DKV: Jeder vierte verkaufte Korkboden ist inzwischen bedruckt
Designkork bleibt der Gewinner
Laut einer Forsa-Umfrage haben 70 % der Deutschen Korkboden vor Augen, wenn sie an das Material Kork denken - der Weinstopfen folgt erst an zweiter Stelle. Den Deutschen Korkverband stimmt das optimistisch, auch wenn der Korkbodenabsatz sich im zurückliegenden Jahr erneut auf gleichbleibendem Niveau bewegte.Was ist los im Deutschen Korkverband? Als Zuhörer bei der jährlichen Pressekonferenz auf der Domotex 2018 wurde man das Gefühl nicht los, als müsse ein Erfolg des Korkbodengeschäftes auf "Teufel komm raus" herbeigeredet werden. "Kork bricht alle Rekorde", hieß es. Das mag für den Korkstopfen gelten, der die Weinflasche verschließt und weltweit 72 % des Korkabsatzes ausmacht. 10 Millionen Stopfen werden pro Tag in Portugal hergestellt. Weitere 25 % Korkmaterial werden im Bauwesen verarbeitet. Bleibt ein Rest von 3 %, hauptsächlich für Korkböden.
Innerhalb des gesamten Korkumsatzes von 1,5 Mrd. EUR ist der Fußboden also nur ein geringer Teil. Das war immer so und ist kein Grund zum Pessimismus. Worum es der Korkbodenbranche aber geht, worauf sie hofft, ist Wachstum. Doch trotz der mehrjährigen Werbekampagne Interkork, die vergangenes Jahr mit 750.000 EUR Budget in ihre dritte Runde gegangen ist und trotz der vielversprechenden Ergebnisse einer Forsa-Umfrage aus 2017, wird der Absatz als "relativ stabil" bezeichnet.
Dem Deutsche Korkverband, DKV, gehören sieben Mitglieder an, die auf dem deutschen Markt tätig sind und nach eigenen Angaben 60 % des Handels bedienen. Quantitative Verkaufszahlen nennt der Verband traditionell nicht, nur Einschätzungen und Prozentzahlen . Demnach hat sich das Einstiegsprodukt Korkfertigparkett 2017 leicht negativ entwickelt. Dagegen sieht man Klebekork im Aufwind und setzt vor allem auf Designkork. Der war schon in den vergangenen zwei Jahren Gewinner im Sortimentswandel und sorgte mit einem Plus von 8 % dafür, dass der Korkboden insgesamt sein Absatzniveau hielt. Jeder vierte verkaufte Korkboden ist inzwischen bedruckt.
Die Gretchen-Frage bleibt: Wie will die Branche dem Korkboden auf die Sprünge helfen? Technische Fortschritte sind gemacht, darunter bessere Versiegelungen und hohe Nutzungsklassen für das Objektgeschäft. Doch was sucht der Verbraucher? Der Verband hat eine klare Meinung: Nachhaltigkeit und Gesundheit sind die Merkmale, die in der Außenwahrnehmung für den Korkboden sprechen. Dabei verbucht mit Designkork jedoch ein Produkt den höchsten Zuwachs, bei dem es auf das Oberflächenbild ankommt.
Verbraucher assoziieren Kork
mit Bodenbelägen
Offenbar ist es nicht einfach, den Korkboden im Preiskampf mit anderen Bodenbelägen vorteilhaft zu positionieren. "Vieles geht mit Kork, nur eines geht nicht: und das ist billig", sagt Tomas Cordes als Vorstandsprecher des Korkverbandes. Bei all seinen Vorteilen, von der Fußwärme über die Elastizität bis zu Nachhaltigkeit und Schadstofffreiheit, scheint der Korkboden allerdings auf der Stelle zu treten. Es fehlt die zündende Idee. Ein Imagefilm mit Korkwäldern in Luftaufnahme und dazwischen Interviews von Designern und Brancheninsidern verfehlte das erklärte Ziel, "Kork als hoch emotionales Produkt zu zeigen". Als Kork-Botschafterin eine gute Figur macht Eva Brenner, Innenarchitektin und TV-Moderatorin der RTL2-Dokusoap "Zuhause im Glück". "Stil.Bewusst.Leben" lautet das Motto der aktuell laufenden dritten Interkork-Kampagne, die im Januar 2017 mit EU-Unterstützung angelaufen ist.
Laut einer aktuellen Erhebung der Forsa fällt Deutschen, wenn sie zur Verwendung von Kork gefragt werden, zu 70 % Kork der Bodenbelag ein, zu 67 % Flaschenverschlüsse, zu 15 % Wandverkleidungen und zu je 13 % Dämmmaterialien und Pinnwand. Und: Grundsätzlich hatte kaum einer der Befragten etwas gegen Kork: 81 % stehen dem Material aufgeschlossen gegenüber. Das altbackene Image scheint also besiegt.
Doch würden die 33 % der Bundesbürger, die sich nach einem neuen Bodenbelag sehnen, auch Kork wählen? Es scheint zweifelhaft, ob das tatsächliche Verbraucherverhalten mit der Umfrage übereinstimmt, Kork (21 %) würde deutlich vor Teppichboden (14 %) gewünscht. Denn nur 13 % wollen einen Korkboden "auf jeden Fall" in Erwägung ziehen. Für 48 % kommt er nicht in Frage. Die Hauptgründe dafür sind vermeintlich mangelnde Robustheit (18 %), unbeliebtes Aussehen (17 %), allgemeines Nichtgefallen (14 %), Präferenz für andere Materialien (12 %) und angenommene Pflegebedürftigkeit (10 %). Bezieht man sich auf diese Umfrage-Ergebnisse, wird klar, woran die Branche arbeiten muss. Nachhaltigkeit, Umweltaspekte und Gesundheitsprognosen sind es eher nicht.
| Henrik Stoldt
aus
Parkett Magazin 02/18
(Wirtschaft)