Emma vs. Casper

Preiskampf im unteren Segment


Frankfurt. Die Anbieter von Einheitsmatratzen orientieren sich mit neuen Modellen preislich weiter nach unten. Emma und Casper haben dabei nicht nur sich, sondern vor allem auch Anbieter Bett1.de im Blick. Während Casper zu Umsatz und Absatz schweigt, hat die Bettzeit Gruppe jüngst Zahlen genannt und ein ehrgeiziges Ziel ausgerufen: Der Umsatz von 33 Mio. Euro aus dem Vorjahr soll 2018 verdoppelt werden.

Casper Essential ist ab 225 Euro zu haben, Emma One wird ab 290 Euro angeboten. Damit orientieren sich beide Online-Anbieter mit ihren Neuheiten preislich nach unten: Das Standard-Modell von Casper ist 200 Euro teurer, bei Emma fäll der Unterscheid mit 69 Euro deutlich kleiner aus. Damit liegen die One-Fits-All-Matratzen bislang preislich deutlich vom Modell "Bodyguard" entfernt, das von Bett1.de ab 199 Euro auf den Markt geworfen wird und sich nach wie vor rühmen darf, die "beste jemals von der Stiftung Warentest getestete Matratze" zu sein.

Mit den neuen Modellen ergänzen die jungen Unternehmen ihr Angebot mit einer klaren Zielsetzung: "Wir möchten den Kreis der Menschen erweitern, die sich unsere Produkte leisten können und eine Alternative auf dem Markt anbieten", erklärte Casper-Europachef Constantin Eis gegenüber dem Handelsblatt. "Mit der Essential möchten wir gezielt ein urbanes Publikum zwischen 20 und 35 Jahren ansprechen." Das hat auch Emma im Blick. Mit "One" sollen junge, preisbewusste Kunden erreicht werden. Studenten zum Beispiel, die sich erstmals eine Wohnung einrichten. "Es gibt in Deutschland einen intensiven Wettbewerb, aber das tut dem Markt gut, weil es ihn belebt", sagte Dr. Dennis Schmoltzi, Gründer und Geschäftsführer der Bettzeit Gruppe, der Zeitung.

Belebt haben die Online-Anbieter den Markt zweifellos. Allein Bett1.de von Adam Szpyt hat im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben 700.000 Matratzen verkauft und bezeichnet sich als Marktführer in der Bundesrepublik beim Onlinehandel mit Matratzen. Der zunehmende Wettbewerb schreckt ihn verständlicherweise nicht, denn die Konkurrenz belebt auch sein Geschäft: "Wir freuen uns sogar darüber", lässt er sich im Handelsblatt mit Blick auf Casper & Co. zitieren. Die regelmäßig wiederkehrende StiWa-Berichterstattung ist da ein hübsches Add-on.

Emma hat nach eigenen Angaben seit seiner Gründung 2015 mehr als 120.000 Matratzen verkauft. Die Anzahl der verkauften Matratzen wurde 2017 im Vergleich zum Vorjahr auf 80.000 verdoppelt. US-Anbieter Casper nennt hingegen keine Zahlen. Allerdings haben die Amerikaner in der letzten Finanzierungsrunde in den USA im vergangenen Jahr 170 Millionen Euro von Investoren eingesammelt, hierzulande bietet die Sendergruppe ProSiebenSat1 Werbezeiten im Gegenzug zu einer Unternehmensbeteiligung.

"Schleimige Verkäufer"

Zimperlich geht Casper in seinen Werbeaussagen nicht vor. So werden beispielsweise in einer Online-Anzeige "zehn sachliche Argumente" dafür aufgelistet, dem Matratzenkauf im Netz eine Chance zu geben. Gleich der erste Tipp ist von besonderer Qualität. Dort heißt es: "Ich guck nur zieht im Matratzenhandel nicht. Der schleimige Verkäufer im gestreiften Hemd wird dir durch den Laden folgen und du wirst dich unter schlecht befestigten Rabatt-Aktionsschildern beim Probeliegen entspannen müssen. Online gibts das nicht." Das zielt vor allem gegen Filialisten wie Matratzen Concord, wo Konkurrent Emma stationär vertrieben wird.

All dies geht auch am inhabergeführten Fachhandel alles andere als spurlos vorbei, zumal noch zahlreiche weitere Online-Anbieter ihren Teil vom nicht größer werdenden Kuchen beanspruchen. Und die Neuen haben auch weiterhin viel vor. Die Frankfurter Bettzeit Gruppe hat im Geschäftsjahr 2017 ihren Jahresumsatz auf 33 Mio. Euro gesteigert (2016: 20 Mio. Euro). In der zweiten Jahreshälfte hat das im Jahr 2013 gegründete Unternehmen nach eigenen Angaben planmäßig den Break-Even erreicht. Mit 120.000 verkauften Matratzen bezeichnet sich das Tochterunternehmen Emma Matratzen als Top-3 Anbieter auf dem hart umkämpften europäischen Bed-in-a-Box Markt.

Die Bettzeit GmbH vereint unter ihrem Dach neben Start-up Emma und dem Onlineshop Dormando auch die Traditionsmarke Dunlopillo. "Mit dem Umsatzwachstum und der Expansion in weitere europäische Länder konnten wir unsere Position auf dem europäischen Matratzenmarkt weiter stärken", sagt Schmoltzi. Im Jahr 2017 ist Emma in Großbritannien, Frankreich, Belgien, Italien, Spanien und Portugal expandiert. Mittlerweile ist die Matratze in 14 Märkten online erhältlich und arbeitet in fünf Ländern mit stationären Partnern zusammen. Hierzulande etwa, wie erwähnt, mit Matratzen Concord - und Galeria Kaufhof.

Mit der Übernahme der Traditionsmarke Dunlopillo setzte die Bettzeit Gruppe Ende 2016 ihren Expansionskurs fort. "Im vergangen Jahr haben wir es geschafft, die Marke neu aufzustellen und zu modernisieren", erklärt Manuel Müller, neben Schmoltzi ebenfalls Gründer und Geschäftsführer der Bettzeit Gruppe. Im Sommer 2017 wurde das operative Geschäft mit einem neuen und deutlich schlankeren Produktportfolio wieder aufgenommen. "Wir sind sehr zufrieden mit dem Start, haben zahlreiche Kooperationen mit Händlern abgeschlossen und die traditionsreiche Marke auf einen nachhaltigen und erfolgreichen Zukunftskurs gebracht, der neue Impulse für den stationären Handel schafft", so Müller.

Und auch er steht der Stiftung Warentest positiver gegenüber als manch anderer in der Branche. Im aktuellen Test der Viskoschaummatratzen erreichte die Eigenmarke Daluna, die im Onlineshop Dormando angeboten wird, den zweiten Platz. Vor diesem Hintergrund gibt man in Frankfurt ehrgeizige Ziele aus: Die Bettzeit Gruppe rechnet im laufenden Jahr mit einem weiteren kräftigen Wachstum und strebt für 2018 eine Verdopplung des Umsatzes an. Der Januar 2018 war dabei ein sehr starker Auftakt mit einem Wachstum von über 190 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie das Unternehmen mitteilt. Die Mitarbeiterzahl der Bettzeit Gruppe, die für die verschiedenen Marken und Absatzkanäle tätig sind, ist von 108 Personen im vergangenen Jahr auf aktuell 160 aus 27 Nationen angewachsen.
aus Haustex 04/18 (Wirtschaft)