BHB - Handelsverband Heimwerken, Bauen und Garten e.V.

Baumärkte haben Nachholbedarf bei Multichannel


Der Handelsverband Heimwerken, Bauen und Garten (BHB) hat die Umsatzzahlen für die Baumarktbranche in Deutschland, Österreich und der Schweiz bekannt gegeben. Wachstum gab es in allen drei Ländern. In den Fokus der Branche rückt die Verzahnung von stationär und online.

Als "schwierig, letztendlich aber akzeptabel" bezeichnet Dr. Peter Wüst, Hauptgeschäftsführer im Handelsverband Heimwerken, Bauen und Garten (BHB), das Geschäftsjahr 2017 für die deutsche Baumarktbranche. Die hat 18,45 Mrd. EUR umgesetzt und damit immerhin das Vorjahresvolumen um 1,1 % übertroffen, flächenbereinigt um 0,5 %.

1,83 Mrd. EUR wurden in der umsatzstärksten Warengruppe Bauchemie/Baumaterial erzielt; sie hat sich gegenüber dem Vorjahr auch am deutlichsten verbessert: +4,5 %. Anstrichmittel/Malerzubehör belegt mit 1,25 Mrd. EUR (-0,6 %) den fünften Platz in der Statistik. Auch das Cluster Wand/Boden (990,1 Mio. EUR, -1,5 %) hat eingebüßt.

Einer der größten Verlierer 2017 sind wieder einmal die Sortimente Wohnen/Dekoration (332,8 Mio. EUR, -6,6 %).

Die Zahl der Standorte hat sich gegenüber 2016 um 14 auf 2.132 erhöht. Die Verkaufsfläche ist um 108.000 auf 13,36 Mio. m2 gewachsen. Trotz der zahlenmäßig geringen absoluten Veränderungen wuchsen beim Blick auf die Marktgrößen neben den Großflächen (über 10.000m2) auch Kleinflächenformate mit weniger als 1.500 m2 überproportional stark, stellt der BHB in seiner Jahresbilanz fest.

Online haben
Branchenfremde die Nase vorn

Statt in neue Niederlassungen wurde vermehrt in den Aus- und Umbau vorhandener Märkte und in den Auf- und Ausbau differenzierter Online-Angebote investiert. "Für die Branche gilt es, die Vernetzung von stationärer und digitaler Einkaufswelt weiterhin erfolgreich voranzutreiben", stellt Wüst dazu fest.

So ähnlich hatte er das auch schon vor einem Jahr formulieren müssen. Denn im E-Commerce hat die Branche lange anderen Anbietern das Feld überlassen und muss nun verlorenes Terrain zurück gewinnen. Das Marktvolumen ist gewaltig: Im DIY-Kernsortiment beziffern es die Marktforscher von Teipel Research & Consulting für 2017 auf 3,23 Mrd. EUR, rund 15 % mehr als 2016. Daran hätten die klassischen Baumärkte einen vergleichsweise geringen Marktanteil von 18,7 %. Zumindest hat er sich aber seit 2015 um gut 5 % erhöht.

Online beim Verbraucher punkten könne die Branche zukünftig mit ausgereiften Shop-Lösungen, DIY-Tutorials und Projektplanungsservices im Bereich Home-Improvement, meint der stellvertretende BHB-Vorstandssprecher Kai Kächelein. Eine reine Online-Strategie zu fahren, wäre aber kaum Sinn der Sache. Und so fordert Kächelein, Hagebau Geschäftsführer Einzelhandel Vertrieb & Marketing, von seinen Mitgliedern ein integriertes Omnichannel-Angebot: "Kunden wollen nach wie vor Produkte vor Ort erleben, fühlen und ausprobieren. Dies haben auch zahlreiche Online-Pure-Player erkannt und eröffnen eigene Läden oder Showrooms."

