Oneflor-Europe BV
LVT-Start-up mit Erfahrung
Oneflor-Europe versucht den Einstieg in den dreistufigen LVT-Vertrieb in der D/A/CH-Region. Das Potenzial ist da: Der Finanzier ist ein asiatischer Fonds; die Produkte kommen hauptsächlich von einem renommierten Hersteller aus Südkorea.
Man nehme ein umkämpftes aber gleichzeitig stark wachsendes Marktsegment, zwei ausgewiesene Branchenkenner, einen erfahrenen Hauptlieferanten sowie einen Kreis aus finanzstarken Investoren: Fertig ist ein chancenreicher, neuer Wettbewerber! So in etwa sieht die Strategie von Oneflor-Europe aus, dem jungen Designbelagsanbieter aus Belgien. Doch: Funktioniert das so einfach?
Erst Anfang 2016 im belgischen Kotrijk gegründet, hat Oneflor-Europe einen ambitionierten Start hingelegt mit dem Auftritt auf der Domotex 2017. "Wir rechnen für dieses Jahr mit einen Umsatz von 10 Mio. EUR - neben Frankreich und Kanada hauptsächlich in Deutschland", skizziert Geschäftsführer Hervé Paugain die unternehmerischen Ziele. Mittelfristig traue man sich zu, einen Umsatz in der Größenordnung von 50 Mio. EUR zu erzielen.
Asiatischer Fonds ist Eigentümer
Der 51-jährige Franzosen, der im dicht hinter der belgisch-französischen Grenze liegenden Lille lebt, kann man durchaus als Branchenkenner bezeichnen. Er beschäftigt sich seit 14 Jahren mit elastischen Bodenbelägen aus PVC mit Schwerpunkt auf Produktscouting, -entwicklung und -management. Acht Jahre arbeitete Paugain für Tarkett; zwischen 2011 und 2015 entwickelte er dann federführend die LVT-Strategie für die Beaulieu International Group. In dieser Zeit hat er einen guten Einblick in die asiatische Bodenbelagsindustrie erhalten.
In Deutschland sehen Paugain, die asiatischen Banken und privaten Investoren aus dem Kreis der Geldgeber große Chancen, um am immer noch wachsenden Markt für LVT zu partizipieren. Gelingen soll das mit einem Sortiment aus aktuell acht Kollektionen. Es ist breit angelegt und bietet alle gängigen Produkt- und Verlegearten von Designbelägen.
Koreanischer Hauptlieferant
Bei den Designs fokussiert sich Oneflor hingegen auf die marktbeherrschenden Eichenimitationen. Einige Produkte bieten auch dekorsynchron geprägte Oberflächen. Mehr als 80 % der gesamten Ware kommt von einem etablierten koreanischen LVT-Produzenten. Grundsätzlich sei man in der Wahl weiterer Lieferanten aber frei, betont Paugain.
Der Newcomer bietet im Einstiegsbereich 22 Designs mit einer Nutzschichtstärke von 0,30 mm als klassischen, heterogenen PVC-Designbelag. Die 18 Eichenachbildungen und vier Fliesenoptiken gibt es dekorgleich sowohl zur Verklebung (Eco 30) als auch mit Verriegelungssystem (Eco Click 30). Das macht zusammen 44 Varianten im 0,30er-Segment.
In 52 Designs fächert Oneflor Europe sein mittleres Sortiment im Bereich der 0,55 mm-Nutzschicht auf. Davon zeigen 47 LVT Holz- und fünf Fliesenoptiken. Zu finden sind sie in den drei Kollektionen Eco 55, Eco Click 55 und Eco Lay 55. 20 Designs gibt es sowohl zur vollflächigen Verklebung als auch zum Klicken. Zwölf der insgesamt 52 Farben halten als lose liegende, klebstofffreie Designbeläge Einzug in das Oneflor-Sortiment.
