Bauwerk stellt sich für die Zukunft auf

Bekenntnis zum Standort Schweiz


Der sich verändernde Markt mit seinen Herausforderungen hat auch beim Schweizer Traditionsunternehmen Bauwerk Parkett Anpassungen erfordert. Teile der Produktion sind nach Litauen und künftig auch Kroatien ausgelagert worden. Dennoch hält man unverbrüchlich am Stammsitz St. Margrethen in der Ostschweiz fest, in den allein 2016 rund 8 Mio. CHF investiert worden sind.

Auf dem heimischen Schweizer Markt ist der traditionsreiche Parketthersteller Bauwerk weiterhin mit einem Anteil von 40 % unangefochten die Nr. 1. Doch der "Franken-Schock" aus dem Jahre 2011, als die Aufwertung der schweizerischen Währung Produkte aus der Alpenrepublik plötzlich um 30 % verteuerte, wirkt noch nach. Das hat auch Bauwerk zu spüren zu bekommen. Der Zusammenschluss mit dem norwegischen Mitbewerber Boen 2013 zur zweitgrößten Parkettformation Europas hat die Situation entschärft, aber Bauwerk Boen-CEO Klaus Brammertz sagt dennoch offen: "Unter ökonomischen Gesichtspunkten gäbe es günstigere Standorte als die Schweiz."

Bauwerk fertigt seit über 80 Jahren hochwertiges Parkett für den Direktvertrieb an den Handwerker, seit über 70 Jahren in St. Margrethen in der Ostschweiz. "Bis heute erfolgen dort 67 % der Produktion von Bauwerk Parkett und daran soll sich auch künftig nichts ändern", unterstrich Brammertz bei einem Pressetermin und verwies auch darauf, dass die Eigentümerstruktur mit den Haupteignern Patrimonium (33 %) und der Göhner-Stiftung (32,5 %) diesen Kurs stützt.

Fünf Produktionsstandorte, davon vier in Osteuropa

Dennoch macht der sich stetig verändernde europäische und internationale Markt stetige Anpassungen notwendig. Die Fusion mit Boen war eine Maßnahme, weitere waren die Investitionen in osteuropäische Produktionsstätten. Mittlerweile betreibt die Gruppe fünf: Ein Sägewerk in Dominga Nik beim russischen Kalinigrad widmet sich mit 115 Mitarbeitern ausschließlich der Eiche-Brettfertigung. Ein weiteres in Kietaviskes in Litauen bereitet Eiche-Brettholz aus dem Baltikum und dem östlichen Polen für ein drei Kilometer entferntes Parkettwerk auf. Dort werden Dreischichtparkett, kleine Zweischichtstäbe und Sportböden hergestellt mit 1.200 Mitarbeitern.

Die Kapazitätsgrenze ist erreicht, deshalb sah man sich nach Expansionsmöglichkeiten in der Nähe von Eichenvorkommen um und entdeckte ein vielversprechendes Objekt in Kroatien. Die Verhandlungen scheiterten praktisch in letzter Sekunde, doch schnell fand sich Ersatz: Die kroatischen Parkett-Aktivitäten der Haas-Gruppe in Durdevac samt Sägewerk und Kontrakt mit den Forstbehörden. In der Nähe befinden sich ausgedehnte Eichenwälder, das Sägewerk fertig Friese und Decklagen für die Parkettproduktionen in Litauen und der Schweiz. "Es ist von Vorteil für die Wertschöpfung, rohstofforientierte Arbeitsschritte wie die Trocknung und den Zuschnitt der Lamellen möglichst im Ursprungsland des Holzes durchzuführen", erläutert Brammertz.

Parallel wird der Standort umstrukturiert und erweitert. Ab April soll die modernste Dreischicht-Anlage Europas in Betrieb gehen. "Und zwar mit völlig neuen Maschinen, nicht mit alten, die dorthin verlagert worden", betont Brammertz. Die Belegschaft soll auf 200 Mitarbeiter wachsen.

Entscheidende Prozessschritte bleiben in St. Margrethen

Bleibt noch St. Margrethen, der Stammsitz von Bauwerk und Zentrale der Bauwerk Boen-Group. Von den ca. 4,1 Mio. m2 Parkett, die Bauwerk 2016 abgesetzt hat - Zweischicht-, Dreischicht- und Massivparkett - , wird ein erheblicher Teil hier gefertigt und profitiert von "Schweizer Attributen" wie Präzision und Sorgfalt. Deshalb sollen entscheidende Prozessschritte wie Verleimen und Pressen, die Oberflächenbehandlung (Bürsten, Färben, Ölen, Lackieren) sowie die Profilierung und Endkontrolle auch in der Schweiz verbleiben. "Damit bekennen wir uns klar zum Produktionsstandort St. Margrethen", unterstreicht Ansgar Igelbrink, Senior Vice President der Bauwerk Boen Group und President Bauwerk Brand. Allein 2016 seien 8 Mio. CHF in St. Margrethen investiert worden, vor allem in die Abteilung Forschung und Entwicklung. Das zahlt sich aus: 43 % des Ertrages wird mit kürzlich eingeführten Produkten erzielt. Darunter fallen das breite, aber kurze Format Formpark, die moderne Flow Edition im Beton-Look und die matte Oberfläche B-Protect.

Markt- und Kundenorientierung forcieren

In den letzten Jahren hat sich das Unternehmen stark gewandelt. So sichert etwa das Cradle-to-Cradle-Zertifikat zu, dass Parkett aus dem Hause Bauwerk nachhaltig und ökologisch ist. Dabei will man sich zugleich vermehrt als Marke profilieren und das individuelle Serviceangebot verbessern. Dazu wurde zum Beispiel die Bauwerk ID geschaffen: Der Endkunde erhält eine dezente Alu-Plakette mit persönlicher ID, die als sichtbares Gütesiegel in das Parkett eingearbeitet werden kann.

"Statt auf Technologie und Produktion liegt der Fokus heute mehr auf einer marktorientierten Strategie, die sich mit Themen wie Wohngesundheit, Nachhaltigkeit und Design beschäftigt. Das alles dient einem ehrgeizigen Ziel: Wir wollen das wertvollste europäische Parkettunternehmen werden", sagt Klaus Brammertz. Nachhaltigkeit, Profitabilität, langfristiges Engagement der Inhaber und, dank kurzfristiger Lagerhaltung von Rohstoffen, einen freien Cash Flow, nennt er als tragende Elemente.
aus Parkett Magazin 06/17 (Wirtschaft)