Online-und Versandhandel

Männer sorgen im Netz für wachsende Umsätze


Hamburg. Mehr als jeder achte Euro im deutschen Einzelhandel wird im Internet umgesetzt: Der Online- und Versandhandel übersprang 2016 erstmals die Grenze von 70 Mrd. Euro. Vor allem Männer holen beim Einkauf auf - auch bei Haustextilien, Dekoration und Möbeln.

Die Deutschen geben im interaktiven Handel im Jahr durchschnittlich 1.800 Euro pro Haushalt aus. Haus- und Heimtextilien sind dabei im unteren Umsatz-Drittel der Warengruppen angesiedelt. Hier wurden 2016 insgesamt 903 Mio. Euro E-Commerce-Umsatz erzielt. Bei Möbel, Lampen und Dekoration lag der Umsatz bei knapp 3,2 Mrd. Euro.

"Mehr als jeder achte Euro im deutschen Einzelhandel geht nicht mehr in die Ladenkasse sondern in die E-Commerce- und Versandhandelsbranche. Der E-Commerce wird damit immer mehr zum besseren Nahversorger, weil Beratung, Auswahl und Service flächendeckend angeboten werden", erklärte Gero Furchheim, Präsident des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel (BEVH), bei der Vorstellung der Zahlen in Hamburg. "Der Online- und Versandhandel ist unverzichtbarer und prägender Teil des Einzelhandels."

Mit einem Plus von 12,5 % auf 52,74 Mrd. Euro ist der Brutto-Umsatz im E-Commerce im Jahr 2016 deutlich zweistellig gewachsen. Der gesamte Online- und Versandhandel übersprang erstmals die Grenze von 70 Mrd. Euro Brutto-Umsatz und steht inzwischen für fast 13 % des gesamten Einzelhandelsvolumens.

Mehr als die Hälfte des E-Commerce-Umsatzes wird auf Online-Marktplätzen wie Ebay oder Amazon erzielt. 2016 waren dies 26,7 Mrd. Euro und damit 7,1 % mehr als im Vorjahr. Platz zwei nehmen mit 16,6 Mrd. Euro die Multichannel-Versender ein (+18,9 %). Darin enthalten sind auch die Versender, die ihre Heimat im Stationärhandel haben und 2016 ein sattes Plus von 31,7 % hinlegten. Christoph Wenk-Fischer, Hauptgeschäftsführer des BEVH, sagte daher in Hamburg: "Das Internet ist kein Fluch für den stationären Handel, sondern ein Segen."

Das sehen stationäre Fachhändler naturgemäß anders. Für sie dürften andere Zahlen von Interesse sein: So gaben 11,5 % der Online-Käufer 2016 an, ihre Webeinkäufe getätigt zu haben, ohne sich vorher anderweitig zu informieren. Das sagt viel aus über das Vertrauen, das diese Käufer in bestimmte Shopping-Portale mittlerweile setzen, die selbstverständlich und zielgerichtet genutzt werden. Und: 41,2 % kaufen mindestens einmal monatlich online (2016: 38,9 %), mehr als jeder Fünfte mindestens einmal in zwei Wochen, fast jeder Achte einmal pro Woche - Tendenz steigend.

Noch eine Zahl lässt aufhorchen: Bei Haus- und Heimtextilien sind zwar nach wie vor die Frauen mit gut 60 % Umsatzanteil die Haupt-Einkäuferinnen - doch die Männer haben ihren Anteil 2016 sehr deutlich um 41,2 % gesteigert. Eine ähnlich hohes Plus (40,5 %) gab es im Bereich Möbel, Lampen und Dekoration - so hohe Steigerungen wurden, bezogen auf die Geschlechterverteilung, mit Abstand in keiner anderen Warengruppe verzeichnet.

Die Kundenzufriedenheit beim Thema Lieferzeit ist im vergangenen Jahr ebenfalls gestiegen. 86,1 % bewerteten diesen wichtigen Serviceaspekt als sehr gut oder gut (2015: 82,4 %). Aber: Zusätzliche Services wie die Belieferung am gleichen Tag oder Click & Collect wollen die meisten Kunden ohne Mehrkosten in Anspruch nehmen.

Mit den guten Geschäftsergebnissen des Jahres 2016 im Rücken, erwartet der BEVH auch in diesem Jahr für den interaktiven Handel insgesamt ein Wachstum von 8 % auf ca. 61,7 Mrd. Euro. Für den E-Commerce-Bereich rechnet der Verband erneut mit einem klar zweistelligen Zuwachs um 11% auf rund 58,5 Mrd. Euro. Der Anteil des Onlineshoppings am Einzelhandelskuchen wird also weiter wachsen.
aus Haustex 03/17 (Wirtschaft)