Interview mit Alireza Mirzai, Mirzai – Carpets & Design / Gila Mirzai e.K.
"Neue Produkte zusammen mit dem Handel entwickeln.
Das Traditionsunternehmen Gila Mirzai feiert dieses Jahr sein 40-jähriges Bestehen. Während rundum in der Hamburger Speicherstadt ein Importeur nach dem anderen vom Radar verschwindet, behält der Vollsortimenter Oberwasser. Die Teppiche aus dem Iran, Indien, Pakistan und Afghanistan decken ein breites Spektrum von klassisch bis modern ab und gehen in erster Linie an den Möbelhandel.
Stark ist Mirzai vor allem in Sachen moderne Klassiker. Darunter: flächige Gittermuster, Loribaft und kurzgeschorene Ziegler-Qualitäten in aktuellen Tönen wie Türkis, Rosa oder Graublau. Während viele andere Anbieter für Glanz-Akzente ausschließlich auf Viskose setzen, lässt Mirzai seit neustem dafür zusätzich reine Schurwolle verarbeiten; für den sanft schimmernden Flor sorgt eine Glanzwäsche.
Carpet XL sprach mit Alireza Mirzai, verantwortlich für den Verkauf bei Gila Mirzai
Carpet XL: In Deutschland werden zwar nach wie vor viele Teppiche verkauft, der Anteil der Maschinenwebware ist allerdings enorm gewachsen. Gila Mirzai wiederum liefert vor allem handgefertigte Ware. Was bieten Sie Ihren Kunden?
Alireza Mirzai: Wir sind überzeugt davon, dass hochwertige, bezahlbare handgefertigte Teppiche in zeitgemäßen Designs immer noch einen hohen Stellenwert haben. Unser Programm verkaufen wir zum Großteil an den Möbelhandel. Als Vollsortimenter greifen wir dabei auf die Herkunftsländer Indien, Pakistan, Afghanistan und den Iran zurück und können je nach Bedarf die jeweiligen Vorteile nutzen. Für den Endverbraucher ist es oft zweitrangig, wo der Teppich herkommt: Er möchte einen bestimmten Look in einer bestimmten Größe, ohne allzu lange darauf warten zu müssen.
Knapp ein Drittel unseres Umsatzes macht inzwischen das Thema Wunschmaß aus. Das funktioniert in Zusammenarbeit mit unseren indischen Lieferanten zuverlässig und flexibel. Gemeinsam mit unseren Kunden haben wir jetzt im übrigen Etiketten für unsere Programmware entwickelt, aus denen gleich ersichtlich ist, ob es für den jeweiligen Teppich eine Wunschmaßoption gibt. Das macht es für den Verkäufer einfacher.
Carpet XL: Sie haben viele zeitgenössische Designs und Teppiche im Fusion-Look im Programm. Wie entstehen diese Entwürfe?
Alireza Mirzai: Die Ideen entstehen im Gespräch mit unseren Kunden, zu denen wir regelmäßig Kontakt halten. Überhaupt ist für uns der intensive Kundenkontakt, sowohl mit den Einkäufern, sowie den Verkäufern, der Schlüssel zum langfristigen Erfolg. Hierdurch sind wir in der Lage rechtzeitig einzuschätzen, in welche Richtung es am Boden geht. Dabei verlangt der Markt nach einem ganzen abgerundeteten Teppichprogramm, und nicht nur nach schönen Einzelstücken. Insgesamt ist es uns wichtig, ein straffes, marktgerechtes Sortiment anbieten zu können. Um weiterhin der Exklusivität der Ware gerecht zu werden, muss nicht jeder Teppich in 1000 Farben erhältlich sein
Carpet XL: Nun tun sich aktuell die Teppichabteilungen im Möbelhandel häufig recht schwer. Die Frequenz nimmt ab .
Alireza Mirzai: und in vielen Häusern werden die Teppichabteilungen verkleinert, indem man sich von Beständen trennt und die frei gewordenen Flächen mit Boutique-Artikeln bestückt. Letztlich führt dies jedoch zu einer unbeabsichtigten Abnahme der Attraktivität der Teppichabteilung.
Carpet XL: Eine einladende Online-Präsenz kann die Kompetenz einer Abteilung gut transportieren.
Alireza Mirzai: Ja, und gleichzeitig das Interesse an neuen Kollektionen wecken. Die Darstellung im Internet als weiteres Instrument einer erfolgreichen Marketingstrategie ist für den stationären Möbelhandel ausgesprochen wichtig, jedoch wird ihr bisher meist noch kein hoher Stellenwert beigemessen - leider. Dabei könnte mit einer gut gemachten Webseite und einigen schönen Beispielbildern der Teppichneuheiten das Interesse der Kunden geweckt und Anreize geschaffen werden, in die Abteilung zu kommen. Aufgrund unserer Überzeugung, dass heute ein adäquater Online-Auftritt unerlässlich ist, unterstützen wir unsere Kunden gern mit digitalem Bildmaterial für ihre Online-Präsentation.•
aus
Carpet Magazin 03/17
(Wirtschaft)