Alois Denzel KG
Fortschrittlicher Großhandel auf historischem Terrain
Mit einem Umsatz von 30 Mio. EUR und einem Firmenareal mit über 100.000 m
2 ist Hagebau-Gesellschafter Holz Denzel in Wertingen in der Fläche einer der größten Holzgroßhändler in Deutschland mit Einzelstandort.
Wer bei Holz Denzel, wie sich die Alois Denzel KG nennt, in den Mühlwinkel 12 in Wertingen einfährt, ist zunächst überrascht. Auf den ersten Blick glaubt man nicht, hier im bayerischen Schwaben bei einem der größten Holzgroßhändler Deutschlands mit Einzelstandort und Jahresumsatz von 30 Mio. EUR zu sein. Stelen mit dem Konterfei kirchlicher Würdenträger stehen inmitten einer stilvoll renovierten Kulisse historischer Gebäude. Ein Mühlengebäude und das hölzerne Wasserrad liegen idyllisch am alten Flusslauf der Zusam. Der Ort hat klösterliche Wurzeln, wie die Inschrift "Klosters Weyenberg gegründet 1145 " an einem Haus andeutet. Es ist eine Zufahrt zu Holz Denzel, der Betrieb liegt heute auf der anderen Seite der Brücke.
Dort stehen imposante Holzlager im Freien und riesige Lagerhallen. Von dem 100.000 Quadratmeter großen Areal von Holz Denzel sind 65.000 m
2 als Verkehrswege und Lager genutzt, davon 30.000 m
2 überdacht. Die geschäftsführenden Gesellschafter Peter und Christoph Denzel leiten den Familienbetrieb. 2012 hat Denzel den Einzelhandel geschlossen und komplett auf Großhandel umgestellt.
Großhandel: Von 75 Mitarbeitern sind 8 im Außendienst unterwegs bei Handwerkern, Industrie, Baugeschäften, Einzelhändlern und anderen Großhändlern. Den größten Teil der Kunden stellen Schreiner mit 45 % und Zimmerer mit 30 %. Weitere 15 % sind Industrie und Handelsbetriebe, dazu kommen noch 10% Baugeschäfte. Mit 15 eigenen Lastwagen liefert Holz Denzel im Umkreis von 100 Kilometern täglich just in time. Bei Bestellung bis 15 Uhr kommt die Ware mit Liefergarantie am folgenden Arbeitstag. Im Lieferprogramm sind Schnittholz, Hobelware, Konstruktionsvollholz (KVH) und Brettschichtholz (BSH), Plattenwerkstoffe, Holzfaserdämmstoffe, aber auch Türen und Bodenbeläge sowie Zubehör.
Parkett und Bodenbeläge: Bodenbeläge haben am Gesamtumsatz bei Holz Denzel einen Anteil von gut 8 %. "Der reine Parkettumsatz mit Preis und Qualität hält sich konstant", führt Peter Denzel aus. Um sich von Baustoffmärkten abzuheben, macht es für einen Handwerker nur Sinn, Bodenbeläge vom mittleren Preissegment und höher anzubieten. Das Parkett-Sortiment mit Dreischicht-, Zweischicht-, Massiv- und Furnierböden hat Denzel deshalb noch verstärkt. Mehrere 1.000 m
2 davon lagern in klimatisierten Räumen. "Ein besonderer Service, mit dem sich die Akklimatisierungszeit beim Einbau verkürzt", erklärt Christoph Denzel.
Verschiebungen im Umsatz machen sich jedoch in den Produktgruppen Vinyl und Laminat bemerkbar. Beim Trendprodukt Vinyl hat sich der Umsatz deutlich ausgeweitet und liegt nun vor Laminat.
Markenneutralisierung im Lieferprogramm kommt für Denzel nicht in Frage. "Weiße Ware ist dem Handwerker gegenüber erklärungsbedürftig", begründet er. Seiner Meinung nach profitieren Großhändler im B2B-Geschäft von der Markenwerbung der Hersteller, denn selbst Markenpolitik zu betreiben wäre zu teuer. Die Hagebau zum Beispiel leistet dies mit ihrer Eigenmarke "Wunderwerk". Das bringt im Einzelhandel Vorteile.
