Interview des Monats: EuroComfort Group, Bocholt

"Eine bekannte Marke in der preislichen Mitte wird auch weiterhin Erfolg haben


Thomas Bußkamp sorgte vor mehr als zehn Jahren für Aufsehen in der Branche, als er die Irisette-Lizenzpartner einte und auf der Heimtextil unter einem Dach auf einem Stand präsentierte. Das Quartett gibt es aus verschiedenen Gründen nicht mehr, und auf der kommenden Heimtextil 2018 wird man nun auch die EuroComfort Group vergebens suchen. Haustex sprach mit dem Eigentümer Bußkamp, seinem neuen Co-Geschäftsführer Rainer Brockmöller sowie Badenia- und Brinkhaus-Geschäftsführer Frank Gänser über die Gründe des Messeverzichts - und über Neuheiten, welche die Gruppe auf der Kölner Messe vorstellen wird.

Haustex: Herr Bußkamp, die EuroComfort Gruppe war mit ihren Marken Brinkhaus, Badenia, Xdream und Abeil ein wichtiger Aussteller in der Halle 8 der Heimtextil-Messe. Auf der kommenden Heimtextil wird die Fläche, auf der Ihre Gruppe die letzten Jahre zu finden war, neu belegt werden müssen, weil Sie der Messe trotz Anmeldung abgesagt haben. Warum wenden Sie sich von Frankfurt ab?

Thomas Bußkamp: Das hat mit der Neukonzeption der Messe ab 2019 und der Frankfurter Kommunikationsstrategie zu tun. Viele Jahre bin ich mit großem Engagement auf der Heimtextil gewesen - mit großen und aufwendigen Messeständen, als Initiator von Messepartys, als Ansprechpartner, um bestimmte Produktgruppen wieder Richtung Frankfurt zu steuern. Selbst als die Unternehmensgruppe noch nicht die Bedeutung von heute hatte, haben wir mit nicht unerheblichen Aufwendungen versucht, die Messe unsererseits zu befruchten und die Besucher zu binden. Wenn wir einen Event hatten, dann fand er in der Messe in Halle 8 statt, und nicht wie bei manch anderem Aussteller in einer externen Location. Das war sicherlich nicht zum Nachteil der Messe.

Auch als Beiratsmitglied habe ich mich persönlich für die Messe eingesetzt und meine Meinung dort kundgetan. Kurz: Ich war der Meinung, dass mein Einsatz auch seitens der Messegesellschaft geschätzt würde. Darüber hinaus bin ich ja in meiner Eigenschaft als Vizepräsident des Heimtex-Verbandes und Sprecher der Bettwaren-Industrie in diesem Gremium. Wenn ich diese Funktion so ernst nehme, wie ich es in anderen Verbandsfunktionen zu tun pflege, dann trifft man sich nicht nur auf einen Kaffee, um sich gegenseitig auf die Schulter zu klopfen.

Haustex: Wie lief also die Information im Beirat zur Neukonzeption der Heimtextil ab 2019?

Bußkamp: Im Beirat wurde schon seit längerer Zeit über Überlegungen zum künftigen Konzept der Heimtextil berichtet, wenn ab 2019 die neue Halle 12 genutzt werden kann. Nach einer Befragung durch die Messegesellschaft von Messebesuchern haben die Befragten den Wunsch nach Hallen mit einheitlichen Sortimenten geäußert.

Das Ergebnis ist, dass die Halle 8 2019 mit ihrem derzeitigen Ausstellersortiment aufgelöst wird und das Haustextil-Sortiment sortenrein gezeigt werden soll, um den Besuchern und Einkäufern kürzere Wege zu ermöglichen. Die Bettwäsche soll in die Halle 12.0 und 12.1 gehen und die Bettwaren kommen in die Halle 11.0. Das wurde dem Beirat im Frühjahr 2017 so präsentiert.

