Fußbodentechnik+Zubehör auf Domotex + Bau 2017
Renaissance der Designspachtelmassen
Manche Neuentwicklungen brauchen einen langen Atem, um sich durchsetzen. So könnte das Fazit im Geschäftsfeld Fußbodentechnik und Zubehör auf den Messen Domotex und BAU lauten. Designspachtelmassen und Werkzeuge fürs ergonomische Arbeiten sind Produktthemen, die aktuell wieder stärker gepusht werden. Bei den Bodenbelagsklebstoffen lässt sich ein noch eindeutigerer Trend hin zu Silanklebern ablesen. Immer mehr Verlegewerkstoffe sind zudem so ausgestattet, dass sie kleine Anwendungsfehler verzeihen. Bei den elektrischen Handwerkzeugen gibt es erstmals akkubetriebene Spachtelmassen-Rührgeräte. Bereits vor zehn Jahren gab es erste Verlegewerkstoffhersteller, die Designspachtelmassen auf den Markt brachten. Sie dienten schon damals selbst als Bodenbelag. Nachdem es häufiger zu Reklamationen kam, weil Endkunden in ihrer Erwartungshaltung enttäuscht wurden, ebbte die Nachfrage ab und einige Produkte verschwanden wieder vom Markt. Auf den großen Leitmessen konnten Besucher beobachten, dass mittlerweile alle Verlegewerkstoffhersteller wieder mindestens eine Designspachtelmasse im Sortiment haben: Da gibt es Kiesel mit Servoart, Mapei mit Ultratop Loft und Bostik Pure Style, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Verarbeitung ist teilweise einfacher geworden, das Schulungsangebot gestiegen. Designspachtelmassen sind derzeit sehr angesagt, wie Architekten versichern. Im Ladenbau wird der Loftcharakter der meist grauen oder anthrazitfarbenen Böden sehr stark nachgefragt. Anders gesagt: Designspachtelmassen feiern eine Renaissance. Das geht soweit, dass Designbelagshersteller genau diese Betonoptik mit ihren PVC-Desinbelägen imitieren.
Trend zu einfachen Verlegewerkstoffen
Stellenweise kommen Verlegewerkstoffe auf den Markt, die besonders einfach zu verarbeiten sind. Dazu zählen Spachtelmassen und Estriche, die eine leichte Über- oder Unterdosierung mit Wasser verzeihen. Dazu gibt es eine Reihe von Hilfestellungen wie Anwendervideos, Handy-Apps, digitale Navigatoren oder Webinare. Das Angebot reicht mittlerweile bis zur digitalen Videoübertragung auf die Baustelle. Der Anwendungstechniker ist zwar nicht persönlich vor Ort, kann aber dennoch per Bewegtbild beispielsweise auf einem Tablet eine Empfehlung aussprechen.
Bodenbelagsklebstoffe: SMP-Kleber nehmen zu
Bei den Parkettklebstoffen geht der Trend weiter zu Silan-Produkten, wobei die Hersteller in erster Linie auf einkomponentige und hartelastische Produkte setzen. Diese Klebstoffe sind geeignet, auch Massivparkett maßhaltig zu kleben und sind eine technische Alternative zu den harten 1K-PU-Parkettklebstoffen. SMP-Kleber sind in der Regel mit dem Blauen Engel ausgestattet, den zweikomponentige Polyurethankleber nach jetzigem Wissensstand nicht erhalten werden.
Bei allem Hype um SMP-Klebstoffe gibt es auch kritische Stimmen im Markt: "Hinsichtlich der Absatzmengen geht der Markttrend bedauerlicherweise immer mehr zu sehr preiswerten und damit qualitativ minderwertigeren Produkten, die zwar für die Klebung von Mehrschichtparkett durchaus geeignet sind, aber in der Regel sehr hohe Weichmachergehalte aufweisen, mit allen negativen Spätfolgen", sagt Dr. Frank Gahlmann, Leiter Produkttechnik bei Stauf.
Wie sehr die Verlegewerkstoffhersteller die SMP-Technolgie favorisieren, zeigt auch die Tatsache, dass es mittlerweile sogar schon Silankleber für Gummi- und PVC-Designbeläge auf dem Markt gibt. Letztgenannte sorgen weiterhin für Produktneuentwicklungen. Das reicht von Verlegeunterlagen, über Kleber bis zu besonders topebenen Spachtelmassen.
