Uzin: Huchler-Scheune zu Büro- und Wohnstätte umgebaut

Mit Leichtestrichen gegen eigenwillige Statik


Wer in der Vergangenheit im schwäbischen Waiblingen bei Stuttgart das Beinsteiner Tor in Richtung Innenstadt passierte, stieß bislang in unmittelbarer Nähe zur historischen Stadtmauer auf die Huchler-Scheune: ein baufälliges Gebäude aus dem 17. Jahrhundert. Nun ist es zu einer Büro- und Wohnstätte umgebaut worden. Die Renovierungsmaßnahmen im Bestand stellten Planer und Handwerker dabei vor unerwartete Herausforderungen. Begrenzte Tragfähigkeit und Aufbauhöhe, Ausbrüche und durchhängende Decken mussten für einen geeigneten Fußbodenaufbau ausgeglichen werden.

Bereits 2013 begann der Bauherr mit der Sanierung der baufälligen Huchler--Scheune. Veralgung und Schimmel hatten die Bausubstanz stark angegriffen. Aus Sicherheitsgründen mussten große Teile des einsturzgefährdeten Gebäudes abgestützt werden. Hierbei wurde die größte Herausforderung für eine Umnutzung deutlich: die eigenwillige Statik. Die historische Holzbalkenkonstruktion, die das gesamte Gebäude trägt, neigte sich im Laufe der Jahrhunderte zur Südseite hin, in Richtung der angrenzenden Stadtmauer. Letztere ist damit tragende Außenwand, auf der das gesamte Objekt auflehnte. "Ein neues Konzept für die Statik war unumgänglich", erinnerte sich Zlatko Antolovic, der leitende Architekt von Coast Architects. Neben der Wiederherstellung des Holztragwerks sind auch neue Verkehrslasten entsprechend einer Nutzung als Büro- und Wohngebäude zugrunde gelegt worden. "Daher wurden Teile der Holzkonstruktion durch Stahlträger verstärkt", erklärte Antolovic.

Starke Unebenheiten
beim Fußbodenaufbau

Schon zeigte sich die nächste Schwierigkeit: "Die Schräglage der Konstruktion führte vom Westgiebel zum Ostgiebel auf der gesamten Hauslänge zu einem Höhenunterschied des Bodenniveaus von bis zu 35 cm", berichtete Antolovic. "Wir suchten eine Lösung, ohne viel Eigengewicht einen Höhenausgleich zu schaffen. Dabei musste ein minimaler Aufbau realisiert werden, um wenig Raumhöhe zu verlieren. Neben den technischen Anforderungen sollte die Verarbeitung schnell und wirtschaftlich erfolgen."

Deckenbelastung senken

Uzin-Fachberater Michael Säle brachte das Uzin Turbolight-System ins Gespräch. Hierbei handelt es sich um eine Leichtestrichkonstruktion zum Ausgleich von geringen oder stark unterschiedlichen Unebenheiten und Untergrundausbrüchen sowie zur Herstellung schnell belegreifer Untergründe für alle Arten von Oberbelägen. Der Name verdeutlicht, welche Lösungsmöglichkeiten in ihm stecken: "Die besondere Stärke ist die geringe Aufbauhöhe, das leichte Flächengewicht und die schnellen Trocknungszeiten", so Säle.

Durch die Einzelkomponenten, bestehend aus dem Leichtausgleichsmörtel Uzin NC 914 Turbo, dem Renoviervlies Uzin RR 201 und dem Dünnestrich Uzin NC 195, wird ein schneller und flexibler Ausgleich großer Bodenunebenheiten bei äußerst geringem Flächengewicht ermöglicht. Der Unterbau des Systems bildet der Leichausgleichsmörtel, der sich flexibel an unebene Untergründe anpasst und die auftretenden Lasten bei Ausbrüchen gleichmäßig auf den Untergrund beziehungsweise die tragende Decke verteilt. Die zweite Komponente des Systems bildet das Renoviervlies aus Langglasfasern. Diese sind mit einem wasserlöslichen Kleber fixiert, der sich auflöst, sobald die Verbundausgleichsmasse als dritte Komponente aufgespachtelt wird. Die Armierungsfasern bilden in Kombination mit dem Dünnestrich einen festen Faserverbundwerkstoff, der zu einem hohen Lastaufnahmevermögen des Gesamtsystems beiträgt.

"Das Turbolight-System von Uzin hatte alle Anforderungen erfüllt und uns somit sehr überzeugt", berichtete Antolovic von seiner Entscheidung. Tatsächlich konnte durch die geringe Höhe des Aufbaus eine Deckenhöhe von knapp 2,50 m erreicht werden. Doch für Antolovic hielt das Turbolight-System noch andere Vorteile bereit. "Gegenüber den üblichen Systemen, wie lose Schüttung in Verbindung mit Fertigteilestrich, brachte es zusätzlich einen deutlichen logistischen wie bauzeitlichen Vorteil im Ablauf: Beispielsweise mussten keine Unterkonstruktionen oder Platten mühsam auf die einzelnen Etagen transportiert werden."
Darüber zeigte sich Antolovic von der schnellen Verarbeitungszeit überrascht. "Über einen Schlauch wird das gebundene Material eingebracht und ist nach einem bis zwei Tagen begehbar. Das hat uns beeindruckt. Die folgenden Gewerke konnten somit schnell anschließen." Der Umbau der Huchler-Scheune ist abgeschlossen. Auf insgesamt fünf Etagen entstand im Herzen der Waiblinger Altstadt ein hochmodernes Wohn- und Bürogebäude.
aus FussbodenTechnik 03/18 (Referenz)