Die Vertreter der Besucherseite im Beirat fanden diese Idee toll. Schade nur, dass nicht in gleicher Weise nach der Meinung der Aussteller gefragt wurde. Ich wurde erst kurz vor der betreffenden Sitzung um meine Meinung gefragt und habe klar gesagt, dass ich dieses neue Konzept Mist finde. Ebenso deutlich habe ich mich auf der Beiratssitzung geäußert, denn die Messe wird fast ausschließlich von den Ausstellern finanziert.

Meine Meinung: Die Messe muss primär interessant für den Aussteller sein. Denn er muss ja den Willen haben, erhebliche Mittel in die Hand zu nehmen und dort auszustellen. Er muss überzeugt sein, dass er dort ein Publikum antrifft, für das es sich lohnt, dort auszustellen.

Jedes Unternehmen steht immer wieder vor der Frage, ist es sinnvoll, an einer Messe teilzunehmen und was bin ich bereit, dafür zu investieren? Klar ist, dass der Charakter der Heimtextil sich gewandelt hat von einer Ordermesse hin zu einer Präsentations- und Kommunikationsplattform. Der Aussteller orientiert sich natürlich auch daran, welche Mitbewerber sich in seinem Messeumfeld befinden. Man denke nur an die Zeit, als die Halle 8 erhebliche Probleme hatte, mit namhaften Ausstellern gefüllt zu werden. Inzwischen ist die Halle wieder ausgebucht, was ein toller Erfolg der Messe ist, aber verschiedene Gründe hat. Man sollte nicht unterschätzen, dass eine Firma wie die meine, mit ihrem großen und repräsentablen Stand, vielleicht auch für den einen oder anderen Messeauftritt eines Mitbewerbers gesorgt hat.

Weil das so war, war ich persönlich sehr enttäuscht, dass die Planung für die Halle 12 so abgelaufen ist, wie sie abgelaufen ist.

Haustex: Darum also die Entscheidung, schon 2018 auf die Heimtextil zu verzichten?

Bußkamp: So schnell ging es dann doch nicht. Nach der Beiratssitzung sickerten die Pläne der Messe allmählich in die Branche, und in meiner Funktion als Beiratsmitglied habe ich selbstverständlich auch mit dem einen oder anderen Kollegen diskutiert und seine Meinung einholen wollen. Bei jedem dieser Gespräche war man sehr erstaunt über die Pläne der Messe.

Ich kann verstehen, dass die Messe nicht mit jedem reden kann, aber zu einem abgerundeten Meinungsbild gehört für mich selbstverständlich dazu, dass man nicht nur eine Seite zu Wort kommen lässt. Ich bin schließlich schriftlich von einer zweistelligen Zahl von Kollegen aus der Halle 8 gebeten worden, dieses Thema erneut mit Frankfurt zu besprechen. Als dieses Gespräch mit der Messe dann nicht auf fruchtbaren Boden fiel, war für mich die Entscheidung klar, schon 2018 auf die Heimtextil zu verzichten.

Haustex: Über die Art und Weise, wie Sie, wie die Aussteller über das neue Heimtextil-Konzept informiert wurden, muss man nicht diskutieren. Aber ist es aus Sicht der Messe nicht plausibel, in erster Linie die Interessen der Messebesucher zu berücksichtigen? Denn wenn die nicht in ausreichender Form kommen, nutzt Ihnen als Aussteller auch das beste Umfeld nichts.

Bußkamp: Da kommen Sie genau auf den Punkt. Der Besucher, der heute in die Halle 8 kommt, findet einen interessanten Gemischtwarenladen an Sortimenten vor. Gerade das sorgt dafür, dass zahlreiche Besucher ihren Weg in die Halle finden. Das wird vermutlich nicht der Fall sein bei einer Halle, die sortenrein aufgestellt ist. Sowohl Bettwäsche- als auch Bettwarenanbieter haben diesen Marktplatz als sehr positiv empfunden, den sie nicht missen möchten. Immer wieder stellte sich in Gesprächen die Frage, warum die Halle 8 auseinandergerissen werden muss.

