33. TKB-Fachtagung Fussbodentechnik, Köln
Premiere von Dr. Norbert Arnold
Dr. Norbert Arnold (Uzin Utz) führte als neuer Vorsitzender der Technischen Kommission Bauklebstoffe (TKB) erstmals durch die Fachtagung Fussbodentechnik in Köln. Die 33. Auflage des Branchentreffs stand im Zeichen von Untergrundfeuchte-Messmethoden, Massivdielen, Verlegung auf Trockenböden, Ebenheit von Verlegeuntergründen, Silanverlegewerkstoffen und einem juristischen Fachthema - ein gelungener Themenmix.
Die TKB-Fachtagung begann mit einer Danksagung und einem Jubiläum: Der neue TKB-Vorsitzender Dr. Norbert Arnold (Uzin Utz) dankte seinem Vorgänger Dr. Frank Gahlmann (Stauf) für dessen achtjähriges Engagement als Vorsitzender. Dr. Gahlmann habe viel für die TKB und für die Branche erreicht. "Man sieht es auch an dem Zuspruch von 200 Tagungsteilnehmern", ergänzte Dr. Arnold. Ein Jubiläum gab es für das TKB-Merkblatt 1 "Kleben von Parkett", das vor 20 Jahren das erste seiner Art war. Die Tagungsteilnehmer erhielten in diesem Jahr das letzte TKB-Merblatt in gedruckter Form überreicht. Zukünftig wird es sie nur noch in digitaler Form zum Download auf
www.klebstoffe.com geben.
Verbandsintern gab es eine Reihe von Themen, über die der Vorsitzende in seiner Einführung berichtete. Die TKB beschäftigt sich weiterhin mit der KRL-Methode, sprich der Messung der relativen Luftfeuchtigkeit. Dazu ist eine Untersuchungsreihe an der Universität Hamburg in Auftrag gegeben worden. Die Ergebnisse sollen bis zur Fachtagung 2018 vorliegen. Zudem hat die TKB eine Messkampagne mit mindestens zehn Sachverständigen initiiert, die in den nächsten sechs Monaten parallel zu CM- auch KRL-Messungen vornehmen werden. Auf diese Weise wolle man einen Fundus an Erfahrungen sammeln, um einem Belegreifgrenzwert für die KRL-Methode näher zu kommen. Die Sachverständigen werden mit dem Messgerät Rotronic Hygropalm ausgestattet. Die Auswertung soll bis Jahresende abgeschlossen sein.
Ein langer Weg zum CE-Zeichen
Der TKB ist es gelungen, die Norm für Bodenbelagsklebstoffe EN 14259 auf ISO-Ebene zu übernehmen. Hintergrund sei die weltweit starke Bedeutung dieser Normen. Außerdem arbeitet der Verband weiter daran, die Zulassungspflicht für Klebstoffe durch eine CE-Kennzeichnung zu ersetzen. Die notwendige Mandatserweiterung hat fünf Jahre gedauert. "Es hängt jetzt an der Veröffentlichung eines europäischen VOC-Emissionen-Klassifizierungssystems", berichtete Dr. Arnold. Für dieses System liegen Entwürfe vor, die vermutlich in diesem Jahr verabschiedet werden. Möglicherweise werden es 30 oder mehr Emissionsklassen sein. "Für uns wird es relativ einfach, weil es unser Ziel sein muss, dass wir in die beste Emissionsklasse kommen", befand der TKB-Vorsitzende. Und weiter: "Wenn das Klassifizierungssystem vorliegt, werden wir die Normenentwürfe inhaltlich fertigstellen." Wenn alles gut geht, könnte die CE-Kennzeichnung für Bodenbelagsklebstoffe bis 2020 oder 2021 kommen.
