Wego Systembaustoffe: Interview mit Mark Hamori und Dirk Radomski

Nah am Kunden sein


Etwas mehr als ein halbes Jahr ist der neue Vorsitzende der Geschäftsführung bei Wego Systembaustoffe jetzt im Amt: Mark Hamori hat sich bei dem Hanauer Multispezialisten einen ersten Überblick verschafft. Die Wego-Muttergesellschaft SIG verpflichtete mit ihm einen Vertriebsfachmann, der mehr als zehn Jahre in Diensten von Schraubenhändler Würth stand. In der Firmenzentrale von Wego berichtete Hamori gemeinsam mit Marketingleiter Dirk Radomski über die Entwicklung der Sortimente, der Niederlassungen, über die Bedeutung des Themas Boden und den Ausblick auf die Messe EPF 2017.

FussbodenTechnik: Herr Hamori, Sie sind jetzt etwas über ein halbes Jahr bei Wego. Wie fällt Ihre erste Bilanz aus?

Mark Hamori: Meine erste Bilanz ist positiv. Es war und ist eine schöne, aber auch sehr intensive Zeit. Es war ein Kaltstart ohne Übergabephase, dafür gab es viele positive Erlebnisse mit viel Freundlichkeit und Offenheit, sowohl in der deutschen Organisation als auch in der gesamten SIG-Gruppe. Nachdem ich bereits viele Mitarbeiter und einige Standorte, aber auch Lieferanten und Kunden kennengelernt habe, ergibt sich ein positives und rundes Bild.

Besonders beeindruckt hat mich, dass wir viele Mitarbeiter an Bord haben, die 10 oder 20 Jahre und länger dabei sind. Darauf können wir stolz sein. Personell sind wir richtig gut aufgestellt. Auch bei den Lieferanten arbeiten wir mit den Top-Marken der Branche langjährig vertrauensvoll zusammen. Das sind gute Voraussetzungen, um erfolgreich zu sein. Nach der Einarbeitungsphase werden wir mit unseren Mitarbeitern gemeinsame Ziele setzen, die zukünftige Marktstrategie transparent erarbeiten und die daraus abgeleiteten Maßnahmen in den nächsten Jahren konsequent realisieren.

FT: Welche Ziele streben Sie an?

Hamori: Zuerst einmal gilt es, mich mit weiteren Mitarbeitern und der Organisation bekannt zu machen. Mein Vorgänger hat gewisse Richtungen eingeschlagen, die ich nachvollziehen möchte. Ein weiterer Aspekt sind strategische Leitlinien unserer Muttergesellschaft, die die gesamte SIG-Gruppe prägen. Nachdem ich alle Aspekte analysiert habe, folgt der nächste Schritt. Wichtig ist mir, dass wir keine Revolution anstreben, sondern dass es eine Evolution von Themen ist, die auf vielen abgesteckten Pfaden weitergeht.

Bei meiner Vita ist es kein Geheimnis, dass einer meiner Schwerpunkte im aktiven Vertrieb liegt. Außerdem strebe ich die Intensivierung unserer Lieferantenbeziehungen an. Wenn sich das noch in gesunden wirtschaftlichen Zahlen widerspiegelt - Stichwort Effizienz und Effektivität - dann kann man davon ausgehen, dass sich der Erfolg einstellen wird.

FT: Können Sie das Schlagwort Vertrieb noch ein bisschen mit Leben füllen?

Hamori: Unsere Außendienstorganisation umfasst knapp 250 Mitarbeiter. Es ist eine große, starke Mannschaft. Wir werden uns intensiv mit der Vertriebssteuerung beschäftigen. In den vergangenen 12 Monaten ist beispielsweise ein modernes Customer-Relationship-Management-System (übersetzt Kundeninformationsprogramm, d. Red.) eingeführt worden. Die Voraussetzungen sind vorhanden, jetzt müssen wir sie nutzen.

Ein drittes Stichwort ist die Kundenbearbeitung. Wie gehen wir mit "kleinen" Kunden um? Wie bearbeiten wir Kunden aus dem Handwerk? Wie größere Industriekunden? Das sind Themen, die ich mir auf die Fahne geschrieben habe. Natürlich werden wir auch unser Niederlassungsnetzwerk anschauen. Wo sind wir präsent und wo nicht? Diese Themen möchte ich gerne angehen.