Haustex: Wäre es theoretisch möglich gewesen, den Besatz der Halle 8 in Gänze in eine andere Halle zu transferieren?

Bußkamp: Nein, die 8 ist die bei weitem größte Halle auf der Messe. Die Halle, die voll gebucht ist und in der alle happy sind, in der die Preisverleihung für den Haustex Star stattfindet, wird ohne Not auf die Hallen 11 und 12 aufgeteilt, weil eine Halle 4 aufgegeben werden muss.

Haustex: Dafür kommt man in Hallen, die deutlich moderner sind als die 8.

Bußkamp: Mag sein, aber entscheidend ist doch, was sich darin befindet. Bettwaren sind einfach ein Low-Interest-Produkt, darum leben wir von der Symbiose mit anderen Warengruppen und den bunten Sortimenten in Halle 8.

Eine wirklich sterile weiße Halle wird eine Katastrophe sein. Wir sind auf vielen Messen dieser Welt unterwegs, und ich kenne wirklich keine, die so konzipiert ist, wie die Frankfurter es planen. Es gibt immer eine gewisse Durchmischung der Sortimente. Und das aus gutem Grund.

Und was machen Aussteller mit einem nach dem neuen Messekonzept nicht eindeutig einzuordnenden Sortiment, ich nenne sie mal Zwitter, wie beispielsweise wir? Damit kommen wir zu dem ganz praktischen Grund für mich, in Frankfurt nicht mehr auszustellen: EuroComfort war vorgesehen für die Halle 11. Die Aussteller dort sind alles angesehene und honorable Firmen und die Messe hätte es sicherlich gerne gesehen, wenn wir mit unserem Stand in der Halle für mehrere 100.000 Euro den Magneten spielten. Aber es gibt einfach den Zeitpunkt, wo ein Unternehmer längerfristig Kosten und Nutzen bewerten muss.

Haustex: Das ist nachvollziehbar. In diesem Jahr hätten Sie allerdings unter den gewohnten Umständen die Messe noch einmal mitnehmen können, oder nicht?

Bußkamp: Da spielt sicherlich persönliche Enttäuschung eine Rolle. Aber ich befürchte, dass diesmal auf der Messe mehr über die neue Halle 12 als über das eigentliche Geschäft gesprochen wird. Das möchte ich uns ersparen.

Das neue Standkonzept, das wir im letzten Jahr erstmals realisiert hatten, war auf mindestens drei Jahre angelegt. Im Rahmen unserer Planungen hat uns niemand von der Messe erzählt, dass die Hallenpläne nach zwei Jahren geändert würden, obwohl ich der Messe mitgeteilt hatte, dass ich für diesen Zeitraum plane. Bevor ich in diesem Jahr noch einmal viel Geld für die Messe ausgebe, spare ich es mir lieber und nehme einen sauberen Schnitt vor. Wir waren angemeldet und nun zahle ich eine Strafe dafür, dass wir nicht kommen, obwohl die Fläche wieder vergeben worden ist.

Meine Reaktion hat sicherlich auch etwas mit Sturheit zu tun, keine Frage, aber sie zeigt auch, wie ernst ich die Angelegenheit sehe. Dafür bekomme ich von den Kollegen teilweise Zustimmung. Einige Kollegen haben mir hinter der Hand erzählt, dass 2019 für sie die Heimtextil erledigt sei. Andere warten lieber erst einmal ab, wie sich die Situation 2019 wirklich gestaltet. Das hat mit der Struktur der Unternehmen zu tun. Hätte ich nur die Firma Brinkhaus oder nur Fachhandelskunden, hätte ich mir wahrscheinlich ebenfalls überlegt, in Halle 11 zu gehen.

Haustex: Nach Ihrer Interpretation wünschen sich die Messebesucher also etwas, was in der Realität zu ihren Ungunsten ausfällt?

