BTH Heimtex Kundenbarometer Deko+Gardine

Wenig Bewegung in der Branche

Für die exklusive Kundenumfrage zur Verbreitung und Bewertung der Stoffanbieter hat BTH Heimtex 2018 mehr als 150 Fachhändler befragt. Das Ergebnis zusammengefasst: viele gute Noten. Doch viel bewegt hat sich nicht seit vergangenem Jahr.

BTH Heimtex fragt regelmäßig beim deutschen Fachhandel nach, woher Dekostoffe und Gardinen bezogen werden und wie es um die Zufriedenheit mit den Lieferanten bestellt ist. Im April 2018 haben wir hierfür 152 Firmen interviewen lassen. Um zu erfahren, wie zufrieden die Kunden mit ihren Lieferanten sind, wurden für acht ausgewählte Lieferanten 13 Kriterien abgefragt, zu Produkten und Dienstleistungen, zum Image, den finanziellen Aspekten, den Zukunftsperspektiven und dem Faktor Mensch.

Gesamtsieger nach Durchschnittsnoten wurde wie im Vorjahr Jab Anstoetz. Dem Textilverlag aus Bielefeld folgen dichtauf: Heco, Ado, Geos Geilfuß, Saum & Viebahn, Joka/Jordan, Indes Fuggerhaus und Gardisette. Die Bewertungen ähneln denen vom Vorjahr. Viel Bewegung war also nicht zu spüren. Vielleicht ein Grund, warum die Branche insgesamt in weiten Teilen stagniert: Bewegt sich zu wenig?

Zählt man nur die ersten Plätze in den 13 Einzelkriterien, liegt Geos Geilfuß mit fünf Top-Platzierungen vorn. Jab Anstoetz bringt es auf vier, die Heco ist mit drei Goldmedaillen dabei und Indes Fuggerhaus freut sich über eine.

Auch innerhalb dieser Einzelrankings sind die Unterschiede mitunter verschwindend gering. Fast alle Kategorien (bis auf die Vertriebspolitik) haben einen Einser-Kandidaten an der Spitze, die meisten Befragten bewerten die Unternehmen sogar auf mehreren der vorderen Plätze mit "sehr gut". Daran liegt es also nicht, dass zu wenig Stoff verkauft wird.

Die meisten Teilnehmer an unserem Kundenbarometer werden von Ado beliefert; auf Rang zwei folgt mit geringem Abstand Jab Anstoetz. Insgesamt sind auch die Abstände bei der Marktdurchdringung eher gering. Die Tatsache, dass viele der von uns abgefragten Lieferanten bei vielen der von uns befragten Händler vertreten sind, lässt mehrere Schlussfolgerungen zu: Entweder braucht es eine so große Auswahl, weil Stoff trotz aller Krisenberichte langsam zurück kommt. Oder - was wahrscheinlicher sein dürfte - die Fachhändler setzen auf eine breite Palette der großen Lieferanten, um Endverbrauchern Produkte aller Art anbieten zu können. Das birgt aber auch die Gefahr der Beliebigkeit. Und Nischen - sprich: Produkte kleinerer Anbieter - bleiben gegebenenfalls unbesetzt.

Um die Nuancen der Entwicklungen aufzuzeigen und vielleicht Bestätigung von Konzepten oder Anregungen für Kursänderungen zu geben, hier die Einzelbewertungen der Firmen in alphabetischer Reihenfolge:

Ado
Die meisten Händler
führen die Goldkante

Ado konnte 2018 zwar in keiner Einzelkategorie die Goldmedaille einheimsen, schneidet aber mit fünf zweiten und drei dritten Plätzen respektabel ab. Nach der Übernahme durch Zimmer + Rohde 2013 ist die Goldkante beim Handel wieder fest im Blick, deutlich mehr Befragte haben Ado gelistet.

