Gebr. Sanders
Ende Januar soll Lösung präsentiert werden
Bramsche. Auf der zweiten Gläubigerversammlung des Bettwaren-Produzenten Sanders am 12. Dezember waren genügende Stimmen anwesend, um beschlussfähig zu sein und ordnungsgemäß über die Tagesordnungspunkte abstimmen zu lassen.
Insgesamt waren 9.105 von 22.000 Stimmen anwesend (41,39 Prozent). Unter Punkt eins der Tagesordnung wurde über den Gemeinsamen Vertreter abgestimmt. Zur Wahl standen die BRL Treuhand Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft in Hamburg und One Square Advisory Services, München. Für die auch von Sanders präferierte BRL beziehungsweise die Insolvenzexpertin Dorothee Madsen von BRL stimmten 8.726 Stimmen, dagegen stimmten 379, bei null Enthaltungen.
Tagesordnungspunkt zwei betraf den Zusatzantrag von Robus Capital Management in London über die Übertragung eines Teils der Schuldverschreibungen im Rahmen einer übertragenden Sanierung. Auch dieser Antrag wurde angenommen: 8.600 Stimmen dafür, 213 Nein-Stimmen und 292 Enthaltungen. Dieser Antrag musste mindestens 75 Prozent der anwesenden Stimmen auf sich vereinen, am Ende waren es 94,45 Prozent.
Wie aus dem Gläubigerkreis zu hören war, soll Robus dennoch mit seinem Plan gescheitert sein, das Unternehmen zu zerlegen. Eine Mehrheit konnte das Unternehmen auf der Gläubigerversammlung offenbar nicht hinter sich bringen und stimmte letztlich ebenfalls für BRL.
Das Gezerre um die Sanierung des Unternehmens geht allerdings weiter. Denn kurz vor der Gläubigerversammlung kam das Unternehmen Sanders mit einem neuen Schachzug um die Ecke. In einer schriftlichen Abstimmung ohne Versammlung wollte man Ende des Jahres 2016 eine zusätzliche Beschlussfassung über die Ermächtigung des gemeinsamen Vertreters im Rahmen von etwaigen Sanierungskonzepten erreichen, wie es im Juristendeutsch heißt. Konkret soll, wie man jetzt weiß, BRL ermächtigt werden, "etwa erforderliche Restrukturierungsmaßnahmen betreffend die Gebr. Sanders Anleihe oder eine Veräußerung und Übertragung der Schuldverschreibungen vorzunehmen oder diesen Maßnahmen im Rahmen eines Insolvenzplans zuzustimmen". Das Unternehmen begründet diesen Schritt damit, dass mehrere potentielle Investoren ihr Interesse in Bezug auf die beabsichtigte Sanierung der Gesellschaft bekundet und der Gesellschaft zu diesem Zweck erste Angebote in Bezug auf die Umsetzung der beabsichtigten Sanierung der Gesellschaft zugeleitet haben sollen.
Mit der geplanten Ermächtigung soll laut dem Unternehmen Sanders für BRL eine ausreichende Flexibilität geschaffen werden, "in Abstimmung mit den Sanierungskonzepten der Investoren Restrukturierungsmaßnahmen oder eine Veräußerung und Übertragung der Schuldverschreibungen durchzuführen oder solchen Maßnahmen im Rahmen eines Insolvenzplans zuzustimmen." Dem Unternehmen Sanders zufolge ginge diese Ermächtigung über den Umfang der auf der Gläubigerversammlung beschlossenen Ermächtigung hinaus.
Offenbar versucht man seitens des Unternehmens, mit diesem Beschluss wieder das Heft des Handelns in die Hand zu bekommen. Die erste Abstimmung findet statt vom 29. Dezember, 0 Uhr, bis 02. Januar, 24 Uhr. Sollte das nötige Quorum nicht erreicht werden, wovon fast auszugehen ist aufgrund der früheren Erfahrungen, soll eine weitere Gläubigerversammlung im Januar einberufen werden. Dort, so zeigt man sich bei Sanders optimistisch, sollen dann Ross und Reiter genannt werden und festgezurrt werden, wie und mit wem es bei Sanders weiter geht. Denn dass es weiter gehen wird, davon ist man bei Sanders angesichts mehrerer indikativer Angebote überzeugt. Nähere Details zur Gläubigerversammlung und dem Antrag des Bramscher Unternehmens findet sich auf der Homepage von Sanders.eu, unter dem Stichwort Anleihe.
aus
Haustex 01/17
(Wirtschaft)