Innung Mittel- und Oberfranken feierte Jubiläum in Nürnberg

50 Jahre Innung – ein Grund, Danke zu sagen


In der Classic Remise Ofenwerk in Nürnberg zwischen schnittigen und Chrom glänzenden Oldtimern dankte die Innung Mittel- und Oberfranken denen, die diese Institution in den letzten 50 Jahren mit Leben gefüllt haben und sie weiter lebendig halten, denn - der Lack ist bei den rührigen Franken noch lange nicht ab.

Obermeister Heinz Brehm wirkt etwas angespannt beim Innungs-Jubiläum. Ihm war wichtig, seinen Zeitplan einzuhalten, denn er wollte ein kurzweiliges und unterhaltsames Fest. Sorgsam hatte er den Tag und die Ehrungen mit seinem Stellvertreter Jörg Schülein, seiner Geschäftsführerin Birgit Bachsteffel und weiteren helfenden Händen vorbereitet. Der Tisch mit Präsenten - Aufsteller mit einem Parkettmuster, in das ein individueller Dank eingebrannt war - war prall gefüllt. Für Brehm war die Jubiläumsfeier ein Anlass, Menschen zu würdigen, die das Räderwerk der Innung und das Parkettleger-Handwerk am Laufen halten. Neben den offiziellen Gästen aus Handwerkskammern, Berufsschule und dem Zentralverband kamen auch 82 Mitarbeiter aus Innungsbetrieben auf die Bühne, dazu Industrievertreter, Berufsschullehrer und der Vorstand sowie Brehms Amtsvorgänger und Ehrenvorsitzender Hans Rauh.

Besonders stolz zeigte sich Brehm in seiner Eingangsrede auf die Aktivitäten der Innung in Bezug auf Aus- und Weiterbildung im Parkettleger-Handwerk. Mit der Unterstützung durch Lehrer und Schulleitung der Berufsschule Neustadt/Aisch wurde das duale System auch in andere europäische Länder exportiert. Einen nicht unwesentlichen Anteil daran haben die europäischen Parkettleger-Wettbewerbe, die der Europäischen Förderverein für die Ausbildung von Parkettleger und Fußbodentechnik (EUFA P+F) ausrichtet. Seit 2007 finden sie regelmäßig statt und sorgen für internationales Aufsehen. In Minsk wurde in diesem Rahmen jetzt das duale Ausbildungssystem unter Mithilfe von Heinz Brehm und dem ehemaligen Berufsschullehrer Josef Heller in nur eineinhalb Jahren aufgebaut.

Wie beim Staffellauf gaben sich im Anschluss die Laudatoren den Parkettstab in die Hand. Kabarettist Wolfgang Reichmann, der den Abend moderierte, achtete auf den Zeitrahmen. Thomas Pirner, Präsident der Kreishandwerkerschaft Mittelfranken, lobte die Qualität die von einem gut ausgebildeten Parkettleger-Handwerk ausgeht. Matthias Graßmann, Vize-Präsident der HWK Oberfranken, sah in der Innung ein Paradebeispiel für gelebte handwerkliche Selbstbestimmung und hob die Professionalität hervor, mit der sich das Parkettleger-Handwerk auf den Wandel und die neuen Materialien im Bodenbelag einstellt.

Kreishandwerksmeister Achim Hanisch hatte sogar seinen Urlaub verschoben, um beim Jubiläum "einer seiner sehr guten Innungen" gratulieren zu können. Bettina Scheckel, leitende Direktorin der Berufsschule Neustadt/Aisch, verwies auf das Zusammenspiel mehrerer Elemente, die für ein erfolgreiches Handwerk bedeutend sind. Sie hatte einen Korb mit hölzernen Stelen dabei. In Anlehnung an die Symbolik des "magischen Quadrats der Wirtschaft" übergab sie die Hölzer mit ihrer Wertschätzung an Innung, Berufsschule, Industrie und Handwerkskammer.

Den Wandel erkennen

Im Festvortrag, kurz und knackig, holte Stephan Doll als Repräsentant des Zentralverbandes Parkett- und Fußbodentechnik, verlorene Zeit wieder ein. Sein Plädoyer galt dem Erkennen des Wandels im Handwerk und der Einigkeit innerhalb der Branche, wenn es um Lösungsansätze für bestehende Probleme geht. Aus seiner Sicht ist die Zeit reif, die Meisterpflicht wieder einzuführen, schon um den Verbraucher vor Schaden zu bewahren und die Qualität zu verdeutlichen, die er durch gut ausgebildete Handwerker erhält. Um die Meisterpflicht politisch durchzusetzen, müssen wir "mit einer Stimme" sprechen, mahnte Doll. Damit verwies er auf den Erfolg der gleichnamigen Initiative, die jetzt gerade die Gesetzesänderung im Gewährleistungsrecht bewirkt hat.