Gänser: Nein, für den Einkäufer ist das neue Konzept wirklich nicht schlecht. Wer für Weißwaren zuständig ist, geht in die eine Halle, wer für Bettwäsche, in die andere. Aber für uns stellt sich durch die Aufteilung auf mehrere Hallen das Problem der Frequenz, wie es auch in Köln mit Halle 9 und 5 zu beobachten ist. Die Messebesucher haben nur eine begrenzte Zeit für einen Messebesuch zur Verfügung. Darum überlegt man es sich sehr gut, ob man noch Zeit hat für den Besuch einer zweiten oder gar dritten Halle.

Haustex: Außerdem werden Sie ja weiterhin auf der Kölner Möbelmesse ausstellen.

Bußkamp: Einige Kunden werden jetzt tatsächlich nach Köln kommen, obwohl sie es eigentlich nicht geplant hatten. Aus diesem Grund werden wir dort einen neuen Messestand haben, mit einem veränderten Auftritt und dort alle neuen Dinge zeigen, die wir für 2018 entwickelt haben.

Haustex: Wie wird sich die Gruppe in Köln darstellen?

Bußkamp: Wir haben dort einen großen Messestand mit 625 Quadratmetern, das reicht flächenmäßig. Durch den Wegfall von Schultz haben wir etwas mehr Platz zur Verfügung, den wir unter anderem für unser neues Produkt Quadroflex nutzen werden.

Haustex: Richtig. Sie haben die Zusammenarbeit mit Schultz vor einigen Monaten ziemlich abrupt beendet. Warum haben Sie diesen Schritt vollzogen?

Bußkamp: Schultz ist in den letzten Monaten und Jahren schon immer mehr seinen eigenen Weg gegangen, sodass zuletzt eigentlich nur noch der teilweise gemeinsame Vertrieb und die Kooperation bei der Lizenzmarke Irisette übrig geblieben war. Außerdem haben wir erfahren, dass OKE seine Fiberglas-Leisten auch an Dritte in der Branche liefert, sodass Schultz die Leiste nicht exklusiv hatte. Die Übernahme durch OKE haben wir darum zum Anlass genommen, auch hier einen sauberen Schnitt zu vollziehen. Was noch geklärt werden muss, ist der Zeitraum, in dem OKE die Unterlizenz von Irisette noch nutzen kann. Aber spätestens im Februar 2019 endet auch dieses Thema.

Haustex: Nun haben Sie keine Glasfaser-Unterfederungen mehr in Ihrem Sortiment.

Bußkamp: Wer sagt denn sowas? Wenn Sie nach Köln kommen, werden Sie dort sehen, dass wir weiterhin auch derartige Unterfederungen führen. Wir werden sie unter dem Namen Quadroflex anbieten. Unsere Leisten sind nach unserer Auffassung sogar besser, da sie alle Nachteile der heutigen Glasfaser-Technologie ausmerzen. Denn wir arbeiten bei unseren Fiberglas-Leisten mit einem Stichbogen, wie es die Branche vom Holzrahmen gewohnt ist. Ich bin nun mal von Haus aus kein Rechtsanwalt, sondern Techniker. Wir werden das Thema Unterfederungen in Köln sehr aktiv pushen, mit mehreren Kollektionen, eine davon im Bereich Glasfaser-Lattenroste.

Gänser: Die Entwicklung hat nichts mit der Trennung von Schultz zu tun, damit wir uns da richtig verstehen. Wir haben lediglich erkannt, dass wir in unserer Unternehmensgruppe diese Warengruppe auch weiterhin anbieten müssen, damit unsere Kunden alles aus einer Hand bekommen können. Unsere Entwicklung wird den Markt sicherlich beflügeln.

Haustex: Kommen wir zu einem anderen, personellen Thema. Sie, Herr Brockmöller, verstärken künftig die Geschäftsführung der EuroComfort Group als CCO, als Chief Commercial Officer, wie es international heißt. Was konkret ist Ihre Aufgabe in der Gruppe?

