GD Holz tagte in Frankfurt
"Holz hat Zukunft, Holzhandel hat Zukunft"
"Holz hat Zukunft, der Holzhandel hat Zukunft" - diese Botschaft vermittelte die diesjährige Tagung des GD Holz in Frankfurt. Die wirtschaftliche Entwicklung im ersten Halbjahr 2016 und die vielversprechenden Aussichten dank der vitalen Baukonjunktur bestätigen diese Zuversicht. Dennoch warten Aufgaben auf den Holzhandel: das Thema E-Commerce, die Personalsituation, der Bereich Logistik und die zunehmende Konkurrenz durch den Baustoffhandel.
Gut besucht, gute Stimmung, gute Perspektiven: Ein besseres Resümee kann man für den Holzhandelstag 2016 des GD Holz in Frankfurt kaum ziehen. Vorstandsvorsitzender Jürgen Klatt freute sich entsprechend über "die sehr gute Resonanz mit 135 Anmeldungen" in der Main-Metropole und ebenso über die stabile Mitgliederentwicklung des Verbandes - trotz der Konsolidierung in der Branche: "Der Verband steht auf stabilen Füßen." Der Holzhandel übrigens auch: Nach einem positiven Verlauf des vergangenen Geschäftsjahres konnte er im ersten Halbjahr 2016 weiter zulegen. Vor allem ein starkes zweites Quartal sorgte für ein Umsatzplus von 6 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. "Das ist ein sehr guter Wert, den wir zu Jahresbeginn nicht unbedingt erwartet hätten." Allerdings resultiert der Anstieg allein aus dem Großhandel mit + 6,5 %, der Einzelhandel, der ca. 30 % der Gesamterlöse des Holzhandels ausmacht, erreichte nur das Vorjahresniveau.
Unter den verschiedenen Warengruppen verbuchten Innentüren mit + 8,5 % wie schon in den Vorjahren einen überdurchschnittlichen Zuwachs. Schnittholz, Hobelware, Holzwerkstoffe und Fußböden legten zwischen 6 und 7 %. zu. Holz im Garten hinkte dagegen mit + 2 % deutlich hinter den durchschnittlichen Steigerungsraten hinterher, war allerdings bis Ende April auch noch rückläufig.
"Alle Ampeln auf Grün"
Auf dieser vielversprechenden Basis blicken die Teilnehmer am Betriebsvergleich des GD Holz zuversichtlich in die Zukunft: Etwa drei Viertel der befragten Betriebe erwarten gleichbleibende oder gar steigende Umsätze bis Ende September. Nur 20 % gehen von einem Umsatzrückgang aus. Klatt schürte diese Zuversicht: "Eigentlich stehen alle Ampeln auf Grün: Niedrige Inflation, robuster Arbeitsmarkt und die Bauwirtschaft ist im Plus und bleibt ein Konjunkturmotor."
Aber: 2015 sei geprägt gewesen durch Preisverfall in einzelnen Bereichen, nannte Klatt einen Wermutstropfen. Diese Entwicklung hat der GD Holz zum Anlass genommen, einen Preisindex zu entwickeln. "Dadurch wollen wir besser differenzieren können, ob ein Umsatzverlauf preis- oder mengengetrieben ist."
Das wirtschaftliche Umfeld verspricht dem Holzhandel also Rückenwind im täglichen Geschäft, das gibt Luft für die Bewältigung einiger anstehender Aufgaben. Einige davon wie das Thema E-Commerce oder den Wettbewerb durch den Baustoffhandel wurden in separaten Vorträgen von Experten beleuchtet (Bitte lesen Sie diese auf den Folgeseiten, Anm. d. Redaktion). Klatt brennt zudem die Personalsituation im Holzhandel unter den Nägeln. "Es wird immer schwieriger, Personal zu gewinnen. Wir stehen im Wettbewerb mit anderen Branchen, die für junge Menschen sexyer sind." Die Konsequenz: "Wir müssen selbst ausbilden, junge Menschen mehr einbeziehen und fördern." Darum will sich der Vorstandsvorsitzende in den nächsten zwei Jahren persönlich kümmern.
