Parkett, Laminat, Kork und Designbeläge auf Domotex und Bau

Auf der Suche nach Wegen aus dem Eiche-Dilemma

Noch wäre es verfrüht, von einer Trendwende zu sprechen, aber die Parkettbranche versucht erkennbar, die Phalanx der Eiche-Landhausdiele zu durchbrechen und dem Markt Alternativen wie Fischgrät, Würfel-, Kassetten- und Flechtmuster schmackhaft zu machen. Auch andere Holzarten werden verstärkt ins Spiel gebracht. Bei Laminatboden setzen softmatte Oberflächen und immer noch große Formate Akzente.

Das vergangene Jahr stand im Zeichen der Eiche. Das bezieht sich nicht nur auf ihre Marktdominanz, die 2016 noch weiter zugenommen hat, sondern in Österreich wurde das Edelholz mit den hervorragenden Gebrauchs- und Verarbeitungseigenschaften zum "Baum des Jahres" gekürt. Bereits seit Anfang der 90er Jahre machen viele europäische Länder auf diese Art auf seltene oder bedrohte Baumarten aufmerksam. Selten ist die Eiche nicht, sie ist die wichtigste Laubbaumgattung der Nordhalbkugel, aber die seit einigen Jahren boomende Nachfrage speziell nach Eiche-Landhausdielen erschöpft die Bestände und erschwert die Beschaffung. Die FEP, der Verband der europäischen Parketthersteller, hat für 2015 einen Eiche-Anteil von 77,7 % an der Parkettproduktion ermittelt. Tendenz: weiter steigend.

Als Konsequenz sind 2016 massive Versorgungsengpässe aufgetreten. Paul de Cock, der Unilin Flooring führt, die zwei Parkettwerke in Tschechien und Malaysia betreiben, weist auf die Schere hin, die zwischen Angebot und Nachfrage klafft: "Die Nachfrage nach Eiche-Landhausdielen steigt jährlich um 20 %, aber es wachsen nur 1 bis 2 % Bäume nach." Ansgar Igelbrink, Senior Vice President der Bauwerk Boen Groep, sieht das ganz nüchtern: "Verfügbarkeiten sind schon vorhanden - das regelt sich über den Preis."

Strategien gegen die Eiche-Knappheit

Die Parkettindustrie begegnet der Eiche-Knappheit mit unterschiedlichen Strategien. "Kosten reduzieren, Produktivität erhöhen" sagte einer lakonisch. Zum Beispiel, indem die Parkettböden zunächst als Halbfabrikate eingelagert, und erst nach Abruf endgefertigt werden. Manche suchen direkten Zugang zu den Ressourcen, wie die Bauwerk Boen Group, die sich über die Übernahme der kroatischen Parkettaktivitäten der Haas-Gruppe samt eigenem Sägewerk langfristige Lieferverträge mit der staatlichen kroatischen Forstverwaltung gesichert hat. Oder die Välinge-Mutter Pervanovo, die ebenfalls in einen Parkettbetrieb in Kroatien investiert hat.

Andere rücken wieder stärker alternative Holzarten ins Rampenlicht, wobei es unterschiedliche Favoriten gibt. Bauwerk verleiht Buche mit seiner B-Protect-Veredelung eine moderne, urbane Anmutung. Baltic Wood präsentierte auf der Domotex eine gedämpfte und thermobehandelte Buche. Auch Hamberger arbeitet an neuen Buche-Interpretationen. Bei Bawart fiel eine Landhausdiele aus Rift-Esche ins Auge, quer gebürstet, matt geölt im angesagten Rohholz-Look. Bergland bietet Esche natur oder gedämpft als Landhausdiele für die Fischgrätverlegung und im Leitermuster. Auch Parkett Riese setzt auf Esche, daneben auch auf kanadischen Ahorn und tasmanische Eiche, hinter der sich allerdings Eukalyptus verbirgt. Scheffold führt Ulme, Gebirgszirbe und Gebirgslärche, Hafro darüber hinaus zudem Akazie, Kirsche und Walnuss. Und We are Wood pflegen unverdrossen Exotenhölzer wie Doussie, Jatoba, Merbau, Teak und Hevea.

