Fußbodentechnik+Zubehör auf der Domotex

So wird das Verlegen einfacher

Viel Bewegung zeigte sich gleich zu Beginn des Jahres im Geschäftsfeld Fußbodentechnik und Zubehör. Bei den Verlegewerkstoffen wächst die Zahl Vollsortimenter und weiterhin werden Gefahrstoffe durch neue Silanprodukte ersetzt. Ergonomisches Arbeiten kommt beim verlegenden Handwerk weiter gut an. Bei den immer noch beliebten Designbelägen sind modulare Rigid-Core-Beläge besonders auf dem Vormarsch. Strukturierten Parkettoberflächen rückt man mit zahlreichen Bürstensystemen zuleibe, um sie wieder aufzufrischen. | Christian Harder und Dr. Marc Sgonina berichten über das Messegeschehen bei Verlegewerkstoffen und Zubehör

Ein großer Messetrend, der die gesamte Fußbodenbranche eint, besteht darin, es dem Verarbeiter so einfach wie möglich machen zu wollen. Es werden Spachtelmassen rezeptiert, die auch eine leichte Über- oder Unterdosierung mit Wasser verzeihen, um nur ein Beispiel zu nennen. Es heißt dann von Seiten der Industrie: Wir bauen lieber eine "Reserve" mit ein, damit das Produkt trotz Widrigkeiten auf der Baustelle funktioniert, und vielleicht auch, wenn es einmal nicht von einem Fachhandwerker eingebaut werden sollte. In Zeiten des Facharbeitermangels führt daran wohl auch kein Weg vorbei. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber gleichzeitig eine dezente Entwicklung Richtung DIY.

Um die reine Gewichtseinsparung geht es, wenn Verlegewerkstoffhersteller Parkettkleber mit Leichtfüllstoffen ausstatten. Der Parkettleger muss weniger tragen, das dürfte die Handwerkerrücken auf Dauer entlasten. Ob der Handwerker dafür bereit ist, mehr Geld auszugeben, wird sich an dem Kaufverhalten der kommenden Jahre zeigen.

Verlegewerkstoffe: Gefahrstoffe
durch Alternativen ersetzen

In unserer Branche zählen Epoxidharze zu den Standardwerkstoffen, die beim Absperren gegen Estrichfeuchte zum Einsatz kommen. Gerade bei den Verlegewerkstoffherstellern lässt sich beobachten, dass Gefahrstoffe durch Alternativen ersetzt werden. Auf zu feuchten Estrichen kommen jetzt Feuchtigkeitssperren auf Silanbasis (Bostik, Murexin) zum Einsatz. Mit Silanklebern lassen sich auch Designbeläge selbst bei hohen Temperaturen z. B. in Wintergärten kleben (Bostik, Wakol). Einen Schritt weiter geht Mapei, die sogar die Verfugung von Designbelägen - wie man es vom keramischen Fliesenleger kennt - mit anbieten und Flächen in Bädern "erobern". Silanprodukte setzen zwar Methanol frei, aber das sehen selbst Arbeitsschützer der Berufsgenossenschaft Bau bei weitem nicht so kritisch wie Hautirritationen und Allergien durch Epoxidharze.

Ersetzt werden aktuell auch isocyanathaltige Lacke. Isocyanate sind als krebsverdächtig eingestuft, sowie als haut- und atemwegssensibilisierend. Die aus Isocyanaten hergestellten Polyurethan (PUR)-Lacke, -Beschichtungen, -Schäume oder Klebstoffe sind weit verbreitet. Die BG Bau hat zahlreiche Messungen beim Einsatz von Isocyanaten durchgeführt und im November 2017 ihre Messdaten vorgestellt. Um ein EU-weites Verbot von Isocyanaten zu verhindern, unterstützt die BG Bau den deutschen Vorschlag, den Einsatz von Isocyanaten EU-weit zu beschränken.

Auf der Domotex gab es erste neue Produkte zu sehen, bei denen ganz bewusst Isocyanate ersetzt wurden. Ein Beispiel ist das neue "grüne" Siegel Neo von Dr. Schutz für elastische Beläge.

Sind wir nicht alle Vollsortimenter?

Bei den Verlegewerkstoffherstellern fällt auf, dass mittlerweile eigentliche alle Anbieter als Vollsortimenter auftreten. Das war in früheren Zeiten nicht so. Es gab Hersteller, die standen für hervorragende Spachtelmassen, hatten aber nur ein übersichtliches Portfolio für Klebstoffe und Grundierungen. Andere waren spezialisiert auf Parkettklebstoffe. Heute müssen die Anbieter Kunden nicht mehr an andere Hersteller verweisen, sondern haben alles im eigenen Sortiment vorrätig.

