Interzum

Die Zukunft der Matratzenbranche – hautnah


Köln. Die alle zwei Jahre stattfindende Interzum, Messe für Zulieferer der Möbelindustrie, war in diesem Jahr eine Ausstellung der Rekorde: mehr Aussteller, mehr Besucher, mehr internationales Publikum. Soweit, so erfreulich. Der Termin war allerdings wenig glücklich: Da obendrein noch zeitgleich die Eishockey-WM in Köln stattfand, nutzten die örtlichen Hoteliers die Gelegenheit für satte Aufschläge auf die Normalpreise.

In diesem Jahr war Köln zweimal Anlaufpunkt für die Matratzen-Branche. Wie immer im Januar zur Möbelmesse und dann im Mai zur alle zwei Jahre stattfindenden Interzum. Dort zeigen unter anderem die Zulieferer der Matratzen-Industrie, was sie an Neuheiten zu bieten haben: neue Schäume, Federkerne und Komponenten für die Unterfederungen. Wer schon heute wissen möchte, was morgen im Bettenhandel zu finden sein wird, ist auf der Interzum bestens aufgehoben. Dort gibt es einen Blick in die Zukunft der Branche - hautnah.

Die diesjährige Veranstaltung endete mit einem Rekordergebnis. Nach Angaben der Koelnmesse kamen insgesamt rund 69.000 Besucher aus 152 Ländern zum weltweit größten Event für die Möbelfertigung und den Innenausbau. "Das war die beste Interzum aller Zeiten", freute sich Katharina C. Hamma, Geschäftsführerin der Koelnmesse. "Wir haben mit dieser Interzum der Branche ein einzigartiges Event bieten können. Durch die Zuwächse bei den Besucherzahlen, die Steigerung der Ausstelleranzahl und das Flächenwachstum in Kombination mit Maßnahmen zur qualitativen Verbesserung der Veranstaltung hat die Inter-zum ein neues Level erreicht", so die Geschäftsführerin weiter.

Zur Interzum 2017 präsentierten 1.732 Aussteller (2015: 1.537) aus 60 Ländern ihre Innovationen. Der Auslandsanteil lag bei 79 Prozent. Nicht nur bei den Ausstellern, sondern auch bei den Besuchern ist die Interzum in puncto Internationalität auf Wachstumskurs. Der Auslandsanteil stieg hier auf rund 74 Prozent (2015: 71 Prozent). Insgesamt kamen über 51.000 Besucher aus dem Ausland. Für Europa konnten Steigerungen vor allem aus den Niederlanden, Spanien, Italien und Osteuropa verzeichnet werden. Gut entwickelt haben sich auch die Besucherzahlen aus Polen und Großbritannien.

Deutlich mehr Besucher kamen auch aus Asien, Nahost, Afrika, Australien /Ozeanien, Nordamerika und Indien. Philip Ghekiere, Marketing & Design Director bei BekaertDeslee, kann diese Entwicklung bestätigen. Sein Unternehmen ist regelmäßiger Teilnehmer an dieser Messe und er erklärte gegenüber Haustex, dass die Interzum inzwischen ihren europäischen Charakter abgelegt und sich zu einer wirklich internationalen Veranstaltung gemausert hätte.

Die Fachbesucher erlebten in diesem Jahr eine inhaltlich spannende Interzum. Sie hat gezeigt, dass es immer wieder herausragende Innovationen für die Möbelfertigung und den Innenausbau gibt. Dabei standen neue Materialien und Technologien ebenso im Fokus wie neue Gestaltungsansätze. Nicht ganz glücklich verlief die Verlegung der Matratzen-Zulieferer von Halle 10 in Halle 11. Zwar war im Vorfeld angekündigt worden, dass aufgrund der hohen Zahl an Ausstellern die Hallenaufteilung neu vorgenommen werden müsste. Aber auf der Messe selbst war davon nichts zu sehen, nicht einmal vor der Halle 10 befand sich ein Hinweis. So irrten zahlreiche Besucher, und sogar Mitarbeiter der ausstellenden Firmen, durch Halle 10 auf der Suche nach den dort vermuteten Unternehmen. Manchem Aussteller war nicht einmal klar, warum er auf einmal in eine andere Halle wechseln musste. Das hätte die Koelnmesse besser organisieren können.

Und auch nicht alle umplatzierten Aussteller zeigten sich über den neuen Standort zufrieden. So wurde stellenweise über die im Vergleich zu Halle 10.2 niedrigere Decke und obendrein dunklere Halle 11.1 geklagt. Anderen Unternehmen war dies jedoch egal, Hauptsache, das gewohnte Umfeld der Marktbegleiter blieb erhalten.

