Bettzeit-Gruppe übernimmt Traditionsmarke
Dunlopillo soll schon in Kürze wieder liefern
Frankfurt. Die Überraschung ist gelungen: Anfang Januar hat die Frankfurter Bettzeit-Gruppe die Traditionsmarke Dunlopillo übernommen und damit namhafte Mitbewerber aus dem Rennen geschlagen. Noch im Februar soll Dunlopillo wieder lieferfähig sein. Haustex traf die Gründer und Geschäftsführer der Bettzeit-Gruppe, Manuel Müller und Dr. Dennis Schmoltzi, auf der Kölner Möbelmesse zum Gespräch.
Es geht uns darum, die Marke Dunlopillo wieder zu einer großen Marke zu machen." Dr. Dennis Schmoltzi (30) formuliert das Ziel, das er mit seinem Geschäftspartner Manuel Müller (37) vor Augen hat, selbstbewusst, aber nicht abgehoben. "Mit Dunlopillo haben wir eine große Chance, aber auch eine große Verpflichtung, ergänzt Müller, der gemeinsam mit Schmoltzi Gründer und Geschäftsführer der Bettzeit-Gruppe ist. "Wir wollen einer der bekanntesten Handelsmarken im Schlafsegment wieder zu alter Stärke verhelfen, und die ohnehin starke Position beim Endkunden weiter ausbauen."
Die Geschäftsleitung der neuen Bettzeit-Tochter wird zunächst von Manuel Müller übernommen. Parallel soll für Dunlopillo ein neues, eigenständiges Führungs- und Vertriebsteam am Firmensitz in Frankfurt am Main aufgebaut werden. Damit soll Dunlopillo über die nächsten Monate im Vertrieb sowie in den Bereichen Beschaffung, Logistik und Marketing personell wieder verstärkt werden.
Den Kaufpreis lassen sich die beiden jungen Unternehmer nicht entlocken, hierüber wurde Stillschwiegen vereinbart. Das schnelle Geld haben beide nach eigener Aussage aber nicht im Blick: "Wir wollen effizient investieren, aber nicht von Venture Capital getrieben", betont Schmoltzi. Mit über 100 Mitarbeitern betreibt die inhabergeführte Bettzeit-Gruppe jetzt drei Geschäftsfelder. Neben Dunlopillo sind das der Online-Anbieter Emma Matratzen sowie das Fachhandelsportal dormando.de inklusive einer stationären Dormando-Filiale im Frankfurter Osten.
Finanzierung mit familiärer Hilfe
Der Kauf sei mit Hilfe privater Investoren und der Familie ermöglicht worden, außerdem holten sich die beiden Unternehmer Unterstützung durch die Mittelständische Beteiligungsgsesellschaft Hessen und einen Gründerfonds. Schmoltzi und Müller bezeichnen sich und ihre Unternehmen als solide und bodenständig: "Das ist unsere DNA, die uns bisher sehr erfolgreich gemacht hat." Dormando gibt es seit 2013, Emma ist seit Ende 2015 aktiv und verkauft nach Angaben der Bettzeit-Gründer bis zu 1.500 Online-Matratzen pro Woche - neuerdings auch in rund 70 Häusern des Filialisten Butlers.
Die Dunlopillo-Matratzen sollen auch weiterhin in Deutschland produziert werden, auch wenn der Standort Alzenau Geschichte ist. "Viele der Zulieferer von Emma sind auch Zulieferer von Dunlopillo gewesen", erläutert Schmoltzi. Dass Bettzeit kein typischer strategischer Investor mit eigener Produktion im Rücken ist, ändert aus seiner Sicht nichts an der Sinnhaftigkeit der Übernahme.
"Wir tun uns in der Industrie schwer mit der Vorstellung, dass eine große Marke nicht selbst produziert", sagt Schmoltzi mit Blick auf ein prominentes Beispiel: Apple fertige sein iPhone schließlich auch nicht selbst. Manuel Müller ergänzt: "Innovation-Leader zu sein bedeutet nicht zwingend, eine eigene Produktion haben zu müssen. Wir sind agiler wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen. Da können wir als inhabergeführtes Unternehmen schneller agieren."