Moderate Preisanhebungen

Auf Preisanpassungen bei Eiche-Landhausdielen hatten die Hersteller zunächst verzichtet und die Mehrkosten selber aufgefangen. Denn: "Wer günstig an Eiche kommt, ist sofort ausverkauft. Wer Eiche zu realen Preisen verkauft, also die Verteuerungen weitergibt, erntet Hohn und Spott", hatte VDP-Vorsitzender Michael Schmid bei der VDP-Tagung Ende November die Malaise beschrieben, in der die Unternehmen stecken. Aber einer unser Gesprächspartner auf den Messen sagte auch: "Die Absatzmittler sind preissensibel, gar nicht so sehr der Konsument." Und nicht wenige befanden, es sei gut, wenn die Preise anziehen würden. Zumal sich nicht nur der Rohstoff Holz verteuert hat, sondern auch die Preise für andere Komponenten.

Bereits im vergangenen Jahr hatten daher einige Anbieter begonnen, die Preise moderat anzuheben. Im Schnitt bewegten sich die Erhöhungen je nach Produkt zwischen 2 und 5%; einige lagen etwas darüber wie Bauwerk, andere wie Kährs gingen in zwei Stufen vor.

Fischgrät hält auf breiter Front
Einzug in die Sortimente

Zugleich will die Industrie der Übermacht der Großformate etwas entgegensetzen. Bereits vor zwei Jahren tauchte ein guter alter Bekannter wieder auf, der Fischgrätverband, schob sich im vergangenen Jahr noch mehr ins Blickfeld und feierte in diesem Jahr eine regelrechte Renaissance - als französisches oder ungarisches Fischgrät, in verschiedenen, auch größeren und breiteren Formaten, mit unterschiedlichen Oberflächen (neu: gealtert) und - um die Verlegung zu vereinfachen und zu beschleunigen - auch als vorgefertigte Diele oder mit 5 G-Verriegelungssystem.


Robert Bieger, Deutschland-Geschäftsführer Kährs Parkett sowie Vertriebs- und Marketingdirektor für Zentraleuropa und Großbritannien: "Das ist ein Trend aus dem hochwertigen Einrichtungsbereich. Wir glauben daran, dass er kommt."

Mit dieser Einschätzung ist man bei Kährs nicht allein, denn Fischgrät war unter anderem auch zu sehen bei Haro, Jaso/Trumpf, Hain, Gunreben, Parkett Riese, Scheffold, Barth & Co, Bawarth, Admonter, Scheucher, Hafro, Berti, Chene de l’Est und Baltic Wood. Unterstützung erhält Fischgrät durch weitere Optionen wie Würfel-, Kassetten-, Leiter- und Flechtmuster. Schiffsboden, in den 90er Jahren das Maß aller Dinge, dann lange verpönt, beginnt als Resteverwertung für Eiche wieder interessanter zu werden.

Der Charme
des Gelebten

Eine sehr individuelle, authentische gestalterische Sprache entwickeln Altholz-Böden bzw. -Optiken mit dem Charme des Gelebten. Das kann Parkett aus echtem Altholz sein wie bei Jaso, die Material aus alten Weinpressen, Schwarzwälder Bauernhöfen und Scheunen aufbereiten und bei Hafro, die ausgediente balinesische Fischerboote verarbeiten lassen. Oder die Dielen werden kunstvoll veredelt - angeräuchert, doppelt reliefgebürstet und geflammt -, so dass sie einem alten Wirtshausboden ähneln, mit Wurmstich oder Bandsägeschnitt versehen (Scheffold). Bei Boen werden Risse und Astlöcher fein gesäubert, kontrastierend verfüllt, geschliffen und per Hand nachgearbeitet. Oftmals werden sogar zusätzliche Abnutzungsspuren eingebracht. Der niederländische Parkettlieferant Fetim mischt in seiner Vintage-Kollektion verschiedene Oberflächen und Farben im Karton, so dass sich bei der Verlegung ein individueller Boden herstellen lässt.