Mit Blick auf die Zukunft der Innungen betonte Doll, dass Handwerksorganisationen Dienstleister für ihre Mitglieder seien und überlegen sollten, ob sie fit für die nächsten Jahre sind oder ein Update benötigten. Um attraktiv zu sein und Lobbyarbeit betreiben zu können, ist eine gewisse Größe nötig, daher muss über "Arbeitsgemeinschaften mit benachbarten Innungen" intensiv nachgedacht werden und zwar bald, mahnt der ZVPF-Vorstand und Obmann im Bereich Ausbildung und Jugendarbeit. "Aus der Stärrke heraus zu gestalten, ist besser als aus der Not heraus." | Silvia Mändle

Menschen prägen das Gesicht der Innung -
Parkett Magazin gibt ihnen eine Stimme und fragt nach


Welche Weichen haben Sie für
die Zukunft der Innung gestellt?

Heinz Brehm, Obermeister:
Der Bereich Aus- und Weiterbildung mit Meisterkurs, Praxisseminaren und Innungsvorstellungen bringt einen wesentlichen Mehrwert in einer Innung. Über diese Angebote haben wir die Chance, junge Leute und potenzielle Mitglieder persönlich anzusprechen und für eine Mitgliedschaft zu gewinnen. Einige sind dann auch bereit, Verantwortung zu übernehmen. So habe ich Parkettlegermeister Jörg Schülein zunächst zu einer verantwortungsvollen Mitarbeit in der Europäischen Förderung der Ausbildung für Parkettleger und Fußbodentechnik e.V. und auch zum designierten Nachfolger bewegen können, ebenso zum Amt des Obermeisters, das ich im April 2018 weitergebe. Als Nachfolger für die Position des Vorsitzenden im Gesellenprüfungsausschuss konnte ich Timo Aulbach, Obermeister der Innung Unterfranken, motivieren.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwierig es ist, neben den täglichen Anforderungen im eigenen Betrieb auch noch Aufgaben in der Innung zu übernehmen. Ich hätte mir in jungen Jahren nicht vorstellen können, 25 Jahre Bundeslehrlingswart zu sein. Die Erstellung des bundesweit gültigen Berichtshefts und die Erfahrungen der ersten Lehrlingswartetagungen haben mich begeistert. Man muss für ein Amt in der Innung oder im Zentralverband auch brennen, um etwas zu bewirken.


Welche Vorteile hat ein Ausbildungs-betrieb, wenn er Innungsmitglied ist?

Jörg Schülein,
stellvertretender Obermeister:
Bei der Innung Mittel- und Oberfranken haben wir den zusätzlichen Innungsbeitrag für Lehrlinge gänzlich abgeschafft und dadurch den finanziellen Aufwand reduziert. Das Berichtsheft stellen wir unseren Mitgliedern kostenlos zur Verfügung. Der Ausbildungsbetrieb hat direkten Zugriff auf die neuesten Informationen, wie z.B. aktuelle Tarifentwicklungen. Durch die Innungsveranstaltungen ist es ganz einfach, auf dem neuesten Stand zu bleiben. Parkettlegermeister- und Fachbauleiterkurs sind für unsere Mitglieder mit kurzen Wegen zu erreichen. Die Freisprechungsfeier der bayerischen Parkett- und Bodenleger findet alljährlich an der Berufsschule Neustadt/Aisch statt, diese Veranstaltung wird von allen bayerischen Innungen finanziert und ist der Höhepunkt des Ausbildungsjahres.



Sie haben die Innung Mittel- und
Oberfranken ins Leben gerufen und
30 Jahre lang als Obermeister geleitet. Was hat Sie bewegt ?

Hans Rauh, Gründungsmitglied:
Parkettleger war Mitte der 1960er noch kein eigenständiger Handwerksberuf, sondern dem Schreiner-Handwerk zugeordnet. Mit der Gründung einer Innung wollte ich erreichen, dass wir ein eigenes Handwerk mit Meistern und Lehrlingen werden. Für die Ausbildung war dann auch ein eigener Schulunterricht mit Lehrplan nötig. Den habe ich in Neustadt/Aisch mit installiert. Die Schule übernahm den theoretischen Unterricht und ich den praktischen. Da es vorher keinen Lehrplan gab, wollten viele mitwirken und traten der Innung bei. Heute ist alles geregelt - und das Interesse für eine Mitgliedschaft schwindet.


Wie entwickelte sich der Berufsschulunterricht für die Parkettleger?

Josef Heller, Mitbegründer des Berufsschulunterrichts für Parkettleger in Bayern:
Für die Gesellen- und Meisterprüfung ist die Handwerkskammer zuständig, hat dies aber an die Innungen delegiert. Regelmäßigen Unterricht für Parkettleger gibt es in Bayern erst seit 1978. Allerdings waren wir die ersten mit einem Lehrplan über alle drei Berufsschuljahre. Zuvor wurden die Parkettleger in weit geringerem Umfang in Schreinerklassen mit beschult. Als Schreiner war ich damals sehr überrascht, welchen Wissensstand ein Parkettleger bezüglich der Untergründe und der Holzkunde braucht.

Weshalb sind Innungen
für die Industrie wichtig?