FT: Sie standen ja zuvor in Diensten von Würth. Was ist bei Wego völlig anders, oder lässt sich Ihre Tätigkeit bei beiden sogar miteinander vergleichen?

Hamori: Eine Parallele besteht darin, dass beide Unternehmen sehr stark auf den Handwerkskunden ausgerichtet sind. Würth ist sicherlich eine sehr gute Schule für erfolgreichen Vertrieb. Zentrales Thema bei beiden Unternehmen ist das Verständnis für den Kunden. Das ist bei Wego sehr gut verankert und darauf kann man wunderbar aufbauen.

FT: Die Geschäftsführung von Wego besteht aus drei Mitgliedern. Wie sind die Aufgabengebiete verteilt?

Hamori: Jessica Schwarz ist im Juli bei uns gestartet. Sie verantwortet den Bereich Finanzen und ist die Nachfolgerin von Michael Klatt. Torsten Bard ist seit fünf Jahren im Unternehmen und wurde Ende letzten Jahres in die Geschäftsführung berufen. Er betreut Personal, Arbeitssicherheit, große Veränderungsprojekte und die sogenannte Supply Chain. Ich koordiniere die Aufgaben und widme mich dem Vertrieb, dem Einkauf, dem Marketing sowie der Strategie.

FT: Gibt es weitere Themen für 2016?

Hamori: Es ist natürlich so, dass wir uns bereits mit Themen für 2017 und darüber hinaus befassen. Zum einen steht die Bugetierung an, zum anderen beschäftigen wir uns mit der mittelfristigen Planung der kommenden Jahre. Eines der wichtigsten Themen ist: Wie stärken wir den Vertrieb? Wir wollen die PS, die wir haben, optimal auf die Straße bringen. Unser Ziel ist es, noch enger am Kunden zu sein. Es bestehen auch heute schon sehr gute Kontakte, aber die Beziehung zu den Kunden kann durchaus intensiviert und der Kundenkreis erweitert werden. Auch bei den bestehenden Kunden gibt es durchaus noch zusätzliches Potential.

FT: Wollen Sie auch neue Zielgruppen definieren?

Hamori: Das können neue Zielgruppen sein, man kann auch Kunden neu segmentieren. Wego hat vor zehn Jahren mit der Marke VTI schöne Erfolge gefeiert durch Spezialisierung in den Bereichen Heizung, Sanitär und Klimatechnik. Wir wollen uns auch auf bewährte Stärken zurückbesinnen.

FT: Brennend interessieren würde FussbodenTechnik, ob Wego sein Bodenbelagssortiment erweitert?

Dirk Radomski: Über das Thema Bodenbeläge haben wir in der Vergangenheit wiederholt gesprochen. Wenn man Estrich verkauft, ist es naheliegend, dass man das Angebot für den Boden mit weiteren Produkten anreichert. Es gibt bei uns Überlegungen, das Programm über unsere Laminat-Eigenmarke hinaus zu erweitern. Wir sind hier gerade beim Feintuning.

Hamori: Wir wollen uns noch tiefer in die einzelnen Sortimentsbereiche einarbeiten. Wego ist ein Multispezialist, d.h. dass wir an unseren Standorten verschiedene Sortimente vertreiben.

An manchen Standorten sind wir bislang nur mit einer Sortimentsgruppe vertreten, an manchen mit zwei oder drei. Wir vertreiben aber insgesamt sechs Sortimentsgruppen: Ausbau/Trockenbau, Bauelemente, Boden, Fassade, Dach und Technische Isolierung. Das heißt, dass sich die Erreichbarkeit unserer Produkte für die Kunden in den Niederlassungen noch verbessern lässt. Wenn wir mehr Sortimente an den einzelnen Standorten vertreiben, sind wir näher an den Kunden dran.

FT: Welche Sortimente sind besonders erfolgreich?

Hamori: Gerade der Boden ist ein Thema, das wir weiter stärken wollen. Es gibt den einen oder anderen Wego-Standort, der sich darauf spezialisiert hat. Wir wollen aber durchaus in anderen Standorten oder Ballungszentren mit dem Thema Fuß fassen.