Profile, Leisten und Unterlagen: Vielfalt mit System
Die inzwischen grenzenlose Vielfalt der Dekore bei Designbelägen sorgt weiter für kräftigen Zuwachs in den Leisten- und Profilsortimenten. Beispielsweise stieg die Zahl der verfügbaren Dekore beim Sockelleistenanbieter Döllken-Weimar binnen acht Jahren von 50 auf nunmehr 1.300 Modelle. Und Carl Prinz wartete dieses Jahr auf der BAU mit gleich 50 neuen Profiltypen in über 600 Ausführungen auf. Darunter waren Spezialitäten wie Edelstahlprofile mit gebürsteten Oberflächen, Treppenkanten mit Antirutsch-Einlage oder Aluminium-Sockelleisten mit Clips-Befestigung im 45°-Winkel.
Mit neuen Übergangsprofilen reagieren die Hersteller darüber hinaus auf einen aktuellen Trend in der Raumgestaltung: die kombinierte Verlegung verschiedener Bodenbelagsarten auf einer Fläche. Systemprofile kaschieren die Übergänge zwischen unterschiedlichen Materialien möglichst dezent; dabei können die aktuellen Modelle Höhenunterschiede bis zu 10 mm elegant überbrücken. Im Bereich dekorativer Leisten war hingegen an den Ständen mehrerer Aussteller ein klassischer Leistentyp wieder verstärkt zu sehen: die Hamburger Leiste - weiß lackiert aus massivem Holz oder in der MDF-Variante sowie neu auch als Kernsockelleiste mit wasserresistenter Kunststoffumantellung.
Verlegeunterlagen - Produktoptimierung im Fokus
"Wir haben das Zubehörsortiment für Designbeläge stark ausgebaut", so oder so ähnlich lautete die Antwort auf die Frage nach Messeneuheiten bei den meisten Ausstellern von Verlegeunterlagen. Für alle Arten von Designbelägen gibt es entsprechende Dämmunterlagen, die unter anderem in puncto Geh- und Trittschallminderung sowie punktuelle Ausgleichsfähigkeit gemäß aktuellen technischen Anforderungen vom Verband für mehrschichtig modulare Fußbodenbeläge (MMFA) konzipiert wurden. Gerade die immer dünner werdenden, schwimmend verlegten Beläge mit Klick-Verbindung erfordern auf diese Anforderungen abgestimmte Unterlagenmaterialien. Außerdem sollen sie möglichst dünn, dimensionsstabil und druckfest sein.
In Bezug auf die Funktionalität haben die Verlegezubehöranbieter bei ihren aktuellen Sortimentserweiterungen meist an kleineren Detailverbesserungen gefeilt, die das Verlegen der Unterlagen erleichtern sollen. Diese betreffen zum Beispiel Formatoptimierungen, durch Verzahnen oder Verkleben stabiler zusammenfügbare Bahnen sowie verbesserte Rutschbremsen. Anbieter Selit zeigte die ersten Rollen mit Blauem Engel und TÜV-Rheinland-Prüfzeichen. Sachverständige haben für Verlegeunterlagen einen Kriterienkatalog entwickelt, der den Produkten ihre Gebrauchstauglichkeit von neutraler Stelle attestiert.
Werkzeuge und Maschinen: Ergonomie ist Trumpf
Erfahrene Handwerker belächelten die ersten Ansätze von ergonomischen Arbeiten, die Berufsgenossenschaft Bau dagegen befürwortet Hilfsmittel, die Arbeiten im Knien vermeiden. Schließlich wird der eine oder andere Verleger seinen Beruf länger ausüben können, wenn er im Stehen arbeiten kann. Die Zahl der Ideen aus der Industrie nimmt zu, wobei Vertriebsleiter Hendrik Nocht von Bostik auf der BAU zugab, dass die Anfragen vorwiegend vom Handel kämen und noch nicht vom Handwerk. Mittlerweile lässt sich Kleber für Designbeläge im Stehen aufrollen, ganz neu ist jetzt sogar Fliesenkleber für keramische Beläge wie bei Schönox. Janser stellte einen Parkettrandschleifer und einen Parkettschneider vor, für die der Handwerker nicht mehr auf die Knie muss. Längst bekannt sind Parkettklebstoffauftragsgeräte. Neu ist Schwamborn mit seiner ferngesteuerten Schleifmaschine DSM 800 RC, Roll mit dem Vorschneider RO-Streifenmeister oder Schönox mit Klebstoffauftragerät Iline App.
Unabhängig vom Kabel sind kleine Akkubohrschrauber schon länger. Die weltweit erste 305 mm Paneelsäge mit Hybridantrieb läuft nun wahlweise mit Akkupower oder Netzadapter. Von Collomix gibt es das Rührgerät Xo 10 NC zum Anrühren von Spachtelmassen neuerdings mit Akkubetrieb.
aus
FussbodenTechnik 02/17
(Wirtschaft)