Imm Cologne
Todd Bracher: Wohnen in Zonen
Der New Yorker Produktdesigner Todd Bracher ersetzt im "Haus - Interiors on Stage" die traditionelle Raumaufteilung durch ein Konzept ineinander übergehender Zonen. Für die sechste Ausgabe von "Das Haus - Interiors on Stage" auf der Imm Cologne hat die Koelnmesse den US-amerikanischen Produktdesigner Todd Bracher gewinnen können. "Ich erwarte von ihm ein ,Haus’, das sowohl aktuell als auch zeitlos ist und eine Brücke schlägt zwischen den USA und Europa", weckt Dick Spierenburg, Creative Director der Möbelmesse, die Erwartungen. Bracher hat in New York und Europa studiert und gearbeitet, ist also mit der amerikanischen wie der europäischen Designtradition verbunden.
"Das Zuhause stellt eine elementare Synthese aus Bedürfnissen und Funktionen dar, ganz darauf abgestimmt, seine Bewohner in ihrem Alltagsleben und in ihrer Entwicklung zu unterstützen", versteht der 41-jährige New Yorker das Thema von "Das Haus". In dem ganzheitlichen Projekt, das sowohl Architektur als auch Interior- und Produkt-Design umfasst, wird er konsequent seinen klassischen Gestaltungsansatz verfolgen: Komplexität auf ihre einfachsten Elemente und Funktionen zu reduzieren. Er kündigt an: "Wir werden die Vorstellung davon, was zeitgenössisches Wohnen ausmacht, infrage stellen, indem wir die Grundlagen überdenken, die das Heim definieren, und uns ansehen, ob sie den Anforderungen der heutigen Welt entsprechend ausgelegt sind."
Brachers Entwurf ist großzügig und von außen tatsächlich als Haus im klassischen Sinne zu erkennen. Unter einem schwebenden Dach stehen zwei ineinandergreifende, gänzlich unterschiedliche Körper - ein großer, von Regalwänden gebildeter Raum mit halbtransparenter Hülle sowie ein schwarzer Würfel, über dem ein mondhell leuchtender Ball zu stehen scheint. Im Winkel der Raumkörper eine Dusch- und Waschzone. Bracher stellt dem traditionellen Konzept 3-Zimmer-Küche-Diele-Bad, ja überhaupt dem Konzept traditioneller Raumfolgen eine Vision ineinander übergehender Zonen gegenüber: eine der Versorgung, eine der Erholung und eine der Hygiene.
Das Design-Event bietet ihm dafür eine Plattform ohne kommerzielle Beschränkungen. Wie die Designer und Architekten vor ihm kann Bracher Fragen nachgehen wie: Warum wohnen wir so und nicht anders? Warum sind unsere Wohnungen eckig? Wie viel Wand brauchen wir, um uns wohl zu fühlen, und warum bevorzugen wir bestimmte Möbel? Welche Prioritäten setzen wir in Bezug auf Funktionalität, Ästhetik oder Traditionen? Welche Farben und Materialien geben uns ein gutes Gefühl, und welche sind nachhaltig? Welche Rolle spielt die Wohnung heute, morgen, übermorgen?
Mögliche Antworten bekommt das Messepublikum im Januar 2017 - und zwar praxisorientiert und nicht in Form einer Installation, die mehr an ein Kunstwerk als an eine reale Wohnvision erinnert, wie die Koelnmesse betont.
Todd Bracher zur Person
Todd Bracher wurde 1974 als Sohn eines Tischlers in New York geboren und hat dort auch am renommierten Pratt Institute sein Designstudium absolviert. Bevor er im Big Apple schließlich sein eigenes Studio eröffnete, führte ihn sein Weg nach Europa. An der Dänischen Designschule in Kopenhagen hat er den Masterstudiengang im Fachbereich Design abgeschlossen, in Mailand, Paris und London Station gemacht, um schließlich als Design-Professor an der cole supérieure d’art et de design (ESAD) in Reims und als Art Director der dänischen Luxusmarke Georg Jensen tätig zu sein. Heute arbeitet er wieder von New York aus mit Designmarken in aller Welt zusammen, unter anderem mit Cappellini, Fritz Hansen, Herman Miller, Humanscale, Issey Miyake, Swarovski, Zanotta und 3M.
aus
BTH Heimtex 12/16
(Wirtschaft)