Bei den Estrichen ist auf europäischer Ebene die Überarbeitung der Estrichmörtelnorm 13813 angestoßen. Der Entwurf muss bis Ende August 2018 verabschiedet sein. Er liegt bereits vor, Kommentare sind möglich. Neu ist, dass künftig auch die Außenanwendung von Estrichen geregelt sein wird. Auf deutscher Ebene wird die Normenreihe 18560 überarbeitet. In einem neuen Normenabschnitt wird es in Teil 8 um das aktuelle Thema Sichtestriche gehen. Das zeigt sich auch daran, dass im Moment parallel die TKB an einem Merkblatt zu Design- und Sichtspachtelmassen arbeitet und der BEB ein Hinweisblatt zu Designfußböden vorbereitet.
Neue TKB-Merkblätter
Das TKB-Merkblatt 15 ist neu erschienen und behandelt das Verlegen von Designbelägen. Der ursprüngliche Erscheinungstermin war Juli 2016. Es folgte dann doch der eine oder andere Einwand. Die TKB hat sich entschieden, den Ablauf der Produktion der TKB-Merkblätter zu modifizieren: "Wir werden zukünftig die mittragenden Verbände explizit fragen, wir werden Termine festlegen und wir werden nicht veröffentlichen, bevor alle Fragen geklärt sind", kündigte Dr. Arnold an. Die Erstellung eines TKB-Merkblattes ist mittlerweile ein Prozess, der in 17 Stufen erfolgt. Die Merkblätter sollen künftig alle fünf Jahre einer Revision unterzogen werden.
TKB-Merkblatt 10 "Bodenbelags- und Parkettarbeiten auf Fertigteilestrichen, Holzwerkstoff- und Gipsfaserplatten" ist ebenfalls überarbeitet worden. Dort sind die gipsfaserbasierten Fertigteilestriche ergänzt worden. Im Moment sind zwei weitere Merkblätter in der Überarbeitung: Das eine sind Design- und Sichtspachtelmassen, das zweite beschäftigt sich mit der Auswirkung des Raumklimas auf Verlegewerkstoffe bei der Verlegung und Nutzung. "Dort werden wir ganz eng mit dem Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik zusammenarbeiten, weil das ein wichtiges Thema für die Parkett- und Bodenleger ist", sagte der TKB-Vorsitzende.
Geruchsprüfung weiter umstritten
Auch ein Thema, das momentan noch kursiert, ist die Geruchsprüfung für Verlegewerkstoffe. Die TKB lehnt diese vehement ab. "Bauaufsichtlich ist die Geruchsprüfung vom Tisch, aber das Umweltbundesamt steht auch weiterhin zu ihr", so Dr. Arnolds Einschätzung. Bei einem Workshop zur Geruchsprüfung in Braunschweig am dortigen Frauhofer Institut WKI gab es ein klares ablehnendes Fazit: Die Messnorm zur Geruchsprüfung, die ISO 16000-28 sei unzureichend. Dennoch kursieren bereits Grenzwerte, obwohl Messablauf und -verfahren noch unklar sind - Ausgang offen.
Isocyanathaltige Produkte in der Kritik
Beim Gefahrstoffrecht werden isocyanathaltige Produkte derzeit kritisch geprüft. "Das Thema wurde angestoßen, weil angeblich 5.000 Neuerkrankungen durch Sensibilisierung in Verbindung mit Polyurethanprodukten aufgetreten waren", erläuterte Dr. Arnold. Regelmäßige Teilnehmer der TKB-Tagung wissen, dass die BG Bau Polyurethanklebstoffe sehr intensiv untersucht und dort keine Sensibilisierung festgestellt hat. Das zugehörige Dossier ist im Moment bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin in Überarbeitung. Es soll bereits im April verabschiedet werden. Ausnahmen von dieser Verwendungsbeschränkung kann es nur geben, wenn Produktanwendungskombinationen als sicher angesehen werden. "Für unsere Branche heißt das fast Entwarnung, weil wir durch die vielen Messungen der BG Bau in den vergangenen Jahren nachweisen können, dass Kleben von Parkett mit Polyurethanklebstoffen relativ günstig abschneidet", meint der TKB-Vorsitzende.
