Fachverband Matratzenindustrie

"Mit dem Thema Nachhaltigkeit setzen wir neue Maßstäbe"


Essen. "Ein schwieriges Jahr geht zu Ende - aber wir stellen uns den Herausforderungen für 2017": Dr. Ulrich Leifeld blickt als Geschäftsführer des Matratzenverbandes in guter Stimmung auf die imm Cologne und geht mit Matratzen-Start ups und der Stiftung Warentest ins Gericht.

Aus großer Überzeugung halten wir als Verband am bestehenden Konzept der Halle 9 und der Sleep-Lounge als Meetingpoint unserer Branche fest. Mit dem Thema Nachhaltigkeit setzen wir für unsere Lounge inhaltlich neue Maßstäbe und für Industrie und Handel wichtige Impulse, die es in den kommenden Jahren weiter auszugestalten und zu konkretisieren gilt. Unterstützung erhalten wir dabei durch die Kooperation mit dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie sowie dem amerikanischen Verband ISPA.

Als Verband sind wir innerhalb der Branche sehr gut für die Herausforderungen der Zukunft zu diesen Themen gerüstet und stehen darüber hinaus in gutem Kontakt zu anderen Verbänden. Zusätzlich zur kontinuierlichen Information unserer Mitglieder über neue Entwicklungen auf politischer Ebene haben wir in diesem Jahr ein Projekt mit dem Wuppertal Institut zum ökologischen Fußabdruck von Matratzen eingeleitet, mit dem wir unsere Mitglieder proaktiv mit wesentlichen Entscheidungshilfen für die nachhaltige Ausrichtung ihrer Unternehmen versorgen möchten.

Weil ein Wirtschaftsverband wie unserer für seine Arbeit in so schwieriger Zeit um so mehr auf Kontinuität, Verlässlichkeit und das Vertrauen seiner Mitglieder angewiesen ist, sind wir sehr froh, dass der Vorstand im letzten April für ein weiteres Jahr im Amt bestätigt wurde und so wirtschaftlich starke und in ihrer Mischung vielfältige Unternehmen in einem guten Proporz darin abgebildet sind. Für das kommende Jahr bedeutet dies, dass die Mitgliederversammlung auf jeden Fall einen neuen Vorstand wählen wird, von dem wir uns schon jetzt eine Fortführung der bisherigen Arbeit erhoffen.

Unsere Aufgabe sehen wir dabei weniger darin, den Einzelinteressen der verschiedenen Mitglieder gerecht zu werden, vielmehr geht es uns darum, dort Synergien zu schaffen, wo alle davon profitieren können, wenn sie gemeinsam an einem Strang ziehen, um wichtige übergeordnete Themen voranzubringen. Der Beitrag, den wir damit für unsere Mitglieder leisten können, ist gerade in schwierigen Jahren wie dem zurückliegenden wichtiger denn je.

Zweifelsohne ist es den Matratzen-Start ups im zurückliegenden Jahr gelungen, die Branche mit ihrem innovativen und intensiven Marketing aufzurütteln und auch bei der Endkundenpresse ein Interesse an der Matratzenbranche zu wecken, das wir so bisher nicht erlebt haben. Die Zahl der Journalisten, die von uns einen Marktüberblick bekommen möchten, war noch nie so groß.

In vielen Veröffentlichungen wurde lanciert, auf dem Matratzenmarkt seien riesige Margen zu holen, mitunter ist die Rede von mehreren 100 Prozent. Diese Information hat uns sehr überrascht, weil von diesen angeblich hohen Margen bei der Industrie sehr wenig ankommt, was einer der Gründe dafür sein mag, dass es manchem alteingesessenen Hersteller in diesen Tagen alles andere als gut geht. Vor allem der Handel und seine starken Verbände stehen vor der wichtigen Aufgabe, wesentliche Aspekte im Zusammenhang mit den vermeintlich hohen Margen klarzustellen: Da ist vor allem die Notwendigkeit, deutlich zu machen, dass ein nicht unbedeutender Teil dieser Margen investiert wird, um dem Kunden mit gut geschultem Personal die Beratungs- und Servicequalität anzubieten, die erforderlich ist, um den Matratzenkauf nicht nur unkompliziert und angenehm zu gestalten, sondern mit Sicherheit die Matratze auszuwählen, die individuell optimales Liegen ermöglicht.