Michael Reinlein, Holz-Reinlein:
Über die Innung kommen Kunden zu uns. Als Produzent bin ich bei fachlichen Fragen zum Estrich und der Parkettverlegung bei der Innung ebenfalls gut aufgehoben. Daher unterstützen wir die Innung bei der Lehrlingsausbildung auch gern mit Material.


Welchen Grund gibt es für Sie,
einer Innung beizutreten?

Maximilian Walter, Landes- und Bundessieger 2016 und jetzt Parkettlegermeister:
Die Zusammenarbeit und der fachliche Austausch mit erfahrenen Mitgliedern sind für mich als jungen Meister wertvoll. In der Innung finde ich zudem kompetente Ansprechpartner, beispielsweise für juristische Fragen oder bekomme wertvolle Tipps.



Sie sind für 40 Jahre Innungs-
mitgliedschaft ausgezeichnet
worden. Worin sehen Sie die größten
Vorteile ihrer Mitgliedschaft?

Philipp Kurzendorfer:
Ein regelmäßiges Treffen mit Kollegen erleichtert die Bildungv und Pflege eines Kollegennetzwerks, das uns sehr wichtig ist. Denn - wer sich kennt, kann miteinander reden und nicht übereinander.



Was motiviert Sie für das Ehrenamt?

Hans Meyer, seit eineinhalb Jahren Mitglied im Innungsvorstand:
Ich mag den Zusammenhalt in der Innung. Dort sind wir Kollegen, nicht Wettbewerber. Außerdem kann man nur etwas bewegen, wenn man mitmacht. Da mein Vater noch voll im Betrieb mitarbeitet, kann ich mir die Zeit für das Amt einrichten. Ich bin für die Themen und Lehrlingsbetreuung zuständig und möchte hier aktiv an der Gestaltung der Ausbildung teilhaben, um auch weiter Mitarbeiter zu bekommen, die wir im Betrieb gebrauchen können.


Macht eine gesamtfränkische
Innung aus Ihrer Sicht Sinn?

Timo Aulbach,
Obermeister Unterfranken:
Die Innungen arbeiten im Gesellenprüfungsausschusses zusammen. Ausbildung und natürlich auch die Prüfungen sind eine Kernaufgabe der Innungen, wenn nicht sogar die Wichtigste und nach Außen am besten erkennbare. Gerade hier ist es besonders wichtig, gemeinschaftlich an einem Strang zu ziehen.

Die Option Innungen zusammenzulegen, sollte man nicht außer Acht lassen und prüfen, welche Vorteile für die Mitglieder gewonnen werden können. Hier bedarf es eines Konzepts, das nicht nur Innungen zusammenfasst, sondern auch einen starken Verbund entstehen lässt. Wichtig ist dabei, eine Lösung zu finden, die bestehende Man-
power der bisherigen einzelnen Standorte einzubinden und entsprechend weiter auszubauen.


Der Praxisunterricht wird heute von Fachlehrern durchgeführt. Inwiefern
ist die Innung für Sie wichtig?

Germann Kirschbaum,
Fachoberlehrer Berufsschule Neustadt/Aisch:
Wir werden stets zu Innungsveranstaltungen eingeladen. Dort wird über praxisrelevante Themen gesprochen und referiert, somit ist sicher gestellt, dass wir immer auf dem neusten Stand der Technik bleiben. Für mich waren und bleiben diese Veranstaltungen enorm wichtig. Bei diesen Veranstaltungen bekommen wir Lehrer einen persönlichen Kontakt zu den Ausbildern. Dies ermöglicht uns, auf mögliche Fehlentwicklungen einzugehen und im Gespräch nach Lösungen zu suchen.

Außerdem organisiert die Innung die Prüfung, verschickt alle Termine und Einladungen, kontrolliert Berichtshefte. Die praktischen und theoretischen Prüfungsaufgaben werden durch uns Lehrer erstellt, aber immer in Kooperation mit dem Prüfungsausschuss der Innung. Ohne sie wäre dies in der jetzigen Form nicht zu leisten.

Mit welchen Aktivitäten zeichnet sich die Innung Mittel- und Oberfranken besonders aus?

Birgit Bachsteffel, Geschäftsführerin:
Uns ist wichtig, unsere Innungsbetriebe auf dem aktuellen Stand zu halten, was die Praxis, gesetzliche Neuerungen und viele andere betriebsrelevante Themen betrifft. Hierzu bieten wir regelmäßig Fachseminare an und informieren auf unseren Mitgliederversammlungen. Die Innung ist auch Plattform zum kollegialen Austausch und zum Knüpfen von Netzwerken.

Von der Berufsausbildung bis zur Meisterprüfung halten wir Fort- bzw. Aufstiegsbildungsangebote bereit. Im Vergleich zu manch anderen Bildungsangeboten unterrichten in unseren Lehrgängen Referenten, die das Handwerk gelernt haben und praxiserfahren sind, in der Regel zudem vereidigte Sachverständige. Auch in Sachen Berufsausbildung beraten und unterstützen wir die Betriebe - dies in sehr guter Zusammenarbeit mit der Berufsschule.
aus Parkett Magazin 01/18 (Wirtschaft)