Eigene Giscodeklasse für Silangrundierungen
Im deutschen Markt werden seit einigen Jahren Silangrundierungen angeboten. Die BG Bau macht aktuell Baustellenmessungen zur Methanol-Freisetzung. "Das wird möglicherweise dazu führen, dass es für diese Produktgruppe eine eigene Giscodeklasse geben wird. Einen weiteren Giscode könnte es voraussichtlich auch für kennzeichnungspflichtige Gipsspachtemassen und Gipsestriche geben", sagte Dr. Arnold. Hier gibt es im Markt zunehmend Produkte, die als reizend oder sogar als ätzend gekennzeichnet sind. Sie werden von der bisherigen Giscodeklasse CP1 nicht erfasst, sodass Handlungsbedarf besteht. Giscodes basieren auf dem Gedanken, Produkte mit vergleichbarer Gesundheitsgefährdung und demzufolge identischen Schutzmaßnahmen und Verhaltensregeln zu Gruppen zusammenzufassen.
FussbodenTechnik fasst die Vorträge im Folgenden in Kurzform zusammen:
Alfred Puchegger, FP Floor Protector
Untergrundfeuchte-Messmethoden - KRL-Methode, CM- und Darrmessung
Der österreichische Sachverständige und Inhaber von Floor Protector, Alfred Puchegger, vertrat die Meinung, dass die CM-Messung allein nicht ausreichende Aussagen über die Belegreife von Estrichen machen könne. Man müsse zusätzlich zum CM-Wert die sogenannte Sorptionsisotherme des Estrichs kennen. Sie bildet den relativen Wassergehalt in Prozent in Abhängigkeit zur relativen Luftfeuchte ab und ist für jedes Estrichprodukt unterschiedlich. Die Hersteller müssen über die Werte, die sich in einer mathematischen Kurve abbilden lassen, Auskunft geben können.
Referent Puchegger vertreibt die Fidbox (Messung der Feuchte im Parkett) und der HM-Box (Messung der Estrichfeuchte). Eine HM-Box kostet rund 600 EUR und wird mit Polyurethankleber am Einbauort verklebt. Sie misst permanent die Luftfeuchtigkeit. Die Werte können per kostenloser App abgerufen werden. Vorteil: Der Boden- und Parkettleger muss nicht mehrmals zur Baustelle fahren, um die Restfeuchte zu messen. Wird das Messgerät unbefugt entwendet, wird der Eigentümer per App informiert.
Alexander Drüsedau, Drüsedau & Hartmut Urbath, PCI
Teil 1: Massivdielen - Herstellung und Eigenschaften
Als Alexander Drüsedau vor 22 Jahren bei Parketthersteller Drüsedau startete, wurden Massivdielen fast ausschließlich genagelt oder geschraubt. Heute werden sie in der Regel geklebt. Drüsedau bedauerte, dass die Massivdielen durch die mehrschichtigen Elemente heutzutage an Bedeutung verloren haben: "Die Massivdiele ist leider in den letzten Jahren zu einem Massenprodukt verkommen." Ein Großteil werde in Asien oder Osteuropa produziert. Das sind Produkte bis ungefähr 2,20 m Länge, weil sie auf diese Weise quer in einen Container passen. Es gibt aber auch sehr spezielle Produkte mit deutlich größeren Längen. Als Beispiel nannte er Douglasie-Dielen mit 15 m Länge und mit 380 mm Breite.
Aus Herstellersicht ist bei der Massivdielenproduktion die Holzauswahl vorrangig. "Die Eiche ist auch bei der Massivdiele heute wie bei den allermeisten Holzfußböden dominierend", schilderte Drüsedau. Ihr Anteil beim Laubholz dürfte sich bei 90% bewegen. Die Klassen werden eingeteilt nach dem Stammdurchmesser. Man müsse sich genau überlegen, welches Holz man einsetzt, um Massivdielen herauszusägen. Früher waren Stilrichtungen wie Landhausstil bis in die 1990er Jahre der Inbegriff für Massivdielen. Heute sind sie praktisch in allen Einrichtungsformen vertreten.