Neues in Sachen
Zweischicht-Parkett

Wer in das Objekt will, kommt nicht an Zweischicht-Parkett vorbei. Ein Fokus der Neuheiten lag daher auf diesem Produktsegment, das lukrativ sein kann, in Großprojekten jedoch häufig auch unter starkem Preisdruck steht. Haro will mit seinem neuen Zweischicht-Sortiment sowohl im preisaggressiven Mengengeschäft mithalten, als auch Lösungen für das gehobene Marktsegment anbieten. Kährs präsentierte seine Atrio Collection als "bisher einziges Zweischicht-Produkt mit Handhobeloptik" und damit "echte Marktneuheit". Jaso hat seine Zweischicht-Diele Maxi-Line komplett überarbeitet.
Oberflächen in Rohholz-Optik, im
Retro-Look und in der Trendfarbe Grau

Die Oberflächen bleiben matt und natürlich - so natürlich, dass sie manchmal nicht von naturbelassenem, unbehandelten Holz zu unterscheiden sind (Bauwerk, Boen, Haro, Kährs, Hafro). Nur wenn man tief in die Poren schaut, entdeckt man vielleicht ein bisschen Glanz. Gleichzeitig erfordern sie keinen besonderen Pflegeaufwand, sind unempfindlich gegenüber Flecken und verschleißfest.

"Parkett wird sinnlich", sagt Boen und meint damit, dass es nicht nur schön aussehen, sondern sich auch gut anfühlen soll. Dazu werden die Strukturen und Maserungen besonders sorgfältig und prägnant ausgearbeitet, mit erhabenen Astbereichen, tiefen Bürstungen und häufig per Hand. Haro hat auf seine Retro-Oberflächen sogar ein Patent erhalten. Farblich zeigt sich eine leichte Tendenz in Richtung dunklerer Böden, daneben bleiben helle, warme Töne unverändert gefragt. Als Trendfarbe sehen Susanne Hain von Hain Natur-Böden, Guido Müller, Deutschland-Geschäftsführer von Boen und Vice President der Marke Boen sowie Robert Bieger von Kährs unisono Grau.

Den Endkunden emotional ansprechen

Auch in unsere Branche hält das Thema Erlebniseinkauf Einzug. Das fängt bei der Darstellung der Produkte an, die nicht mehr nach technischen Kriterien sortiert, sondern nach Farben oder Stilwelten gegliedert werden (Boen, Egger, Mflor, Objectflor). Das ist für den Endkunden leichter verständlich und spricht vor allem die Frau an - die als wesentliche Entscheidungsträgerin im Bereich Wohnen lange vernachlässigt worden sei, wie Boen-Präsident und CEO Klaus Brammertz sagt. Mit modernster Technik lässt sich Parkett emotional erleben: Mit VR-Brille und 360°-Ansichten (Boen, Haro) surft man virtuell durch Parkettausstellungen oder richtet selber Räume ein.

Laminat mit matten Oberflächen
und in großen Formaten

Auf den ersten Blick schienen Laminatböden auf den Messen unterrepräsentiert, weil einige der großen deutschen Marktteilnehmer wie Meisterwerke oder Parador fehlten. Doch Branchengrößen wie Classen, Egger, Swiss Krono, Unilin, Haro und Windmöller stellten durchaus in Hannover oder München aus, nur lag der Fokus bei ihnen stärker auf anderen Produkten - häufig auf Designböden, denn bei denen spielt zumindest in Deutschland gerade die Musik.
West- und Zentraleuropa sind gerade schweres Geläuf für Laminatböden. Die Märkte stagnieren oder schrumpfen gar, Überkapazitäten drücken und schüren den Preiskampf. Der EPLF will mit "Qualität und Innovationen" Marktanteile zurückgewinnen, bei Egger heißt es nüchtern: "Mit einer wesentlichen Verbesserung der Lage ist kurzfristig nicht zu rechnen.". Im Gegenteil: Die Österreicher stellen sich für die nächsten Jahre auf weitere Absatzrückgänge in bedeutenden westlichen Märkten wie Deutschland, Großbritannien und Österreich ein. Dafür wird eine Entspannung der Situation in Osteuropa erwartet.

Große Formate, matte Oberflächen mit natürlicher Anmutung und vorteilhafte akustische Eigenschaften kennzeichnen die neuen Laminat-Kollektionen. Voll im Trend liegt die Breitdiele mit einem Maß zwischen 240 und 243 mm (Haro, Quick Step). Das Erscheinungsbild ist ruhiger und zurückhaltender; ein starkes Thema sind Dekore, die gewollte Gebrauchs- und Abnutzungsspuren zeigen und unter Vintage-, Shabby- oder Used-Look laufen. Oberflächenbearbeitungen und -behandlungen wie gebürstet, gehobelt, sägerau und geölt werden optisch und haptisch naturnah wiedergegeben.

