)
Javier Hervas, Mariano Hervàs (Spanien)
Jean-Luc Roy, Panaget (Frankreich)
Giuseppe Salvio, Gazzotti (Italien),
Karl Scheucher (Österreich)
Remco Teulings, Tarkett (Schweden)
Generalsekretär: Endre Varga
Neue Mitglieder 2015: Anbo Stile, Ciambella Legnami beide Italien), Flamingo Parkett (Niederlande), Fördermitglied: Bostik (Frankreich)
Austritte 2015: Weitzer (Österreich), Royal Philips Electronics (Niederlande)
Die nächste FEP-Tagung findet im Juni 2017 in Budapest statt.
aus
Parkett Magazin 05/16
(Wirtschaft)