Unilin setzt auf den Großhandel

"Für uns sind starke Partner wichtig"


Die Diversifikation mit Designbelägen und Dreischicht-Parkett hat sich für den Laminatspezialisten Unilin Flooring ausgezahlt. Vor allem die junge LVT-Sparte prosperiert. Ihr Marktanteil in Deutschland sei 2015 enorm gewachsen, resümieren die Belgier und erwarten auch für 2016 eine "weitere massive Steigerung". Dennoch soll vor dem Hintergrund des LVT-Erfolges nicht das angestammte Laminatgeschäft vernachlässigt werden. Mit neuen Produktideen, Investitionen in Schulungen und Service soll primär die Basis im Bodenbelags- und Holzgroßhandel ausgebaut werden.


Wer den großzügigen Showroom von Unilin Floors im belgischen Wielsbeke betritt, ist von der Vielfalt des Angebots der Belgier beeindruckt. Durch den Einstieg in die Segmente Mehrschichtparkett und vor allem LVT verfügt das über seine Muttergesellschaft Unilin zum US-amerikanischen Branchenprimus Mohawk gehörende Unternehmen über ein multifunktionales Sortiment, das verschiedenste Einsatzbereiche vom privaten Wohnen bis zum Objekt abdeckt, sich über eine Preisrange von etwa 15 bis 110 EUR VK-Preis erstreckt und dabei ein enormes Dekor- und Designspektrum bietet.

Innerhalb kurzer Zeit mit LVT auf dem deutschen Markt etabliert

Schnell Fuß gefasst hat Unilin im derzeit boomenden Markt für Designbeläge. Für 45 Mio. EUR errichtete das Unternehmen ein neues Werk für Klick-LVT in Wielsbeke, das 2014 anlief. In Produktionslayout und Anlagentechnik floss das Know-how aus der Laminatherstellung ein. Daher unterscheidet sich das Procedere in einigen Schritten wie der Laminierung der Schichten, der Prägung oder der Fasentechnologie von dem anderer Unternehmen. Ziel war nicht nur, die Optik zu perfektionieren, sondern auch die Schwachstellen des thermoplastischen Materials zu beheben: die Temperaturempfindlichkeit, sowie damit zusammenhängende eingeschränkte Dimensionsstabilität und Belastbarkeit des Klicksystems.

"Wir arbeiten ständig an der Optimierung der Dimensionsstabilität", sagt Wolfgang Schüller, Vertriebsleiter Deutschland und Österreich. Dafür, dass LVTs aus Wielsbeke auch bei Sonneneinstrahlung und Hitze ihre Form behalten, sorgt nicht nur der Unilin-eigene Fertigungsprozess, sondern auch die Verwendung eines
110 g-Glasvlieses - "sonst üblich sind 30 bis 40 g" - , das zudem dreidimensional ist und kein zweidimensionales Netz.

Die Argumente der Belgier scheinen in Deutschland zu greifen: "Unser Marktanteil ist 2015 enorm gewachsen". Die Beläge hätten sich als "renovierungsfreundliche, schnell zu verlegende Problemlöser" etabliert. Designbeläge mit HDF-Träger, wie sie manch anderer Holzwerkstoffhersteller propagiert, werden in Wielsbeke übrigens nur als Nischenprodukt angesehen. Für 2016 werden weitere massive Zuwächse erwartet. "Allein im ersten Quartal haben wir so viel verkauft wie in den letzten sieben, acht Monaten 2015."

Aktuell umfasst das LVT-Programm, das unter dem Titel Livyn geführt wird, drei Kollektionen der Marke Quick Step für den Privatbereich: Balance Click, Ambient Click und den Neuzugang Pulse. Hier reflektieren die Belgier die aktuelle Vorliebe des Marktes für Eiche und zeigen vorwiegend ruhige, großzügige Eichendekore in hellen bis mittleren Farbschattierungen, auch gebleicht und grau getönt, ergänzt mit einigen Pinien-Optiken.

LVT als Türöffner

Die neuen LVTs fungieren als Türöffner für das übrige Sortiment, hat Schüller draußen am Markt erlebt. Denn obgleich Unilin zu den Pionieren der Laminatbranche gehört und über eine ausgewiesene Produkt-, Dekor- und Innovationskompetenz verfügt, gelang es dem Unternehmen nicht, sich mit Laminat hierzulande auf breiter Front zu verankern. Das mag an einer mangelnden personellen Kontinuität im deutschen Vertrieb liegen. Schüller freut sich umso mehr, dass er über das Thema LVT nun auch mit Laminat bei den Kunden Zugang findet. "Der Vertrieb macht Spaß."

Primäre Zielgruppe ist der Großhandel - sowohl der Bodenbelags- als auch der Holzgroßhandel. Über diesen Weg will Schüller auch das Handwerk erreichen. "Es ist für uns wichtig, starke Partner zu haben", sagt er offen. Daher arbeite man lokal selektiv mit ausgewählten Händlern zusammen und investiere in sie, "um gemeinsam zu wachsen". Dazu gehören beispielsweise Verkaufs- und Produktschulungen für Verleger und Verkäufer genauso wie ein 24 Stunden-Lieferservice. Auch personell hat Unilin in Deutschland aufgestockt: Die drei neuen Key Account-Managerinnen Ines Kiskämper, Katharina Haderer und Xenia Henschke betreuen bundesweit und in Österreich die beiden Marken Quick Step und Pergo.

Parallel läuft die Produktentwicklung in Wielsbeke weiter. Mit einer neuen High Tech-Produktionslinie für 10 Mio. EUR will Unilin "eine neue Ära in der Laminatbodenfertigung einläuten": produktiver, flexibler und noch hochwertiger in der Endqualität, wie es Ruben Desmet formuliert, Geschäftsführer des Bereichs Laminat. Die neue Kollektion Majestic mit extrabreiten Dielen (2.050 x 240 mm) in zehn Dekoren soll Anfang 2017 auf den Markt kommen.



Unilin BVBA Division Flooring
Ooigemstraat 3
8710 Wielsbeke, Belgien
Tel.: +32 / (0) 56 / 67 52 11
E-Mail: info@quick-step.com,
info@pergo.com
www.quick-step.com, www.pergo.com

Geschäftsführer: Paul De Cock
Marketingdirektor: Philippe Gysen
Vertriebsleiter Deutschland und Österreich: Wolfgang Schüller
Außendienst DACH: 4
Gründungsjahr: 1960
Muttergesellschaft: Unilin-Gruppe, die wiederum zum US-Konzern Mohawk gehört, weltweit Nr. 1 bei Bodenbelägen
Umsatz: 1,4 Mrd. EUR (2014)
Sortiment: Laminatboden, heterogene PVC-Designbeläge/LVT, Fertigparkett unter den Marken Quick-Step und Pergo
Marken: Quick-Step (Handelsbeläge), Pergo (Objekt), jeweils für alle drei Produktgruppen
aus Parkett Magazin 05/16 (Wirtschaft)