Erster Höhepunkt vor Beginn der Messe ist die Verleihung des Interzum Award: Intelligent Material & Design. Mit ihm werden die besten Gestaltungen der internationalen Zulieferbranche der Möbelindustrie und des Innenausbaus ausgezeichnet. Bereits zum neunten Mal wurde der kostenfreie Designwettbewerb von der Koelnmesse in Kooperation mit Red Dot ausgeschrieben. Die Sieger wurden am 15. Mai 2017 während der Preisverleihung im Theater am Tanzbrunnen in Köln bekanntgegeben und geehrt.

2017 haben sich zahlreiche internationale Aussteller der Interzum um das angesehene Branchenlabel beworben: Der Interzum Award verzeichnete insgesamt 244 Einreichungen aus 28 Ländern und zugleich eine Zunahme der Diversifizierung und Internationalisierung. Die Wettbewerbsbeiträge wurden von fünf angesehenen und unabhängigen internationalen Experten aus Design und Architektur geprüft. Sie bewerteten die gestalterische Qualität der Produkte unter Berücksichtigung von Kriterien wie Innovationsgrad, Materialqualität, Formgebung und Funktionalität.

Gemeinsam vergaben die Juroren die Auszeichnung "Hohe Produktqualität" an 40 Produkte, die sich durch ihre hervorragende Gestaltung deutlich von vergleichbaren abheben. Aus der Matratzenbranche konnten sich unter anderem Bodet&Horst über diese Auszeichnung für seinen Bezugstoff Comfort Streeetch - New Dimension freuen sowie Euro Foam für den neuen Schaum Xdura. Darüber hinaus zeichneten sie 12 herausragende Designleistungen, die in Form und Funktion neue Maßstäbe in ihrer Branche setzen, als "Best of the Best aus.

Schon einmal vormerken: Die nächste Interzum findet statt vom 21. bis 24. Mai 2019.

Love Home Fabrics
Die Marke Love Home Fabrics sagt den Meisten wahrscheinlich noch nicht viel. Wohl aber Unternehmen wie Artilat, Monks, oder Pieters Textil. Sie präsentierten sich gemeinsam auf einem Stand unter der neu geschaffenen Dachmarke Love Home Fabriks auf der Interzum - zusammen auf einem Stand mit weiteren Unternehmen wie Termolst, Symphony Mills und Global Textile Alliance. Nicht auf der Messe, aber ebenfalls zur Unternehmensgruppe gehört das Frottier-Unternehmen Clarysse.

Sie alle gehören zum Unternehmensportfolio des belgischen Unternehmers und Investors Luc Tack. Wie sein Sohn Gregory Tack in Köln mitteilte, erzielt die Gruppe einen Umsatz von rund 300 Mio. Euro und beschäftigt rund 1.200 Mitarbeiter.

Pieters Textil liefert Gewebe und Matratzenbezugstoffe im mittleren und hohen Genre. Monks ebenso, allerdings genremäßig unter Pieters eingeordnet. Termolst produziert Möbelstoffe, Symphony Mills ist ein international aufgestelltes Handelsunternehmen für Gewebe. Es beliefert trotz seiner Größe auch kleinere Kunden ab einer Bestellmenge von einer Rolle. Artilat ist bekannt für seine Latex-Produkte, insbesondere seine Matratzen-Kerne.

Latex-Spezialist Artilat stellte auf der Interzum unter anderem den neuen Schaum Cloud 9 vor. Dem Unternehmen ist es gelungen, durch ein neues Produktionsverfahren einen besonders offenporigen Latex-Schaum zu produzieren. Cloud 9 verbinde Komfort und Körperunterstützung in einem, teilt das Unternehmen mit. Der Schaum besteht zu 80 Prozent aus synthetischem und 20 Prozent aus natürlichem Latex. Der Schaum eignet sich besonders als Komfort-Schicht über dem Matratzen-Kern oder als Topper.


Bodet&Horst
Eitel Freude herrschte auf dem Stand von Bodet&Horst: Für den Bi-elastic Comfort Streeetch - New Dimension hat das Unternehmen in diesem Jahr den Interzum Award "Hohe Produktqualität" erhalten. Wie die Entwicklungsleiterin Apollonija Spela Honigsmann erklärt, ist es dem Unternehmen gelungen, jetzt auch mit einem elastischen Füllfaden zu arbeiten. Dadurch weist das Gestrick eine Dehnfähigkeit von 60 Prozent auf. Ein Gestrick von einem Meter Länge kann somit auf 1,60 gedehnt werden. Von Vorteil ist diese Fähigkeit besonders bei High-Tech-Matratzenkernen mit einer besonders hohen Punktelastizität. Mit Comfort Streeetch ist Bodet&Horst schon seit einigen Jahren auf dem Markt. Allerdings ist es dem Unternehmen gelungen, die Dehnfähigkeit stetig zu verbessern. Begonnen hatte man mit 30 Prozent.

