Mobile Generalisten
Vom Ein-Mann-Betrieb zu Handwerker-Netzwerken
Angesichts von 17 Mrd. EUR Jahresumsatz sind die "Werkstattlosen Handwerker" zu einer relevanten Zielgruppe für den Großhandel geworden. Der GD Holz hat sie sich näher angeschaut.Man in the Van", "Werkstattloser Handwerker" oder "Mobiler Generalist" - egal, wie man diesen Typus des Kleinunternehmers nennt: Er gewinnt immer mehr an Bedeutung. Das Statistische Bundesamt schätzt den Umsatz der fahrenden Allround-Dienstleister für 2017 auf 17 Mrd. EUR. Für den Großhandel macht sie das zu einer zunehmend interessanten Kundengruppe. Der Gesamtverband Deutscher Holzhändler (GD Holz) hat sie näher unter die Lupe genommen.
Ausgelöst durch die Reform der deutschen Handwerksordnung 2004 entstand in der Bauwirtschaft eine neue Generation an Kleinunternehmern, die Dienstleistungen mehrerer Baugewerke aus einer Hand anbieten und damit in Konkurrenz zu traditionellen Handwerksbetrieben treten. Sie sind vor allem in Ballungsräumen verbreitet, mobil und zeitlich flexibel, arbeiten mit einer kleinen Personaldecke, in der Regel zwischen ein und fünf Mitarbeiten, und ohne Fixkosten-Aufwand für eine Werkstatt oder ein Büro. Ihre Firmenzentrale ist das Handy bzw. inzwischen das Smartphone, mit sich weit mehr erledigen lässt als nur eine telefonische Terminvereinbarung.
In der Regel decken mobile Generalisten mehrere Gewerke ab, wobei sich viele als Fliesenleger anmelden, darüber hinausgehend aber etliche weitere Leistungen anbieten. Die Umsatzentwicklung ist rasant: Allein von 2004 bis 2014 hat sich ihr Umsatz auf 14,7 Mrd. EUR verdoppelt. Bis 2020 sollen es 19 Mrd. EUR sein, heißt es beim GD Holz.
"Der mobile Generalist von heute ist nicht mehr der von früher", konstatiert der Verband und registriert eine Entwicklung vom "Ein Mann-Betrieb" zu Handwerker-Netzwerken. Auf der Baustelle seien erste Kontakte entstanden, die dann vertieft würden und häufig in Kooperationen mündeten, die dem Endkunden entgegenkommen, weil er alles aus einer Hand erhält. "Aber auch hier findet eine ganz klare Spezialisierung statt, auch die ,Alleskönner’ suchen innerhalb ihrer Netzwerke nach Spezialisten bzw. Profis, die für die notwendigen Tätigkeiten die besseren Qualifikationen, Erfahrungen und Kenntnisse vorweisen." Manche mobilen Generalisten würden sogar Koordinationsstellen vor Ort einrichten, damit Zeitpläne eingehalten werden.
Die Allround-Dienstleister agieren vor allem im Bereich der Renovierung und Sanierung. Gut bei den Endkunden komme an, dass sie häufig produktoffener seien als traditionelle Handwerker, merkt der GD Holz an. "Sie bestellen, was die Kunden wollen und leben vom Stundenlohn des Einbaus." Zwei Drittel der eingesetzten Produkte würden beim mobilen Generalisten von den Kunden durchgesetzt, bei den traditionellen Handwerkern sei es nur ein Drittel.
aus
BTH Heimtex 05/18
(Wirtschaft)