VdL kritisiert EU-Empfehlung
Titandioxid krebserregend?
Der Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie (VdL) hat mit Unverständnis auf die Empfehlung der Europäischen Chemikalienbehörde (ECHA) reagiert, das Weißpigment Titandioxid als "Stoff mit Verdacht auf krebserzeugende Wirkung beim Menschen durch Einatmen" einzustufen. "Ohne ausreichende wissenschaftliche Grundlage wird hier einer der wichtigsten Rohstoffe unserer Industrie zu Unrecht stigmatisiert. Titandioxid wird seit Jahrzehnten erfolgreich und sicher für die Produktion von Lacken, Farben und Druckfarben eingesetzt - für uns ist es schlicht unverzichtbar", meinte der Geschäftsführer des Verbands, Dr. Martin Engelmann, in einer ersten Stellungnahme.
Hintergrund der Empfehlung des Ausschusses für Risikobeurteilung (RAC) der ECHA ist die Befürchtung, dass Arbeiter an Lungenkrebs erkranken könnten, wenn sie bei der industriellen Herstellung und Verarbeitung Staubemissionen u.a. von Titandioxid ausgesetzt sind. Nach Auskunft Engelmanns seien jedoch bei Untersuchungen über mehrere Jahrzehnte hinweg in 18 Titandioxid-Fabriken- auch in Deutschland - keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit festgestellt worden. Um Arbeitnehmer vor Staub-Erkrankungen zu schützen, hätten die meisten EU-Mitgliedsstaaten Staubgrenzwerte am Arbeitsplatz eingeführt. Deutschland sei in diesem Bereich international Vorreiter.
Die Empfehlung der Europäischen Chemikalienbehörde übt nach Auskunft des VdL erheblichen Druck auf die Industrie aus, ihre Farbrezepturen zu verändern. So seien beispielsweise 95 % der RAL-Farbtöne mit Titandioxid hergestellt. Die meisten Produzenten seien mittelständische Unternehmen, die keine eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilungen hätten und deshalb eine umfassende Rezepturänderung nicht schultern könnten.
Die Farbenindustrie ist mit einem Anteil von 57 % Hauptabnehmer von Titandioxid. Das Weißpigment ist ihr wichtigster Rohstoff. Alternativen gebe es nicht. Pigmente wie Calciumcarbonat, Zinkoxid, Zinksulfid und Bariumsulfat hätten technisch und koloristisch schlechtere Eigenschaften.
aus
BTH Heimtex 09/17
(Wirtschaft)