Egger: Ergebnis-Hoch im ersten Geschäftshalbjahr 2017/2018
Fußböden mit Umsatzplus, aber Ertragseinbußen
Die Egger-Gruppe ist in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2017/2018 in allen Bereichen gewachsen. Auch Fußböden konnten trotz des unverändert schwierigen Marktumfeldes in Europa zulegen. Das Ergebnis litt unter anderem unter Rohstoffverteuerungen und Anlaufkosten für die neue Kollektion. Diese soll im zweiten Halbjahr für Schub sorgen.Die Erholung der europäischen Wirtschaft, speziell im Baubereich, hat die Egger-Gruppe in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2017/2018 beflügelt. Vor allem in Zentral- und Osteuropa spürte der österreichische Holzwerkstoffhersteller Rückenwind und steigerte seinen konsolidierten Umsatz um 11,1 % auf 1,32 Mrd. EUR. Dabei konnte das EBITDA sogar überproportional verbessert werden, um 17,4 % auf 222,5 Mio. EUR, wodurch sich die EBITDA-Marge von 15,9 auf 16,8 % erhöhte.
Aber: "Auch in einem starken konjunkturellen Umfeld ist nicht alles Gold, was glänzt", gab Vertriebs- und Marketingvorstand Ulrich Bühler auf der traditionellen Pressekonferenz auf der Domotex zu bedenken. "Es gibt Veränderungen und wir müssen mit weiteren Veränderungen rechnen." Das betrifft zum Beispiel die strategischen Märkte. Für Egger ist etwa Russland sehr wichtig, das sich nach der Krise allmählich erholt und "im zweiten Halbjahr 2017 als Markt zurückgekommen ist". Außerdem haben die Österreicher in Nord- und Südamerika in Akquisitionen und neue Werke investiert und damit ihre globale Expansionsstrategie eingeleitet.
Die Sparte Decorative Products (Möbel und Innenausbau) hat mit einem Umsatzzuwachs von 11 % auf 1,05 Mrd. EUR ihren Anteil an den Gesamterlösen auf rund 76 % ausgebaut. Etwas verhaltener entwickelte sich die Fußboden-Division mit +6,4 % auf 174,4 Mio. EUR. Hier blieb das Marktumfeld für Laminatböden schwierig, vor allem in Westeuropa. Als Ursachen identifiziert Egger neben dem anhaltenden Preisdruck durch Überkapazitäten die zunehmende Konkurrenz durch Designbeläge und auch keramische Fliesen. Und man macht sich in St. Johann keine Illusionen: "Mit eine wesentlichen Verbesserung der Lage ist auch 2018 nicht zu rechnen. Das Marktwachstum bei Designbelägen wird sich in den nächsten Jahren weiter fortsetzen und vom derzeitigen Schwerpunkt in Westeuropa auch auf Osteuropa ausbreiten."
Russland und Frankreich kompensieren Rückgang in Deutschland
Egger selbst musste im größten europäischen Laminatbodenmarkt Deutschland - auch für das Unternehmen die Nummer Eins - ein Umsatzdefizit von -12,1 % hinnehmen. Die Türkei, Spanien und die Beneluxländer waren ebenfalls rückläufig. Doch konnten diese Einbußen durch den Aufschwung in Frankreich (+12 %) und vor allem in Osteuropa inklusive Russland (+19,2 %) überkompensiert werden. Ein wesentlicher Motor des Wachstums war das neue Fußbodenwerk im russischen Gagarin.
Das EBITDA hat sich hingegen im Berichtszeitraum mit 9,9 Mio. EUR fast halbiert, belastet durch Rohstoffverteuerungen, Kosten für Neukollektionierungen und die noch nicht vollständige Auslastung der Anlagen in Gagarin.
Positive Perspektiven
Für die zweite Hälfte des Geschäftsjahres erwartet das Familienunternehmen im Fußbodenbereich einen deutlich positiveren Verlauf, vor allem durch die Einführung der neuen Kollektionen. 2017 waren sie über 4.000 Kunden auf 45 Veranstaltungen in über 30 Ländern vorgestellt worden und sind nun seit Jahresanfang auf dem Markt. Auch im Zuge der "allgemein guten Baukonjuktur" wird mit einer Absatzsteigerung gerechnet, "getrieben durch deutliche Zuwächse in Russland und Osteuropa, während sich die Nachfrage für Laminatböden in Mitteleuropa und Großbritannien eher abschwächen dürfte." Darüber hinaus sieht man durch die Erweiterung der Vertriebsaktivitäten in Südamerika und den USA neue Absatzmöglichkeiten.
Generell mahnt Egger, dass man nicht unterschätzen solle, was Laminat für den Konsumenten bedeute - "gerade in Regionen mit geringerer Kaufkraft". Besonders im Osten wittert das Familienunternehmen daher gute Chancen. "Laminat wird in Osteuropa und Russland stark nachgefragt und die Nachfrage wird weiter steigen", prognostizierte Stefan Pletzer, der die Fußbodensparte führt. "Wir haben mit dem Invest in Gagarin unsere Position so abgesichert, dass wir auch dort eine führende Rolle spielen können."
Neue Mono-Markenstrategie
Und nicht nur das: Weitere Schritte mit Blick in die Zukunft waren die Diversifikation vom reinen Laminatspezialisten zum Anbieter holzbasierender Böden und die Implementierung einer neuen Marken- und Kommunikationsstrategie. Statt mehrerer Kollektionsmarken für die verschiedenen Vertriebskanäle gibt es nur noch die Dachmarke Egger, wie Michael Gerbl ausführte, Leiter Marketing und Produktmanagement. "Darunter wurden drei Linien gebündelt, Pro, Home und Basic, die von einem professionellen Servicekonzept flankiert werden." Ziel der Mono-Markenstrategie ist, den Entscheidungsprozess des Endkunden möglichst optimal zu begleiten und ihn früh zu Egger-Produkten hinzuführen.
Stabübergabe in der
Divisionsleitung Vertrieb/Marketing
Nicht nur die Märkte verändern sich, auch bei Egger steht ein Wechsel an: Nach 29 Jahren im Unternehmen scheidet Stefan Pletzer zum Ende des Geschäftsjahres 2017/2018 bei Egger aus und zieht sich ins Privatleben zurück. Seine Nachfolge als Divisionsleiter Marketing/Vertrieb tritt zum 1. Mai 2018 Dr. Adrian Loinger an, der bereits seit 2007 für den Holzwerkstoffhersteller tätig ist, zuletzt als Category Manager für die Produktgruppen Design und Comfort im Fußboden-Bereich.
| Claudia Weidt
aus
Parkett Magazin 02/18
(Wirtschaft)