Eine interessante Lösung hat das Unternehmen auch für die Obermatratzen von Boxspring-Betten gefunden, die während der Nutzung gerne auf der Box verrutschen. Die Lösung ist ein direkt in den Bezug eingearbeitetes, sogenanntes Non-skid-Band. Selbstverständlich hat man auch zahlreiche neue Dessins für die Bezugstoffe entwickelt. Bewusst habe man aber darauf verzichtet, die Stoffe mit einer Zusatzausrüstung zu versehen, die für den Schläfer angeblich positive Wirkung entfalten sollen, berichtet Marketing-Leiterin Ute Schmiedel. Man könne sich im Unternehmen beim besten Willen nicht vorstellen, wie diese Stoffe durch Bettlaken und gegebenenfalls Schlafanzug wirken sollen, wenn doch schon normale Hautcremes Probleme haben, unter die Oberhaut zu gelangen.

Agro International
Der Hersteller von Federkernen hat sich in diesem Jahr einiges einfallen lassen, um die Standbesucher zu begeistern. Nicht nur, dass man einen neuen, offeneren Messestand hat bauen lassen. Um den Besuchern einen unmittelbaren Eindruck von der Produktion bei Agro in Bad Essen zu geben, hat das Unternehmen sogar mit einer 3D-Kamera kleine Filme im Werk drehen lassen, die man in Köln über eine VR-Brille ansehen konnte.

Auf der Produktseite stellte das Unternehmen das neue DualActive-System vor. Dabei handelt es sich um einen Doppeltaschenfederkern mit integriertem Box-Effekt, wie Marketing-Leiterin Verena Dimper formuliert. Der Federkern besteht aus neuartigen Doppeltaschen, bei der zwei Federn übereinander miteinander verschweißt statt verklebt werden. Die DualActive-Feder vermittelt ein besonders leichtes Liegegefühl, ohne die Stützkraft zu vernachlässigen. Pro Quadratmeter weist DualActive rund 510 Federn auf.

Aufgrund des Standortwechsels von Halle 10 in Halle 11 war Marketing-Leiterin Verena Dimper zu Beginn der Messe etwas skeptisch über den Erfolg auf der Messe. Doch nach den ersten drei sehr arbeitsreichen Messetagen haben sich diese Bedenken zerstreut: "Wir sind jetzt sehr zufrieden", lautet Dimpers Messe-Fazit.

Eurofoam Deutschland
Der Schaumproduzent Eurofoam ist ein weiterer Preisträger des Inter-zum Awards, ausgezeichnet wurde der Schaumstoff Xdura. Dabei handelt es sich um einen weichen Universalschaum für komplette Schlafsysteme, der laut Jury den Anforderungen an einen zeitgemäßen Matratzenschaumstoff gerecht wird. Er unterscheidet sich visuell von anderen Schaumstoffen wie HR-, Standard- oder viskoelastischen Schaumstoffen. Dabei ist er sehr gebrauchsstabil und haltbar sowie strapazierfähig und gleichzeitig elastisch. Durch seine besondere Porenstruktur ist er zudem komfortabel, stützend und sehr luftdurchlässig. Laut Janica Urich, Marketing-Leiterin, wird der Schaum gerne für Topper verwendet.

Durch den Wechsel in Halle 11 musste Eurofoam einen neuen Messestand entwickeln. Passend zum Markenlogo wurde er in geschwungenen Formen aufgebaut. Gerne wäre man bei Eurofoam in der angestammten Halle geblieben, da diese eine luftigere Atmosphäre vermittelte. Nachdem der erste Messetag, wie bei vielen Ausstellern, etwas zähflüssig begann, zeigte sich Urich mit der Besucherfrequenz auf dem Stand allerdings zufrieden.

Vita Talalay
Bei Vita Talalay hat man sich etwas Besonderes zur Messe einfallen lassen: Ein komplettes Fachhandels-Konzept wurde auf dem Unternehmensstand vorgestellt. "Talalay-Latex ist nicht schwer zu verkaufen", ist Ila Farshad überzeugt, Verkaufs- und Marketingleiter im Unternehmen. Mit seinen positiven Eigenschaften wie Liegekomfort und Nachhaltigkeit treffe dieses Material genau die Wünsche der Verbraucher.