Rainer Brockmöller: Ich bin zuständig für den kaufmännischen Bereich in der Gruppe, einschließlich Werbung und Vertrieb. Unter anderem werde ich in die Gruppe meine Erfahrungen aus mehr als 25 Jahren Einzelhandel einbringen. Dass die Firma in hoher Qualität produzieren und schnell liefern kann, habe ich schon in meiner letzten Tätigkeit erfahren können. Jetzt kann ich meine Erfahrung aus dem Handel einbringen, um die Projekte wirklich bis zum Kunden zu Ende zu denken.

Bußkamp: Uns fehlte genau diese Sichtweise. Ich kenne Brockmöller schon viele Jahre in seiner Funktion als Geschäftsführer bei Matratzen Concord, als er auf der anderen Seite des Tisches saß. Wir haben so manche Schlacht miteinander geschlagen, aber immer auf eine fast freundschaftliche und faire Art. Ich habe ihn geholt, da unser CFO Dr. Brigitte Nimnate in etwa zwei Jahren in Ruhestand gehen wird. Solch eine Stellung ist sehr vertrauensvoll und muss daher langfristig aufgebaut werden. Schon aus Eigeninteresse muss ich dafür sorgen, dass die Gruppe notfalls auch ohne mich bestehen kann. Darum war es eine glückliche Fügung, dass ich Brockmöller für das Unternehmen gewinnen konnte, weil er sich sicherlich gut überlegt hat, ob er den Schritt in die Industrie wagen möchte.

Brockmöller: Das war in der Tat meine Überlegung, denn ich habe über 25 Jahre Einzelhandel betrieben. Zwölf Jahre bei C&A und danach rund 16 Jahre Beter Bed Holding und Matratzen Concord. Ich verfüge also über eine Menge Erfahrung im Einzelhandel. Da stellte sich mir tatsächlich die Frage, ob ich nach all den Jahren auf die Industrieseite wechseln möchte. Aber Herr Bußkamp kann sehr überzeugend sein und inzwischen finde ich die Idee sehr charmant, denn die Welt wird sich weiter verändern, gerade hinsichtlich einer fortschreitenden Digitalisierung.

Das Schöne ist, dass meine Position neu geschaffen wurde. Denn der Vertrieb steht bereits in Form von Frank Gänser und vielen anderen hier im Haus. Da verändert sich nichts. Ich versuche nur, in der Gruppe übergreifend meine Erfahrung mit einzubringen und vielleicht Herrn Bußkamp die eine oder andere Aufgabe abzunehmen.
Bußkamp: Ich brauche endlich Zeit, um mich mal aus dem Tagesgeschäft ausklinken zu können. Ich habe noch so viele Pläne und Ideen, die darauf warten, von mir vorangetrieben zu werden.

Haustex: Wie ist die Führung der Gruppe nun aufgestellt?

Bußkamp: Momentan hat die Gruppe fünf Geschäftsführer durch die Doppelbesetzung CFO und CCO. Nach dem Ausscheiden von Dr. Nimnate werden es aber nur noch vier sein. Der CEO bin ich, darunter gibt es den CCO, der sich um die kaufmännischen Belange und den Vertrieb kümmert. Dr. Markus Albrecht ist der COO und kümmert sich um Produktion und die Standorte und dann gibt es seit kurzem mit Andreas Buss den CPO, Chief Procurement Officer, der intern befördert wurde und die ganze Lieferkette nach außen betreut: Einkauf, verlängerte Werkbänke etc.

Die personellen Maßnahmen waren erforderlich, da sich die Gruppe weiter expansiv entwickelt. Mit dem Unternehmen Euroline in Leszno haben wir 2017 einen der führenden Hersteller im Bereich von zerlegten Möbeln übernommen. Im Zuge der Übernahme werden auf der Messe auch aus diesem Bereich neue Sortimente gezeigt werden.