Aktiver Verband: 20 Mio. Clippings, 100.000 Klicks
Geschäftsführer Thomas Goebel gab einen Rückblick über die Themen, die den Verband 2015 bewegt haben. Manche davon, etwa die Forderung der Bundesregierung nach einer durchgängigen Chain of Custody-Zertifizierung, haben sich inzwischen erledigt. Andere befinden sich in Arbeit: die Überarbeitung der Tegernseer Gebräuche, die kaufrechtliche Mängelhaftung und die Neuordnung des Insolvenzrechts. Zumindest letzteres soll noch in dieser Legislaturperiode abgeschlossen werden. Danach wird die Insolvenzanfechtung geändert, der Rückgriff auf die Geschäftsführer von zehn auf vier Jahre verkürzt, der Zinssatz für die Rückzahlung an die Gläubiger gesenkt und eine Ratenzahlung gilt nicht mehr als Hinweis auf drohende Insolvenz. Noch nicht geklärt ist die Zukunft des Studiengangs Holzwirtschaft an der Universität Hamburg, für den sich auch der GD Holz stark gemacht hat. Mittlerweile hat der Deutsche Holzwirtschaftsrat die Gespräche mit der Uni Hamburg als gescheitert erklärt. Die Pläne für das Zentrum Holzwirtschaft seien ein "Sterben auf Raten".
Der Verband ist sehr aktiv in der Öffentlichkeitsarbeit und auch im Networking. Davon künden nicht nur 20 Mio. Clippings in der Presse, sondern auch 100.000 Besucher auf der Website www.holz-vom-fach.de für die Kunden des Holzhandels. An Veranstaltungen stehen dieses Jahr noch der "Branchentalk" im November in Berlin sowie ein Treffen des Juniorenkreises an. Der nächste, dann 42., Holzhandelstag des GD Holz findet vom 28. bis 30. Juni 2017 in Leipzig statt, wieder parallel zur Gesellschafterversammlung der Holzland-Kooperation und erstmalig auch des Holzrings. Auch Nichtmitglieder des Verbandes sind zu der Veranstaltung eingeladen.
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Claudia Weidt Gesamtverband Deutscher Holzhandel e.V.
Am Weidendamm 1a
10117 Berlin
Tel.: 030 / 72 62 58 00
E-Mail: info@gdholz.de
www.gdholz.deProfil: Der Gesamtverband Deutscher Holzhandel ist der Branchenverband des deutschen Holzfachhandels und bündelt die Interessen von 900 Mitgliedsunternehmen. Nach eigenen Schätzungen erreicht der GD Holz einen Organisationsgrad von ca. 60% der Unternehmen und 80 % des Branchenumsatzes. Er vereint die Fachbereiche Großhandel, Einzelhandel, Außenhandel, Furnier und Rohholzhandel.
Geschäftsführung: Thomas Goebel, Dr. Katharina Gamillscheg (stell-vertretende Geschäftsführerin)
Fachabteilungen:
Groß- und Einzelhandel: Hein Denneboom
Presse und Kommunikation: Anja Nitsche
Außenhandel: Nils Olaf Petersen
Holz & Normung: Florian Zeller
Vorstand: Jürgen Klatt (Vorsitz), Philipp Zumsteg (stellv. Vorsitzender), Matthias Roeren (Schatzmeister), Hartmut Gross, Andreas Cordes, Jens Blume, Kai Cording, Martin Geiger, Maximilian Habisreutinger
GD Holz Service GmbHGeschäftsführung: Thomas Goebel
Prokura: Hein Denneboom
Monitoring Organization: Jörg Schwabe
Veranstaltungsorganisation: Jens Lehmann
Zusammenfassung der Vorträge
Frank Göke, Pöyry
"Der Digitaldruck kommt"
Frank Göke vom international aktiven Beratungsunternehmen Pöyry untersuchte die europäische Holzwerkstoffbranche. Danach entwickelt sich die Nachfrage nach Holzwerkstoffen in Europa unterschiedlich: Im Westen stagniert sie oder wächst bestenfalls moderat, im Osten ist sie lebhafter und wird auch weiterhin zunehmen, sofern es die politischen Verhältnisse zulassen.
Die absatz- und umsatzstärkste Region für Holzwerkstoffe in Europa sind die DACH-Länder. "Daher herrscht hier auch ein hoher Wettbewerb." MDF und HDF stagnieren derzeit in den DACH-Märkten, oder sind sogar rückläufig. Lediglich Dünn-MDF hat Auftrieb. Die fünf führenden Hersteller waren 2015 Glunz/Sonae, Kronospan, Egger, Swiss Krono und Classen. 60 % der MDF-Produktion werden bei Laminatböden eingesetzt.
Und welche Produkttrends zeichnen sich bei Holzwerkstoffen und in deren Umfeld ab? Göke sieht Chancen für den Digitaldruck - "Digitaldruck kommt, vor allem für kleinere Lose" -, die Finishfolie - "Getrieben von Ikea" -, Hochglanzprodukte bzw. -oberflächen sowie LVT. "In LVT wird derzeit sehr viel investiert. Sie substituieren Laminat, aber auch Fliesen und Parkett." In den USA, wo LVT momentan sehr gefragt seien, haben die Preise laut Göke bereits auf 10 $ pro m
2 nachgegeben. Nicht durchsetzen werden sich nach Gökes Auffassung Dämmstoffplatten auf Holzwerkstoff-Basis.
