Innung Parkett und Fußbodentechnik Nordost

Lebhafte Tagung bot breitgefächertes Themenspektrum

Mitglieder, Engagement, Aktivitäten - die dreitägige Herbsttagung der Innung Parkett und Fußbodentechnik Nordost Anfang November 2016 in Kleinmachnow bei Berlin überzeugte mit reger Beteiligung, interessanten Vorträgen und Workshops sowie einer Ausstellung mit Charakter einer Mini-Messe.

Drei neu eingetretene Betriebe haben die Zahl der Mitglieder der Innung Nordost im Jahr 2016 auf 138 wachsen lassen. 67 Gastmitglieder kommen hinzu. Auch bei den Fördermitgliedern konnte Obermeister Torsten Weber Neuankömmlinge vermelden, darunter die Firmen Woodcare aus Dänemark und Lobis aus Bozen in Südtirol. Ausgeschieden ist der Werkzeuganbieter Würth. Die Oldenburger Parkettwerke (OPW), deren Lagerhalle Ende Oktober bei einem Großbrand zerstört worden war, warben per Brief um Verständnis für ihre Liefersituation.

Zum Ehrenmitglied ernannt wurde Parkettlegermeister Heinz Meyenburg. Ebenfalls lobende Erwähnung fanden erfolgreiche junge Gesellen: Sven Grunwald, Landessieger Sachsen, sowie Kammersieger Philipp Buhl von der Firma Reichel aus Klingenberg. Übrigens gibt es von der Innung als Anreiz für Ausbildungsbetriebe einen Gebührenerlass von 70 EUR.

In seinem Situationsbericht erwähnte Obermeister Torsten Weber die Diskussion in der Branche (ZVPF) über einen Wiedereintritt in die Dachorganisationen Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) und Unternehmerverband Deutsches Handwerk (UDH). 2007 war der ZVPF dort ausgeschieden. Eine Mehrheit für die erneute Mitgliedschaft scheint bei Jahreskosten von rund 18.000 EUR derzeit nicht zu bestehen.

Neben festen Fortbildungsterminen, wie dem Fachbauleiter Fußbodentechnik (Februar bis Mai 2017) und dem Sachverständigentag in Kassel (31. Mai bis 1. Juni 2017), konnte Torsten Weber für den geplanten Meisterkurs der Innung noch keinen Startschuss geben. Ob der Kurs in Halle oder Berlin stattfindet, steht noch nicht fest.

Mit dem Satz "Wir sind die nächste Kuh, die gemolken werden soll", warnte der Obermeister vor einer neuen Umsatzbesteuerung, die Kammern und Innungen betrifft. Während einer Übergangsfrist müssen Vereine dem Finanzamt Erklärungen hierzu abgeben. Dagegen fallen die Aussichten auf einen gemeinsamen Wandertag 2017 mit der befreundeten Innung Mittelrhein-Mosel in die Kategorie der Annehmlichkeiten. Außerdem lädt der Parketthersteller Hain die Mitglieder im Mai zu einer Werksbesichtigung in Rott am Inn ein.

Hohe Abbruchquote in der Ausbildung

Unter Lehrlingen im Bodenhandwerk ist der Schwund groß. Die Lage in Berlin: "Von 16 auszubildenden Parkettlegern, die 2013 begannen, haben nur sieben bis zur Gesellenprüfung durchgehalten", berichtete Annette Sommerfeld von der Marcel-Breuer-Schule. In der gesamten Innung Nordost bestanden zehn von elf Kandidaten den Abschlusstest. "Die Jungs sind oft auch nicht mutig genug, sich beim Gesellenstück an ungewöhnliche Muster heranzuwagen." Noch dramatischer ist es bei den Berliner Bodenlegern. Von 28 Anfängern haben nur zwölf die drei Lehrjahre überstanden. Fünf davon fielen obendrein durch die Gesellenprüfung.

Vielleicht hilft der neu eingeführte Blockunterricht gegen die Misere. Leicht hat es die Marcel-Breuer-Schule nicht. Der Schulleiter wurde abberufen, und der Berliner Senat strebt eine kostensparende Fusion mit der Martin-Wagner-Schule an. Lichtblicke sind da das 5. Forum Boden-Kontakt an der Schule am 20. April 2017. Betriebe und Fördermitglieder sind aufgerufen, sich mit kleinen Workshops zu beteiligen. Auch das geplante Museum für Fußbodentechnik (www.mfbt.de) könnte bald Wirklichkeit werden. Fundsachen, wie Granatsplitter oder alte Zeitungen unter dem Parkett, werden eventuell in Bischofswerda ein Zuhause finden. Andreas Collete, Area Manager Deutschland bei FG Floortec, ist in dieser Angelegenheit behilflich.

