Nachgefragt bei Timo Aulbach:

"Um in Zukunft gut aufgestellt zu sein, brauchen wir mehr Mitglieder"


FussbodenTechnik: Was hat Sie bewogen, zum Obermeister zu kandidieren?

Timo Aulbach: Es ist schwierig, eine kleine Innung nach den geltenden Regularien am Leben zu erhalten. Für ein bis zwei Wahlperioden die Verantwortung als Obermeister zu übernehmen, sehe ich als Verpflichtung. Das Wissen, mit einem guten Team und einer gewissenhaften Geschäftsführung zusammen zu arbeiten, hat mir die Entscheidung erleichtert.

FT: Worin sehen Sie ihre Hauptaufgabe in der Innung?

Aulbach: Zusammen mit dem Vorstand unsere Innung für die Mitglieder attraktiv zu gestalten und neue Mitglieder zu werben. Dabei ist fachbezogene Kompetenz wichtig, aber auch das Vermitteln eines Gemeinschaftssinns. Fachwissen, Tarifwesen, das Thema Aus- und Weiterbildung und Themen, die der Zentralverband erarbeitet hat, geben wir quasi als Dienstleister an unsere Mitglieder weiter.

FT: Welche Zukunft sehen Sie für die Innung?

Aulbach: Um in Zukunft gut aufgestellt zu sein, brauchen wir mehr Mitglieder. Vor allem Nachwuchs fehlt. Innungen sind geprägt von Tradition und Ehrenamt. Das klingt angestaubt und nicht modern. Innungen sind leider durch gesetzliche Vorgaben bestimmt und damit nicht wirklich zukunftsorientiert ausgerichtet. Die Handwerkskammer als direkte Aufsichtsbehörde nimmt ihre Rolle ernst, wodurch unser Bewegungsradius eingeschränkt ist. Dieser feste Rahmen stellt auf der anderen Seite die Basis zum Austausch und zur Zusammenarbeit mit anderen Innungen.

FT: Wäre ein Zusammenschluss zu einer größeren Einheit ein Vorteil?

Aulbach: Die Option sollte man nicht außer Acht lassen und Vorteile für die Mitglieder prüfen. Hier bedarf es eines Konzepts, das nicht nur Innungen zusammenfasst, sondern auch einen starken Verbund für die Zukunft rüstet. Wichtig ist dabei, vorhandene Kräfte einzubinden und auszubauen. Vielleicht sollten wir hier die Raumausstatter mit einbeziehen. Der Verwaltungsaufwand einer kleineren Innung ist groß und unterscheidet sich nur geringfügig von einer großen. Ein Zusammenschluss wäre sicher sinnvoll. Bleibt auf längere Sicht der Nachwuchs aus, ist dies für den Fortbestand ohnehin die einzige Chance.

FT: Welchen Mehrwert bieten Sie Ihren Mitgliedern?

Aulbach: Unsere Stärken sind Regionalität und gemeinsame Aktivitäten - trotz der flächenmäßig weit gestreuten Mitgliedsbetriebe. Für die Mitgliederversammlung zweimal im Jahr wechseln wir die Veranstaltungsorte, sodass jeder einmal eine kurze Anfahrt hat. Ausgewählte Fachvorträge und zusätzliche Kulturevents, wie Stadtführungen und Besichtigungen, kommen dabei gut an und bieten Gelegenheit zum Austausch, auch mit der Industrie. Zudem engagiert sich die Innung stark in der Ausbildung und unterstützt die Werbung bei regionalen Messen und in Schulen.

FT: Was wünschen Sie sich von der Industrie?

Aulbach: Die Zusammenarbeit zwischen Industrie und Fachbetrieben ist ausgezeichnet. Allerdings sollte die Produktentwicklung nicht dahin gehen, die Konkurrenz durch Semiprofis zu stärken.
aus FussbodenTechnik 01/17 (Wirtschaft)