Gebr. Sanders

Tauziehen um Zukunft des Unternehmens


Bramsche. Es bleibt spannend bei der Frage nach der Zukunft des Bettwarenanbieters Sanders. Bekanntlich konnte das Unternehmen seine 22-Millionen-Euro-Anleihe im Oktober nicht mehr bedienen und musste unter dem zuvor beantragten Schutzschirmverfahren wegen der nicht erfolgten Verlängerung eines Kredits die Zahlungsunfähigkeit einräumen.

Bei der weiteren Bewertung der Lage ist zwischen zwei Fakten zu differenzieren. Einerseits ist das Unternehmen durch das Schutzschirmverfahren für einen Zeitraum von insgesamt drei Monaten ab Antragstellung vor Forderungen durch Gläubiger geschützt. Andererseits gibt es wegen der Zahlungsunfähigkeit bezüglich der Anleihe ein Gläubigerverfahren, in dem Sanders nicht Herr der Entscheidungen ist. Mit besonderem Interesse blickten darum Gläubiger und Marktbegleiter auf den 21. November, an dem eine Gläubigerversammlung über einen gemeinsamen Gläubigervertreter für alle Gläubiger im Rahmen des Schutzschirmverfahrens befinden sollte. Konkret wurden zwei mögliche Vertreter zur Wahl gestellt.

Allerdings verlief dieses Vorgehen alles andere als reibungslos. Zuerst gab es einen Ergänzungsantrag durch eine Gläubigergruppe um den Finanzdienstleister und Anlageberater Prime Capital Debt mit Hauptsitz in Frankfurt/Main. Für die Antragstellung wurde die Gesellschaft Robus Capital Management eingeschaltet. Darin wurde die Übertragung eines Teils der Hauptforderungen im Rahmen einer übertragenden Sanierung an Interessenten an dem Unternehmen beantragt. Der Veröffentlichung zufolge soll auf diese Weise durch den Verkauf wesentlicher Vermögensgegenstände das "Wertaufholungspotential zu Gunsten der Anleihehalter" maximiert werden. Anders ausgedrückt: Man wollte versuchen, die Anteile der illiquiden Anleihe in "gute" Anleiheanteile zu tauschen, indem ein möglicher Übernahmeinteressent an Sanders sie an den zu übernehmenden Vermögensgegenständen beteiligt. Allerdings stehen diese Vermögensgegenstände unter dem gerichtlich genehmigten Schutzschirm und sollten insofern nicht angreifbar sein.

Man sei davon überzeugt, dass durch die Übertragung der Schuldverschreibung den Forderungen im Besonderen eine deutlich höhere Quote zukommen würde, heißt es seitens der Gruppierung. Unter anderem solle es auch dem Firmeninhaber Hans-Christian Sanders ermöglicht werden, ein entsprechendes Angebot zu stellen. Das klingt harmlos, könnte aber zur Zerschlagung der Unternehmensgruppe führen. Außerdem blieben Gläubiger mit vergleichsweise geringen Forderungen von diesem Deal ausgeschlossen. Anteile der fallierten Anleihe waren in 1.000 Euro gestückelt. Die neue Anleihe sollte Stückelungen zu 100.000 Euro haben.

Anfangs sah es so aus, als wenn der Schachzug der Großgläubiger Erfolg haben könnte. Dem Ergänzungsantrag war nämlich zu entnehmen, dass wesentliche Anteilhalter gemeinsam mit dem Antragsteller Robus mehr als 40 Prozent der Hauptforderung halten würden. Zur Annahme des Antrags fehlten somit knapp 10 Prozent. Umso überraschender die Nachricht einen Tag vor der Gläubigerversammlung durch Sanders, dass die Versammlung aufgrund der zu geringen Anmeldungen nicht beschlussfähig sein würde. Dazu wäre ein Quorum von mindestens 50 Prozent nötig gewesen. Tatsächlich lag aber der Prozentsatz der angemeldeten Forderungen bei exakt 39,43 Prozent. Somit ist es also der Oppositionsgruppe um Prime Capital nicht einmal gelungen, die für sich reklamierten gut 40 Prozent in die Waagschale zu werfen.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung spekuliert angesichts der überraschenden Nachricht über heftige Auseinandersetzungen hinter den Kulissen des Verfahrens und vermutet, dass der Gruppe ein wesentlicher Gläubiger von der Stange gegangen sein könnte. Konnte womöglich Inhaber Sanders einen Keil dazwischen treiben? Die FAZ räumt den Unternehmen gute Chancen ein, nach einer positiven Vereinbarung mit den Gläubigern wieder profitabel zu arbeiten. Dafür sprechen aus Sicht des Blattes zwei Gründe: Man wäre die hohe Zinsbelastung von jährlich gut 1,9 Mio. Euro zumindest zum Teil los, außerdem ist es dem Unternehmen gelungen, die operative Marge auf knapp zehn Prozent zu verbessern. Dazu müsste aber wohl der Antrag der Oppositionsgruppe abgeschmettert werden.

Für sie gilt jedoch: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Die nächste Gläubigerversammlung ist für den 12. Dezember anberaumt worden, nach Drucklegung dieser Ausgabe. Dann ist die die Versammlung in Tagesordnungspunkt 1 (Wahl eines gemeinsamen Gläubigervertreters) generell beschlussfähig. Für den TOP 2 (übertragende Sanierung) ist nur noch ein Quorum von 25 Prozent notwendig. Der Antrag kann allerdings nur mit mindestens 75 Prozent der anwesenden Stimmen angenommen werden. Die Gruppe um Prime Capital, sofern sie bis dahin noch mit den 40 Prozent Stimmanteilen bestehen sollte, würde also schon alleine die notwendigen Stimmen für das Quorum aufbringen - und könnte bei einer entsprechend niedrigen Gesamtbeteiligung die Versammlung majorisieren. Firmenchef Hans-Christian Sanders blieb bis dahin noch ein wenig Zeit, um seinerseits die Truppen um sich zu scharen und die Zerschlagung zu verhindern.

Unabhängig davon tickt die Uhr in Bezug auf den Sanierungsplan der Unternehmensgruppe. Die Frist für den Schutzschirm endet am 28. Dezember. Im Unternehmen scheint man zuversichtlich zu sein, im Januar erneut auf der für das Unternehmen so wichtigen Messe Heimtextil ausstellen zu können: Auf der Homepage des Unternehmens lädt man mit einem Banner zum Besuch des Messestandes ein, wie gewohnt in Halle 8.

Aktuelle Infos zu Sanders gibt es unter www.sanders.eu/no_cache/anleihe/anleihe-informationen/
aus Haustex 12/16 (Wirtschaft)