Kork neu interpretiert

Star-Architekt Hadi Teherani ist schon lange nicht mehr nur in seiner angestammten Domäne unterwegs, dem Hochbau, sondern hat auch bereits Tapeten, Teppichfliesen, Bürostühle, Wand- und Fassadenverkleidungen, E-Bikes, Schreibtischleuchten sowie Parkett- und Laminatböden gestaltet. Jüngst hat er sich auch dem Thema Kork gewidmet und das Ergebnis, die Harvest Collection für Amorim, ist wirklich gelungen. Die Dekore verleugnen nicht das ursprüngliche Material, sondern interpretieren das Naturprodukt neu auf eine reizvolle, moderne und zugleich zeitlose Art, die Klassikerqualität hat.

Ebenfalls interessant: eine weitere Neuheit von Amorim, die Fusion-Linie. Die Hybride gefallen durch eigenständiges Profil, inspiriert von Travertin, kombiniert mit Strukturlinien von Kork und finalisiert mit Holzprägungen und Steintexturen.

Designböden: die MMF kommen

Designbeläge boomen unverändert, der Markt expandiert vor allem in der DACH-Region. "Eine weitere Volumensteigerung ist gar nicht erstrebenswert, steigender Wert wäre wichtiger", kommentierte einer unserer Gesprächspartner die Entwicklung. Doch das Gegenteil ist der Fall: Der Preisdruck hat noch weiter zugenommen, geschürt durch immer mehr Anbieter, die auf den Markt drängen und ihre Ware häufig aus Asien beziehen. "Direkt aus China zu importieren, ist heute kein großes Problem mehr", sagte der Vertreter eines europäischen Produzenten. Die Zahlen stützen das. Das chinesische Unternehmen Novalis Innovative Flooring schätzt die chinesischen Exporte 2016 auf rund 211 Mio. m2. Das wären 23 % mehr als im Jahr zuvor. Der Schätzung zugrunde gelegt hat Novalis die Zahl der Container, die die 23 größten chinesischen Designbelagshersteller 2016 verschifft haben: 66.800. 62 % der Exporte entfallen laut Novalis wie in den Vorjahren auf die Top 5.

Was das Produkt anbetrifft, lassen sich mehrere wichtige Entwicklungen beobachten. Im Gegensatz zu Laminatböden scheint bei Designbelägen der Trend zu immer größeren Formaten fast überreizt zu sein. Bei vielen Anbietern waren kleinteilige Holzdekore im Fischgrät- oder Würfelmuster zu sehen - eine Reminiszenz an die kreativen Ursprünge der Designbeläge in den 90er Jahren und viel mehr noch wohl die Reaktion auf das Comeback der Musterböden bei Parkett.

Bestimmend sind weiter matte Oberflächen. Immer beliebter werden Kollektionen, die Produkte mit den drei Verlegetechniken Kleben, Klicken und Looselay vereinen. Die Nutzschichtstärke 0,55 mm gewinnt noch einmal an Bedeutung. Dieter Overkamp, Vertriebsleiter Holz- und Baustoffhandel bei Objectflor, schätzt die Marktsteigerung in diesem Bereich auf 20 %. Dryback-Ausführungen erleben ein starkes Wachstum.

Neben den klassischen Vollvinyl-Designbelägen, den LVT, kommen zunehmend mehrschichtig modular aufgebaute Designböden mit unterschiedlichen harten Trägervarianten. Die Träger bestehen aus den verschiedensten Materialien: Werkstoffmischungen aus Recycling-Holz, Bambus, Kalkstein und PVC (Coretec/ US Floors), extrudiertem PVC (Isocore/Aspecta) oder mineralischen Komponenten (Ceramin/Classen, Micodur / Lico, KWG, Zipse). Ein Vorteil dieser Produkte ist, dass sie Unebenheiten auf nicht perfekt vorbereiteten Untergründen verzeihen bzw. sogar auch auf Altbelägen verlegen werden können; die mineralischen Konstruktionen punkten zudem mit Dimensionsstabilität und sind unempfindlich gegenüber Temperaturschwankungen. Wasserfest sind sie natürlich auch. Das Angebot ist derzeit umfangreich und vielfältig, aber auch schwer durchschaubar. Vielen Versionen mangelt es noch an hinreichenden Praxiserfahrungen; auch ist offen, wohin der Markt letztlich tendiert. Das wird die Zeit zeigen.

Claudia Weidt
aus Parkett Magazin 02/17 (Wirtschaft)