Elastische Bodenbeläge in Deutschland geben leicht nach
Verband kümmert sich um Nachwuchs
Neun Hersteller elastischer Bodenbeläge und 27 Fördermitglieder machen den Erfolg des -Fachverbands der Hersteller elastischer Bodenbeläge (FEB) aus. Im 16. Jahr seines Bestehens verzeichnet der Verband neben leicht rückläufigen Absatzzahlen über alle Produktgruppen hinweg weiterhin zweistellig wachsende Designbeläge. Der Vorstand um den neuen Vorsitzenden -Andreas Kopf (Altro Debolon) bezog bei seinem Roundtable in Köln Stellung zu Chancen und Risiken auf dem Bodenbelagsmarkt sowie zur Nachwuchssicherung im verlegenden Handwerk und in den eigenen Reihen.Der Fachverband der Hersteller elastischer Bodenbeläge (FEB) hat für seine Mitgliedsunternehmen um 1,4 % sinkende Absatzzahlen in Deutschland für das Geschäftsjahr 2017 bekannt gegeben. In Österreich und der Schweiz stiegen die Gesamtzahlen hingegen um 3,8 % und 1,8 % an. Der neue FEB-Vorsitzende Andreas Kopf (Altro Debolon) berichtete, dass im vergangenen Jahr die weiter zweistellig wachsenden Designbeläge/LVT die Rückgänge bei homogenen und heterogenen PVC-, Sicherheits-, CV- sowie Linoleum- und Kautschukbelägen nicht kompensieren konnten. Genauere Absatzzahlen gibt der Verband weiterhin nicht bekannt, dafür allerdings erstmalig eine prozentuale Mengenverteilung von sechs Produktgruppen, in denen der Vertriebsweg von Commercial- (Objekt) und Residential-Belägen (privates Wohnen) gegenübergestellt wird (vgl. Tortendiagramme S. ). "Im kommenden Jahr lassen sich erstmalig Verschiebungen nachvollziehen", kündigte Kopf an.
Sondereffekte zeigen Wirkung
In den vergangenen acht Jahren kam es das zweite Mal überhaupt zu einer negativen Gesamtentwicklung über alle elastischen Belagsgruppen hinweg. Der Absatz in Deutschland lag in den vergangenen Jahren bei +3,9 % (2016), +3,1 % (2015), +5,1 % (2014) und +1,8 % (2013). Erst 2012 gab es mit -0,7 % überhaupt eine negative Entwicklung. Die Gründe für den aktuellen Rückgang sind nach Verbandseinschätzung vielschichtig. Zum einen konnten die weiter zweistellig wachsenden Designbeläge den Rückgang bei CV- und homogenen Belägen nicht ausgleichen. Zum anderen zeigte sich Martin Thewes (Forbo Flooring) überzeugt, dass sich Sondereffekte aus 2016 auf die Zahlen ausgewirkt haben: "Der Bau von Flüchtlingsunterkünften und deren Ausstattung mit Linoleum- und homogenen Belägen ist vorgezogen worden und fehlte uns 2017."
Die FEB-Mitgliedsunternehmen nahmen die Zahlen entspannt zur Kenntnis. "Insgesamt gab es im vergangenen Jahr eine gute Entwicklung in den D/A/CH-Märkten", bilanzierte Andreas Kopf. Das Wachstum auf dem österreichischen (+3,8 %) und Schweizer Markt (+1,8 %) sei erfreulich, aber von deutlich geringeren Volumina als in Deutschland gekennzeichnet: "Österreich ist beim Verbrauch vergleichbar mit dem Bundesland Bayern - da reichen schon kleine Verschiebungen, die sich sofort auswirken." Inoffiziellen, nicht bestätigten Quellen zufolge, soll die Zahl der abgesetzten Designbeläge in D/A/CH 2017 bei 35 Mio. m
2 gelegen haben.
Höbel kommt - Schinz geht
Personelle Veränderungen im FEB-Vorstand ergaben sich durch den beruflichen Wechsel von Ivo Schintz (früher Tarkett, jetzt Pfleiderer). Seine Aufgabe als FEB-Vorsitzender hat Andreas Kopf von Altro Debolon übernommen. Den Vorstand komplettiert Tilo Höbel und die Leitung des Arbeitskreises Marketing Lutz Vöing, beide Tarkett.
Bei den ordentlichen Mitgliedern (insgesamt neun) schmerzt das Ausscheiden des langjährigen Mitglieds DLW Flooring infolge Geschäftsaufgabe. Bei den FEB-Fördermitgliedern wächst die Zahl auf 27: Neu im Boot sind Sika Deutschland, Thomsit/PCI-Gruppe und Evonik.