War EuroComfort im Sortiment bislang rund ums Bett aufgestellt, geht es nun weiter in Richtung Schlafzimmerausstattung. Wir müssen auch professionell das Thema Boxspring-Betten in unteren Preislagen anpacken. Es ist nicht zu verleugnen, dass im Preiseinstieg signifikante Stückzahlen abgesetzt werden. Diesen Bereich wollen wir mit qualitativ guten Produkten angreifen. Auch bei diesen Betten muss man am Kopfteil rütteln können, ohne dass es wackelt. Kein Produkt verlässt mein Haus, das nicht unsere strengen Qualitätskontrollen besteht.

Haustex: Sie glauben also weiterhin an den Trend zu Boxspring-Bett?

Brockmöller: Wir haben doch gerade erst geschafft, dem Endkunden zu erklären, was ein Boxspring-Bett ist. Für viele ist das immer noch ein neuer Artikel, auch wenn man in der Branche Stimmen hört, dass der Trend schon wieder abebbt. Wir haben endlich ein Produkt, das sexy ist und über das man redet. Und jetzt haben wir in der Gruppe auch noch einen Konfigurator, der bei den Endverbrauchern für ein Wow-Einkaufserlebnis sorgt. Das Thema Boxspring-Betten wird nachhaltig bleiben, das zeigen auch alle anderen Länder um uns herum.

Gänser: Dort draußen gibt es 82 Millionen Menschen. Wie viele von denen haben schon ein Boxspring-Bett? Und wie viele von ihnen träumen noch von solch einem Bett, weil es ihnen bislang zu teuer war?

In erster Linie wollen wir durch unseren Betten-Konfigurator natürlich Geld verdienen, aber wir bieten dem Handel mit ihm auch eine Chance. Inzwischen stehen gut 150 Konfiguratoren auf der Fläche, und sie sind nur im Fachhandel zu finden. Einige wenige, noch, unter der Marke Irisette, ansonsten unter Xdream und Brinkhaus. Es könnten noch mehr sein, aber wir kommen mit unseren Leuten einfach nicht hinterher. Die Installation ist die eine Sache, die Schulung die andere. Mit den Billigangeboten und der Vielfalt des Möbelhandels kann der Fachhandel nicht mithalten. Dank unseres Konfigurators reichen vier Stellplätze bereits aus. Der Rest kommt durch den Konfigurator.

Haustex: Wie hat sich das Jahr 2017 für die Gruppe wirtschaftlich entwickelt?

Bußkamp: Wir sind durch das grandiose Geschäftsjahr 2016, das beste der Gruppe mit einem ordentlichen Ertrag, mit viel Schwung und einem guten Auftragsbestand in das neue Jahr gegangen. Auch 2017 ging gut los, wurde aber geprägt durch die Preisthematik beim Rohmaterial für Matratzen. Wer viele Matratzen produziert, braucht viele Schaumstoffe und hatte dadurch auch viele Probleme, weil die Vorlieferanten fast im Wochenrhythmus ihre Preise erhöhten. Es blieb daher nicht aus, dass wir mit unseren Kunden manchmal mehr als einmal über die Einkaufskonditionen reden mussten.

Wider Erwarten konnten wir unsere Matratzenumsätze um rund 15 Prozent steigern, allerdings auf Kosten der Marge. Unsere Marken erreichten ein überproportionales Wachstum, unsere Basismarke Irisette kam auf ein deutlich zweistelliges Plus. Das hat uns dazu bewogen, die Kollektion zu überarbeiten und die für den Fachhandel breit aufgestellte Marke verstärkt anzubieten.

Haustex: Können Sie schon mehr dazu sagen?