Aber wie zufrieden sind die Befragten mit dem Lieferanten ? 2017 konnten sich die Goldkante-Mitarbeiter in der Gesamtnote über einen klaren Sprung nach vorn auf den dritten Platz freuen - und den behaupten sie auch 2018 souverän. Am besten kommen die Qualität des Außendienstes, Zukunftsperspektiven, Markenstärke, Vertriebspolitik und Marketing weg, allesamt mit einem zweiten Platz. Auf den mittleren Plätzen liegt Ado bei Innendienst, Preis-Leistungs-Verhältnis, Produktinnovation und -qualität. Auch in Sachen Zukunftsperspektiven konnte das Team sich verbessern. Hier stimmt die Richtung.

Bei der Lieferzuverlässigkeit, Lieferschnelligkeit, Reklamationsbearbeitung und dem deutlich nach unten gerutschten Sympathiewert gab es 2018 jedoch schlechtere Ergebnisse. Doch insgesamt schaffen es die Hessen auf drei unserer fünf Siegertreppchen in den zusammenfassenden Kategorien - ein guter Erfolg und ein motivierendes Signal für die Zukunft.

Gardisette
Bei mehr als der Hälfte der
Befragten wieder im Programm

Deutlichstes Ergebnis bei Gardisette: Die Bielefelder haben sich im Verbreitungsgrad verbessert. Bei dem Ranking nach Durchschnittsnoten behält die Marke von Jab Anstoetz jedoch den achten Platz.

In den meisten Einzelkategorien schnitten die Bielefelder ähnlich ab wie 2017. Bergauf ging es notentechnisch in der Kategorie Qualität Innendienst, im Bereich Lieferschnelligkeit, bei Produktqualität und Sympathiewert. Die rote Laterne müssen die Ostwestfalen aber noch ein weiteres Jahr in den Kategorien Qualität Außendienst, Vertriebspolitik und Zukunftsperspektiven tragen. Da war aus Sicht der Befragten noch keine Bewegung zu spüren. Dennoch schaffen es die Bielefelder 2018 wieder auf ein Treppchen unserer aggregierten Kategorien: Beim Image (Markenstärke und Sympathie) klettert Gardisette auf Platz 3.

Geos Geilfuß
Die meisten Goldmedaillen
in den Einzelkategorien

Nach dem fulminanten Umfrage-Einstieg 2017 behauptet sich Geos Geilfuß auch in diesem Jahr in unserer Befragung in weiten Teilen. Bei nahezu gleicher Gesamtnote errangen die Osnabrücker erneut die meisten ersten Plätze in den Einzelkategorien. Fünfmal holte der Textilverlag Gold, und zwar in den Kategorien Qualität Innendienst, Lieferschnelligkeit, Preis-Leistungs-Verhältnis, Produktqualität und Vertriebspolitik. Bei der Lieferschnelligkeit verdrängte er den Vorjahressieger Jab Anstoetz, bei den anderen Kategorien überzeugte Geos Geilfuß schon im Vorjahr auf ganzer Linie und beweist jetzt Durchhaltevermögen.

Nur bei der Marktdurchdringung zeigt sich eine leichte Verschlechterung für das Familienunternehmen, in dem mit Katharina Geilfuß schon die dritte Generation mit regiert.

Bei den Kategorien, die die Kunden kritischer sahen, ging es auch gleich zweimal auf den achten Platz: Hinsichtlich Marketing und Markenstärke sehen die Befragten noch deutlichen Handlungsbedarf. Bei beiden Kategorien gab es für Geos Geilfuß die schlechtesten Werte der gesamten Umfrage.

Doch auf den Treppchen der zusammenfassenden Kategorien strahlt das Unternehmen wieder: Zwei erste Plätze sorgen auch 2018 für einen alles in allem überzeugender Auftritt in der Umfrage von BTH Heimtex.

Heco
Platz 2 in der Gesamtwertung

In der Gesamtwertung behauptet die Heco ihren zweiten Platz vom Vorjahr. Bei vielen Kategorien spielt das Unternehmen vorn mit und landet in drei der fünf aggregierten Rankings auf dem Siegerpodest - auch wenn es das Image-Treppchen 2018 räumen muss.

