Lägler vertraut auf sein Premium-Schleif-Training

"Es funktioniert nicht, wenn man ungelernte Bediener an die Maschine lässt"


6.000 bis 9.000 Schleifmaschinen verkauft Lägler pro Jahr. Die Spanne mag hoch erscheinen, doch es kommt darauf an, ob eher kleine Rand- oder große Flächenschleifer gefragt sind. Zurzeit ist das schwäbische Unternehmen mit den Absätzen in allen Bereichen zufrieden; ebenso wie mit seinem erfolgreich etablierten Premium-Schleif-Trainings für den Handwerker.

Lägler gehört mit seinen Schleifmaschinen weltweit zu den Marktführern. Auf dem großen nordamerikanischen Markt, wo die Schwaben vor nicht langer Zeit ihren Vertriebspartner Palo Duro mit seinen 30 Mitarbeitern komplett übernommen haben, zählt man neben Bona nur drei bis vier ernsthafte Wettbewerber. In Deutschland ist es nicht viel anders. "Das Geschäft läuft noch besser als im Vorjahr", sagt Firmenchef Karleugen Lägler. "Zwar hat die Nachfrage in der Türkei nachgelassen, und was in England geschieht, muss man abwarten, aber wir steuern zuversichtlich ein Umsatzwachstum an."

Die bekannte Bandschleifmaschine Hummel ist so etwas wie die Mutter aller Parkettschleifmaschinen. Dieser Tradition fühlt sich das Familienunternehmen verpflichtet. Doch Tradition ist im Zeitalter des Smartphones kein Garant für dauerhafte Wahrnehmung im Kundenkreis der Handwerker. Deshalb hat sich Vertriebsleiter Roland Schleif mit Adriana Schneider Verstärkung für das Marketing geholt. Die junge Frau kommt von einem Software-Unternehmen. Sie soll für einen modernen Werbeauftritt sorgen und vor allem das Social Media-Netzwerk stärker einbinden.

Praxisnahe Schulung vermittelt Know-how

Keinen Ergänzungsbedarf sieht Lägler für sein Premium-Schleif-Training (PST). Das Konzept bietet dem Handwerker für den Erstschliff oder die Renovierung aller Parkettoberflächen eine schrittweise Arbeitsanleitung und hat sich bewährt. Dieses Know-how bringt Lägler in Deutschland an jeder branchenbezogenen Berufsschule ein. Und der US-Parkettlegerverband NWFA vergibt sogar Punkte bei der Ausbildung zum Parkettleger, wenn ein Kandidat PST-Seminare belegt hat. Roland Schleif: "Beim PST zeigen wir dem Handwerker Möglichkeiten, einen Eichenboden variabel zu bearbeiten. Wiederholer des Trainings lassen wir sogar absichtlich Fehler produzieren. Außerdem üben sie dann an anderen Holzarten, statt Eiche zum Beispiel an Buche."

Gute Schleifresultate hängen von gekonnter Handhabung der Maschinen, der stufenweise geeigneten Wahl des Schleifmittels und natürlich von korrekter Einstellung auf Holzart und Verlegebild ab. Bei einer Renovierung beginnt man vielleicht mit Schleifmittelkörnungen von 16 oder 24. Ist die abzutragende Schicht nicht allzu dick, reicht möglicherweise schon Korn 60. Anschließend wird das gewünschte Oberflächenbild in Angriff genommen. "Ziel kann ja durchaus eine gewollte Unebenheit sein, die man im Endschliff mit Korn 80 erreicht", erläutert Roland Schleif. "Bei einem geölten Boden wird sonst normalerweise mit Korn 100 abgeschlossen. Außer bei pigmentierten Ölen, da ist eher Korn 120 gefragt."

Grundsätzlich empfiehlt Lägler heutzutage eine Kombination aus Bandschleifer und Mehrscheibenmaschine. "Wer nur mit der Hummel schleift, kann Probleme produzieren. Teilweise könnte man sogar allein auf die Tellermaschine Trio vertrauen", sagt Roland Schleif. "Aber das PST-Konzept operiert immer mit beiden Maschinen und zusätzlich der Randschleifmaschine."

Schwimmende und schwingende Böden sind schleifbar

Die Hummel für den Grobschliff, die Trio für den flexiblen, unabhängig von einer Schleifrichtung auszuführenden Feinschliff - so lautet die Devise. "Aber es funktioniert nicht, wenn man ungelernte Bediener an die Maschinen stellt", warnt Schleif vor Reklamationsansprüchen enttäuschter Auftraggeber. Das gilt umso mehr in heikler Mission, beim Schleifen schwimmend verlegter Böden zum Beispiel. "Man sieht dem Mehrschichtparkett von oben nicht an, wie dick der Lack und die Deckschicht sind. Es besteht das Risiko, die Deckschicht durchzuschleifen. Oder sie wird so dünn, dass sie sich beim Neulackieren ablöst."

Darüber sollte der Handwerker seinen Kunden aufklären, meint Roland Schleif. Und wenn der dem Risiko zustimme, sei es immer noch sicherer, mit einer Mehrscheibenmaschine zu arbeiten. Das gilt auch für schwingende Böden. Das müssen nicht einmal schwimmend verlegte Parkettarten sein. Auch ein Dielenboden auf Balkenlage kann zu vibrieren anfangen, wenn eine schwere Schleifmaschine über ihn hinweg fährt. Sogar ein Estrich-Unterboden auf einer Styropordämmschicht kann in Schwingung geraten und die Schleifmaschine auf der Holzoberfläche zu sichtbaren Schlagspuren verleiten. "Solch ein Parkett mit einem Bandschleifer zu renovieren, ist fast unmöglich", sagt Schleif. "Mit der Trio löst man dieses Problem am ehesten."
aus Parkett Magazin 06/16 (Wirtschaft)