Zur Unterstützung des Handels hat Vita Talalay ein POS-Programm entwickelt, einschließlich Polsterbett und echten Latex-Bäumen als Deko, das den Endverbraucher im Handumdrehen für Matratzen aus Vita Talalay interessieren soll. Außerdem stellt das Unternehmen seinen Handelspartnern eine Reihe von Gerätschaften zur Verfügung, die anschaulich den Unterschied zwischen Talalay-Latex und anderen Matratzenkern-Materialien erklären.

Darüberhinaus stellte Vita Talalay in Köln eine neue Naturlatex-Qualität vor: Vita Talalay Origins. Dieses Material ist nach Firmenangaben garantiert gesund für den Menschen und seine Umwelt. Belegt wird diese Aussage durch drei Zertifikate. Origins ist zertifiziert nach FSC, die Rainforest Alliance und durch Cradle-to-cradle im Gold-Standard. "Vita Talalay Origins ist das gesündeste, komplett natürliche Komfort-Material der Welt", ist man im Unternehmen überzeugt.

Latexco
Großes Thema auf dem Stand von Latexco ist die neue Produktrange gewesen, gegliedert in die Serien Classic Latex, Natural Latex, Fom und Fusion. Wie bereits in der Haustex berichtet, eröffnen sich dem Unternehmen und seinen Kunden mit der Produktion von speziellen PU-Schäumen ganz neue Perspektiven. Aufgrund der deutlich breiteren Produktpalette hat das Unternehmen den Umzug in Halle 11 genutzt, um sich auf einem im Vergleich zu 2015 größeren Stand zu präsentieren.

Als Reaktion auf die Diskussion über die One-fits-all-Matratzen hat das Unternehmen, einfach um zu zeigen, dass man auch so etwas bieten könnte, auf der Messe den Prototyp einer Matratze vorgestellt, die bei den Besuchern für großes Interesse sorgte. Sie besteht aus vier Schichten: oben Pulse-Latex, unten ein HR-Schaum und dazwischen zwei weitere Latexco-Schäume. Das Liegeverhalten dieses Produktes ist als durchaus angenehmen zu bezeichnen und liegt nach Auskunft von Nathalie Verheye, Regionalverkaufsleiterin bei Latexco, durchaus im Bereich der handelsüblichen Preise.

Großes Interesse fand auch eine kleine Testanordnung, anhand der die Eigenschaften der Latexco-Produkte demonstriert wurden. So gab es für einen Visko-Schaum beispielsweise einen Kühlschrank, aus dem man den Schaum holte, um zu demonstrieren, dass er auch bei Kälte seine Geschmeidigkeit nicht verliert. Ein Ball-rebound-test zeigte die Rückprallfähigkeit eines Latex-Schaums im Vergleich zu einem anderen Schaum. Und schließlich konnte man eine große Holzkugel auf einen Latexco-Schaum prallen lassen, unter dem ein rohes Ei gelagert war und den Aufprall unbeschadet überstand.

Hartmann Kunststofftechnik
Jörg Hartmann, Geschäftsführer von Hartmann Kunststofftechnik, zeige sich mit dem Messeverlauf sehr zufrieden: "Wir haben eine sehr gute Resonanz unserer Kunden auf unsere Neuheiten erhalten." Die Interzum ist für das Unternehmen die insgesamt wichtigste Messe, auf der man regelmäßig Neuentwicklungen vorstellt. In diesem Jahr sorgte man bei den Kunden insbesondere mit zwei Neuheiten für Aufsehen.

Insgesamt entwickelte man vier Jahre an einem interaktiven Unterfederungssystem, bevor man es in diesem Jahr erstmals der Öffentlichkeit vorstellen konnte. Interaktiv bedeutet, dass die Latten selbständig an den Stellen nachgeben, wo höherer Druck auf sie ausgeübt wird, also im Schulter- und Hüftbereich. Gleichzeitig wird dem Körper die Unterstützung dort gegeben, wo es nötig ist, unter anderem im Lordosebereich. "Die einwirkenden Kräfte werden auf die benachbarten Federelemente übertragen", erklärte Hartmann in Köln. Dafür sind vor der Nutzung keine Einstellungen notwendig, da das System eben selbständig auf die jeweilige Anatomie reagiert, die auf der Matratze und dem Lattenrost ruht.