Technisch breites Sortiment
Mit acht Designs wesentlich schlanker ausgemustert ist die Premium-Serie Eco 70 mit einer 0,7 mm starken Nutzschicht. Oneflor-Europe bietet sie ausschließlich als Dryback-Variante. Die PVC-Fliese Ecolock 70 mit Schwalbenschwanz-Verbindungssystem und Beanspruchungsklasse 43 für den industriellen Einsatz rundet das Sortiment ab.
Mit der Serie Loom setzt Oneflor auch auf gewebtes Vinyl. Erhältlich ist es als 50 x 50 cm Fliese, ausgemustert in zwölf Designs.
Im Herbst werden die ersten Produkte der neuen Kollektion Solide Click im Oneflor-Lager in Belgien eintreffen. Sie verfügen über eine extrudierte Mittellage hauptsächlich aus PVC und Kalziumkarbonat. Oneflor nennt den Träger "Rigid Board". Die Produkte sind ausgestattet mit einer integrierten Dämmunterlage, die ein Trittschallverbesserungsmaß bis zu 22 dB realisieren soll.
Oneflor-Europe fächert die neue Kollektion in zwei Teile auf. Solide Click 30 verfügt über eine Nutzschichtstärke von 0,30 mm. Solide Click 55 weist 0,55 mm Nutzschicht auf.
Das Produkt löst die Ende 2017 auslaufende Kollektion Hybrid ab. Das Auslaufmodell basiert auf einem Wood Plastic Composite-Träger (WPC). "Für unsere starren, extrudierten Rigid Board-Beläge der neuen Serie Solide Click sehen wir größeres Potenzial in Europa und speziell in Deutschland", begründet Paugain die Veränderung im Sortiment.
Erfahrener Vertriebsleiter
Dieses breite Portfolio des Newcomers soll Christian Lukas in den deutschsprachigen Märkten etablieren. Der 50-Jährige ist seit Dezember 2016 Vertriebsleiter D/A/CH. Er ist seit 25 Jahren in der Branche, hat gute Kontakt und verfügt über viel Erfahrung und Produktwissen. Nach Stationen bei Witex (heute Windmöller), Carl Ed. Meyer (heute Amorim Deutschland) und Schulte Räume (Meisterwerke) war er zwischen 2007 und 2015 bei Parador für den Vertrieb Bodenbelagshandel in Deutschland und Österreich verantwortlich.
Die Strategie von Lukas ist es, als Zweit- oder Hausmarke im hart umkämpften dreistufigen Vertrieb über den klassischen Bodenbelags- und Holzgroßhandel Fuß zu fassen sowie Listungen im Fachhandel zu erzielen. Gleichzeitig beginne man auch mit der Objektarbeit, um den neuen Handelspartnern Aufträge aus diesem Bereich zu generieren. Das funktioniere gut. "Ich bekomme Termine", erklärt Lukas. Das Vertrauen in die Produkte sei da, weil der Hersteller etabliert sei. Außerdem könne er auf ein gutes persönliches Netzwerk zurückgreifen.
Lukas Außendienst-Mannschaft besteht bereits aus sieben Personen. Abwicklung und Kundenbetreuung übernimmt der Innendienst. Dort stehen drei Mitarbeiter bereit; zwei von ihnen sind Deutsche.
Mitte Juli hat Paugain die neu geschaffene Position des Marketingleiters mit Alban Parisse besetzt. Der kommt ebenfalls von Tarkett. Dort verantwortete der 38-Jährige zuletzt als Category Manager das LVT-Sortiment. Im nächsten Schritt werden weitere Musterständer und Drehkollektionen in den Markt gebracht und die Webseite überarbeitet.
In die Lieferfähigkeit hat Oneflor-Europe bereits investiert. Die Logistik erfolgt aus dem Lager in Kotrijk. Es umfasst mittlerweile 450.000 m
2 Designbeläge. "8.000 bis 12.000 m
2 pro Design müssen schon vorrätig sein, um im Geschäft mit Dryback ernst genommen zu werden", sagt Lukas.
jochen.lange@snfachpresse.de
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BTH Heimtex 09/17
(Wirtschaft)