20 Jahre GEV: Positionsbestimmung für das Emicode-Umweltsiegel

Das Handwerk bleibt wichtigster Multiplikator


Mitglieder aus Vorstand und Beirat nahmen das 20-jährige Jubiläum der GEV zum Anlass für eine Positionsbestimnmung. Künftige Schwerpunkte sollen vor allem auf der weiteren Steigerung des Bekanntheitsgrads und der Internationalität liegen, aber auch die Eingliederung weiterer Produktgruppen kann eine Option sein. Parkett Magazin hat Stimmen eingefangen.

Vor 20 Jahren hat die Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe, Klebstoffe und Bauprodukte (GEV) den Emicode aus der Taufe gehoben. Auf der Jubiläumskonfernz in Düsseldorf ging es unter anderem um die künftige Ausrichtung des Umweltsiegels. Auf dem Podium diskutierten darüber Jürgen Gehring (Bostik), Vorsitzender des Technischen Beirats der GEV, Vorstandsvorsitzender Stefan Neuberger (Pallmann), der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Dr. Uwe Gruber (Mapei), Werner Schwerdt (Sika Deutschland) und Wolfgang Heck, scheidender Beirat für Öffentlichkeitsarbeit in der GEV.

Was macht den Erfolg des Emicode aus?

Werner Schwerdt: Die Gründungsunternehmen haben systematisch und konsequent an Verbesserungen der Prüfnormen und Prüfverfahren gearbeitet und ihre Produkte auf eine entsprechendes Niveau gebracht. Die Reklamationsquoten sind auf ein Minimum zurückgegangen. Und deswegen sind wir so erfolgreich.

Wie profitieren Verarbeiter von dem Umweltsiegel?

Dr. Uwe Gruber: Der Handwerker hat mit dem Emicode ein Label, auf das er vertrauen kann, sowohl was den Arbeitsschutz der Mitarbeiter betrifft, als auch nach außen in der Kommunikation mit dem Kunden. Handwerksbetriebe können sicherstellen, dass sie emissionsarme Produkte verarbeiten. Gesunde Raumluft ist ein Riesenthema, das uns noch lange beschäftigen wird, und der Emicode bietet dem Handwerker in diesem Kontext eine einfache Orientierungshilfe.

Wie bekannt ist Emicode beim Endverbraucher?

Stefan Neuberger: Zunächst geht es um die Bekanntheit des Emicode in der Branche, um dem Handwerker die Möglichkeit zu geben, dem Endkunden Sicherheit zu verkaufen. Bei Planern, Architekten und ausschreibenden Stellen ist der Emicode in vielen Ländern bestens bekannt. In manchen Ländern ist die Teilnahme an Ausschreibungen ohne EC1-Label gar nicht mehr möglich. Im Hinblick auf Privatkunden haben wir sicher noch Arbeit vor uns. Aber dem Endkunden ist eine gesunde Wohnumgebung immer wichtiger, und er ist diesbezüglich auch immer besser informiert. Entsprechend beschäftigt sich die GEV auch stärker mit dem Thema Öffentlichkeitsarbeit.

Wie gut kennen Verarbeiter das Emicode-System?

Jürgen Gehring: Der Verarbeiter ist durch öffentliche Ausschreibungen und die bauaufsichtliche Zulassung aufgerufen, VOC-arme Produkte einzusetzen. Der Emicode hat sich über die letzten 20 Jahre kontinuierlich weiterentwickelt und sich dadurch beim Verarbeiter etabliert. Durch die Emissionsarmut sind die Produkte nicht schlechter geworden, sondern haben in ihrer Leistungsbreite und Leistungsdichte ihr Gesamtprofil behalten. Dieses Maß an Sicherheit ist dem Verarbeiter wichtig.

Helmut Twilfer (ehemals Schönox): Meiner Wahrnehmung nach haben wir in all den Jahren beim Handwerker Vertrauen geschaffen. Er weiß, dass er mit EC1 in Bezug auf niedrige Emissionen auf der sicheren Seite ist. Allerdings ist fraglich, ob er das System beim Endverbraucher beschreiben könnte. Die Industrie sollte sich darauf konzentrieren, den Handwerker in die Lage zu versetzen, die Botschaft des Emicode Richtung Endverbraucher zu transportieren.