Martin Langen, B+L Marktdaten
"Die Grenzen zwischen Holzhandel und Baustoffhandel verwischen immer stärker"
Langen macht für die Verschiebungen der Marktanteile im Holzbereich vom Holzhandel zum Baustoffhandel vor allem zwei Entwicklungen verantwortlich: erstens eine Ausweitung der Baugewerke auf verschiedene Tätigkeitsfelder. Zum Beispiel montiere der Zimmerer heute auch Dachfenster, bringt Dämmstoffe, Dachziegel und Trockenbau an. "Damit deckt der Holzhandel den Bedarf des Zimmerers nur noch zu 65 % ab, der Baustoffhandel zu 70 %." Zweitens das Erstarken der mobilen Generalisten, die im Schnitt 5,6 Gewerke angemeldet haben und Produkte und Dienstleistungen fordern, die der Holzhandel nicht in vollem Umfang bietet. Hinzu komme, dass der Baustoffhandel im Vergleich zum Holzhandel schneller und zugleich zielgruppen- statt produktorientiert agiere, oft über eine bessere Baustellenlogistik verfüge und Objektkalkulation statt Auftragskalkulation gewohnt sei.
Der Baustoffhandel zieht aber nicht nur gewerbliche Kunden aus dem Holzhandel ab, sondern auch Endkunden aus den Baumärkten. Ihnen gegenüber kann er neben dem umfangreichen Sortiment mit professionellen Ausstellungen punkten sowie häufig einem Einbau- bzw. Verlegeservice.
Der Erfolg des Baustoffhandels lässt sich konkret an Zahlen festmachen: Danach ist sein Holzumsatz in den letzten fünf Jahren im Schnitt jährlich um 11,4 % gestiegen, der Holzhandel hat im gleichen Zeitraum durchschnittlich nur um 2,1 % zugelegt.
In absoluten Zahlen sieht das Bild jedoch noch anders aus. Danach werden über 74 % des gesamten Holzumsatzes in Deutschland in Höhe von 21,1 Mrd. EUR (2015) über den Handel generiert. Davon entfällt wiederum mit 73 % bzw. über 11 Mrd. EUR das Gros auf den Holzhandel, der Baustoffhandel kommt auf 7,1 % (= 1,66 Mrd. EUR), Baumärkte auf 13,8 % (= 2,01 Mrd. EUR), andere Marktteilnehmer wie der Bodenbelagshandel und der Bauelementehandel auf 5,5 %
(= 850 Mio. EUR).
Langens Fazit: "Die Grenzen zwischen Holzhandel und Baustoffhandel verwischen immer stärker. Der Holzhandel sollte sich in seinem Sortiment und seinen Serviceleistungen auf die Veränderungen auf Kundenseite einstellen."
Dr. Jens Rothenstein, Kölner Institut für Handelsforschung
"Ende für Pure Play in Sicht, Cross Channel wird immer wichtiger"
Dr. Jens Rothenstein vom Kölner Institut für Handelsforschung bezifferte den E-Commerce-Umsatz insgesamt - B2B und B2C - für 2012 auf 912 Mrd. EUR, davon entfällt der Löwenanteil mit 870 Mrd. EUR auf B2B und davon wiederum 252 Mrd. EUR auf den Großhandel. Wichtigster Vertriebskanal für den Großhandel sei jedoch immer noch der persönliche Kontakt (84,7 %), vor dem stationären Standort (62,6 %) und dann dem eigenen Online-Shop (42,3 %).
"Aber ein Online-Shop funktioniert nicht von allein, erfordert ständige Pflege und bindet Ressourcen", betonte Rothenstein. Zudem werde bei Markenprodukten der Preiskampf durch die Transparenz befeuert und es sei nicht leicht, den richtigen Kundenkreis zu erreichen. Dafür könnten online neue Kunden gewonnen werden, jüngere Kunden und auch Kunden aus dem weiteren Umfeld.
Rothenstein wies darauf hin, die einzelnen Kanäle nicht isoliert zu behandeln, sondern vielmehr zu verzahnen. Denn die Kunden würden sich auch aller Kanäle bedienen, um sich zu informieren. "30 % der Beschaffungen im Online-Shop geht eine Informationssuche in Printmedien voraus." In einer Studie hat das IfH ermittelt, welche Leistungen sich die Kunden konkret als Cross Channel-Services wünschen. Das sind unter anderem Online-Kataloge, aus denen direkt bestellt werden kann, individuelle Preise und Rabatte unabhängig vom Vertriebskanal, Rechnungen etc. in elektronischer Form, Abholung von Retouren und ein zentrales Kundenkonto.
