A.S. Création hat 2003 Umsatz knapp gehalten, aber weniger verdient
Tapeten leicht zugelegt, Stoffe verloren
A.S. Création musste 2003 bei nahezu gleich bleibendem Umsatz von 119,4 Mio. EUR einen deutlich reduzierten Gewinn hinnehmen, der mit Rohstoffverteuerungen, Wechselkursbelastungen und negativen Steuereffekten begründet wird. Auch gelang es nicht, die Stoff-Aktivitäten aus den roten Zahlen zu führen. Aber: Mit Umstrukturierungen und Kostensenkunge habe die Basis für Umsatz- und Ergebnissteigerungen im laufenden Jahr gelegt werden können, heißt es.
A.S. Création blickt auf ein "schwieriges, aber trotzdem erfolgreiches Geschäftsjahr 2003" zurück. Erfolgreich insofern, als die "Basis für eine positive Entwicklung" gelegt werden konnte, ließ Vorstandsvorsitzender Jörn Kämper bei der Präsentation der Bilanz verlauten. Der Konzernumsatz schrammte mit 119,4 Mio. EUR nur ganz knapp an dem Rekorderlös des Vorjahres (119,7 Mio. EUR) vorbei, allerdings schmolz das Ergebnis kräftig zusammen.
Die gute Stimmung im Vorstand der börsennotierten AG erklärt sich mit dem Vergleich der beiden Jahreshälften 2003: Durch "Kostenreduzierung und und Effizienzsteigerung" ließ sich der drastische Rückgang des Vorsteuer-Ergebnis, der im ersten Halbjahr noch bei -36,5 %lag, im zweiten Halbjahr auf -17,9% abbremsen.
Während A.S. Creation bei Tapeten wieder einen Gewinn einfahren konnte, wenn auch mit 8,7 Mio. EUR deutlich weniger als im Jahr zuvor (10,5 Mio. EUR), gelang es nicht, den Geschäftsbereich Stoffe aus den roten Zahlen zu führen (0,5 Mio. EUR gegenüber 0,6 Mio. EUR 2002). Die Umsatzrendite vor Steuern ist auf 6,8% gerutscht (8,3%), liegt damit aber nach Einschätzung des Vorstands im Vergleich zu anderen Produktionsunternehmen "immer noch auf einem guten Niveau".
Außer Konsumzurückhaltung, Rohstoffverteuerungen und Wechselkursbelastungen durch den hohen Euro-Kurs macht Finanzvorstand Maik Krämer vor allem die verschlechterten steuerlichen Bedingungen in Deutschland für die Gewinneinbußen verantwortlich. So hätten die Erhöhung der Körperschaftssteuer und der Gewerbesteuer sowie der Wegfall der Körperschaftssteuer-Rückerstattung den Jahresüberschuss von 6,3 auf 4,7 Mio. EUR zurückfallen lassen. Entsprechend reduzierte sich auch das Ergebnis pro Aktie von 2,25 Euro auf 1,69 Euro im Jahr 2003.
Da sich das Ausland besser entwickelten als das Inlandsgeschäft, stieg der Exportanteil am Brutto-Umsatz von 54,3 auf 55,4%. Freude machte A.S. Création insbesondere die englische Vertriebstochter, die nach einem Managementwechsel für ein "ordentliches Umsatz- und Ergebniswachstum" sorgte.
Tapetenumsatz 2003 leicht gewachsen
Tapeten sind mit 88,4% Anteil unverändert der dominierende Geschäftsbereich. Kämper bedauert, sich hier nicht direkt mit anderen deutschen Produzenten messen zu können: "Als Aktiengesellschaft sind wir der einzige Tapetenhersteller in Deutschland, das seine Zahlen offen auf den Tisch legt." So kann er sich nur an den Zahlen des VDT messen, der für 2003 einen durchschnittlichen Umsatzrückgang von 3,8% benennt. Demgegegenüber konnte A.S.Création seinen Umsatz leicht von 105,5 auf 105,8 Mio. EUR verbessern, die Rollenproduktion blieb mit 31 Mio. Rollen auf dem Vorjahresniveau, so dass der Durchschnittspreis geringfügig angehoben werden konnte.
Damit hat sich der Marktanteil der Gummersbacher um einen Prozentpunkt auf ca. 28 %verbessert, für das nächste Jahr werden 30% angestrebt. "Die Vliesproduktion legt kräftig zu, nimmt auch der Rauhfaser Marktanteile weg", erklärt Kämper, aber hier drohe auch schon wieder die nächste Gefahr: "Leider werden mittlerweile auch neuartige Produkte über den Preis verkauft. Billigkopien aus Niedriglohnländern wie China und der Ukraine, die unsere Vertriebsaktivitäten in Osteuropa erschweren, verschärfen die Situation."
A.S. Création selbst will am Produktionsstandort Deutschland festhalten. In Wiehl-Bomig biete die neue Produktionshalle Platz für insgesamt vier hochmoderne 10-Farben-Siebdruck-Tiefdruck-Kombinationsdruckanlagen, ließ Produktionsvorstand Bernhard Wagner. Das ist allerdings noch Zukunftsmusik; bislang steht dort eine dieser Superanlagen. Sie hat im April 2003 den Betrieb aufgenommen und ermöglicht "neue, aufwändige optische Effekte". Auf die hochleistungsfähige Maschine entfiel auch der Großteil der Investionen 2003 in Höhe von 9,7 Mio. EUR (2002: 6,9 Mio. EUR).