Die zweite Neuheit ist ein Federkern aus Kunststoff-Taschenfedern für Matratzen. Hartmann ist es als erstem Hersteller gelungen, die Vorteile von Taschenfeder-Kernen und Kunststoff-Elementen miteinander zu verbinden. Herz des Systems ist die patentierte MATF-F7-Feder. Da es sich dabei um eine völlig neue Technologie handelt, musste Hartmann zuvor in neue Maschinen und Werkzeuge investieren. Jetzt können beispielsweise auch jene Verbraucher den Vorteil von Federkern-Matratzen nutzen, die bislang wegen der Befürchtung vor magnetischen Feldern auf metallische Federkern-Matratzen verzichten mussten. Die Federkerne sind in mehreren Härten lieferbar, sowohl einzeln als auch als Kunststoff-Taschenfederkern. Durch Verwendung eines Hochleistungskunststoffes weisen die Federn laut Hartmann eine sehr lange Lebensdauer auf.

Interessant bei Hartmann ist auch ein neues Tellersystem, das mit einer leichten Drehung eine deutliche Verstellung im Härtegrad ermöglicht.

Kabelwerk Eupen
Der renommierte belgische Schäumer hat sein Produktprogramm zur Interzum gründlich aufgeräumt, neu und übersichtlicher strukturiert. Das Produktprogramm besteht nun aus vier Marken. Eucabase steht für stabile und robuste Schaumstoffe mit einem Raumgewicht zwischen 15 und 60. Unter Eucaselect führt das Unternehmen Schäume für hochwertige Produkte mit Raumgewichten zwischen 25 und 70. Eucafeel bietet High-End-Spezialschäume mit Raumgewichten von 30 bis 50. Komfortschäume mit Memory-Effekt gibt es unter Eucavisco in Raumgewichten von 45 bis 85.

Noch relativ jung ist die Marke Eucafeel, sie wurde das erste Mal vor zwei Jahren in Köln vorgestellt. Damals, so Verkaufsleiter Pascal Timmerman, reagierte die Branche noch etwas verhalten auf das neue Produkt. Ganz anders in diesem Jahr, wo die Messebesucher ganz gezielt nach diesem Schaum fragt. In der Zwischenzeit, so Timmermann, habe sich die Qualität von Eucafeel also offensichtlich in der Branche herumgesprochen.

Eucafeel sei speziell für hochwertige Matratzen entwickelt, erklärt der Verkaufsleiter und zählt mehre Vorteile des neuen Schaums auf: "Beste Feuchtigkeitsregulierung, optimale Wärmeregulierung, erstklassige Druckentlastung und hohe Elastizität." Der Grund für diese Eigenschaften ist eine speziell entwickelte Rezeptur, die aufgrund des erforderlichen Know-hows von den Mitbewerbern auch nicht einfach nachgestellt werden könne. Das Kabelwerk Eupen sei deshalb auch der weltweit einzige Anbieter eines solchen Schaums. Da dieser Schaum obendrein besonders gut komprimierbar ist, kann in der Logistik mehr Material zusammengefasst werden als bei üblichen Schaumstoffen.

Gab es vor zwei Jahren erst eine Schaumtype bei Eucafeel, so zeigte das Unternehmen in diesem Jahr drei neue Varianten: zwei festere Ausführungen und eine speziell für Kopfkissen. "Wir entsprechen damit dem Wunsch unserer Kunden nach Neuheiten im Schaumsektor", betonte Timmermann in Köln.

Insgesamt zog der Verkaufsleiter eine positive Messebilanz für sein Unternehmen - mit einem Schwachpunkt allerdings. Die neue Positionierung des Messestands in Halle 11.2 fand man beim Kabelwerk wenig gelungen, da die meisten anderen Schäumer, mit denen man zusammen in Halle 10 stand, nun in der unteren Etage zu finden waren. Man kam sich daher etwas verloren vor, wie Timmermann es beschrieb. Für die kommende Interzum werde man daher darauf dringen, wieder im Umfeld der üblichen Marktbegleiter ausstellen zu können.

Innofa
Das niederländische Unternehmen für Matratzenbezugstoffe ist bekannt für seine vielfältigen Stoffvarianten. In Köln stellte das Unternehmen erstmals eine fertig konfektionierte Hülle vor, die in einem Stück gestrickt wurde, und dennoch die Optik einer Matratze bietet, wie sie heute gerne im Internet angeboten wird. Damit, so Lars Goedhart, Verkaufsleiter International bei Innofa, biete man der wachsenden Zahl von Anbietern im Segment Bed-in-the-box, One-fits-all eine interessante Alternative: Matratzenkern einfügen, Reißverschluss an der Unterseite schließen und fertig. Bislang bot Innofa als international aufgestelltes Unternehmen dieses Produkt in den USA und in Mexiko an. Köln war somit ein Test für die europäischen Abnehmer. Die Reaktion darauf war laut Goedhart sehr vielversprechend. "Die Branche ist offen für neue Lösungen", so seine Erfahrung in Köln.