Radomski: Am breitesten aufgestellt sind wir im Trockenbau, deshalb ist dies das stärkste Segment.
An zweiter Stelle folgt der Boden, gefolgt von der Technischen Isolierung. Als Ausbausortimente sehe ich Fassade und WDVS, mit denen wir an einzelnen Standorten recht erfolgreich agieren, aber sicherlich in der Breite noch deutliches Potenzial haben.

Hamori: Wir müssen in diesem Zusammenhang auf jeden Fall unsere Fachleute für Systemböden in unserer Niederlassung in Haibach nennen. Wego verfügt über eine hervorragende Kompetenz, wenn es um Hohl- und Doppelböden geht. Wir haben im letzten Jahr die Firma SML aus Parchim akquiriert. Sie ergänzt unsere Fußbodenkompetenz, die unter der Leitung von Marco Brehm gebündelt wird. Das Thema hat sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt. Wir sind mittlerweile einer der Top-Drei-Anbieter im Markt. Nichtsdestotrotz sehe ich auch beim Fußboden noch Potenzial.

Radomski: Wir haben überall noch Potenzial. Unser flächendeckendes Netz macht es aus, dass wir für Industriepartner besonders interessant sind. Wir bauen eine Partnerschaft auf und können bundesweit Konzepte abstimmen. Wego verfügt - mit Berücksichtung der sechs Express-Standorte - mittlerweile über 66 Niederlassungen.

FT: Wego hat in diesem Jahr mehrere Niederlassungen neu eröffnet oder modernisiert. Wie ist der
aktuelle Stand?

Radomski: Das ist richtig. Wir haben in diesem Jahr durch neue Niederlassungen bzw. Express-Standorte unsere Präsenz in Berlin, Frankfurt, Braunschweig, Potsdam und Erfurt gestärkt.

Hamori: Für uns ist die Kundennähe ausschlaggebend. Gerade in den Ballungszentren wie München, Berlin, Rhein-Main oder Hamburg sind die Handwerkskunden nicht bereit, länger als eine halbe Stunde bis zum nächsten Standort zu fahren. Ein besonders gelungenes Beispiel ist Berlin: Wir sind in der Hauptstadt sehr erfolgreich mit unserem Konzept, das aus einem Hauptstandort plus mittlerweile drei Express-Standorten besteht. So können wir den Berliner Raum sehr gut abdecken. Ich will nicht ausschließen, dass wir den einen oder anderen Express-Standort noch ergänzen, um regional noch näher am Kunden zu sein und Versorgungssicherheit zu bieten.

FT: Nah am Kunden ist Wego auch auf Messen. Werden Sie auf der EPF 2017 etwas Neues zeigen?

Radomski: Unser vorrangiges Ziel ist es, unsere Stärken zu präsentieren und im Markt weiter auszubauen. Wir haben unsere Thermoblower-Fahrzeuge mit der gebundenen Ausgleichsschüttung in einigen Regionen bereits erfolgreich etabliert und werden diese auf der EPF 2017 präsentieren. Da das Thema für den Verarbeiter erklärungsbedürftig ist, kann man vor Ort in die Beratung einsteigen. Das ist ideal für eine solche Messe.

Hamori: Wir haben unsere Kapazitäten bei den Thermoblowern auf sechs Fahrzeuge verdoppelt. Nach Markteinführung mit dem ersten Fahrzeug in Österreich haben wir die Technologie kontinuierlich weiter ausgebaut. Gerade mit solchen Themen kann Wego als innovativer Trendsetter unterwegs sein.

Radomski: Die Thermoblower stehen für unsere Kernkompetenz Logistik, mit der wir einen Mehrwert für den Kunden schaffen. Diese Unterstützung des Estrichlegers passt exakt in unsere Strategie. Der Verarbeiter profitiert davon, eine Ausgleichsschüttung nach dem Stand der Technik fachgerecht einzubauen.

FT: Gibt es neben Messen neue Wege, die Kunden zu erreichen?

Hamori: Ja, wir sind stolz darauf, dass unser Webshop im Frühjahr online gegangen ist. Wir verzeichnen seit dem ersten Tag Umsätze in diesem Vertriebskanal. Alles spricht dafür, dass der Webshop sehr schnell akzeptiert worden ist.