Textilaktivitäten weiter Sorgenkind
Sorgenkind blieben die Dekostoff-Aktivitäten, die in der A.S. Création Textil GmbH gebündetl sind. Der Umsatz verringerte sich hier von 14,7 auf 14,2 Mio. EUR, wobei sich das Minus von 3,1% gegenüber dem Branchenschnitt von 5,5% noch moderat darstelle. Dabei konnten bei Tochter Indes "deutliche Umsatzsteigerungen und auch ein Ertragszuwachs" realisiert werden, aber es gelingt nicht, den Zukauf Fuggerhaus in Schwung zu bringen. "Fuggerhaus ist hochpreisiger, hier trifft uns die Marktsituation", erklärt Kämper und verweist darauf, dass sich die Einzelhandelsflaute im oberen Marktsegment besonders stark bemerkbar mache.
Mit Bestimmtheit wies Kämper in diesem Zusammenhang die Frage nach einer eventuellen Trennung von den unrentablen Textilgeschäften zurück. "Tapete und Dekostoffe ergänzen sich gegenseitig und bleiben Bestandteil des A.S.Création-Portefeuilles. Der Break-even soll in diesem Jahr geschafft werden." Neuer Anlauf also, denn die gleiche Ankündigung gab es schon im letzten Jahr.
A.S.-Aktie von Analysten gut bewertet
Die A.S. Aktie wird von Analysten gut bewertet. Nach Ansicht einiger Börsen-Infodienste ist eine deutliche Besserung des Ergebnisses zu erwarten, weil die eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen erfolgreich abgeschlossen seien. GSC Research bewertet im Börsenbrief "Nebenwerte Insider" die A.S. Création-Aktie für konservative Anleger mit "Kaufen". Hot Stocks Europe meint, dass bei der Aktie mittelfristig auf 12-Monatssicht steuerfreie 50% -Gewinne möglich seien. Prior Börse spricht sogar von einem "Super-Schnäppchen" und sieht ein Kursziel von 30 EUR. Alle Bewertungen stammen aus der Zeit nach der Bilanzpräsentation am 18. März. Zum Vergleich: Zum Jahresende 20033 wurde das Papier zu einem Kurs von 15,80 EUR notiert, das waren 4,2% weniger als im Vorjahr, in den ersten Monaten 2004 ist die Aktie auf 19,50 EUR gestiegen.
Weitere Zukäufe nicht ausgeschlossen
Trotz des unverändert konjunkturell ungünstigen Umfelds will A.S. Création 2004 einen höheren Ertrag erwirtschaften. Der Vorstand setzt dabei unter anderem auf die optimierte Kostenstruktur und sieht auch vielversprechende Tendenzen bei der Entwicklung des Umsatzes und des Auftragseinganges. Geplant ist ein Umsatz von ca. 130 Mio. EUR (+ 9%), der Jahresüberschuss soll gar um 27,6% auf 6 Mio. EUR angehoben werden - und das allein aus eigener Kraft ohne potenzielle Akquisitionen.
Außerdem stehen im laufenden Jahr die Integration und der Ausbau der Vertriebsorganisation in Frankreich und den Niederlanden im Focus. Wie BTH Heimtex bereits berichtete, hat sich A.S. Creation in diesen beiden Ländern in den Großhandel eingekauft. Die beiden französischen Tapetengrossisten PPSE und Edirama sowie das niederländische Unternehmen Wandvisie firmieren künftig unter A.S Création F und NL. In Frankreich soll das Geschäft mit kleineren Baumarktketten und Einzelhändlern aufgebaut werden, die bisher nicht beliefert wurden, in den Niederlanden will man vor allem den Facheinzelhandel als Kunden gewinnen und damit einen jährlichen Umsatz von mindestens 2 Mio. EUR generieren.
Der national und international anhaltende Konsolidierungsprozess bei Tapetenproduzenten und Großhändlern ist nach Ansicht des Vorstand noch nicht abgeschlossen. Ohne Schwerpunkte zu nennen, meint Jörn Kämper: "Weitere Zukäufe sind nicht ausgeschlossen".
A.S. Création Tapeten AG - Daten & Fakten
Gründung: 1974
Profil: Größter deutscher Tapetenhersteller, als einziger an der Frankfurter Wertpapierbörse notiert
Tochtergesellschaften: A.S. Création (UK) Ltd., PPSE SA, Edirama SA, Wandvisie 2000 B.V., A.S. Création Textil GmbH, Indes Wohntextil, Fuggerhaus Stoffe
Vorstand: Jörn Kämper (Vorsitz), Maik Holger Krämer (Finanzen), Bernhard Wagner (Produktion)
Sortiment: ca. 6.000 verschiedene Tapeten
Produktion: ca. 31 Mio. Rollen
Lagerbestand: ca. 9 Mio. Rollen
Umsatzstruktur:
45% Deutschland (2002: 46)
24% Westeuropa 23
28% Osteuropa (28)
3% Übrige (3)
Marktvolumen und Marktanteil:
Inland: Inlandsumsatz VDT-Mitglieder 2003: ca. 155 Mio. EUR
Anteil A.S. Création: ca. 26%
Ausland: Exportumsatz VDT-Mitglieder 2003: ca. 205 Mio. EUR
Anteil A.S. Création: ca. 30%
Gesamt: Umsatz VDT-Mitglieder 2003: ca. 360 Mio. EUR
Anteil A.S. Création: ca. 28% (2002: ca. 27%)
aus
BTH Heimtex 04/04
(Wirtschaft)