Natürlich stellte das Unternehmen auch eine breite Palette an Meterwaren vor. Dabei gehe der Trend weg vom Standard-Doppeltuch, hin zu einer schwereren Ware, gerne auch bi-elastisch. Auch das hatte Innofa in Köln zu bieten, gestrickt in einer 3D-Technik.

BekaertDeslee
Erstmals nach der Fusion von Bekaert Textiles und Deslee Clama präsentierte sich der neue Konzern auf einem neuen Stand auf der Interzum. Laut Marketing-Chef Philip Ghekiere hatte das Unternehmen in den vergangenen Monaten sehr viel zu tun, um im Rahmen einer Bestandsaufnahme zu entscheiden, welche Produkte weiterhin eine Zukunft haben würden und welche wegen Überschneidungen nicht länger angeboten werden sollten. Selbstverständlich, so Ghekiere, würde man dabei die Wünsche der Kunden berücksichtigen, die bewährte Produkte weiterhin beziehen wollten.

Infolge des Zusammenschlusses hat man sich auch für ein neues Corporate Visual entschieden, verbunden mit dem Claim "Close to you", der in mehrfacher Hinsicht gelte. Einerseits suche man die Nähe zum Kunden bei der Zusammenarbeit. Andererseits kommen die Produkte von BekaertDeslee auch dem Endverbraucher sehr nahe, der ja auf ihnen zu schlafen kommt.

Auf der Produktseite stand ein neues, probiotisches Produkt mit Carotin bildenden Bakterien ganz im Zentrum der Messe: Skin+. Das Textil enthält kleine Kapseln mit dem probiotischen Bazillus inducus PDO1. Durch Reibung platzen die Kapseln und setzen den Bazillus frei, der in einem metabolischen Prozess Karotinoide produziert, die zehnfach stärker wirken sollen als diese von Tomaten oder Wassermelonen. Die Karotinoide gehen auf Wanderschaft und haften sich dem Unternehmen zufolge an die menschliche Haut an - selbst durch Laken und Schlafanzug.

Skin+ ist das Produkt einer Zusammenarbeit zwischen BekaertDeslee Akademie, Devan Chemicals und ProDigest, einem Spin-off der Universität Gent, das die Wirksamkeit dieses Produktes zertifiziert hat. Bei ihm steht der kosmetische Effekt ganz im Vordergrund: "Skin+ ist das erste Produkt unserer Gruppe, das sich mit dem Thema der Kosmetik und nicht in erster Linie mit dem Thema des guten Schlafs befasst", betont der Marketing-Leiter.

Die Interzum hat sich nach der Beobachtung Ghekieres für BekaertDeslee zu einer wirklich weltweiten Messe entwickelt. Um den Kunden aller Märkte gerecht zu werden, war das Unternehmen mit 75 Mitarbeitern am Stand präsent.


Carpenter
Voll des Lobes äußerste sich Christian Hofmann, Geschäftsführer der deutschen Carpenter-Gesellschaft, über die Interzum. Gemeinsam mit seinen europäischen Kollegen präsentierte man sich als kompetenter Schaum-Produzent auf der Messe. "Wir hatten eine gute Besucherfrequenz auf dem Stand und immer gut zu tun. Der Wechsel von Halle 10 in Halle 11 hat keine negativen Auswirkungen gehabt."

Zu den Neuheiten bei Carpenter gehört beispielsweise der neue Visko-Schaum Serene, der laut Carpenter fortschrittlichste Schaum auf dem Markt. Der Schaum verfügt über einen sehr hohen Stützfaktor, ohne dabei auf den notwendigen Komfort zu verzichten. Auf diese Weise sorgt er für Druckentlastung an den neuralgischen Stellen, wie Hüfte und Schulter. Außerdem, so Hofmann, werden Bewegungen weniger übertragen, sodass der daneben liegende Partner nicht davon gestört wird. Darüber hinaus reagiert Serene nicht auf Temperaturen, ist auch bei niederen Temperaturen elastisch. Der Schaum, so Hofmann, eignet sich besonders als Komfortschicht auf einer Matratze oder als Material für ein Kissen.

