Rössle&Wanner

Testlabor in Berlin Pankow


Berlin. Im Berliner Stadtteil Pankow, in Nachbarschaft zum angesagten Viertel "Prenzelberg", hat der Schlafsystem-Spezialist Rössle&Wanner Ende April einen Flagship-Store eröffnet. Laut Firmenchef Manfred Greiner ist das Geschäft sogar mehr als Flagship, eher ein Testlabor, denn dort möchte man Ideen testen, auch Ideen, "von denen man heute noch gar nichts weiß".

Wenn man auf dem Berliner Stadtplan den Standort des neuen Röwa-Flagship-Stores sucht, könnten Fragezeichen auftauchen. Denn die Wollankstraße gehört nicht zu den landläufigen Hotspots des örtlichen Einzelhandels, die einem einfallen, wenn es um die Etablierung eines Marken-Stores geht. Doch bei näherer Betrachtung wird klar, was man sich bei Röwa dabei gedacht hat. Die Straße ist gut frequentiert, dient als Einkaufsort für den täglichen Bedarf. Und wem der Prenzlauer Berg als In-Viertel inzwischen zu teuer als Wohnort ist, zieht gerne in den Stadtteil Pankow, zu dem die Wollankstraße gehört. Und auch die Immobilie bietet als Eckhaus zwischen zwei Straßen eine prominente Lage mit reichlich Schaufensterfronten.

Dort also hat Röwa seinen ersten und, laut Greiner, auch letzten Flagship-Store eröffnet. "Denn Röwa vertikalisiert nicht", wie er zur Eröffnung vor einigen geladenen Berliner Röwa-Partnern beruhigend betonte: "Wer dies getan hat, hat nur Geld verloren." Nun hat auch Röwa nicht unbedingt Geld zu verschenken, als
grundsolides, schwäbisches Unternehmen schon gar nicht. Warum dann also den Aufwand eines eigenen Geschäftes betreiben? Seit zehn Jahren steht Greiner an der Spitze des Unternehmens, und er hat für sich entschieden, künftig lieber Fakten zu schaffen, als sich von Bedenkenträgern die Ideen zur Weiterentwicklung des Unternehmens aus- oder gar kaputtreden zu lassen. "Wir wollen uns nicht rechtfertigen, sondern tun, und am Ende wird alles gut", ist Greiner überzeugt.

Er möchte die Tatsache, dass er in einer Stadt ein eigenes Geschäft eröffnet, die durchaus einige Röwa-Partner beherbergt, nicht zu hoch aufhängen. "Wir haben halt mal einen Laden aufgemacht, mehr nicht. Und wo anders hätten wir das machen sollen, wenn nicht in der Bundeshauptstadt?" Gleichzeitig reicht er den lokalen Anbietern demonstrativ die Hand, denn er betrachtet den Schritt des Unternehmens nach Berlin geradezu als einen Versuch "im Sinne des Bettenfachhandels, als ein Commitment an den stationären Fachhandel." Und als Alternative zu einem eigenen Start-up und Web-Shops. "Wir werden keinen Web-shop eröffnen", unterstreicht Greiner.

Stattdessen soll das neue Geschäft dazu dienen, die dort geschöpften Erfahrungen, ob positiv oder negativ, mit den Röwa-Händlern zu teilen, auch wenn dies ohne Umsatz nicht gehen dürfte. Röwa geht unter anderem und vorrangig um die Lösung der Zukunftsfrage, wie man die Frequenz in einem stationären Bettenfachgeschäft steigern kann. Darum wird man POS-Konzepte entwickeln und in Berlin testen, um sie später im Erfolgsfall mit den Röwa-Partnern zu teilen. Greiner und sein Marketing-Team haben schon einige Ideen, die in Berlin an den Start gehen sollen. "Wir werden die Branche in diesem Jahr sicherlich noch das ein oder andere Mal überraschen", kündigt Firmenchef Greiner an. "Und vielleicht werden wir in Berlin eines Tages auch Gemeinschaftswerbung betreiben", wirbt Greiner um die Gunst der Berliner Röwa-Händler, welche die Neueröffnung nicht mit uneingeschränkter Freude registriert haben.

Optisch macht das rund 300 Quadratmeter große Geschäft einen klar strukturierten, durchdachten Eindruck. Gestaltet wurde es von der Innenarchitektin Susanne Höhn. Schon beim Betreten des Geschäfts wird der Besucher geschickt auf die Naturverbundenheit und den Nachhaltigkeitsgedanken des Unternehmens gelenkt, indem man über moosumrahmte Bohlen den eigentlichen Verkaufsraum betritt. Dort erinnern holzbeplankte Rückwände an die firmeneigene Lagerstätte von geschnittenen Buchenholzplanken aus dem heimischen Wald. Der Bodenbelag in Vinyl-Holzoptik sorgt im Hauptraum für ein wohnliches Ambiente, der Teppichboden im Bereich Schlafsystem für ein angenehmes Beratungsgespräch. Passend dazu Stellwände mit Stoffbespannung und Tapeten in Abstimmung mit der Bettenpräsentation. Die Möblierung in Weiß, Grau und Buche in Verbindung mit Holz ist angelehnt an die Röwa-CI.

Bei der Beleuchtung nutzt Höhn runde Deckensegel mit indirekter Beleuchtung für ein angenehmes Raumgefühl. Lichtschienen mit Schienenstrahlern fungieren als funktionelle Ausleuchtung. Hinter der zentral gelegenen Kasse befindet sich eine Nischenwand mit Materialproben und einem Bildschirm, auf dem Filme aus der eigenen Mediathek laufen. Im rückwärtigen Teil des Ladens befindet sich abgeschirmt vom übrigen Geschäft die Vermessungsabteilung, sodass die Kunden sich dort ungestört die passende Matratze aussuchen können.
aus Haustex 05/17 (Marketing)