Dass die Start ups zumeist von Kommunikationsprofis gemanagt werden, zeigt uns auch, dass es Ihnen nicht um eine Liebe oder Nähe zum Produkt geht, sondern ums Geld. Als Industrie haben wir jahrzehntelang Gelder in die Entwicklung von Matratzen investiert und mit Erfahrung immer bessere Produkte gestaltet. Welche Erfahrung haben diese Online-Händler? Dass sie wiederholt große Finanzspritzen benötigen, ist eine weitere Aussage, die immer wieder in der aktuellen Berichterstattung auftaucht. Insofern gilt es, deutliche Zweifel daran anzumelden, dass die Margen im Matratzen-Handel wirklich so hoch sind, wie von vielen behauptet wird. Wenn der Handel mit Matratzen wirklich das "El Dorado" sein soll, als das viele ihn beschreiben, dann müssten die Unternehmen spätestens nach einer Finanzierung Selbstläufer sein.

Durch den Boom der Matratzen-Start ups sind auch wir als Verband gefordert, zu der aktuellen Situation Stellung zu nehmen und zwar aus mehreren Gründen: Für ganz entscheidend halten wir es, dass für den Endkunden die jeweiligen Parameter der unterschiedlichen Vertriebswege deutlich werden, zu denen beim stationären Handel Auswahl- und Vergleichsmöglichkeiten, Probeliegen und Beratung gehören. Dem stehen beim Online-Handel ein unkomplizierter Kauf mit wenigen Klicks und ein günstiger Preis gegenüber, der realisiert werden kann, weil die Kosten für den Zwischenhandel und das Ladenlokal vor Ort eingespart werden.

Bei späteren Reklamationen aber kann es passieren, dass ein Online-Händler schwieriger greifbar ist. Zudem ist die Transparenz der Hersteller in den seltensten Fällen gegeben, denn bei den Start ups handelt es sich ja nicht um klassische Hersteller, sondern um reine Händler, die ihr Produkt von Vorlieferanten zusammensetzen lassen. Dies wissen viele Kunden aber gar nicht. Und auch wir fragen uns: Woher kommen diese Matratzen eigentlich wirklich? Wir sehen es als unsere Aufgabe als Verband an, den Endkunden über diese Unterschiede aufzuklären. Darüber hinaus fällen wir kein grundsätzliches Urteil für oder gegen einen bestimmten Vertriebsweg und stellen klar, dass es der Kunde ist, der die freie Entscheidung hat, welche Matratze er über welchen Vertriebsweg kaufen möchte.

Transparenz von der StiWa einfordern

Gemeinsam mit unseren Mitgliedsunternehmen arbeiten wir an Themen, die über die jeweiligen Einzelinteressen hinweg für alle unsere Mitglieder und letzten Endes für die gesamte Branche von Bedeutung sind. Nach der letzten Veröffentlichung der Stiftung Warentest zu Matratzen und Boxspringbetten im vergangenen September denken wir, dass die Stiftung mit Protesten aus Industrie und Handel überschüttet worden sein muss. Wir jedenfalls rufen die Unternehmen und Organisationen unserer Branche dazu auf, von der StiWa Transparenz einzufordern.

Unsere Mitgliedsunternehmen arbeiten fortwährend daran, ihre Produkte weiter zu entwickeln und besser zu machen und selbstverständlich wären Hersteller gerne bereit, ihre Produkte so gut zu gestalten, dass auch die StiWa im Sinne der Verbraucher zu positiven Urteilen kommt. Doch die StiWa selbst scheint ihren eigenen Kriterien nicht zu trauen, denn sie weigert sich beharrlich, diese offenzulegen. Das vermeintliche Gegenargument, dann würden die Produkte besser werden, scheint uns das Beste zu sein, was die StiWa mit ihrer Arbeit im Sinne des Verbrauchers erreichen könnte, doch scheinen die eigenen wirtschaftlichen Interessen, Auflage und damit Verlaufszahlen des Hefts zu steigern, wichtiger zu sein als die Wahrung der Verbraucherinteressen. Zudem kann die StiWa ihre eigenen Auflagen langfristig offenbar nur mit Botschaften wie "die Billigsten sind die Besten!" sichern. Unter dieser Voraussetzung haben es renommierte Marken immer schwerer, weil sie nie zu den billigsten gehören können.
aus Haustex 01/17 (Wirtschaft)