Die große Stärke von Heco ist der Mensch - einen freundlichen Kundenumgang schätzt der Handel und so gab es in der gleichnamigen Kategorie erneut die Goldmedaille. Erste Plätze außerdem für den Sympathiewert und - gleichbleibend gut bewertet - die Reklamationsbearbeitung. Verbessern konnte sich das Team rund um Burkhard Koop bei der Lieferschnelligkeit und bei der Produktqualität. Bei der Lieferzuverlässigkeit müssen die Memminger den Siegerpokal von 2017 jedoch weiterreichen: Hier reichte es in diesem Jahr nur für den dritten Platz.

Auch bei der Produktinnovation ging es etwas bergab und die schwächste Kategorie der Heco ist laut Handel erneut das Marketing. Hier landet sie auf dem vorletzten Platz, genau wie im Vorjahr. Da könnte nach Kundenmeinung etwas Engagement nicht schaden.

Bei den zusammenfassenden Kategorien behauptet die Heco einen ersten Platz vom Vorjahr und erlangte zweimal einen zweiten Platz. Bei dem Verbreitungsgrad gab es eine leichte Verschlechterung: Hatte im vergangenen Jahr noch jeder zweite befragte Händler Heco-Ware im Angebot, sind es 2018 noch 43 %.

Indes Fuggerhaus
Mit Management aufs Siegertreppchen

Indes Fuggerhaus konnte die Gesamtnote vom Vorjahr halten. Für die Kategorie Lieferzuverlässigkeit gab eine Goldmedaille, die Stofftochter von Tapetenhersteller A.S. Création verbesserte sich nach Platzierungen außerdem besonders in der Reklamationsbearbeitung und beim Sympathiewert.

Kritischer schätzten die Befragten die Produktinnovation, die Lieferschnelligkeit und die Qualität des Innendienstes ein. Hier besteht ihrer Meinung nach Handlungsbedarf für den Textilverlag aus Marienheide.

Doch die allgemeine Tendenz stimmt zuversichtlich. Sogar auf ein Treppchen in den zusammenfassenden Kategorien schaffte es das Unternehmen 2018: Im Bereich Management teilt sich Indes Fuggerhaus den dritten Platz mit Saum & Viebahn.

Jab Anstoetz
Beste Gesamtnote 2018

Jab Anstoetz verweist in der Gesamtnote die Konkurrenz erneut auf die Plätze. Mit vier Spitzenplatzierungen in den Einzelkategorien sichern sich die Ostwestfalen außerdem den zweiten Platz beim Rennen um die Pokale. Für die Fachhändler hat das Traditionsunternehmen bei Zukunftsperspektiven, Produktinnovation, Markenstärke und Marketing die Nase vorn. Den Spitzenplatz bei der Lieferschnelligkeit vom letzten Jahr konnte Jab Anstoetz nicht behaupten und wurde von Geos Geilfuß und Heco überholt.

Auch wenn es um Produktqualität und die Lieferzuverlässigkeit geht, steht das inhabergeführte Unternehmen sehr gut da. Die Platzierungen und guten Noten führen dazu, dass die Bielefelder bei unseren aggregierten Kategorien ebenfalls vorne mit dabei sind: Vier Mal schaffen sie es aufs Treppchen (2017: drei Mal). Bei Image und Management liegen sie auch 2018 vorn. Bei Produkt ist es der zweite Platz. In der Kategorie Mensch hat sich Jab Anstoetz einen Top 3-Rang zurückerobert.

Kritikpunkte: Jab Anstoetz wird vom Handel nicht als besonders sympathisch wahrgenommen (letzter Platz). Auch beim Preis-Leistungs-Verhältnis und der Reklamationsbearbeitung liegt der Verlag wie 2017 weit hinten. Einen deutlichen Sprung nach vorn gab es bei der Qualität des Außendienstes: Im Vorjahr noch auf dem vorletzten Platz, schaffen es die Bielefelder 2018 auf Rang 3.

Joka/Jordan
Stabil im Mittelfeld

Joka/Jordan hat in der Gesamtnote den Stand von 2017 gehalten. Der Großhändler wird nach wie vor hauptsächlich als ein Lieferant für Bodenbeläge wahrgenommen. Doch auch Dekostoffe und Gardinen gehören unter der Marke Joka zum Jordan-Sortiment. Außerdem setzt das Unternehmen weiterhin auf die mittlerweile bewährte Vertriebspartnerschaft mit den Schmitz-Werken.