Radomski: Gerade für die Zielgruppe der Estrichleger ist der Webshop hochinteressant, weil die Produktvielfalt überschaubar ist. Man kann mit individuellen Merklisten oder mit der Bestellhistorie arbeiten, um zügig Bestellungen auszulösen. Das umfangreiche Kundenportal zeigt transparent alle On- und Offline-Transaktionen sowie seine jeweiligen kundenindividuellen Preise. Zudem kann sich der Verarbeiter die sogenannte Baustellendokumentation abrufen.

FT: Ein anderes großes Produkt-Thema bei Wego sind Eigenmarken. Wächst deren Zahl weiter?

Radomski: Das ist abhängig vom Sortiment. Wir haben unser selbst gestecktes Ziel hier zum Teil noch nicht erreicht. Das Thema Eigenmarken hat für uns eine große strategische Bedeutung. Im aktuellen Jahr haben wir den Fokus auf den Trockenbau gelegt und sehr erfolgreich mit der Marke Wego Power ein Trockenbauprofil eingeführt. Für das Segement Boden beschäftigen wir uns bereits mit ersten Ideen.

FT: Sie sagten ja bereits, dass Logistik für Wego ein ganz elementares Thema ist. Werden Sie hier weiter investieren?

Hamori: Wego verfügt über knapp 300 Fahrzeuge. Wichtig ist, wie die Fahrzeuge ausgestattet sind. Wir vergleichen das immer mit den anderen Ländergesellschaften in der SIG-Gruppe. Unsere Fahrzeuge haben Ladekräne an Bord, die in anderen Ländern so nicht gang und gäbe sind. Diese besondere Serviceleistung wird von unseren Kunden gerne angenommen. Unsere Aufgabe wird es sein, diese Flotte zu erhalten und kontinuierlich zu modernisieren.

FT: Lassen Sie uns einen kleinen Ausblick wagen: Wo wollen Sie mit Wego in fünf Jahren stehen?

Hamori: Wichtig ist für mich, dass sich Wego auf klassische Stärken zurückbesinnt. Das sind Kompetenz und Kundennähe. Wenn man zusätzlich sehr gute Beziehungen zu seinen Lieferanten pflegt, dann wird dies eine zukunftsträchtige Kombination sein. Außerdem möchten wir über Kundennähe und -zufriedenheit wachsen. Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten Jahren mit zusätzlichen Standorten beim Umsatz zulegen werden. Wichtig ist für mich natürlich auch die Erwartung des Gesellschafters in punkto wirtschaftlicher Erfolg. Letzten Endes sind das die Größen, die sich automatisch einstellen, wenn man den Kunden zufriedenstellt. Für mich ist es wichtig, dass wir uns in den Kunden hineinversetzen und ihn verstehen.

Daneben sind für mich einfache Prozesse wichtig, Stichwort Webshop. Wir müssen für den Kunden modern aufgestellt sein. Wenn wir es schaffen zu verstehen, was den Kunden umtreibt, dann wird es uns gelingen, erfolgreich zu sein. Dann stellen sich auch Wachstum und monetärer Erfolg ein. Das Verständnis des Kunden ist langfristig der Schlüssel zum Erfolg.

Wego Systembaustoffe im Überblick
Wego Systembaustoffe GmbH
Hauptverwaltung
Maybachstraße 14 63456 Hanau-Steinheim
Tel.: 0 61 81 / 67 11 -0 Fax: 0 61 81 / 67 11-18
E-Mail: info@wego-systembaustoffe.de
Web: www.wego-systembaustoffe.de

Geschäftsführer: Mark Hamori (Vorsitzender), Jessica Schwarz (Finanzen),
Torsten Bard (Personal, Veränderungsprojekte, Supply Chain)
Marketingleitung: Dirk Radomski
Produktmanager Boden: Sven Siemon
Muttergesellschaft: SIG Germany
Anzahl Wego-Niederlassungen: 66
Produkt-Segmente: Bodensysteme, Ausbau / Trockenbau, Bauelemente, Dach, Fassade und Technische Isolierung
aus FussbodenTechnik 06/16 (Wirtschaft)