Vorteile als Hagebau-Gesellschafter: Holz Denzel ist einer von etwa 360 Gesellschaftern, die sich zur Hagebau zusammengeschlossen haben. Der Verbund in der Handelsgesellschaft mit insgesamt 6 Mrd. EUR Umsatz biete seinem Unternehmen aufgrund der Rahmenverträge mit den Herstellern enorme Vorteile bei den Einkaufskonditionen, führt Christoph Denzel an. Praktischerweise unterhält die Hagebau in Burgau rund 30 Kilometer entfernt einen von fünf Logistik-Standorten. Darüber hinaus profitiert Denzel von Dienstleistungen wie der Hagebau IT in den Bereichen Warenwirtschaft und Software oder vom Hagebau Versicherungsdienst. Besonders schätzt er auch die intensive Zusammenarbeit in der Holzallianz EVH. Diese Gesellschaft setzt sich aus neun ähnlich gelagerten Holzgroßhändlern aus dem Kreis der Hagebau-Gesellschafter zusammen und hat einen Umsatzanteil von etwa 100 Mio. EUR bei der Hagebau.
Image statt Werbung: "Klassische Werbung in der Region macht bei einem Holzgroßhandel weniger Sinn, da ist der Außendienst gefragt", weiß man bei Denzel aus Erfahrung. Ein positives Image schon. "Kunden sowie die Bevölkerung müssen den Namen Holz Denzel positiv besetzten können. In unserer Region darf man keinesfalls abgehoben wirken", erklärt Christoph Denzel und schickt die wenigen Privatkunden aus Wertingen und Umgebung, die zum Einkauf kommen, nicht weg. Denzel ist der persönliche Kontakt zu seinen Kunden und der Umgebung wichtig.
Alle zwei Jahre findet eine Handwerkermesse statt. Statt Exklusivevents mit "besten Kunden" sind alle Kunden samt Familie herzlich eingeladen. Der Ein-Mann-Handwerker bis zum Großhändlerkollegen haben so die Gelegenheit, mit ihrem Holzgroßhandel auf Tuchfühlung zu gehen. In familiärer Atmosphäre verwöhnt Denzel die Gäste mit freien Getränken und Essen, dazu können sie ein unterhaltsames Rahmenprogramm genießen und das Unternehmen besichtigen. Der Tombola-Erlös kommt dann dem örtlichen Kindergarten oder einer sozialen Einrichtung zugute. Anlässlich des 75-jährigen Bestehens 2015 kamen rund 1.400 Besucher.
Eine Besonderheit in Wertingen ist das schwäbische Ofenmuseum, finanziert von Holz Denzel. Die Privatsammlung ist öffentlich zugänglich und enthält über 160 Exponate.
Als regionaler Holzgroßhändler sieht sich Holz Denzel seiner Region als Förderer einerseits verpflichtet, andererseits verhilft ihm sein Engagement zu Ansehen. Die Projektbeteiligung zur Erneuerung eines Wasserrades am Schwallech im nahen Augsburg hat sogar bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Augsburg verbindet damit eine Bewerbung zum Unesco Weltkulturerbe mit dem Thema "Wasser". Holz Denzel unterstützte hier nicht nur finanziell. Mit der Erfahrung aus der Erneuerung des eigenen Wasserrades übernahm Peter Denzel zusammen mit Handwerksbetrieben aus der Region die Organisation und den Einbau des neuen Wasserrades aus heimischer Eiche. Die Fahne mit dem Denzel Logo war später auf allen Bildern in der Zeitung zu sehen.
Nachhaltigkeit: Holz Denzel mit seiner Lage am Wasser und Photovoltaikanlagen auf 3 Lagerhallen ist in der komfortablen Lage, Strom zu 100 % aus erneuerbaren Energien zu produzieren. Das Unternehmen ist damit autark, denn von der erzeugten Energie werden nur 10 % selbst genutzt, die restlichen 90 % fließen ins öffentliche Netz. Übers Jahr erzeugt die Photovoltaik 550.000 kwh und die Wasserkraft 250.000 kwh, wovon rund 80.000 kwh eigengenutzt werden. Als Mitglied im Umweltpakt Bayern verpflichtet sich Denzel freiwillig zu betrieblichem Umweltschutz und nachhaltigem Wirtschaften. Das Unternehmen hat sich deshalb auch im Umwelt- und Qualitätsmanagement nach den gültigen ISO-Normen 14001 und 9001 zertifizieren lassen.