Dr. Jens Rothenstein, Kölner Institut für Handelsforschung
"Multichannel-Händler haben das beste Image"
"Keine Spur von Stagnation im Onlinehandel", stellte Dr. Jens Rothenstein fest. Von 2010 bis 2015 habe sich das Marktvolumen auf 46,3 Mrd. EUR verdoppelt, das sind 9,9 % des gesamten Einzelhandels. Bis 2020 wird eine weitere Steigerung auf 73,3 Mrd. EUR prognostiziert.
31,3 % der Online-Käufer haben schon einmal in der Branche Wohnen und Einrichten online eingekauft, 22,6 % im Bereich DIY und Gärten, den Rothenstein aber als als sehr dynamisch einschätzt. Unter den verschiedenen Produktgruppen haben Bodenbeläge mit 13 % einen relativ geringen Anteil bei den Online-Käufen.
Am positivsten von den Endverbrauchern wahrgenommen werden laut Rothenstein Multichannel-Händler. Sie gelten als seriöser, Innovativer, kundenfreundlicher und sympathischer gegenüber rein stationär oder online agierenden Händlern. Daher ist seine Schlussfolgerung: "Kanaldenken war gestern - Multi-Touchpoint-Management ist morgen."
Michel Kahrs, Holzhändler
"Wir wollen den Holz-Großhandel online bringen"
"Selfmade-Holzhändler" Michel Kahrs, wie er sich selbst bezeichnet, gründete 2008 mit seinem Bruder einen Online-Handel zunächst nur für Gartenmöbel und Terrassendielen und rein B2C. Später wurde das Geschäft auf B2B ausgeweitet. "Heute beschäftigen wir 40 Mitarbeiter und realisieren zweistellige Millionen-Umsätze." 2014 entschloss sich Kahrs, sein Know-how in Sachen E-Commerce an die Branche weiterzugeben und gründete eine Software-Gesellschaft mit dem Ziel, den Holz-Großhandel online zu bringen.
Die Anforderungen an den Großhandel lassen sich laut Kahrs aus den Erfahrungen im B2C-Bereich ableiten. Wichtig sind demnach vor allem transparente Verfügbarkeiten und Lieferfähigkeiten, bedarfsgerechte Kommissionierung, kurzfristige Lieferungen mit Avisierung beim Empfänger und Entladung sowie ein umfassendes Online-Informationsangebot. Das erfordert Anpassungen in der Lager-Logistik - zum Beispiel bessere Verpackungen - und Transport-Logistik. Die weitaus größere Herausforderung besteht für Kahrs jedoch in der Daten-Logistik, d.h. der Zusammenstellung, Aufbereitung und Lieferung von in erster Linie produktbezogenen Daten. "Die Lösung ist eine strukturierte Artikeldatenbank". Leichter bewältigen lässt sich dieses Produkt-Informations-Management mit spezieller Software, wie sie von Kahrs’ Unternehmen Webcustoms IT Solutions entwickelt worden ist.
Norbert Beck
"Menschen kaufen Emotionen"
Wie man den "Kaufknopf im Kundenkopf" bedient, erläuterte Norbert Beck. An jeder Kaufentscheidung sind laut Beck sowohl das Denkhirn, sprich Bewusstsein, als auch das Emotionshirn, sprich limbisches System oder Unterbewusstsein beteiligt. "80 % der Entscheidungen fällt das Emotionshirn." Daraus ergibt sich: "Menschen kaufen Emotionen, keine Ware oder Dienstleistung."
Die drei Hauptemotionen ("Kaufknöpfe") sind dabei laut Beck Macht, Sicherheit und Spaß. Bei den Jüngeren funktioniert am besten der Kaufknopf Spaß, bei den Best Agern Sicherheit. Männer kaufen sich eher Macht und damit Status, Frauen Sicherheit. Auch bräuchten Frauen eine größere Auswahl und mehr Zeit, Männern solle man eher eine kleinere Auswahl und weniger Zeit gewähren. Und wie erreicht der Handel, dass der Kunde nicht nur eine Kaufentscheidung fällt, sondern sein Geschäft weiterempfiehlt? "Ganz einfach", sagt Beck, "durch Freundlichkeit, Vertrauen und Wertschätzung."
aus
Parkett Magazin 05/16
(Wirtschaft)