Gänser: Wir werden die neue Kollektion in Köln vorstellen. Sie wird nicht zu breit aufgestellt sein, eher komprimiert. Der Auftritt und das Erscheinungsbild werden neu sein. Wir möchten die Marke und den Vertrieb künftig kanalisieren, indem wir selektiver entscheiden, mit wem wir zusammen arbeiten. Und wir haben neue Konzepte entwickelt, die Überschneidungen bei Produkten der Marke in verschiedenen Vertriebskanälen zukünftig ausschließen.

Haustex: Ist das nicht recht ambitioniert? Die Marke liegt ja inzwischen fast überall.

Bußkamp: Entgegen aller Unkenrufe hat die Marke Irisette für alle unserer Partner nur positive Effekte. Erstens ist sie beim Endverbraucher eine der bekanntesten Marken im Bettwaren-Segment.

Und zweitens fahren wir eine selektive, vorsichtige Markensteuerung. Wir liegen nämlich entgegen weit verbreiteter Meinung nicht bei jedem. Irisette bleibt weiterhin eine Marke mit breiter Vermarktung, aber wir verfolgen eine Strategie, die allen Marktteilnehmern gerecht wird.

Wir überarbeiten derzeit den Markenauftritt und nehmen die Marke mehr in den Fokus. Über die differenzierte Sortimentsgestaltung und Neupositionierung der Marke haben die Offliner, wie ich sie mal nenne, die Riesenchance, sich ein Stück weit von den immer noch im Netz befindlichen Angeboten zu differenzieren. Große Key-Accounts, mit denen wir exklusive Sortimente erstellen, haben damit einen sehr großen Erfolg. Ein großes Thema im Handel ist doch schließlich die mangelnde Frequenz. Und trotz aller Bestrebungen nach Eigenmarken kann der Handel nicht leugnen, dass er Frequenz dadurch erreicht, dass er Produkte anbietet, die über eine Marke bekannt sind.

Gänser: Mit der bekanntesten Marke, Irisette, decken wir die gesamte Produktpalette ab, wenn man Bierbaum und die Bettwäsche noch dazu nimmt. Darüber hinaus haben wir noch Brinkhaus und Xdream. Wer sich mit uns einlässt, hat also einen Partner für die Zukunft und kann alles haben - wenn wir es ihm geben. Das mag arrogant klingen, aber diese Einstellung hilft letztlich auch dem Handel und gibt Sicherheit.

Bußkamp: Wir glauben einfach, dass man mit einer starken Marke in der preislichen Mitte auch weiterhin Erfolg haben wird. Das sieht man auch im Handel so, denn in der zweiten Jahreshälfte 2018 wird es bei einem Kunden von uns einen Irisette-Monobrand-Store geben. Die Initiative dazu kam vom Handelspartner, nicht von uns. Details kann ich allerdings noch nicht verraten.

Gänser: Die Verträge sind unter Dach und Fach. In dem Geschäft wird es alles von Irisette geben, von der Bettwäsche, über Polster- und Boxspring-Betten bis zu Weichwaren. Die Motivation des Partners ist, dass Irisette die einzige Marke ist, die beim Endverbraucher produktübergreifend bekannt ist.

Wir zeigen in Köln das neue Irisette-Konzept, mit Quadroflex eine innovative Unterfederung, mit "Bed in a Box" eine interessante Boxspringbetten Lösung die bisher einzigartig ist, eine neue, noch komfortablere VR-Lösung, wir nennen es "passive Virtual Reality Lösung", weil man nach dem Konfigurieren am PC durch das Aufsetzen der 3D Brille, das gerade konfigurierte Bett im ausgewählten Schlafzimmer in 3D erleben kann, neue, anwendungsorientierte Kissen bei Xdream und speziell bei Brinkhaus, Kissenlösungen die gezielt die Schlafprobleme lösen sollen. Wir bieten unseren Partnern so viele Möglichkeiten, dass einem Händler nichts Besseres passieren kann, als zu uns nach Köln zu kommen. Und wer dann bei uns nichts findet, der möchte einfach nicht mit uns zusammen arbeiten. Aber auch das ist OK.
aus Haustex 01/18 (Sortiment)