Aktuelle Lehrlingszahlen der beiden Berufsschulstandorte Berlin und Plauen nannte Lehrlingswart Ricco Zellhuber. Demnach waren Ende 2016 in Berlin verzeichnet: im 1. Lehrjahr 13 Parkett- und 28 Bodenleger im 2. Lehrjahr 15 Parkett- und 17 Bodenleger und im 3. Lehrjahr 12 Parkett- und 10 Bodenleger. In Plauen waren es im 1. Lehrjahr 17 Parkett- und 11 Bodenleger, im 2. Lehrjahr jeweils 15 pro Gewerk und im 3. Lehrjahr 7 Parkett- und 13 Bodenleger. Insgesamt zählt die Innung somit 79 angehende Parkett- und 94 Bodenleger.

Dank richtete der Lehrlingswart an die Unternehmen Berger-Seidle und Bona, die die Berufsschule Plauen unentgeltlich mit Material unterstützen. Gebraucht werden zudem immer wieder engagierte Ausbilder für den Maschinenlehrgang. Weiterhin auf Tagesordnung stehen die Integration von Flüchtlingen, ein neues Berichtsheft und die Zulassung von Fertigparkett zur Gesellenprüfung.

Besondere Fälle aus der Verlegepraxis

Fragen, Probleme und Antworten aus dem Kreis der Teilnehmer - das bringt Diskussion in eine Veranstaltung und weckt müde Geister. Moderator Holger Wiehle schilderte einen Fall, bei dem ein Verbraucher die Rechnung kürzte, weil ein acrylversiegelter Holzboden mit einer Korkfuge versehen war und der Kunde herausgefunden hatte, dass eine Acrylschicht für Kork nicht geeignet ist.

Auch die Messung zur Belegreife wird immer wieder angeschnitten. Gibt es Erfahrungen mit der neuen Messgerät "hm-Box", die einfach auf den Estrich gesetzt wird, unter ihr gesammelte Luftfeuchtigkeit misst und per Smartphone abrufbar macht? Im Einsatz scheint das Gerät im Osten Deutschlands noch nicht zu sein. Auch gibt es Befürchtungen, andere Gewerke könnten das längere Zeit auf dem Estrich liegende kleine Messutensil übersehen und beschädigen. Als Alternative zur CM-Messung kommt die hm-Box auf keinen Fall in Betracht.

Wie steht es um ein Abnahmeprotokoll? "Muss es schriftlich unterzeichnet sein und was muss drinstehen?", fragte Daniel Reisberg. Und Ingo Meißner wollte wissen, ob eine Sichtabnahme Gültigkeit habe, da in seinem Fall ein fertiggestellter, abgedeckter Fußboden durch nachfolgende Gewerke Kratzer erhalten hatte, die später bei der Gesamtabnahme bemängelt worden waren. "Das Gesetz kennt keine Sichtabnahme. Ein Fußboden sollte nicht abgedeckt, sondern erst dann verlegt werden, wenn andere Gewerke fertig sind. Eine Abdeckung ermuntert nachfolgende Gewerke zur Sorglosigkeit", befand dazu der Sachverständige Norbert Strehle. Grundsätzlich bestimme die Vertragsgrundlage die Form der Abnahme, hieß es. Wird die VOB vereinbart, gibt es klare Abnahmeregelungen in drei Stufen. Gilt das BGB, muss der Auftraggeber nach Leistungserstellung direkt abnehmen. Ist auch die Ingebrauchnahme des Bodens einer Abnahme gleichzusetzen? Strehle: "Wenn der Kunde bezahlt, ist das ein schlüssiger Vorgang." Auf der sicheren Seite ist in jedem Fall, wer sich ein schriftliches Abnahmeprotokoll mit Datum vom Auftraggeber unterzeichnen lässt.

Verlegung im Obergeschoss auf einer neuen, reinen Betondecke ohne Estrich, geht das? Dieser Anforderung würde sich nicht jeder Parkett- und Bodenleger stellen. Zwar ist der Untergrund eben und kann den notwendigen Schallschutz erfüllen, doch Beton braucht Jahre um seine Feuchtigkeit abzugeben und ist mit branchenüblichen Instrumenten nicht sicher zu messen. Er ließe sich zwar kugelstrahlen oder fräsen und mit dem bald nicht mehr zulässigen Epoxidharz absperren, auch neue Abdichtungen auf Silanbasis werden angeboten, doch für den Bodenleger gilt: Beton ist kein normgerechter Untergrund. Ohne explizite Freigabe vom Auftraggeber sollte man sich dem Risiko nicht aussetzen.
aus FussbodenTechnik 01/17 (Wirtschaft)