GHF:
Mehr Netzwerken, mehr Service, mehr Bildung
Serviceorientierter nach innen, mehr Kontakt zu anderen Verbänden, intensive Fort- und Weiterbildungen sowie eine bessere Außendarstellung des Verbands: Das sind die wichtigsten Themen und Aufgaben für Katharina Pas, der neuen Geschäftsführerin des GHF.
BTH Heimtex: Frau Pas, Sie sind seit 1. Dezember 2017 neue Geschäftsführerin des GHF, Bundesverband Großhandel Heim und Farbe. Wie sieht ihre Aufgabenstellung konkret aus?
Katharina Pas: Ich suche aktiv das Gespräch mit den ordentlichen und außerordentlichen Mitgliedern. Dabei ermitteln wir gemeinsam mit dem Vorstand Aufgabenschwerpunkte. Gleichzeitig arbeite ich mich in die bisherigen GHF-Themen ein und lerne die Gegebenheiten kennen. Ich spreche auch mit uns nahe stehenden Verbänden und Institutionen, um Synergien für ein Miteinander und den Informationsaustausch zu finden.
Christina Engelhard: Herr Wagner, der Vorgänger von Frau Pas, hat gute Arbeit geleistet und ein super Fundament geschaffen. Vieles hat sehr gut funktioniert. Beide haben auch eine Übergabe gemacht. Selbstverständlich wird Frau Pas die Aufgaben, die Herr Wagner hatte, fortführen. Wir schauen aber gerade, was wir in Zukunft weniger verfolgen werden, was wir forcieren wollen und welche Themen Frau Pas zusätzlich angehen wird.
Was wir jetzt schon sagen können: Frau Pas soll das Thema Fort- und Weiterbildung sowie Qualifikation fokussieren. Das Schulungs- und Seminarprogramm des GHF ist bereits gut. Wir wollen Schulungen zukünftig noch stärker auf die Bedürfnisse unserer Mitglieder ausrichten und hier enger mit unseren außerordentlichen Mitgliedern aus der Industrie zusammenarbeiten. Die beiden inhaltlich neu aufgebauten Schulungen zu textilen Belägen bei Anker im März sowie im November bei Inflloor/Girloon sind bereits ein erstes Ergebnis dieser Fokussierung.
Hier schließt sich ein weiterer Punkt an: Die Gesprächskreise von Herstellern und Großhändlern, die zwischenzeitlich eingestellt worden waren, werden wir wieder einführen.
Frau Pas soll zukünftig auch den Austausch sowie die Zusammenarbeit mit anderen Verbänden verstärken. Das habe ich in der Vergangenheit vermisst. Unsere Mitgliederbefragung hat ergeben, dass unsere Großhändler interessiert, was andere Verbände bewegt und beschäftigt und wie dort Fragestellungen und Probleme angegangen werden, die auch für unsere Branche relevant sind.
Wir wollen herausfinden, bei welchen Themen - z.B. Rechtliches und Digitalisierung - wir eigene Kompetenzen und eigenes Know-how für unsere Mitglieder aufbauen müssen, und was wir in Zusammenarbeit mit anderen Verbänden leisten können. Der GHF soll mehr netzwerken, serviceorientierter für die Mitglieder werden, im Verhältnis nach außen Synergien schaffen und mit anderen Organisationen gemeinsame Ziele herausarbeiten.
Pas: Ich habe in den ersten Wochen mit Mitgliedern aus Großhandel und der Industrie sowie Verbänden wie z.B. mit dem Institut für Handelsforschung, dem Zentralverband Raum und Ausstattung, der VFG, dem Verband der Deutschen Lack-und Druckfarbenindustrie sowie dem Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz Gespräche geführt. Ebenso habe ich die Heimtextil und Domotex genutzt, um die Messeorganisatoren zu sprechen, die außerordentlichen Mitglieder zu besuchen und die Messeaktivitäten des Verbandes der Deutschen Tapetenindustrie sowie des Verbandes der Deutschen Heimtextilien-Industrie zu verfolgen.
BTH Heimtex: Was reizt Sie an der neuen Aufgabe?
Pas: Das sind vor allem zwei Dinge. Mich reizt es, die Zusammenarbeit zwischen Herstellern und Großhändlern einerseits sowie Großhändlern und Raumausstattern, Fachhändlern und Handwerkern auf der anderen Seite zu begleiten. Hier konnte ich bei meinen bisherigen Tätigkeiten bei Jordan und der Copa bereits konkrete Erfahrungen im Tagesgeschäft sammeln.
