Deutscher Korkverband zeigt das "Kork-Land" Portugal

Korkboden will nach vorn


Kork ist vielseitig nutzbar und überzeugt mit positiven Eigenschaften - um für das Naturmaterial zu werben, lud der Deutsche Korkverband ausgewählte Fachleute zu einer Portugal-Reise ein. Gemeinsam mit Kork-Botschafterin Eva Brenner machten sie sich vor Ort ein Bild von der Korkverarbeitung.

Seit 4.000 Jahren nutzt der Mensch die Rinde der Korkreiche. Im 17. Jahrhundert verwendete der Mönch Dom Perignon das Material erstmals zum Verschließen von Flaschen. Heute werden jährlich rund 12 Mio. Stopfen produziert. Das sind fast 70 % der Wertschöpfung der Korkindustrie, obwohl nur 30-40 % des Rohstoffes die nötige Qualität aufweist. Der gesamte Rest wird zu Granulat verarbeitet und taucht als Fußboden, Dämmmaterial, Fassade, Baustoff, Möbel und sogar als Kleiderstoff wieder auf.

Insgesamt erstrecken sich die Bäume im Mittelmeerraum über 2,2 Mio. ha. Portugal besitzt mit über 730.000 ha die größte Fläche an Korkeichenwäldern und bedient 53 % des weltweiten Jahresbedarfs an Kork. 90 % davon gehen an Märkte in Frankreich, Spanien, Deutschland, Italien und die USA.

Zweimal innerhalb von 43 Jahren wird eine frische Korkeiche geschält, erst danach und beim dritten Mal hat die Rinde die gewünschte Qualität. Ab dann kann alle neun Jahre Korkrinde vom Baum geerntet werden. Das geht 200 Jahre lang und ergibt eine Ausbeute von 15 bis 18 Ernten.

In Portugal erwirtschaften 600 Korkunternehmen mit 8.000 Fabrikarbeitsplätzen und 6.000 Jobs in der Waldbewirtschaftung 2,2 % des gesamten Landesexports. Alle Korkeichenwälder zusammen kompensieren fast 14 Mio. t CO2**) im Jahr und bieten 221 Tierarten Lebensraum. Aber das ist es nicht, was den Korkfußboden für mitteleuropäische Verbraucher interessant macht. Es sind die Eigenschaften nach der Verlegung, die begeistern müssen. Da können ein gutes ökologisches Gewissen förderlich und ein Gefühl der Naturverbundenheit hilfreich sein, letztlich jedoch entscheidet der Kunde nach Geschmack, Komfort, Trend und Preis.

Einem vielseitigen Material
auf die Sprünge helfen

Schauen wir uns diese vier Faktoren an. Womit kann Korkboden punkten? Fangen wir beim Preis an. Korkboden ist oft teurer als die Konkurrenz von Vinylboden, Linoleum, Mehrschichtparkett und Laminat. Den Wert zu betonen, ist die Aufgabe der Werbekampagne, die in eine dritte Runde gestartet ist und weiterhin mit dem Gesicht der TV-Moderatorin Eva Brenner verknüpft bleibt. Ob daraus ein Trend entsteht, bleibt fraglich. Jahrzehnte wurde Korkmarketing an den Öko-Trend gekoppelt. Das reichte offenbar nicht aus. Und einen Massentrend auszulösen, wie es moderne Designbeläge geschafft haben, ist selbst den dekorbedruckten Korkböden bisher nicht gelungen. Dabei sind die Designvarianten top-aktuell.

Vielleicht sollte die Branche mit Exklusivität werben und im Hochwertbereich den Luxus-Konsumenten ansprechen, statt den traditionellen Bodenkork für den Kindergarten in den Vordergrund zu rücken. Der Komfort des Materials bleibt ja unbestritten. Schalldämmend und elastisch für das Gehgefühl, natürlich und ohne Schadstoffe, die Form behaltend, wenn normalem Druck ausgesetzt und schwimmend als Korkfertigparkett auf HDF-Träger oder geklebt in zweischichtig reinem Korkaufbau zu verlegen. Sicher müsste noch stärker herausgearbeitet werden, dass Korkboden auch belastbar, pflegeleicht und jederzeit in der Lage ist, dem zeitgemäßen Wohnungsstil zu folgen.

Aus all den bisher genannten Aspekten bildet sich beim Verbraucher der Geschmack. Der wird zwar gern als individuell bezeichnet, setzt sich tatsächlich aber aus äußeren Einflüssen zusammen. Diese Einflüsse gilt es, auf Kork als Fußbodenmaterial zu fokussieren. Die Branche darf gespannt sein, was sich die vor ein paar Monaten neu verpflichtete Berliner Werbeagentur Fischer-Appelt in dieser Hinsicht einfallen lässt, um dem Korkboden zukünftig auf die Sprünge zu helfen.
Henrik Stoldt
aus Parkett Magazin 05/17 (Wirtschaft)