Wasserbetten auf der imm Cologne

Kleines Segment mit interessanten Neuheiten


Köln. Es ist seit vielen Jahren zwar nur ein kleines Segment im Sleep-Bereich, doch das Wasserbettist aus dem Angebot der Kölner Möbelmesse nicht wegzudenken. Die Aussteller tun sich teilweise zusammen, um den Aufwand einer Messe stemmen zu können. Auch das Thema Nachhaltigkeit ist in der Branche angekommen.

Thomas Goritzka vom Wasserbettenlieferanten Dreamtec in Leipzig gehört zu den unregelmäßigen Ausstellern seiner Branche auf der imm Cologne. "Aber wenn wir kommen", so sagt er, "dann muss ein Hingucker auf die Messe." Das Urteil ist eindeutig: Eigener Anspruch erfüllt. Das gilt grundsätzlich für alle Aussteller der Möbelmesse, die Wasserbetten platzieren - oder Artikel aus dem Zulieferbereich. Keine zwei Hände voll sind das gewesen, wie seit Jahren schon. Der Aufwand einer Messe ist groß, die Kosten sind hoch, das Ergebnis ist ungewiss.

In einem Gemeinschaftsstand mit den Firmen Dukal und Meisel & Gerken sah Thomas Goritzka eine praktikable Lösung für seinen Messeauftritt: Qualitätsbetttücher, Kissen und Schlauch- oder Luftbettsysteme - das tut sich mit seinen Wasserbetten nichts und schont das Budget. Seinem Ausstellungs-Wasserbett hat Goritzka einen extravaganten Sockel verpasst. Drei-Scheiben-Verbund-Sicherheitsglas mit Edelstahlverbindung und LED-leuchtender, karibikblauer Mosaik-Optik. Hoher Einstieg ist modern, beleuchteter Unterbau auch. "Unverwüstlich," wie er betont, auch bei anstoßenden Staubsaugern.

Carbonheater gut etabliert

Solide und zu neudeutsch praktisch "unkaputtbar" sind auch die Wasserbettheizungen von TBD. Das schwäbische Unternehmen setzt derzeit auf ständige Verbesserung der Carbonheater-Folge und möchte kein neues Design. Das Produkt ist gut im Markt, Konkurrenten sind teilweise wenig aktiv oder verschwunden. Eine gute Situation, versichert Andrejel Zajac von der Geschäftsführung. Hochmütig werden der Unternehmer und sein Bruder Miko aber nicht. "Wir sind hier, damit wir Rückmeldungen hören, auch wenn es Reklamationen gibt oder Anmerkungen." Unter diesem Aspekt genießt es das Unternehmen aus Villingen-Schwenningen, mit seinem angestammten Platz in Halle 9 eine Art Drehscheibe für die Branche zu sein. "Bei uns trifft sich fast jeder. Auch Lieferanten, die nicht ausstellen," sagen die Zajacs.

Auch Verbandsvertreter gehören dazu, wie sich schnell zeigt. Denn für den Fachverband Wasserbett ist Möbelmesse Pflichtprogramm. Vorsitzender Roger Lumma und sein Stellvertreter Christian Allerchen sind nicht wirklich glücklich über die seit Jahren begrenzte Zahl der Wasserbettaussteller. Eine Existenzgefährdung der Branche oder gar den durch Unkenrufe prognostizierten Untergang sehen sie aber nicht: "Diejenigen, die da sind, sind meist langjährig aktiv und stark," sagt Allerchen.

Zu den Altgedienten mit immer neuer Motivation gehört das Unternehmen Wohnform Werkstätten aus Südhessen. Die Betten stehen gepflegt wie eine Eins - man kennt es nicht anders. Ob es das Bett Hydronova ist mit dem Kopfteil Evita und dem Spiegelsockel oder das neue Kopfteil CoCo mit dem etablierten Bett Josephine, Axel und Nicola Ludwig arbeiten mit gewieftem Auge am Bedarf. Velours, Filz und Leder unter dem Motto "Shades in Grey" seien nachgefragte und beliebte Verarbeitungsmaterialien bei den Betten. Geändert habe sich das Interesse der Endkunden hin zu Überlängen. "Und das Hochwert-Wasserbett ist eindeutig im Markt zurück," beobachtet das Unternehmerpaar.