Beim Ineinandergreifen der drei Vertriebsstufen kommt es vor allem darauf an, die Qualifikation der Mitarbeiter unserer Mitglieder weiter zu fördern. Denn nur wenn sie z.B. den Raumausstatter vor Ort gut beraten können, ist gewährleistet, dass vorhandene und neue Produkte optimal vermarktet werden können. Und das ist ja die Hauptaufgabe des Großhändlers.
Diese Fort- und Weiterbildung ist das zweite zentrale Thema, das mich begeistert. Ich möchte mit anderen Verbänden überlegen, ob man zusammen Seminare und Schulungen anbieten kann. Damit wären wir wieder beim Thema Vernetzung.
BTH Heimtex: Aktuelle Studien beziffern den Anteil der Generalisten in allen Gewerken auf 25 % - mit steigender Tendenz. Die Kundengruppen des Großhandels verändern sich auch. Sie beraten immer öfter Verarbeiter, die nicht gelernte Raumausstatter und Bodenleger sind. Müssen Sie darauf hinwirken, dass sich die GHF-Mitglieder diesen neuen Zielgruppen stärker zuwenden?
Pas: Das wäre aus meiner Sicht ein zu starker Eingriff in die Firmenpolitik unserer Mitglieder. Wir können aber unterstützen mit den angesprochenen Schulungen. Die werden inhaltlich und didaktisch permanent den Marktverhältnissen angepasst.
Engelhard: Die im GHF organisierten Großhändler haben in den vergangenen Jahren auf diese Veränderungen reagiert. Wir haben in unsere Ausstellungen investiert. Das wird nach anfänglicher Skepsis von unseren Kunden mittlerweile auch angenommen. Sie erkennen, dass ausführliche Beratung zeit- und kostenintensiv ist, und dass wir diesen Service kompetent leisten können.
Sie kommen mit dem Endkunden in unseren Showroom. Teilweise beraten wir ihn dann direkt im Auftrag unseres Kunden. Oder Generalisten, die keine eigene Ausstellung haben, kommen zu uns.
Ob Endkunde oder Generalist - beide Gruppen müssen ganz anders angesprochen und beraten werden, als ein Raumausstatter oder Bodenleger, weil viel weniger Vorwissen vorhanden ist. Dafür brauchen und suchen wir mehr und besser qualifiziertes Personal - das dann folgerichtig nicht mehr Verkäufer sondern Fachberater heißt.
BTH Heimtex: Stichwort Marktveränderungen: Zielgruppen verändern sich, Ihre angestammte Klientel verlangt mehr digitalen Service, andere Großhandelsstrukturen wie Holz- und Baustoffgrossisten machen dem klassischen Farben-, Boden- und Heimtextiliengroßhandel zunehmend Konkurrenz, die Digitalisierung verändert Kauf- und Absatzprozesse und vieles mehr. Auf der jährlichen GHF-Tagung werden diese und andere wichtige Themen regelmäßig besprochen. Doch man weiß nicht so recht, ob und wie Ihre Mitglieder damit umgehen, sie annehmen und den veränderten Anforderungen entsprechen. Müsste der GHF nicht auf der Jahrestagung gegenüber Industrie und eigenen Kunden seine Stärken mehr hervorheben und mehr Werbung in eigener Sache machen?
Martin Geiger: Da haben Sie sicherlich recht. Es ist aber eine Herausforderung, bei einer Selbstdarstellung alle unter einen Hut zu kriegen. Wir werden hier in Zukunft aber mehr machen.
Engelhard: Die erste Änderung bei der Tagung wird es bereits in diesem Jahr geben: Der Großhandelsgesprächskreis im Anschluss an den offiziellen Teil wird in dieser Form nicht mehr stattfinden. An seine Stelle wird ein Zusammenkommen von Großhandel und Industrie treten. Wir überlegen auch in den Folgejahren einen thematischen Gesprächskreis mit einem der Referenten anzubieten. Aber das ist noch Zukunftsmusik.
Geiger: Der gesamte Vorstand hat in der jüngeren Vergangenheit viel über Veränderungs- und Verbesserungsmöglichkeiten nachgedacht und Ideen gesammelt. Hier wird in Zukunft einiges kommen, auch in Bezug auf Service und Selbstdarstellung. Wir werden uns den Themen nach und nach konkret annehmen.
Das Gespräch führten Michael Steinert und Jochen Lange.
| jochen.lange@snfachpresse.de
aus
BTH Heimtex 03/18
(Wirtschaft)