Maison & Objet, Paris

Fantasievoll und inspirierend


Als sehr designorientierte Messe bietet die Pariser Maison & Objet viele Ideen für die Warenpräsentation und ein stimmungsvolles Ambiente ... und natürlich dekorative Produkte. Wer hier Teppiche einkauft, kann sich ein paar Stände weiter gleich nach den passenden Accessoires umschauen.

Riesige Widderköpfe an der Wand, ein Raum voll bunter Lampen, üppig wuchernde echte Pflanzen und überdimensionale Kunstblüten. Die zweimal jährlich stattfindende Maison & Objet in Paris ist weniger Verkaufsmesse als Inspirationsquelle und Plattform für Kontakte. Es geht um Dekoratives und modernes Wohndesign, und da darf der Teppich als i-Tüpfelchen nicht fehlen. Tut er auch nicht: Mit Anbietern wie Amini / ABC Italia, Edelgrund, Rezvani und Zollanvari waren sehr kreative Branchengrößen vertreten. Insgesamt ist die Ausstellerzahl leicht zurückgegangen, und die Gänge sind merklich breiter geworden - was der Angebotsvielfalt aber keinen Abbruch tat. Vor allem gab es wieder spannende Newcomer zu entdecken, etwa den iranischen Anbieter Heidarian, der seine avantgardistischen persischen Teppiche und entsprechendes Kunsthandwerk erstmals in Paris vorstellte. "Dafür haben wir von unseren Besuchern sehr positives Feedback erhalten", berichtet Foreign Sales Manager Fatemeh Pourazizi. Vor allem europäische Designer hätten sich für die Kollektion interessiert.

Breites Angebot an Accessoires

Überhaupt waren Designer, Architekten und Raumgestalter in Paris überdurchschnittlich stark vertreten: Die verspielte, design- und präsentationsaffine Maison & Objet ist eine perfekte Ergänzung zur großen und eher "sachlichen" Verkaufsmesse Domotex. "Generell legen hier alle Wert auf hohe Qualität, besonderes Design und Innovationen", erklärt Ferid Amini von Amini / ABC Italia. Das merkt man auch an den fantasievollen und sehr inspirierenden Produktpräsentationen. Und es gibt noch einen weiteren wichtigen Grund, sich die Maison & Objet nicht entgehen zu lassen: das breite Angebot an Randsortimenten, denn Mitnahmeartikel wie Tonfiguren, Kissen und Schmuck werden im Teppichhandel immer wichtiger. Sie laden zum Stöbern ins Ladengeschäft ein und lenken den Blick ganz nebenbei auf den Teppich. Ein echter Besuchermagnet war beispielsweise der sehr geschmackvoll gestaltete Stand des spanischen Anbieters Fernando Otero mit afrikanischem Kunsthandwerk.

Edler Naturlook und viel Vintage

Beim Bummel über die Messe entwickelt sich schnell ein Gefühl dafür, wie sich Produkte präsentieren und Stimmungen transportieren lassen und was gerade Trend ist: Marmor und Marmor-Optiken feiern offenbar ein Comeback, und an den Wänden sind plastische Strukturen ein großes Thema. Auffällig auch die vielen üppig wachsenden Pflanzen an den Ständen bis hin zum Wohnraumdschungel, dazu viel Blumiges und Produkte aus nachwachsenden Materialien mit natürlich-edlem Look, aber ohne "Müsli-Charme".

Der Trend zur-kunsthandwerklichen Natürlichkeit macht sich auch bei den Textilien bemerkbar: Hier standen schwerere, gröbere Gewebe im Vordergrund, gern handbedruckt mit Blockprint-Technik. Handgewebtes, handbedruckt - dieser Trend ließ sich auch bei den Teppichen beobachten. Und beim türkischen Anbieter Fatih lässt man Kelims mit Teppichrücken ausstatten, um sie zu "beschweren": "Die Menschen wollen heute eher dicke, schwere Teppiche", erklärt Hamit Akcay. Weiterhin beliebt ist auch der marokkanische Langflorteppich Beni Ouarain, den Afolki Berber Rugs aus Italien in zahlreichen Variationen zeigte.

Insgesamt ist das Teppichangebot nach wie vor von Vintage und Overdye geprägt. Der niederländische Anbieter Ebru präsentierte dabei eine ganz neue Spielart: alte Kirman mit umsäumten Löchern; die Farbe für die Umsäumung ist frei wählbar. Außerdem ist Handtuft immer noch stark präsent, und als Material steht die sanft glänzende Viskose weiterhin im Vordergrund. Der Teppich-Schwerpunkt der Maison & Objet lag deutlich auf bezahlbaren Produkten mit starker optischer Wirkung und von solider Qualität. Nicht High-Class, aber auch keine Billigware.

Den Blick auf die Newcomer lenken

Die Maison & Objet verteilte sich auf alle neun Hallen des Parc des Expositions auf dem Gelände Villepinte im Pariser Norden, thematisch untergliedert in Bereiche mit unterschiedlichen Schwerpunkten wie Eclectic (außergewöhnlich), Cosy (gemütlich), Elegant oder Actuel (modern). Darüber hinaus gibt es die bestimmten Produkten zugeordneten Bereiche wie Düfte und Küchenzubehör. "Sehr sinnvoll und übersichtlich, sowohl für den Besucher als auch für den Aussteller", findet Hossein Rezvani diese Unterteilung. Gleichzeitig sieht er allerdings die Gefahr, dass kleinere Marken in der großen Vielfalt untergehen. "Das Problem bei den Möbelmessen ist meiner Meinung nach, dass gewisse große etablierte Anbieter immer im Mittelpunkt stehen. Dabei kommt so unglaublich viel Spannendes Neues nach." Seine Idee: Guided Tours, die den Blick der Besucher auch auf Newcomer lenken.

Fast 65.000 internationale Fachbesucher zählte die Messe in diesem Herbst. Maryam Ebrahimi von Edelgrund, zum dritten Mal dabei, freut sich über "die beste Messe bisher" mit zahlreichen Interessenten, vor allem aus Frankreich und Belgien. Hossein Rezvani begrüßte neben den vielen Besuchern aus Frankreich und den Benelux-Ländern auch Interessenten aus Russland, China und den USA an seinem Stand. Die Terrorangst, die sich noch spürbar auf die Januarmesse durch rückläufige Besucherzahlen ausgewirkt hat, ist inzwischen deutlich abgeebbt.

Einen kleinen Bummel über die Maison & Objet kann man neuerdings übrigens auch unternehmen, ohne dafür nach Paris zu fliegen: Auf der Internet-Plattform Maison & More, der digitalen Ausgabe der Messe, können sich Interessierte in verschiedenen Kategorien von Produkt zu Produkt klicken und weitere Informationen anfordern.•
aus Carpet Magazin 01/17 (Wirtschaft)