Zweite Neuheit ist Aurora, ein HR-Schaum mit dem besonders hohen Raumgewicht 50. Seine herausragende Unterstützung und Haltbarkeit erweckten im Zusammenspiel den Anschein eines Federkerns, so Hofmann. Dokumentiert wird diese Eigenschaft durch ausgezeichnete Rückfederungseigenschaften. Durch die extreme Offenporigkeit ermöglicht Aurora im Vergleich zu herkömmlichen Schäumen eine vierfach erhöhte Luftzirkulation. Carpenter empfiehlt Aurora als oberste Schaumschicht oder als Übergangsschicht für besonderen Komfort.

Eine weitere Neuheit ist der Schaum Hybrid. Er basiert auf einer neuen Rezeptur und verbindet die Widerstandsfähigkeit eines Standardschaumes mit dem Komfort eines HR-Schaumes. Er sei bei den Kunden aufgrund der besonderen Fähigkeiten besonders gut angekommen, berichtete Hofmann.

Leggett&Platt
Bei Leggett&Platt herrschte an allen Messetagen Hochbetrieb, wie Martin Lill zufrieden schildert, Verkaufsleiter des Unternehmens, verantwortlich für die Märkte in der DACH-Region, Belgien, Niederlande und Polen. "L&P ist mit der Interzum sehr zufrieden und bedankt sich bei allen Kunden für das große Interesse an den ausgestellten Produkten", erzählte Lill "Speziell unsere neuen Federkernsysteme VertiNova, Softech Micro, Quantum Edge und Bloom fanden sehr guten Anklang und bringen unsere Kunden echten Mehrwert."

Außerdem sind nach Auskunft Lills mehrlagige TFK-Lösungen zunehmend gefragt und bieten echten Komfort. Federkernsysteme seien hinsichtlich Dauerhaltbarkeit, Recyclingfähigkeit und Nachhaltigkeit ganz weit vorne.
Bei L&P sieht man einen weiterhin steigenden Bedarf auf allen Märkten speziell bei den Taschenfederkernen. Deshalb investiert die Gruppe aktuell stark in ihre Produktionserweiterungen, um den steigenden Bedarfsmengen unserer Kunden gerecht zu werden und die Lieferzeiten kurz zu halten.

Octo Actuators
Von Octo Actuators, Anbieter von Komponenten zur motorischen Verstellung von Unterfederungen und Betten, ist man es gewohnt, auf der Interzum interessante Neuheiten präsentiert zu bekommen. So auch in diesem Jahr.

Da ist zum einen die E-Mattress, eine Matratze mit integrierter Motorisierung. Die E-Mattress-Antriebstechnologie basiert auf einem einmotorigen Octo-Antriebssystem zur Verstellung des Rückenbereichs und kann vollkommen in eine Matratze integriert werden. Insgesamt vier Zonen ermöglichen eine mühelose Einstellung jeder komfortablen Liege-, Sitz- und Relaxposition.

Die Systemkomponenten innerhalb der Struktur bieten sinnvolle Arretierungsmöglichkeiten des Form- und Komfortschaums, damit beim Verfahren der Rückenzone stets für eine elegante äußere Form gesorgt ist. Alle gängigen Schaumstoffarten (PU, Visko) und Taschenfederkerntechnologien könnten verwendet werden, erklärt Jan Wywiol, Geschäftsführer des Unternehmens. Ein interessantes Produkt für Internethändler, da die Matratze trotz Motorisierung versandfertig zusammengeklappt werden kann.

Für Boxspring-Betten ist die OctoBox Serie um das neue OB05 Antriebssystem erweitert worden. Die Grundidee hinter diesem Konzept ist eine Kombination aus Antriebssystem und Beschlag, welche über enorme Kräfte verfügt und absolut breitenvariabel ist und die Montagezeit in Boxspring-Betten laut Wywiol radikal reduziert. OB05 ersetzt die aufwendigen Metallbeschläge und auch die ungeeigneten Doppelmotoren. Diese vor knapp 30 Jahren ausschließlich für Lattenroste entwickelten Doppelmotoren leiden heute an Kraftmangel und die Hersteller von modernen Boxspring- und Polsterbetten kämpfen mit sehr hohen, kostenintensiven Reklamationsquoten.

Das OB05 "Plattform Antriebskonzept" vereint die optimale Kraftentfaltung während der Verstellung mit einem modernen Motorenkonzept und der geringen Bauhöhe von nur 10,5 Zentimetern. Mit diesem Antriebskonzept werde für die Industriekunden die Vorratshaltung von Beschlägen und Antriebsmotoren drastisch reduziert, erklärt der Geschäftsführer. Es gibt nur noch ein Antriebssystem für die unterschiedlichsten Bettbreiten.