Chancen und Herausforderungen
Als sehr positiv bewerteten die Bodenbelagshersteller die Einführung des Baukindergelds in dem Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD. So werde es Familien erleichtert, eigenes Wohneigentum zu schaffen, in dem auch elastische Bodenbeläge zum Einsatz kommen. Gleiches gilt für in Aussicht gestellte Gelder zur Sanierung von Schulen. Eine große Relevanz für elastische Bodenbeläge hat der wachsende Markt der Senioren- und Pflegeheime, schließlich sei die Zahl der pflegebedürftigen Personen nach wie vor steigend, so Kopf. "Da die Heime im Wettbewerb zueinander stehen, erhalten diese spätestens nach 10 bis 15 Jahren einen chiceren Bodenbelag", weiß der Vorsitzende aus Erfahrung. Die aktuelle Baukonjunktur bewertet der FEB positiv. Man habe ordentliche Wachstumsraten im Wohnungsbau von +8,5 % im Jahre 2016 gehabt. Die Prognose sank für 2017 auf fast gesicherte +4,0 % und wird für 2018 noch mit +3,5 % vorhergesagt. Beim Wirtschaftsbau der Industrie gab es von 2016 bis 2017 einen Anstieg von +3,9 % auf +6,0 %, der für 2018 wieder auf +4,0 % sinken soll.
Der öffentliche Bau mit Investitionen der Kommunen soll 2018 auf +4,0 % zurückgehen, nach +5,0 % und +6,3 % in den Jahren zuvor. Kopf überraschten die Prognosen nicht, "schließlich ist das erste Vierteljahr 2018 vorbei, ohne dass wir eine funktionierende Bundesregierung hatten." Demzufolge seien nur wenige Vorhaben auf den Weg gebracht worden. Nüchtern stellte Kopf fest: "Was bis September 2017 an Bauvorhaben nicht beschlossen wurde, kann bis Dezember 2018 nicht mehr fertiggestellt werden."
Bröckelnde Absatzpotenziale
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) berichten, dass 40 % aller Handwerksbetriebe keinen Nachfolger finden. "Wenn wir von 30.000 Betrieben ausgehen, die in Deutschland Bodenbeläge verlegen, so sind 12.000 Betriebe eine wirklich alarmierende Zahl, der wir uns stellen müssen", bekräftigte Kopf. Er warnte davor, die schönsten Projekte zu zeichnen, wenn es weniger Verleger gäbe, die Halbfertigprodukte einbauen würden.
Zwei Initiativen im Fokus
Der rückläufigen Entwicklung im Handwerk begegnet der Verband schon seit einigen Jahren, indem er die Ausbildungsinitiative "Zukunft Bodenhandwerk" unterstützt. Zusätzlich zum Verband fördern 7 der 9 FEB-Mitglieder und sechs Fördermitglieder die Vermittlung von Ausbildungsstellen im bodenlegenden Handwerk über die Website www.das-ist-bodenhandwerk.de. Mit Hilfe digitaler Clips werden die Berufsbilder Bodenleger, Parkettleger, Raumausstatter und Estrichleger vorgestellt, um Jugendliche zu erreichen.
Der FEB hat außerdem eine eigene, brandneue Initiative gegründet, die den Titel "Young Talents by FEB" trägt. Die Mitglieder des Verbands wollen die eigenen jungen Mitarbeiter weiterbilden und über den Tellerrand bei den anderen FEB-Mitgliedern schauen lassen. Die ersten drei Termine sind bereits fixiert: Am 28. Mai 2018 ist Altro Debolon in Dessau der Gastgeber, im September geht es zu Windmöller nach Augustdorf und 2019 folgt eine Einladung von Uzin nach Ulm. Dazu Kopf: "Wir wollen unserem Nachwuchs gegenüber Wertschätzung entgegenbringen und an unsere Unternehmen binden."
Digitalisierung:
Handel & Handwerk vernetzen
In einem Vortrag berichtete Prof. Dr. Dirk Morschett von der Universität Freiburg über die Digitalisierung im Vertrieb und konstatierte, "dass wir erst am Anfang einer sehr dynamischen Entwicklung stehen. Wenn man sich anschaut, mit welcher großen Geschwindigkeit sich das Verhalten der Gesellschaft bei digitalen Angeboten verändert, dann ist auch ein drastischer Wandel im Vertrieb zu erwarten." Prof. Dr. Morschett machte deutlich, dass das Risiken bedeute, da neue Konkurrenten mit einer ganz anderen Dynamik und großen Budgets auf den Markt kämen. Es böte aber genauso riesige Chancen.
Um davon zu profitieren, müsse man lernen, vorhandene eigenen Daten auszuwerten und zu nutzen. Der Referent ist überzeugt: "Bringt man das mit den bisherigen Stärken - den Menschen in den Unternehmen - mit der Infrastruktur zusammen, hat man gute Chancen, mit den digitalen Playern mitzuhalten." Sein Fazit lautete: "Um die bevorstehende Aufgabe auch in Bezug auf Budgets meistern zu können, müssen Hersteller und Handel auch in Zukunft intensiv zusammenarbeiten."
aus
FussbodenTechnik 03/18
(Wirtschaft)