Als typische Probleme bei Massivdielen nannte Drüsedau Verwerfungen, Breitendifferenzen, Überzähnigkeiten, Risse sowie Quellen und Schwinden.
Folgende Normen sind für Massivdielen relevant:
-EN 13629 - Holzfußböden - Massive Laubholzdielen und zusammengesetzte massive Laubholzdielen-Elemente
-EN 13990 - Holzfüßböden - Massive Nadelholz-Fußbodendielen
-EN 13226 - Massivholz-Parkettstäbe mit Nut/Feder war die Norm bis 2012 und wird heute noch zitiert
-ISO 17959 - Allgemeine Anforderungen an Massivholzböden
Teil 2: Massivdielen - Maßstabilität und Kleben
Im zweiten Teil des Vortrags widmete sich Hartmut Urbath, Leiter Technik und Customer Service bei Thomsit, der Maßstabilität und dem Kleben von Massivdielen. Charakteristisch für die Verlegung von Massivdielen ist, "dass massives Holz extreme Kräfte entwickeln kann." Die Dimension von Massivdielen lasse diese Kräfte wesentlich stärker wirksam werden, als sie bei einer Parkettverlegung im Kleinformat sind, weil sich dort die auftretenden Kräfte durch das Verlegemuster kompensieren lassen.
Urbaths Tipp: Man sollte die verklebte Massivdiele direkt nach der Verlegung belasten und beschweren. Das sorge für eine ausreichende Benetzung und einen guten Verbund zum Klebstoff. Man dürfe die Last nur nicht zu früh wieder entfernen, bevor der Klebstoff abgebunden habe (mindestens 12 Stunden), denn ansonsten habe man nur noch dünne Klebstofffäden, die keine Kraft mehr aufnehmen oder ableiten können.
Checkliste Klebung Massivdielen:
-Die Untergründe müssen trocken, eben und ausreichend fest sein
-Erhöhte Ebenheit durch Spachtelung kann sinnvoll sein
-Die Holzfeuchte im Anlieferungszustand muss zum Raumklima auch bei der Verlegung passen
-Wasserfreie und reaktive Klebstoffe sind die richtige Wahl
-Randabstand einhalten und Fugen nicht zu eng legen, sodass sich die Dielen bewegen können
-Ausreichende Benetzung durch Wahl der richtigen Zahnung sicherstellen
-Flächen ausreichend beschweren und die Last über Nacht auf der Fläche lassen
-Der Raumnutzer muss auf angepasste Luftfeuchte von 30 bis 65 % achten
Ulrich Weng, Uzin Utz
Bodenbelagsverlegung auf Fertigteilestrichen, Holzwerkstoffplatten und Systemböden
Im Unterschied zu konventionellen Estrichen werden Trockenestriche und Systemböden auf der Baustelle von Hand in trockener Bauweise auf den vorbereiteten Untergrund eingebaut. Mit diesen belegreifen Verlegeuntergründen beschäftigte sich Ulrich Weng, Leiter des Innendienstes der Uzin-Anwendungstechnik. Industriell hergestellte Fertigteilestriche haben eine geringe Aufbauhöhe, ein geringes Flächengewicht und sie sind schnell nutzbar, weil sie nur eine geringe Wartezeit bis zur Belegreife benötigen. Typische Untergründe sind Span- und OSB-Platten sowie Systemböden. Das sind Hohl- oder Doppelböden, durch die ein zusammenhängender Hohlraum zwischen einer Fußbodentragschicht und der Rohdecke ausgebildet wird.