Die Weichen für die Zukunft sind mit der Umstellung auf Großhandel bereits gestellt. Nächstes Ziel für die dritte Generation im Unternehmen ist die Optimierung der Lagerlogistik. Eine neue Halle mit 6.000 m
2 ist schon geplant. Im Lager wird auch über eine Automatisierung nachgedacht, die Kräfte schont und Arbeitsprozesse beschleunigt. "Das Sortiment hat sich verändert, mehr Fertig- und Halbfertigprodukte brauchen andere Strukturen in der Lagerhaltung", erklärt Christoph Denzel. Zudem wird die Ausweitung im Bereich Holzbau mehr Platz beanspruchen. Das stellt bei den Platzreserven glücklicherweise kein Problem dar. Ein Nachteil der großen Fläche sind jedoch teilweise lange Transportwege. "Sie kosten Zeit und führen jetzt zu einem Umstrukturieren im internen Betriebsablauf", ergänzt Peter Denzel. Ein wichtiger Punkt ist darüber hinaus der Ausbau des IT-Bereichs. Im Zuge einer Rationalisierung in den Abläufen soll das Lieferprogramm, das derzeit noch ein Online-Katalog ist, zum B2B Online-Handel ausgebaut werden.
Dass er den Grundstein für einen Holzgroßhandel legt, hatte Alois Denzel, von Beruf Müller, nicht geahnt, als er 1938 das Anwesen an der Zusam mit Landwirtschaft, Mühle und kleinem Sägewerk kaufte. Nach dem Krieg entwickelte sich der Sägebetrieb kontinuierlich weiter und wurde Geschäftsgrundlage. Landwirtschaft und Mühle wurden dagegen nach und nach stillgelegt. Siegfried Denzel, der Sohn des Gründers, eröffnete 1972 dann eines der ersten Einzelhandelsunternehmen für moderne Bauelemente. Mit der Neuausrichtung auf reinen Großhandel wurde 2013 der Einzelhandel wieder eingestellt und die Ausstellung für Endkunden im ehemaligen Mühlengebäude geschlossen. Seit 2015 steht auch das Sägewerk still. "In der Produktion von Schnitt-holz sind große Sägewerke leistungsfähiger", begründet Christoph Denzel diesen Schritt. Das gut sichtbare Wahrzeichen auf dem Gelände der Alois Denzel KG, ein Sägeblatt überspannt von gebogenen Brettern, erinnert noch an diesen Teil der Firmengeschichte.
Alois Denzel
Alois Denzel KGMühlwinkel 12
86637 Wertingen
Tel.: 08272 / 99 94 0
E-Mail: info@holz-denzel.de
www.holz-denzel.deKomplementär: Christoph Denzel als persönlich haftender Gesellschafter
Geschäftsleitung: Siegfried Denzel, Christoph Denzel, Peter Denzel
Gründung: 1938 durch Alois Denzel als Landwirtschaft, Mühle und Sägewerk, heute nur noch Holzgroßhandel
Umsatz: 30 Mio. EUR
Unternehmensfläche: 100.000 m
2, davon 30.000 m
2 überdacht
Mitarbeiter: 75
Sortiment: Schnittholz, Hobelware, Konstruktionsvollholz (KV) und Brettschichtholz (BSH), Plattenwerkstoffe, Holzfaserdämmstoffe, Türen und Bodenbeläge, Zubehör
Hauptlieferant Bodenbeläge: Meisterwerke Schulte
Kundenstruktur: Handwerker, Einzelhändler, Großhändler, Baugeschäfte Industriebetriebe
Einzugsgebiet: 100 km
Kooperation: Hagebau und EVH
aus
Parkett Magazin 06/16
(Wirtschaft)