Klaus Winkels (Geschäftsführer GEV): Der Verarbeiter wird am Ende nicht genau wissen, wie die Emicode-Prüfmethode aussieht. Aber er weiß, dass er mit Emicode-Produkten auf der sicheren Seite ist, und zwar auf mehreren Ebenen - ob es jetzt um eine Nachhaltigkeitsdiskussion geht oder einen LEED- oder DGNB-Prozess der Zertifizierung eines Gebäudes.

Wolfgang Heck: Wir nehmen den Handwerker in die Pflicht und stellen ihm GEV-Material wie zum Beispiel Schulungsunterlagen zur Verfügung. Auf diese sollte etwa bei technischen Schulungen in den Unternehmen zurückgegriffen werden. Um den Emicode als Vertrauenslabel zu verankern, müssen wir stärker mit dem Handwerker arbeiten.

Dr. Hubert Motzet (Ardex): In Deutschland haben wir mit dem Emicode einen Marktstandard gesetzt. Jedes neu eingeführte Produkt erfüllt meiner Einschätzung nach Emicode-Kriterien. Künftige Akzente sollten daher nicht in Deutschland oder auf Mitteleuropa bezogen auf den Endverbraucher gesetzt werden, sondern auf die Akteure in der Branche im Ausland. Mein Plädoyer wäre, stärker zu internationalisieren.

Dr. Gruber: In einigen europäischen Ländern sind wir sehr gut vertreten, zum Beispiel in Italien. Grundsätzlich ist die GEV auf das Engagement ihrer Mitgliedsunternehmen in den jeweiligen Ländern angewiesen und kann diesen im Prinzip nur folgen. Wir haben mit unseren rund 130 Mitgliedsunternehmen mittlerweile einen Anteil an Auslandsunternehmen von 50 %. Zudem sind die deutschen Unternehmen auch in vielen ausländischen Märkten unterwegs. Es kommt darauf an, den Emicode in diesen Ländern entsprechend bekannt zu machen und auch Vernetzungen etwa im Bereich nachhaltiges Bauen zu knüpfen.

Heck: Damit die GEV internationaler wird, sollte für die Tochterunternehmen im Ausland ein Programm aufgelegt werden. Immer in der Hoffnung, dass sich andere nationale Anbieter dann sehr schnell anschließen werden. Für die nächsten Jahre sehe ich den Schwerpunkt der GEV und des Emicode in Europa. Da gibt es noch eine Reihe weißer Flecken auf der Landkarte und wir können alle noch viel dafür tun, dass der Emicode zu dem europäischen Siegel, zumindest für den Verarbeiter, wird.

Inwiefern kann die Einbindung der
Bodenbelagshersteller ein Thema sein?

Schwerdt: Es ist zwingend erforderlich, dass wir einen engeren Schulterschluss zu den Bodenbelagsherstellern forcieren. Gerade was Designbeläge und Emissionen betrifft, werden wir sehr eng zusammenarbeiten müssen, sonst ist es der Weg nur halb zu Ende gegangen. Ohne die Bodenbelagshersteller geht es nicht.

Gehring: Natürlich brauchen wir eine intensive Zusammenarbeit mit den Bodenbelagsherstellern. Inwiefern diese in das Emicode-System hineinpassen, ist aber eine andere Frage. Das sehe ich eher kritisch, weil bei Bodenbelagsherstellern, sei es durch die bauaufsichtliche Zulassung oder eigene Arbeitskreise, durchaus eigene Vorstellungen bestehen.

Ist die Einbindung anderer chemischer
Produkte, sprich Lacken und Farben, denkbar?

Gehring: Natürlich muss die GEV die Notwendigkeit erkennen, nicht nur ihre Verlegewerkstoffe emissionsgeprüft im System zu haben, sondern dem Verbraucher bzw. dem Handwerker auch komplette emissionsgeprüfte Systeme zur Verfügung zu stellen. Auch das wird eine Aufgabe für die Zukunft sein. Aber das Prinzip der GEV bedeutet, Emissionsklassen von Produkten zu offerieren, die durch die Eingruppierung des Emicode in ihrer Leistungskraft auf keinen Fall schlechter werden.
Imke Laurinat
aus Parkett Magazin 05/17 (Wirtschaft)