Tarkett Holding GmbH
Desso behält seine Identität
Desso hält auch nach der Übernahme durch Tarkett an der Fokussierungen auf Teppichfliese im Bürosegment fest. Tarkett-Marketingleiter Lutz Vöing und Desso-Verkaufsleiter Axel Kukielski berichten über den neuen Alles-aus-einer-Hand-Ansatz der Marke des Konzerns.BTH Heimtex: Wie stellen Sie Desso heute Ihren Kunden vor, die das Unternehmen nicht kennen?
Axel Kukielski: Wir sagen, dass Desso seit über 80 Jahren ein Spezialist für textile Bodenbeläge mit eigener Produktion ist und heute zum Tarkett-Konzern gehört. Wir erklären, dass wir vor allem für Nachhaltigkeit und das Cradle to Cradle-Prinzip stehen, für funktionale und designorientierte modulare textile Bodenbeläge sowie für eine hohe Spezialisierung auf das Objektsegment Büro.
BTH Heimtex: Was sagen Sie denjenigen Kunden, die Desso schon aus der Zeit vor der Übernahme durch Tarkett Ende 2014 kennen? Die wollen sicherlich wissen, ob sich etwas für sie als Desso-Kunde ändert und wenn ja: was?
Kukielski: Diesen Kunden erklären wir, dass es für sie im Tagesgeschäft keine großen Veränderungen gibt. Wir haben jetzt mit Tarkett ein sehr starkes Unternehmen im Rücken. Das hat viele Vorteile. Wir können beispielsweise unseren Kunden den vereinfachten Zugang zum gesamten Produktsortiment des Konzerns verschaffen. Desso ist jetzt über den großen Tarkett-Standort im rheinland-pfälzischen Frankenthal präsenter in Deutschland als früher. Der Desso-Innendienst arbeitet ebenfalls von dort aus.
BTH Heimtex: Ist Desso mittlerweile vollständig integriert in die Tarkett-Organisation? Und wie sind jetzt die Zuständigkeiten geregelt?
Lutz Vöing: Ja. Die Integration von Desso Deutschland in die D/A/CH-Struktur von Tarkett ist zum Jahreswechsel 2017/2018 abgeschlossen. Desso ist eine Produktmarke unter der Dachmarke Tarkett mit eigenem Logo, eigener Positionierung und - ganz wichtig - mit weiterhin eigener Vertriebsorganisation und -mannschaft in Deutschland im Segment Büro, das wir Workplace nennen.
Kukielski: Die Desso Workplace-Mannschaft in Deutschland besteht aus elf Objektberatern. Das sind bis auf wenige Ausnahmen dieselben wie früher. Ich berichte als Verkaufsleiter Desso Deutschland Workplace ebenso wie die Tarkett-Verkaufsleiter Nord und Süd sowie der Business Manager Hardflooring und der Leiter des Key Account- und Segmentteams von Tarkett an Tilo Höbel, dem Tarkett General Manager für D/A/CH.
Wie wir als Desso im Markt und mit unseren Kunden agieren, daran ändert sich nichts. Unsere Desso-Markenbotschaft mit den Kernthemen Funktionalität, Nachhaltigkeit, Kreativität - hier sehen wir uns als führend - sowie Vertriebs- und Produktfokus, wie ich sie am Anfang beschrieben habe, bleiben bestehen. Wir sind anerkannt im Markt, haben uns eine starke Position erarbeitet in der Beratung von Architekten, Bauherren, GU und Industrieunternehmen und setzen die Projekte zusammen mit Verarbeitern und dem Handel um. Die Mannschaft identifiziert sich stark mit der Marke und dem Unternehmen.
BTH Heimtex: Das alles hat sicherlich dazu beigetragen, dass Desso Deutschland zwischen 2009 und 2016 den Umsatz verdreifacht hat. Jetzt ist Desso Teil eines großen Konzerns. In der Vergangenheit haben sich solche Zukäufe auch schon mal negativ ausgewirkt auf die Marktpositionierung der übernommenen Unternehmen und Marken. Wie wird sichergestellt, dass Desso nicht "untergeht" bei Tarkett und auch zukünftig im Markt so gut angenommen wird wie bisher? Schließlich sollen gleichzeitig Synergieeffekte genutzt werden
Vöing: Übernahme und Integration haben sehr gut funktioniert. Das liegt auch daran, dass Tarkett und Desso keine Wettbewerber waren. Tarkett fühlt sich den drei Themen Funktionalität, Nachhaltigkeit und Kreativität ebenso verpflichtet wie Desso. Desso positioniert sich hier wegen seiner hohen Produkt- und Vertriebsspezialisierung aber schon länger und stärker. Es ist deswegen umso wichtiger, die Markenbotschaft von Desso weiter zu verfolgen und zu intensivieren.