Stationär seien ein gut strukturiertes Ladenbaukonzept, eine verbesserte Produktpräsentation - auch mithilfe digitaler Services - und eine stärkere personalisierte Kundenansprache die Erfolgsfaktoren. Für Letztere müssen Kundendaten gezielt gesammelt und ausgewertet werden.

Ein guter Ansatzpunkt für die sinnvolle Verbindung von online und offline ist die Logistik. Etwa wenn der Verbraucher wählen kann zwischen Onlinereservierung mit anschließender Abholung im Markt oder an Abholstationen bzw. der zeitnahen Lieferung nach Hause.

Eigenmarken sind
und bleiben wichtig

Die Eigenmarken spielen bei Obi & Co. nach wie vor eine wichtige Rolle. Sie haben nach Angaben des BHB einen zuletzt leicht um 0,1 % gestiegenen Anteil von rund 28 % am Gesamtumsatz. In einigen Sortimenten liegt er deutlich darüber, bei Anstrichmitteln sind es stolze 51 %.

"Handelsmarken unterstützen die Unternehmen bei der Differenzierung im Wettbewerb, können effektive Kundenbindungsinstrumente sein und ermöglichen individuelle Schwerpunktsetzungen", so Kächelein.

Ob nun unter Eigen- oder Industriemarke: Insgesamt sieht der BHB für das Jahr 2018 Potenzial für Umsatzzuwächse insbesondere auf dem Gebiet des privaten Renovierungs- und Wohnungsbaus, der nach wie vor starken Bauwirtschaft, die Handwerk und Baumarkthandel zugute komme, sowie dem starken Privatkonsum, bedingt durch eine gute Situation auf dem Arbeitsmarkt mit sicheren Jobs und Löhnen. Insgesamt könnte das für ein Plus von 1,3 % im laufenden Geschäftsjahr reichen, prognostiziert der Verband.

Aufwärtstrend in
Österreich und Schweiz hält an

Für Österreich meldet der BHB einen Gesamtbruttoumsatz von 2,53 Mrd. EUR im Jahr 2017. Das sind absolut +2,6 % und auf bereinigter Fläche +0,7 %.

Auch in der Alpenrepublik ist die Warengruppe Bauchemie/Baumaterial mit 360,5 Mio. EUR die umsatzstärkste und dabei noch einmal überproportional um 4,7 % gewachsen. Die deutlichsten Einbußen gab es für die Sortimente Wohnen/Dekoration (-7,0 %) und Möbel (-4,8 %), auch für Wand/Boden weist die Statistik ein Minus von 0,7 % aus. Im Plus hingegen Anstrichmittel/Malerzubehör (+0,9 %).

Nach Einschätzung des BHB wird sich der generelle Aufwärtstrend in Österreich weiter fortsetzen, 2018 mit +2,0 % aber etwas schwächer ausfallen.

Mit +0,5 % auf 2,33 Mrd. CHF (2,02 Mrd. EUR) war der Zuwachs in der Schweiz vergleichsweise gering; bereinigte Zahlen wurden hier nicht genannt. 2016 waren die Umsätze noch um 0,3 % zurückgegangen. BHB-Hauptgeschäftsführer Wüst spricht daher von einem "soliden Geschäftsjahr" und einem "zufriedenstellenden Branchenergebnis". 2018 sollen es dann wieder +1,0 % sein.

Die höchsten Umsätze wurden 2017 mit den Gartensortimenten (535,7 Mio. CHF) erzielt. Mit Wand/Boden (Anstrichmittel, Bodenbeläge, Malerzubehör, Wandverkleidung) waren es 189,0 Mio. CHF (+0,7 %). Bauelementen/Bauchemie/Baumaterial spielen mit 172,6 Mio. CHF keine so große Rolle wie in Deutschland und Österreich, legten angesichts von +2,8 % aber spürbar zu. Anders sieht es bei Wohnen/Dekoration (-0,5 %) und Heimtextilien (-1,1 %) aus. | thomas.pfnorr@snfachpresse.de
aus BTH Heimtex 04/18 (Wirtschaft)