Boxspring-Betten mit Wasserbettkomfort

"Es ist wie mit Schuhen: Sie können gut aussehen - aber unbequem sein. Gegen böses Erwachen auf optisch schönen Billig-Boxspringbetten wegen mangelnden Schlafkomforts haben wir das passende Rezept," erläutert Peter Stenberg von der Geschäftsführung der dänischen Firma WaCore die Strategie seines Unternehmens. Erfolgreich sei man auf den Boxspring-Zug aufgesprungen, biete mit Wassermatratzen aber einen zusätzlichen Komfort-Bonus. "Das Beste aus zwei Welten ergibt dann den praktisch perfekten Schlaf," verrät Stenberg einen kleinen Teil der Philosophie.

"Liegeproben werden zum Aha-Erlebnis," berichtet Eddy de Gunst von der Verkaufsabteilung. "Viele Menschen haben hier erst einmal verinnerlicht, dass man auch auf schönen Betten gut liegen kann und ein Wasserbett keine Kiste sein muss." Gegen das "falsch-legendäre Dauerschaukeln auf Wasserbetten" bietet Wa’Core den so genannten Quantum-Schaum an. Das laut Wa’Core dauerhaltbare Material unterstütze die Wassermatratzen ihrer Serie Dreamline von innen nachhaltig und progressiv auch noch nach Jahren.

Re-Betten konsequent nachhaltig

Mit der wohl überraschendsten Neuigkeit warteten Manager Lars Brunso und sein Team auf, seit 1981 Hersteller von Akva Waterbeds. Unter dem Dach von Akva, aber als eigene Gesellschaft fiel der Startschuss für die Produktion der "Re-Betten". Hinter diesem neuen Label, so Thomas Wiese als Vertriebsleiter Deutschland Nord von Akva Waterbeds, wird parallel zu Wasserbetten ein konsequent nachhaltiges Produkt im Bereich der Naturbetten angeboten ("Honest Green Attitude"), das nur einen geringen Fußabdruck hinterlässt - ökologisch, in den Ressourcen, bei deren Gewinnung sowie bei Transport, Verarbeitung und Recycling.

Gleichzeitig sei es nachhaltig, da 100 Prozent Naturlatex eine sehr hohe Dauerstabilität habe und von Natur aus antibakteriell, also hygienisch und schützend gegen Hausstaubmilben wirke. Bei den Materialien der Re-Betten handelt es sich laut Akva um dänisches Massivholz, Baumwolle für Matratzenbezüge und Polstervlies sowie 100 Prozent Naturkautschuk-Latexmatratzen.

Das erste Bettsystem aus der Reihe der Re-Betten heisst Embla und besteht aus einer gepolsterten Box mit starrem Massivrahmen, einer 18 Zentimeter hohen Matratze und einem vier Zentimeter hohen Topper, jeweils aus Naturlatex. Die Recyclingfähigkeit von Betten werde auf europäischer Ebene bald in einheitlichen Richtlinien und Gesetzen bestimmt, ist Thomas Wiese sicher. Für die Hersteller gelte es, dies in Zukunft bei Materialauswahl und Verarbeitung zu berücksichtigen, damit Rohstoffe erhalten und im Wertstoffkreislauf bleiben.

Zurzeit, so Thomas Wiese, landen viele Matratzen und Bettsysteme leider eher nur als Sperrmüll in der Müllverbrennung. Naturlatex werde momentan auch eher in verbrannt und nur in geringen Mengen kompostiert, sei bei der Verbrennung jedoch CO2-neutral, da durch die Gewinnung Baumbestand geschützt und erweitert werde. ah
aus Haustex 03/17 (Wirtschaft)