BTH Heimtex: Sie sagten, Sie könnten Desso-Kunden den Zugang zum gesamten Tarkett-Sortiment verschaffen. Wie funktioniert das genau, wenn sich an Ihrer Vertriebsstrategie nichts ändert?
Kukielski: Das Holiday Inn City Nord hier in Hamburg, in dem wir dieses Gespräch führen, ist ein gutes Beispiel für unsere neuen Möglichkeiten im Tagesgeschäft innerhalb der Tarkett-Organisation. Wie überall im Land gibt es auch hier im Norden ein Tarkett-Regionalteam. Es besteht aus Mitarbeitern für Handel, Objekt und den einzelnen Segmenten wie beispielsweise Hospitality, also Hotel- und Gastgewerbe, die sich in der jeweiligen Objektberatung eng vernetzen. Bei der Beratung dieses Projektes konnte der Tarkett-Key Accounter Hotel - ein langjähriger und erfahrener Desso-Mitarbeiter - sowohl textile Bodenbeläge als auch Parkettböden anbieten. Speziell auf die Wünsche und Vorgaben der Entscheider zugeschnitten, entstand somit eine Kombination unterschiedlicher Böden.
Kunden von Tarkett und Desso stehen eben nicht nur elastische und textile, sondern zum Beispiel auch Parkett- und Laminatbeläge zur Verfügung; und das alles aus einem Hause. Das nennen wir "multiproduct offering". Hier im Hotel Holiday Inn City Nord liegen beispielsweise 7.000 m
2 Parkett von Tarkett sowie Axminster-Teppichböden und darauf abgestimmt bedruckte Teppiche der Marke Desso. Selbstverständlich findet auch im Büro-Segment ein Austausch zwischen den Desso- und Tarkett-Beratern statt, wenn es um Flächen wie Eingangsbereiche und Küchen geht, auf denen Glattbeläge funktional die erste Wahl sind.
BTH Heimtex: Sie sprechen auch von Bahnenware und Axminster. Desso Deutschland vertreibt aber doch hauptsächlich Teppichfliese?
Kukielski: Ja, im Bürosegment zu rund 95 %. Desso verfügt aber neben der Teppichfliesenproduktion auch weiterhin über Anlagen und Kapazitäten für Bahnenware, Axminster sowie abgepasste Teppiche. Diese Produkte aus dem Desso Home-Bereich vermarkten federführend die Tarkett-Regionalteams.
BTH Heimtex: Es gibt Märkte - beispielsweise den amerikanischen, englischen, aber auch schon den deutschen -, auf denen Bodenbelagshersteller und -händler mit kombinierten Kollektionen beispielsweise aus LVT und Teppichfliese beraten. Bieten Sie das auch schon an?
Vöing: Mit diesem Thema beschäftigen wir uns sehr intensiv. Mit dem neuen "Inspiration Book - Elemente verbinden" haben wir zum Beispiel eine neue produktübergreifende Broschüre gemacht. Wir zeigen LVT, Parkett, homogenes PVC, Linoleum, Teppichfliesen und abgepasste Teppiche als Einzelflächen, das Spiel mit Farben sowie die Kombination unterschiedlicher Böden wie z.B. LVT mit Teppichfliesen. Kombinierte Verlegungen basieren nicht nur auf funktionalen, sondern auch auf gestalterischen Aspekten. Sie können Wege aufzeigen, Räume begrenzen oder sind bewusstes Gestaltungsmerkmal.
Wir bieten jetzt noch mehr Möglichkeiten für unsere Kunden - und das eben alles aus einer Hand. Auch deswegen ist Desso für Tarkett sehr wichtig. Wir investieren in die Fliesenproduktion in den Standorten Dendermonde und Waalwijk. Und Tarkett zeigt mit der Marke Desso auch zukünftig deutlich Flagge z.B. auf Messen: Desso wird auf der Orgatec sein sowie auf der architect@work in Stuttgart und Berlin ausstellen. Zusammen werden wir auch auf der BAU 2019 präsent sein - auf einem größeren Stand als 2017.
Das Gespräch führte Jochen Lange. | jochen.lange@snfachpresse.de
aus
BTH Heimtex 04/18
(Wirtschaft)