Der Verleger muss bei Span- und OSB-Platten darauf achten, dass die Platten vor der Verlegung zur Anpassung an das Raumklima über mehrere Tage an ihrem Einbauort gelagert wurden. Die Temperatur muss dort über 10 °C liegen. Außerdem muss man sicherstellen, dass die Konstruktion tragfähig, eben, trocken und sauber ist. Es müssen Dehnfugen von 10 bis 15 mm zwischen Wand und Spanplatte eingehalten werden. Weitere wichtige Fragen sind: Wurden für die erste Reihe die Federn abgenommen? Sind die Platten richtig verklebt mit Nut- und Federverleimung? Wurden die Platten im Verband mit versetzten Stößen von mindestens 15 cm verlegt? Wurde bei einer Holzkonstruktion auf eine Belüftung der Konstruktion geachtet?
Der Feuchtegehalt der Platten ist durch den Handwerker nicht prüfbar. Sie könnte nur mittels Darr-Methode ermittelt werden, und das ist keine handwerksübliche Messmethode, so der Parkettlegermeister. Verlegte Platten müssen sofort mit dem Belag verlegt oder mit einer Folie abgedeckt werden, um ein einseitiges Austrocknen bzw. die Feuchteaufnahme zu vermeiden. Diese Empfehlung steht in den Verlegehinweisen, wird aber quasi nie auf der Baustelle eingehalten, wie eine Umfrage unter den Zuhörern zeigte. Vor der Verlegung müssen die Platten mit Korn 60 geschliffen und gesaugt werden, da sie oberflächenbehandelt sind. So haften die nachfolgenden Verlegewerkstoffe besser.
Weitere Tipps enthält das TKB-Merkblatt 10 "Bodenbelags- und Parkettarbeiten auf Fertigteilestrichen - Holzwerkstoff- und Gipsfaserplatten".
Manfred Weber, Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik (ZVPF)
Qualitätsanforderungen an die Ebenheit von Untergründen
Manfred Weber, stellvertretender Bundesinnungsmeister im ZVPF, stellte das Technische Hinweisblatt 2 vor. Es trägt den Titel "Qualitätsanforderung an die Ebenheit von Untergründen für Bodenbeläge und Parkett" (vgl. Fachbeitrag FussbodenTechnik 6/2016 Seite 28 bis 35). Weber berichtete, dass das Hinweisblatt für Unruhe in der Branche gesorgt habe. Dabei beschäftigt die Ebenheit die Bodenleger und die Sachverständigen schon sehr lange. Webers Ziel war es, dass der Verleger für eine außergewöhnliche Ebenheit auch eine Vergütung erhält. "Wir wollten dem Verleger eine Anleitung an die Hand zu geben, um bei Auftragsvergabe oder bei Angeboten eine bessere Möglichkeit zu haben, um die eigene Qualität zu steigern."
Der Parkettlegermeister und Sachverständige stellte klar: "Dieses Hinweisblatt will keine neuen Grenzwerte für Ebenheitsabweichungen definieren, sondern Wege aufzeigen, wie der Handwerker den Unterboden für einen Bodenbelag vorbereiten kann." Die verschiedenen Wege werden dabei Ebenheitsklassen zugeordnet. Diese Ebenheitsklassen können damit auch zur Definition von Qualitätsanforderungen an die Ebenheit von Untergründen dienen. Eine Tabelle beschreibt Nennanforderungen für die genannten Belagsarten. Werden vom Auftraggeber darüber hinausgehende Anforderungen an die Ebenheit gestellt, ist dies mit dem Auftraggeber der Belagarbeiten gesondert zu vereinbaren und zu vergüten.
Das Technische Merkblatt 2 kann unter
www.zv-parkett.de heruntergeladen werden.