Die Bandbreite wird dabei immer größer: Verlegewerkstoffhersteller führen nicht nur ganz klassisch Klebstoffe, Grundierungen und Spachtelmassen, sondern auch Estrich (Uzin), Parkettlacke und Spachtelmassen (Stauf), Designsichtböden (Bostik und Forbo Eurocol) oder Industrieböden (Mapei). Eine solche Diversifizierung führt bei allen Marktteilnehmern zu einer großen Produktzahl. Vor einigen Jahren gab es noch den Trend: sechs Produkte für 85 % aller Verlegefälle. Davon hört man aktuell wenig. Vielleicht ist das wie in der Mode und kommt in fünf Jahren wieder. Dann heißt es erneut: Handel und Industrie brauchen "schnell drehende" Produkte, im Moment allerdings ist das Vollsortiment das Maß der Dinge.

Werkzeuge & Maschinen:
Stehen bevorzugt

Ergonomisches Arbeiten bleibt ein Dauerbrenner. Viele Handwerker wissen, wer ein Arbeitsleben lang jeden Tag viel auf Knien arbeitet, kann auf Dauer gesundheitliche Beeinträchtigungen erleiden. Ideen gibt es viele - und belächelt (wie in der Anfangszeit) werden sie in der Regel nicht mehr. Aktuelle Beispiele auf der Domotex waren die Parkettsäge für die Anwendung im Stehen von Roll. Das Parkettöl "Magic Oil 2K Ergo" von Pallmann, das sich auch mit einer Langstilrolle im Stehen auftragen lässt. Ein weiteres Beispiel: Der schubfeste Parkettkleber Wakol MS 292, der mit dem Klebstoffauftragsgerät ebenfalls ergonomisch aufgetragen werden soll. Auf dem Markt gibt es verschiedene Geräte und Schlauchbeutelgrößen. Hier konnte man beobachten, dass der Schlauchbeutel-Durchmesser auf bis zu 80 mm wächst. Ein solches Gerät fasst Schlauchbeutel mit 4,2 bis 5 l, je nach Dichte entspricht dies 6,5 bis 8 kg Parkettkleber. Die Folge ist: Größere Beutel muss man seltener wechseln.

Ein positives Beispiel für ergonomische Entwicklungen ist der überarbeitete Janser-Stripper, der zusätzlich zu dem Vorwärts- auch über einen Rückwärtsgang verfügt, sodass er nicht per Muskelkraft von der Wand zurückgezogen werden muss. Alle diese Neuheiten unterstützen ergonomisches Arbeiten und sorgen für eine Entlastung des Handwerks.

Profile & Leisten:
Edelstahl bleibt der Favorit

Bei den Eloxalfarben von Bodenbelagsprofilen ist nach wie vor Aluminium-eloxiert beliebt. Die Varianten Edelstahl matt und poliert sind sehr dezente Farbtöne, die sich sehr gut mit Designbelägen kombinieren lassen. Spannend zu beobachten ist auch, dass Aluminium-Sockelleisten immer eckiger werden. Zum einen sorgen die kantigen Produkte für viel Platz, um Kabel verschwinden zu lassen. Zum anderen stehen aktuell auch eckige Sockelleisten - Weimarer oder Hamburger Leiste genannt - hoch im Kurs.

Ein Dauerbrenner bleiben Bodenbelagsprofile und Sockelleisten für Designbeläge. Das überrascht nicht, da der Boom der Designbeläge anhält und die Zubehöranbieter sich traditionell an den Bodenbelagsentwicklungen orientieren.

Genauso gibt es einige Leisten- und Profilehersteller, die ihre Profilsysteme grundsätzlich mit Schrauben und Dübeln einfolieren - ob diese gebraucht werden oder nicht. Ein lästiges Suchen entfällt. Auch hier besteht die Motivation darin, es dem Verarbeiter so einfach wie möglich zu machen, wie Küberit-Geschäftsführer Udo Ulbrich berichtete. Was vielleicht dagegen spricht, wenn man sämtliches Befestigungsmaterial den Profilen hinzugibt, dürfte es das Produkt automatisch verteuern.

Holzstrukturbürsten:
Der Wunsch nach lebendigen Böden

Parallel zum Trend nach ruhigeren Sortierungen von Eichenparkett, der rustikale Holzböden mit Astlöchern verdrängt, wünschen sich Endkunden vermehrt lebendigere Böden. "Früher waren fast nur glatte Oberflächen üblich. Wird der Boden normal geschliffen, verschwinden selbst kleine Strukturen", erklärte Anwendungstechniker Karsten Kordes von Witte. Dem Wunsch des Endkunden folgend, suchten Handwerker nach Techniken, um Parkett zu strukturieren.