Das Ergebnis dieses OB05 Antriebssystems ist beeindruckend. Auf der Liegefläche verteilte Lasten von bis zu 300 Kilogramm und Bettbreiten bis zu 155 Zentimetern werden, wie auf der Messe zu sehen war, mit dem OB05 Antriebssystem mühelos bewegt.

Foam Partner
Das Schweizer Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahren stetig weiter entwickelt. Auf der diesjährigen Interzum präsentierte sich Foam Partner erstmals als "All-in-one-Lieferant". Technisch ist man jetzt in der Lage, das gesamte Leistungspaket anzubieten, von der Entwicklung eines Schaumes beziehungsweise einer Matratze, über das Schäumen und Schneiden bis hin zur Lieferung kompletter Produkte, versandfertig verpackt in einer Box. "Wir wissen, wo wir herkommen. Wir sind keine Vermarkter und werden es auch nie werden", verspricht Rita Kollbrunner, Mitglied der Geschäftsleitung bei Foam Partner und Direktorin SGE Komfort-Schaumstoffe. Den Verkauf an den Endverbraucher überlässt man daher den Geschäftspartnern. Aber bis es soweit ist, unterstützt man die Unternehmen gerne bis ins Letzte. "Wir sind bereit", so Kollbrunner.

Ein bewährter, ständig verbesserter Schaum von Foam Partner ist Evopore. Mit EvoPoreHRC (High Resilience Climate) hat FoamPartner einen Meilenstein in der Schaumstoff-Technologie entwickelt. Die neue Matratzenwerkstoff-Generation zeichnet sich durch erstklassige Materialstabilität für höchsten Schlafkomfort aus. Jetzt hat man diesen Schaum noch einmal optimiert. Das Ergebnis ist Evopore VHRC, also Very High Resilience Climate. Die Luftzirkulation konnte noch einmal entscheidend verbessert werden und auch die Elastizität ist gesteigert worden.

Mit einem speziellen Wall-Greening-Schaum ist dem Unternehmen erstmals der Schritt hin zu einem, wenn man so will, technischen Produkt gelungen. Letztlich sind ja alle Schäume technische Produkte. Dieser Schaum, kaschiert durch ein Vlies, kann mit Grünpflanzen bepflanzt und bewässert werden. Auf diese Weise entsteht eine natürliche grüne Wand - daher der Name. Geeignet ist dieser Schaum für die Anwendung etwa in Büroräumen. Die Wand mindert die Umgebungsgeräusche und sorgt für ein angenehmes Arbeitsklima.

Enkev
Das Unternehmen aus den Niederlanden ist spezialisiert auf Füll- und Abdeckmaterial, unter anderem für Matratzen. Vornehmlich verarbeitet Enkev Naturfasern jeglicher Herkunft: Kokos, Wolle, Baumwolle, Kamel, Flax und Pferdehaar. In aufwändigen Verfahren arbeitet man dieses Fasern so auf, dass sie dauerhaft kräuseln und dann zu Vliesen oder Platten verarbeiteten lassen, häufig durch eine Latexierung.

Ein neues Produkt ist Taillok XXE, das zu 55 Prozent aus Naturlatex und zu 45 Prozent aus Pferdeschweif-Haaren besteht. Üblicherweise, so Peter de Jong, Verkaufsleiter International, ist das Verhältnis umgekehrt. Durch den hohen Latex-anteil weist Taillok XXE eine sehr hohe Elastizität auf. Darüber hinaus ist es sehr offen strukturiert, sodass es eine gute Ventilation ermöglicht. Der Verkaufsleiter sieht das Produkt als Alternative zu konventionellen Latex-Abdeckungen auf Matratzen

Obwohl Naturfasern die Domäne von Enkev sind, so verarbeitet man auch Kunstfasern. Für den Artikel Labyrinth nutzt man ein Monofilament aus voll recyclingfähiger Synthetik-Faser (LDPE). Allerdings handelt es sich dabei nicht um ein 3D-Abstandsgewirke, vielmehr sind die Fasern unstrukturiert miteinander verbunden. Der Name Labyrinth kommt nicht von ungefähr. Auf diese Weise erhält man eine feste und dennoch elastische Konstruktion mit einer hervorragenden Durchlüftung, die sogar mit Wasser durchspülbar ist. Das Material kann als Komfort-Auflage in einer Matratze verwendet werden, aber auch als Kernmaterial.
aus Haustex 06/17 (Wirtschaft)