Effizienter und schneller liefern
Die vorhandenen Lieferbeziehungen sollen nun genutzt werden, um eine integrierte Produktion an einem Standort zu schaffen und die Produktions- und Lieferzeiten zu verkürzen. "Wir werden effizienter und schneller liefern können. Von der Bestellung bis zur Anlieferung soll es im Standardsortiment ab Herbst dieses Jahres nur noch wenige Werktage dauern", erklärt Schmoltzi. "Wir möchten die Wettbewerbsfähigkeit zukünftiger Dunlopillo-Händler deutlich stärken. Hierzu werden wir gemeinsam mit unseren Zulieferern in den Aufbau von Lager- und Logistikresourcen investieren."
Hehre Ziele, vor deren Umsetzung jedoch eine Menge Arbeit steckt. Schon im Februar wollen die beiden Unternehmen mit einem ersten Sortiment an Dunlopillo-Matratzen wieder lieferfähig sein, das übers Jahr ausgebaut werden soll. Das bisherige Produktportfolio der Marke soll aber deutlich verschlankt werden: "Wir wollen uns möglichst effizient aufstellen, auch was die Lieferkette angeht", betont Müller.
Technologisch wolle man auf das Vorhandene aufsetzen: "Dabei möchten wir die Tradition Dunlopillos wahren, die Produkte aber durch neue Technologien verbessern." Das 1952 gegründete Unternehmen gehört noch immer zu den bekanntesten Marken im Schlafbereich. Bereits 1932 entwickelten Techniker des Reifenproduzenten Dunlop auf dessen damaligen Werksgelände in Hanau die erste Latex-Matratze der Welt; das war der erste Matratzen-Kern für Dunlopillo.
Ergänzt werden soll das Angebot künftig auch um ein eigenes Boxspring-Bett unter der Marke. Denn die, da sind sich beide sicher, sei beim Endkunden nach wie vor begehrt. "Wir wollen Dunlopillo nicht nur beim Verbraucher, sondern auch beim Händler wieder unter den Top 3 positionieren", gibt sich Schmoltzi selbstbewusst. Das geplante Marketing solle im Ergebnis erreichen, "dass der Händler gar nicht mehr darum herum kommt, uns zu führen."
Markenstrategie und TV-Kampagne
Einstweilen ein sportliches Ziel: Der Markt ist eng umkämpft, und bei einem Großkunden wie Karstadt beispielsweise ist Dunlopillo aktuell kein Thema. Neben einer großen Marke wie Schlaraffia ist hier mittlerweile auch ein kleiner Anbieter wie Hemafa vertreten - hinter dem die ehemaligen Dunlopillo-Geschäftsführer Marcel Bender und Gerald Malter stecken. Da wird viel zu reden sein.
"Der Neuanfang bietet auch eine Chance", glaubt Manuel Müller. "Die Marke wird vom Endkunden als fortschrittlich und nahbar wahrgenommen. Wir brauchen jetzt eine klare Markenstrategie, die wir umsetzen wollen und bei der wir bleiben." Man wolle mit Dunlopillo "im gehobenen Mittelfeld mitspielen und mit Händlern zusammenarbeiten, die unsere Vertriebsstrategie teilen." Dunlopillo sei eine "volksnahe" Marke und keine für den klassischen Bettenfachhändler.
Geplant ist auch eine eigene TV- Kampagne, die die Marke Dunlopillo klar positionieren und für Frequenz im stationären Handel sorgen soll. Dabei haben Müller und Schmoltzi naturgemäß andere Zielgruppen im Blick als mit ihren Standbeinen Emma und dormando.de, wo Dunlopillo-Matratzen bereits angeboten werden. "Man soll das Online-Segment und das Thema One-fits-all nicht überbewerten", erklärt Schmoltzi. "70 Prozent des Verkaufs werden weiterhin offline stattfinden."
aus
Haustex 02/17
(Wirtschaft)