Seit Mitte des Jahres 2017 hat Bona zu diesem Zweck einen Bürstenaufsatz im Sortiment. Roll, Janser und Pallmann haben nun nachgezogen. Zwar wurden solche Boden-Haptiken vom Parkettleger zuvor schon durch das Wässern des Holzes durchgeführt, nun kann aber noch viel einfacher der gewünschte Strukturgrad geschaffen werden. "Durch das nachträgliche Bürsten kann eine völlig neue Oberfläche erzeugt werden. Der Endkunde hat somit ein gefühlt neues Parkett bekommen, obwohl kein Boden verlegt wurde", fügte Kordes hinzu.

LED-Härtung erobert den Fußboden

Mit der LED-Technik hält ein innovatives Oberflächenhärtungsverfahren Einzug in die industrielle Holzbeschichtung. Als Lichtquellen jedweder elektrischer Geräte sind LEDs nicht mehr wegzudenken. Auch in Beschichtungsprozessen verschiedenen Industrien haben die für ihren geringen Stromverbrauch bekannten kleinen Dioden längst Einzug gehalten. Die Vorzüge liegen auf der Hand: LEDs verbrauchen wenig Energie, haben eine lange Lebensdauer und vermeiden gesundheitsschädliche UV-Strahlung sowie Ozon-Emissionen. Als logische Konsequenz werden sie über kurz oder lang überall dort zum Einsatz kommen, wo ihre Leistungsfähigkeit es zulässt. Auch Anbieter von Holzbeschichtungen und Maschinenbauer tüfteln gemeinsam mit Entwicklungspartnern aus der Fußbodenindustrie längst an industrietauglichen Lösungen für die Beschichtung von Mehrschichtparkett. Keine leichte Aufgabe angesichts der bei Fußbodenprodukten hohen Anforderungen an Oberflächenschutz und Abriebfestigkeit. Dabei kann die LED-Härtung dank geringer Wärmeentwicklung speziell beim Beschichten harzhaltiger Nadelhölzer einen weiteren Vorteil ausspielen.

Auf der diesjährigen Domotex war das noch junge Verfahren überraschend präsent. Mehrere Unternehmen lancierten marktreife Lösungen: Osmo sein über zwei Jahre entwickeltes und bereits bei Testkunden erprobtes LED-Polyx-System, Saicos das gemeinsam mit Axel Wirth 2017 entwickelte LED+X-System und Klebstoffspezialist Stauf in Vertriebskooperation mit dem niederländischen Beschichtungsanbieter Vesting die Akzent-Hartwachsöl-Serie für Industrieanlagen und den mobilen Einsatz auf der Baustelle. Ein Pionier in diesem Feld ist Rubio Monocoat - die Belgier führten bereits vor einem Jahr ihr LED-Oil ein - Live-Demonstrationen der LED-Härtung mit kleinen Handgeräten zogen am Stand das Interesse der Besucher auf sich.

Bunte Fliesenmuster
als gedruckte Oberfläche

Bei den gedruckten Oberflächen konnten Besucher vermehrt kleinteilige und bunte Fliesenmuster nach italienischem Vorbild bestaunen. Sei es bei Korkprodukten von Henjes, Designbelägen von Aspecta oder Laminat von Classen und ter Hürne. Die Oberflächen erinnern an südeuropäische Urlaubsgegenden oder moderne Kaffeehäuser. "Im Handel wird dieses Design gerade von einem jüngeren Publikum vermehrt nachgefragt, das sich die Atmosphäre von Café-Ketten in die Wohnung holen wollen", erklärt Kommunikationsmanager Alexander Elpers von ter Hürne.

Zahl der
modularen Rigid-Core-Beläge steigt

Schwer im Kommen sind Rigid-Core-Beläge, die man in Hannover bei Aspecta, ter Hürne, Objectflor, Oneflor, Unilin und Berry Alloc, Designflooring, KWG, US Floors, Ewifoam sehen konnte, um nur einige Beispiele zu nennen. Es handelt sich um mehrschichtig modulare Beläge, die aus einem extrudierten, äußerst starren Trägermaterial und einer Dekor-Deckschicht bestehen und durch eine Klickverriegelung miteinander verbunden werden. Aufgrund ihrer besonderen Stabilität werden diese Beläge zur schwimmenden Verlegung auch auf unebenen und nicht gespachtelten Untergründen sowie auf keramischen Fliesen eingesetzt. Bei dieser Belagsgattung geht vielfach darum, mit Schraub- oder Clipprofilsystemen Dehnungsfugen und Wandabschlüsse zu kaschieren und einen Höhenausgleich sicherzustellen.
aus FussbodenTechnik 02/18 (Wirtschaft)