Dr. Thomas Brokamp, Bona
Besonderheiten beim Abbindeprozess von silanbasierten Klebstoffen
In einem sehr anspruchsvollen Vortrag ging Dr. Thomas Brokamp dem Abbindeprozess von silanbasierten Klebstoffen auf den Grund. Er gab zunächst eine historische Übersicht. Seit 1980 sind silanbasierte Klebstoffe und Dichtstoffe kommerziell erhältlich. Seit 2000 in Deutschland, Österreich und der Schweiz als Parkettklebstoff. Seit 2008 sind Silanklebstoffe der dominierende Parkettklebstofftyp. Nach Einschätzung von Dr. Brokamp gebe es deutlich weniger Reklamationen als mit Lösemittelklebstoffen, aber es gebe welche. Folgende Schadensbilder sorgen für Verunsicherung: "Der Klebstoff erscheint weich und plastifiziert, später auch verpulvert", beschrieb Dr. Brokamp.
"Wichtig ist dabei, dass das Schadensbild als Symptom nicht mit der Krankheit verwechselt wird." Hinter dem Schadensbild können verschiedene Prozesse stecken, über die teilweise nur wenig bekannt ist. Wenn der Schaden erst nach Jahren auftrete, spielt ein oxidativer Abbau auf jeden Fall auch eine Rolle. Unklar bleibt jedoch häufig, wieso der Abbau im spezifischen Fall so schnell auftritt. Hierfür kommen eine Reihe von Einflussfaktoren in Frage:
-Substanzen im Estrich,
-die Saugfähigkeit und Art des Estrichs,
-die Bedingungen, unter denen der Klebstoff verarbeitet wurde, insbesondere zu viel oder zu wenig Wasser,
-und die Auftragsmengen.
Um die Bedeutung der einzelnen Faktoren zu verstehen, muss man den Abbindeprozess untersuchen, über dessen Details tatsächlich zu wenig bekannt sei.
Dr. Brokamps Fazit lautete: "Silanklebstoffe sind komplexe Systeme. Auch wenn wir ,funktionierende Systeme’ haben, so ist die Interaktion der einzelnen Komponenten teilweise doch recht überraschend und lässt noch viele Fragen offen." Bei den heutigen Formulierungen spielen die monomeren Silane eine große Rolle. Bei langsam reagierenden Klebstoffen können Bestandteile länger wandern und damit den eigentlich Klebstoff verändern. Anders als bei Dichtstoffen kann daher bei den dünner aufgetragenen Klebstoffen die Migration einzelner Bestandteile durchaus eine Rolle spielen, insbesondere wenn der Klebstoff von vornherein wenig Bindemittel enthält.
Martin Kuschel, Rechtsanwalt
Normen - Entstehung, Intention, rechtliche Bedeutung
"Normen - Entstehung, Intention, rechtliche Bedeutung" lautete das Thema von Rechtsanwalt Martin Kuschel aus Attendorn. Ausgehend von Normen als Mittel zur Erleichterung der Kommunikation zwischen Wirtschaftsbeteiligten über Produkteigenschaften erläuterte Kuschel die Entstehung von deutschen und europäischen Normen (DIN bzw. DIN EN). Dabei kann es einfacher sein, ein Normungsvorhaben bei internationalen Normungsgremien zu platzieren, da europäische Normen (EN) in das deutsche Normungswerk übernommen werden müssen, internationale Normen (ISO) vielfach tatsächlich übernommen werden.
Weiter ging Kuschel auf Kritikpunkte ein, die beim 6. Deutschen Baugerichtstag an der Zusammensetzung der Normungsausschüsse beim DIN laut geworden sind, um schließlich Normen und technische Empfehlungen der Verbände (z. B. der TKB) in das System der Technikstandards einzuordnen. Normen, die nach ständiger Rechtsprechung des BGH keine Rechtsnormen sind, sondern private technische Regelungen mit Empfehlungscharakter, müssen nicht zwingend die anerkannten Regeln der Technik wiedergeben, sondern können auch hinter diesen zurückbleiben. Es sei Aufgabe eines Sachverständigen, zu prüfen, ob eine einschlägige Norm grundsätzlich (noch) den anerkannten Regeln der Technik entspricht.
aus
FussbodenTechnik 03/17
(Wirtschaft)