In der Marktdurchdringung gab es zwar leichte Rückgänge für die Hessen, doch die Ergebnisse von 2018 bestätigen das Resümee des Vorjahrs: Jordan hat sich auch in der Textilwelt einen Namen gemacht. Das Unternehmen rangiert meistens im Mittelfeld, es gibt nur einen einzigen letzten Platz bei der Produktqualität. Eine deutliche Verbesserung ist hingegen bei der Lieferzuverlässigkeit und bei der Reklamationsbearbeitung zu verzeichnen.

Saum & Viebahn
Bronzemedaille für den Bereich Produkt

Saum & Viebahn hält die Durchschnittsnote von 2017, legt bei der Marktdurchdringung jedoch zu: Die Kulmbacher landen hier 2018 auf einem guten dritten Platz. Generell findet sich der Textilverlag bei den Einzelbewertungen im dicht gedrängten Mittelfeld wieder.

Konnte Saum & Viebahn 2017 bei der Reklamationsbearbeitung die Konkurrenz hinter sich lassen und ganz oben aufs Siegertreppchen bei den aggregierten Kategorien im Bereich Service klettern, wurden sie hier 2018 von Indes Fuggerhaus verdrängt. Dafür kämpften sich die Kulmbacher im Bereich Produkt auf den Bronze-Rang vor. Und auch beim Management steht das Team um Susanne Schicker-Westhoff und Andreas Klenk mit auf dem Podest. Klenk, seit 2017 nicht mehr nur Geschäftsführer, sondern auch Gesellschafter, bildet mit Schicker-Westhoff die Doppelspitze des Unternehmens.

Die verbesserten guten Noten für Lieferschnelligkeit, Produktinnovation und -qualität zeigen, dass die Kulmbacher von ihren Kunden im Fachhandel geschätzt werden: Es gab keinen einzigen letzen Platz. Der Innendienst hat sich im Vergleich zu 2017 um einen Rang verbessert, auch bei der Lieferschnelligkeit und -zuverlässigkeit schnitt der Lieferant besser ab als im Vorjahr. Nach Meinung der Händler könnte Saum & Viebahn aber besonders bei Markenstärke, Preis-Leistungs-Verhältnis und den Zukunftsperspektiven noch weiter an sich arbeiten. | antje.lueckingsmeier@snfachpresse.de


BTH Heimtex/United Research Fachhandelsumfrage - Panel und Methodik
Das BTH Heimtex/United Research-Kundenbarometer Deko + Gardine wurde im April 2018 in zwei Schritten durchgeführt: Im ersten Schritt wird erfragt, bei welchen Anbietern der Fachhandel überhaupt einkauft, also wie hoch der Verbreitungsgrad der einzelnen Lieferanten ist. Diese Befragung erfolgt gestützt, aber offen. Die Interviewten können dabei weitere Bezugsquellen zu den von BTH Heimtex vorgegebenen Unternehmen nennen. Als Ergebnis ist der jeweilige Verbreitungsgrad in Prozent angegeben; Umsätze oder verkaufte Quadratmeter spielen hier keine Rolle. Im zweiten Schritt bewerten die Händler acht einzelne Lieferanten. Für jedes Unternehmen werden 13 Benchmarks abgefragt und mit Noten von 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend) bewertet - darunter objektiv messbare wie Konditionen und Lieferschnelligkeit, aber auch subjektiv empfundene wie Sympathiewert oder die Qualität der Mitarbeiter im Außendienst. Aus den Antworten hat United Research eine Durchschnittsnote für das jeweilige Kriterium errechnet. Das Gesamtranking nach Durchschnittsnoten basiert auf der Addition aller Ergebnisse eines Anbieters in den 13 Kategorien. Insgesamt wurden in ganz Deutschland rund 150 klassische Fachhändler, Raumausstatter mit Ladengeschäft und gehobene Fachmärkte befragt. Nicht in die Befragung eingeschlossen sind Filialisten, der Großhandel und Kooperationszentralen sowie Großflächenanbieter wie Discounter oder C+C-Betriebe.
aus BTH Heimtex 06/18 (Wirtschaft)