Tapetenfabrik Gebr. Rasch GmbH & Co. KG

Startschuss mit der blauen Bauhaus-Karte


Die Vereinigung von Kunst und Handwerk - das war das Ziel des 1919 von Walter Gropius gegründeten Bauhauses Weimar als Schule mit Werkstätten für gestaltendes Handwerk, Architektur und bildende Kunst. Der Architekt war bis zu seinem Rücktritt 1928 Direktor der Schule. Sein Nachfolger wurde der Schweizer Architekt Hannes Meyer, der auch den Kontakt zur Industrie suchte. Ihm schlug der damalige Inhaber der Tapetenfabrik Gebr. Rasch, Emil Rasch, vor, gemeinsam Tapeten zu produzieren. Das Resultat war die "blaue Bauhaus-Karte" mit 14 Flächenmustern, die als modernes Industrieerzeugnis die Wandgestaltung revolutionierte. Sie kam im April 1930 auf den Markt und wurde zum größten kommerziellen Erfolg des Bauhauses. Innerhalb weniger Jahre verkauften sich mehr als 6 Mio. Rollen.

Meyer, der sich politisch dem linken Milieu zuordnete und genossenschaftliche Ziele verfolgte, wurde am 1. August 1930 als Direktor des inzwischen nach Dessau übergesiedelten Bauhauses entlassen. Ihm folgte Ludwig Mies van der Rohe nach. Doch auch er konnte das Bauhaus nicht erhalten. Es musste 1933 auf Druck der Nationalsozialisten, die die Einrichtung als linke Kaderschule betrachteten, geschlossen werden.

Nach der Auflösung übertrug van der Rohe die Rechte der Bauhaus-Tapete an das Familienunternehmen Gebr. Rasch, das im Laufe der Zeit etliche Neuauflagen auf den Markt brachte.

Gropius emigrierte 1934 zunächst nach England, drei Jahre später in die USA. Auch van der Rohe ging nach seiner Bauhaus-Zeit in die USA. Beide gelten neben Le Corbusier als Mitbegründer der modernen Architektur. Meyer zog es erst nach Russland, später in seine schweizerische Heimat, zu einem kurzen Aufenthalt nach Mexiko und zu guter Letzt 1949 wieder in die Schweiz.
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